Salve allerseits,
Thomas Heger schrieb:
+--- <hier abknabbern> ---
| Am 20. Februar 2014 war ich Zaungast eines Blutbads. Ich musste dafür
| nicht einmal mein Hotel verlassen. Ich war im »Ukrajina« abgestiegen,
| direkt am Maidan, dem zentralen Platz in Kiew. Durchs offene Fenster
| drangen der Geruch von Tränengas, das Knallen von Blendgranaten,
| aufgeregte Lautsprecherstimmen.
|
| Seit Monaten hatten sich auf dem Platz Demonstranten gegen den
| unbeliebten Präsidenten Wiktor Janukowytsch verschanzt, im Januar hatte
| es in der Nähe die ersten Toten gegeben. Nun war die Lage weiter
| eskaliert, mit neuen Toten und Hunderten Verletzten. Am Vortag war das
| große Gewerkschaftshaus am Maidan in Flammen aufgegangen. Ruß lag auf
| den Gesichtern der Menschen und den Fassaden.
|
| Es war um 9 Uhr morgens, als ich aus meinem Hotelfenster Demonstranten
| in orangefarbenen Bauhelmen gegen die Polizei vorrücken sah. Ich konnte
| das ganze wie von einem Feldherrnhügel aus verfolgen, gleich unter
| meinem Fenster verlief die Instytutska-Straße, die vom Maidan ins
| Regierungsviertel führt. Ich sah, wie Sonderpolizisten in schwarzen
| Uniformen und mit gelben Armbinden sich dorthin zurückzogen. Wovor
| flohen sie? War der Kamerad, den sie trugen, tot oder verletzt? Manchmal
| zielten sie in die Menge. Schüsse peitschten.
|
| Was dann geschah, brannte sich in mein Gedächtnis ein. Von links rannten
| einige Regierungsgegner weiter voran, sie trugen Baseballschläger,
| Eisenstangen, selbst gebastelte Schilde aus Holz oder Metall, sogar ein
| abmontiertes Parkschild sah ich. Rechts lagen Polizeischützen hinter
| einer Barrikade am Eingang des Regierungsviertels. Ein Demonstrant nach
| dem anderen wurde von Schüssen getroffen. Manche blieben reglos liegen,
| manche zappelten noch. Einer hinterließ eine breite Blutspur, als seine
| Kameraden ihn zurückzerrten. Ich sah vielleicht zwei Dutzend auf diese
| Weise fallen.
|
| Ich verstand nicht, was da geschah. Das war kein friedlicher Protest,
| wie die Eisenstangen zeigten. Aber ein bewaffneter Aufstand war es auch
| nicht, jedenfalls kein adäquat bewaffneter. Wieso rennt jemand mit einem
| Holzschild in den sicheren Tod? »Weil das Ukrainer sind«, erklärte mir
| ein Kiewer Kollege. »Wie wir es in unserer Nationalhymne singen: Seele
| und Leib geben wir für unsere Freiheit!«
|
| Er war stolz. Ich war entsetzt.
|
| Einige der Leichen sah ich später in der Hotellobby, man hatte sie mit
| weißen Laken bedeckt. »Jossyp Schiling, geboren 14.03.1952, gestorben
| 11h20«, hatte jemand mit Edding auf einen Zettel geschrieben und ihn auf
| das Laken gelegt.
|
| Der 20. Februar 2014 wirkt bis heute nach. An jenem Tag gipfelte die
| Gewalt, die über Monate gewachsen war. Das Blutbad besiegelte
| Janukowytschs Herrschaft. Tags darauf floh er aus der Hauptstadt. Das
| Parlament erklärte ihn für abgesetzt und ernannte Männer der
| prowestlichen Opposition, die bis zu Neuwahlen die Geschäfte führen
| sollten.
|
| Es folgten: Russlands Annexion der Krim. Ein Krieg im Donbass samt
| russischer Intervention. Ein Friedensabkommen, ausgehandelt in der
| belarussischen Hauptstadt Minsk, das nie umgesetzt wurde. Schließlich,
| im Februar 2022, Wladimir Putins Großangriff.
|
| Für den russischen Präsidenten war der Maidan ein bewaffneter
| Staatsstreich, ausgeführt von Neonazis im Solde des Westens, ein
| hybrider Angriff auf Russland. Und sein Überfall auf die Ukraine 2022
| ist die Revanche. »Ursünde«, so nannte Russlands Vertreter in der Uno
| den Maidan einmal.
|
| In der Ukraine wiederum ist der Maidan zum positiven Mythos geworden,
| zur »Revolution der Würde«, und die Gefallenen heißen »himmlische
| Hundertschaft«. In Kiew gilt der Maidan als Befreiungsschlag gegen den
| russischen Autoritarismus. »Damals geschah faktisch der erste Sieg im
| heutigen Krieg«, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj im November.
|
| Mir widerstrebt beides, Dämonisierung und Idealisierung. Putins Überfall
| auf die Ukraine 2022, dieses Verbrechen in Reinform, sehe ich in den
| Farben Schwarz und Weiß. Wenn ich mich an den Maidan erinnere, sehe ich
| dagegen Grautöne. Erst Putins Angriff hat die Dinge im Nachhinein
| vereinfacht.
|
| Aber wie genau hängen Krieg und Maidan zusammen? Was denken die
| Menschen, die ich damals kennenlernte, heute? Die Erinnerung ist wie
| eine Reise zu den Ursprüngen einer Katastrophe. Die Reise beginnt in
| Kiew, wo nach einem langen Protestwinter Präsident Janukowytsch gestürzt
| wird. Sie führt nur wenige Tage später auf die Halbinsel Krim, die Putin
| besetzt und annektiert. Und sie endet im Donbass, wo Anfang April aus
| Unruhen ein Krieg wird.
|
| Es waren drei Erschütterungen in schneller Folge, die die
| Voraussetzungen für das kommende Verbrechen schufen.
|
| Die Proteste in Kiew hatten im November 2013 mit einem groben
| Politikfehler begonnen. Ausgelöst hatte sie der korrupte, autoritäre
| Präsident Janukowytsch, indem er sich weigerte, ein Assoziierungs- und
| Freihandelsabkommen mit der EU zu unterschreiben. Die Ukraine können
| sich das gar nicht leisten, es zerstöre ihre Wirtschaft, das war sein
| Argument.
|
| Für einen Politiker aus dem ostukrainischen Donbass war das ein
| verständliches Argument: Hier sah man die Anbindung an die EU skeptisch.
| Aber warum war Janukowytsch diese Einsicht im allerletzten Moment
| gekommen, nachdem er das Abkommen so lange ausgehandelt hatte?
| Offenkundig hatte Russlands Präsident Wladimir Putin ihn mit Druck und
| Versprechungen umgestimmt. Und warum ließ die Regierung Studenten
| niederknüppeln, halbe Kinder noch, die es gewagt hatten, zu
| protestieren? In diesen Dingen waren die Ukrainer viel empfindlicher als
| die Russen, ihre Reaktion kämpferisch.
|
| Der Vergleich drängte sich mir auf. Ich hatte zwei Jahre zuvor
| miterlebt, wie Zehntausende Moskauer einen Winter lang gegen
| Wahlfälschungen und gegen eine weitere Amtszeit für Wladimir Putin auf
| die Straße gegangen waren, ohne seine Herrschaft zu erschüttern. Was ich
| in Kiew sah, war anders.
|
| Neben Großkundgebungen am Wochenende gab es unter der Woche ein festes
| Zeltlager. Den Maidan im Zentrum Kiews zu besetzen, das war eine typisch
| ukrainische Protesttechnik, schon 2004 hatten sie so Neuwahlen
| erzwungen. »Euromaidan« hieß es diesmal. Lagerfeuer brannten, Frauen
| schmierten Butterbrote, Männer wachten in selbst gebastelten Rüstungen
| an Barrikaden, mit Beinschienen aus Isomatten und Klebeband. Es
| erinnerte mitunter an ein Mittelalterfestival.
|
| Das Rathaus war besetzt worden, dort schliefen nachts Anhänger der
| ultrarechten Swoboda-Partei, Männer aus der westukrainischen Provinz mit
| schwieligen Händen und einfacher Kleidung. Dies war keine
| Facebook-Revolte von gebildeten Großstädtern, es war vielfältiger,
| wilder, selbstbewusster. Die Reden, die von der Bühne gehalten wurden,
| passten zum beißenden Rauch der Lagerfeuer und waren durchdrungen von
| nationalem Pathos. Dem politischen Gegner wurde darin bisweilen
| abgesprochen, dass er Ukrainer, ja Mensch sei. Mir war mulmig dabei.
|
| Bei jedem meiner regelmäßigen Besuche in Kiew fand ich die Atmosphäre
| düsterer. Im Januar peitschte Janukowytsch drakonische Gesetze durchs
| Parlament. Aufzugeben hieß für viele auf dem Maidan nun Haft zu
| riskieren. Auf der Hruschewsky-Straße wurden die ersten drei
| Demonstranten erschossen. Dort brannten regelmäßig Barrikaden aus
| Autoreifen, flogen Molotowcocktails.
|
| Abends wärmte ich mich manchmal im Hotelzimmer von Wassyl Pasynjak auf,
| einem Parlamentsabgeordneten der Opposition aus Galizien an der
| polnischen Grenze. Er demonstrierte Tag für Tag und hatte gleich zehn
| Zimmer im Hotel für seine Landsleute gemietet. Es wimmelte von
| Westukrainern auf dem Maidan, und wie Pasynjak waren sie alle glühende
| Patrioten.
|
| »Sie machen Jagd auf uns Galizier«, sagte einer seiner Gäste. Gerade
| waren zwei Aktivisten von regimetreuen Schlägern aus dem Krankenhaus
| entführt und gefoltert worden, einer war tot.
|
| Pasynjak sagte bitter: »Ist ja sogar gut, wenn so eine Ukraine nicht mit
| der EU assoziiert ist.« Im Zimmer flimmerte ein Fernseher, der die Bühne
| auf dem Maidan zeigte. Zu jeder Stunde wurde die Nationalhymne
| angestimmt, dann erhoben sich Pasynjak und seine Gäste, sangen und
| legten die Hand aufs Herz.
|
| Als ich einen Monat später wiederkam, war Pasynjak brutal verprügelt
| worden. Beim Versuch, verletzte Demonstranten aus dem Polizeigewahrsam
| zu befreien, hatte er sich den Polizisten als Oppositionsabgeordneter zu
| erkennen gegeben, das hatte ihre Wut erst recht geweckt.
|
| »Ich wäre fast selbst in der ›himmlischen Hundertschaft‹ gelandet«, sagt
| Pasynjak zehn Jahre später, als ich ihn in Kiew treffe. Er hat noch
| immer den gleichen Schnauzbart, einen fein gestutzten Querstrich auf der
| Oberlippe. Woche für Woche besucht er Prozesse gegen Mitglieder von
| Janukowytschs Sonderpolizei, aber sein Durst nach Gerechtigkeit wird
| dort nicht gestillt. Kaum ein Polizist sitze eine Haftstrafe ab, auch
| nach zehn Jahren nicht, klagt er. Und er hat auch einen Schuldigen dafür
| ausgemacht: Auf den Sieg des Maidan 2014 ist in Pasynjaks Augen
| gewissermaßen eine stille Gegenrevolution erfolgt. »Der Anti-Maidan ist
| an der Macht«, behauptet er.
|
| *Selenskyj und der Maidan*
|
| Mit dem Anti-Maidan meint Pasynjak Präsident Selenskyj und dessen Team.
| 2019 hatten die ukrainischen Wähler nämlich einen Präsidenten, der
| selbst auf der Bühne des Maidan gestanden hatte, den Oligarchen Petro
| Poroschenko, gegen einen TV-Comedian ausgetauscht, der mit dem Maidan
| nichts zu tun hatte. Und mit Selenskyj kamen Leute ins Amt, die 2014 zu
| den Verlierern gehört hatten. Ausgerechnet der Sprecher von
| Janukowytschs Polizei, der zu Maidan-Zeiten das brutale Vorgehen gegen
| die Demonstranten beschönigte, ist heute im Präsidialbüro zuständig für
| Polizei und Strafverfolgung.
|
| Trotzdem kommt mir Pasynjaks Kritik unfair vor. Selenskyj war zwar kein
| Anhänger des Maidan, aber auch kein Anhänger Janukowytschs. Er gehörte
| zu den vielen Unpolitischen, die bloß zugeschaut hatten, aber das
| Ergebnis des Maidan akzeptierten. Genau so einen wollte die große
| Mehrheit der Ukrainer 2019 als Präsidenten haben. Das Revolutionspathos
| hatte angefangen, hohl zu klingen, jedenfalls aus dem Mund des
| Milliardärs Poroschenko.
|
| Der friedliche Machtwechsel hat die Demokratie in der Ukraine gestärkt.
| Und er stellte die Haupterrungenschaften des Maidan nicht infrage: Dass
| eine Regierung ihre Bürger zu achten hat, anstatt sie wie Kinder zu
| entmündigen, und dass sie die Unabhängigkeit des Landes von Russland zu
| schützen hat.
|
| Doch das ändert nichts daran, dass die Verbrechen des Maidan bis heute
| nicht aufgearbeitet sind. Mir scheint das ein riesiges Problem. Alle in
| der polarisierten ukrainischen Gesellschaft haben sich auf die Formel
| von der »Revolution der Würde« geeinigt – аber der Begriff verbirgt
| mehr, als er erklärt. Wenn es eine Revolution war, warum wird die Gewalt
| der Revolutionäre meist verschwiegen? Kann eine Gesellschaft sich auf
| eine Revolution berufen, ohne sich auf eine Erzählung der Ereignisse zu
| einigen?
|
| Es gibt seit dem vergangenen Oktober einen ersten Entwurf für diese
| Erzählung, und er ist 1700 Seiten dick. Verfasst hat ihn Richter Serhij
| Djatschuk am Swjatoschynsky-Bezirksgericht mit seinen Geschworenen.
| Formal ist es ein Urteil über fünf Angehörige der berüchtigten
| Berkut-Sondereinheit der Polizei, die am 20. Februar 2014 auf der
| Instytutska-Straße eingesetzt waren. Aber in Wahrheit ist es eine
| Geschichte des Maidan. Mir kam es bei der Lektüre vor, als hätte da ein
| Bezirksgericht mal eben die Rolle einer nationalen Wahrheitskommission
| übernommen, um den Ukrainern von ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu
| erzählen.
|
| Es ist ein Akt des Größenwahns, im besten Sinne.
|
| Richter Djatschuk erzählt mit sichtlichem Stolz von seinem Urteil. Ich
| besuche ihn Anfang Februar im Swjatoschynski-Bezirksgericht, das Urteil
| liegt auf seinem Schreibtisch, sechs schwere Bände. Er streichelt im
| Gespräch den Papierstapel wie ein Vater sein Kind.
|
| Während andere Richter sich vor den politisch heiklen Strafverfahren zum
| Maidan fürchteten, hatte Djatschuk sich 2015 begeistert in die Arbeit
| gestürzt. Sie sollte acht Jahre dauern. Als Putin 2022 die Ukraine
| angriff, lief das Verfahren immer noch. Djatschuk ließ die Akten in die
| Westukraine schaffen, griff zu seinem Gewehr und zog in den Westen von
| Kiew, um die russische Armee aufzuhalten. Als ehemaliger Militärrichter
| kennt er sich aus mit Schusswaffen, das hat ihm auch im Prozess geholfen.
|
| Im Oktober 2023 verlas er das Urteil, er beschränkte sich beim Verlesen
| auf die nötigsten Abschnitte, »sonst hätten wir zwei Monate gebraucht
| und riskiert, dass ein sehr reizbarer Mann im Kreml Raketen auf uns
| losschickt.« Die Öffentlichkeit wusste nicht, was sie mit dem Urteil
| anfangen sollte, sagt Djatschuk. »Es fiel nicht zugunsten des Maidan
| oder zugunsten der damaligen Regierung aus, es passte überhaupt nirgends
| hinein.«
|
| Minute für Minute schlüsselt das Urteil auf, was ich am 20. Februar 2014
| teilweise gesehen, aber nicht verstanden hatte. Es beschreibt, wie schon
| am frühen Morgen auf die Polizei geschossen worden war, aus dem Gebäude
| des Konservatoriums am Maidan. Zumindest an jenem Tag waren es die
| Regierungsgegner gewesen, die mit der Gewalt begonnen hatten. Das Urteil
| hält fest, dass die Polizei trotz einigen Exzessen zunächst ein
| legitimes Ziel verfolgte, die Evakuierung von Polizisten aus einem
| anderen Gebäude am Maidan, dem Oktoberpalast. Und es beschreibt
| schließlich, wie die Polizisten immer mehr Regeln verletzten und nach
| ihrem Rückzug zum Regierungsviertel wahllos töteten.
|
| Es ist eine etwas andere Erzählung des Maidan als die, an die man sich
| in Kiew gewöhnt hatte. Aber nach Djatschuks Überzeugung gibt es keinen
| Grund, die Gewalt der Protestierenden auszublenden. Der Maidan ist in
| seinen Augen weder ein friedlicher Protest noch ein Staatsstreich, wie
| es Putin behauptet. Er ist eine Revolution, und das heißt: ein Prozess,
| den weder die Führung noch die Opposition kontrollierte, und der als ein
| Ganzes erzählt werden muss, von seinem friedlichen Anfang bis zum
| blutigen Ende. Janukowytschs Regierung hatte diese Entwicklung nach
| Kräften gefördert. Sie habe von Anfang an auf Einschüchterung und Gewalt
| gesetzt, sagt Djatschuk – »ganz auf russische Art«.
|
| Djatschuk ist ein untypischer Richter, aber er kommt mir sehr ukrainisch
| vor. Starrköpfig und unbeirrt hatte er einen Kampf bis um Ende geführt,
| den andere längst aufgegeben hätten, und er traute sich dabei,
| unliebsame Wahrheiten auszusprechen. In Russland hätte man ihn längst
| suspendiert.
|
| Das Gericht hatte sogar den geflohenen Präsidenten Janukowytsch als
| Zeugen angehört, der eigentlich als Hauptverursacher der Revolution
| hätte auf der Anklagebank sitzen müsste. Er wurde per Videokonferenz aus
| einem russischen Gerichtssaal in Rostow am Don zugeschaltet. »Die Russen
| dachten sich: Eher zünden Radikale in Kiew den Gerichtssaal an, als dass
| sie Janukowytsch sprechen lassen«, sagt Djatschuk heute.
|
| Einige Fragen bleiben offen. Wurde aus dem Hotel Ukrajina, in dem ich
| damals wohnte, auf die Protestierenden geschossen, und wenn ja, von wem?
| Dass es solche Schüsse gab, das hält das für Gericht wahrscheinlich. Und
| schließlich hat der ganze Prozess einen erheblichen Makel: Kein einziger
| der Verurteilten musste ins Gefängnis. Auf russischen Wunsch waren die
| angeklagten Polizisten schon 2019 in einen Gefangenenaustausch
| eingeschlossen worden, zur Überraschung des Gerichts und zur Empörung
| der Angehörigen der Opfer. Drei verurteilte Berkut-Leute leben nun in
| Russland. Moskau hat ein großes Herz für Janukowytschs Polizei.
|
| Am Tag nach den Schüssen auf der Instytutska-Straße wurde auf dem Maidan
| ein Friedensabkommen zwischen Opposition und Präsident verkündet und
| sogleich von der empörten Menge verworfen. Es sah vor, dass Janukowytsch
| noch bis Dezember 2014 im Amt hätte bleiben dürfen.
|
| Wladimir Putin hat dem Westen das Scheitern dieser Einigung seither
| Hunderte Male vorgehalten. Sie war mit internationaler Vermittlung
| zustande gekommen, und der Deal hatte zwei Seiten: Der Westen wirkte auf
| die Opposition ein, Russland auf Janukowytsch, damit kein Blut mehr
| floss. Wenn nun die Opposition sich nicht an die Abmachung hielt, war
| das in Putins Augen die Verantwortung des Westens. Aber die Einigung war
| schlicht nicht durchsetzbar. Für ein weiteres Jahr Janukowytsch war zu
| viel Blut geflossen.
|
| Janukowytsch verließ noch am 21. Februar die Hauptstadt. Er floh auf
| Umwegen nach Russland, dort landete die halbe Führungsriege: der
| Premier, der erste Vize-Premier, der Chef der Präsidialverwaltung, der
| Innenminister, der Verteidigungsminister, der Generalstaatsanwalt, der
| Chef der Nationalbank, der Sekretär des Sicherheitsrats, der Chef des
| Geheimdienstes. Viele in Kiew fragten sich zu Recht: War das überhaupt
| je unsere Regierung gewesen?
|
| »Russland war drauf und dran, uns still zu absorbieren«, sagt eine
| Kiewer Freundin im Rückblick. »Ohne den Maidan hätten wir unser Land
| verloren.«
|
| *Ein Staatsstreich auf der Krim*
|
| Es war abzusehen, dass der Sieg der prowestlichen Opposition in Kiew
| auch die Ostukraine erschüttern würde. Das galt vor allem für jene
| Regionen, die historisch und gefühlsmäßig am engsten mit Russland
| verbunden waren, wie die Halbinsel Krim.
|
| Wenige Tage nach dem Massaker auf der Instytutska-Straße flog ich
| dorthin. Am 26. Februar stand ich in der Hauptstadt Simferopol vor dem
| Parlament der autonomen Krim, einem klobigen achteckigen Bau aus der
| späten Sowjetzeit. Mehrere Tausend Menschen hatten sich dort versammelt,
| über ihnen wehten hellblaue Fahnen mit gelbem Emblem, die Flagge der
| muslimischen Bevölkerungsgruppe der Krimtataren. Auch ein paar Hundert
| prorussische Demonstranten waren erschienen, darunter Kosaken mit
| geflochtenen Lederpeitschen.
|
| Die Stimmung war äußerst gereizt. »Krim – Ukraine!« und »Allahu akbar!«
| schallte es von der einen Seite. »Russland, Russland!«, schallte es
| zurück. Dies war nicht Kiew, wo Demonstranten gegen Sicherheitskräfte
| gestanden hatten. Hier standen Demonstranten gegen Demonstranten. Eine
| dünne Kette unbewaffneter Polizisten trennte sie anfangs, dann zog sie
| ab. Womöglich wusste die Polizei selbst nicht, auf wessen Seite sie war.
|
| Auf einem Mäuerchen stand ein Mann mit schwarzer Lammfellmütze und
| weißem Bart und sprach zur Menge. Das war Refat Tschubarow, Chef des
| Medschlis, der gewählten Vertretung der Krimtataren. Der Medschlis hatte
| zur Kundgebung aufgerufen, um zu verhindern, dass das Parlament
| zusammentrat und womöglich über eine Loslösung von Kiew abstimmte.
| Gerade die Krimtataren als kleine Minderheit reagierten ängstlich. Sie
| waren unter Stalin 1944 allesamt deportiert worden, in der unabhängigen
| Ukraine sahen sie ein schützendes Dach. Zugleich waren sie so gut
| organisiert, dass sie schnell reagieren konnten. Man sah Tschubarow an,
| wie angespannt er war. Gewalt lag in der Luft, die prorussische Seite
| erhielt Verstärkung.
|
| Am Ende des Tages hatte ein Mann einen Herzinfarkt erlitten, eine Frau
| war zu Tode getrampelt worden. Aber das befürchtete Blutbad war
| ausgeblieben. »Abends waren wir euphorisch: Wir haben die Krim gerettet,
| wir haben uns selbst gerettet, jetzt wird alles gut«, sagt Tschubarow
| zehn Jahre später. Er sitzt im Büro des Medschlis in Kiew, auf der Krim
| war er schon seit Juni 2014 nicht mehr. Die russischen
| Besatzungsbehörden haben ihn mit einem Einreiseverbot belegt und zu
| sechs Jahren Haft für die »Organisation von Massenunruhen« verurteilt,
| wegen der Kundgebung von damals. Den Medschlis der Krimtataren haben sie
| verboten.
|
| Im Rückblick war die Kundgebung am 26. Februar das letzte Aufbäumen
| gegen die russische Übernahme. Noch in der Nacht zum 27. Februar
| besetzten Bewaffnete das Parlamentsgebäude und ließen eilig
| zusammengetriebene Abgeordnete über einen Wechsel der Regierung und die
| Abhaltung eines Referendums abstimmen. Am nächsten Таg wehte die
| russische Flagge auf dem Gebäude, auf den Straßen patrouillierten
| schweigsame russische Soldaten ohne Kennzeichen.
|
| Tschubarow war von den Ereignissen überrumpelt worden, und das wundert
| mich im Rückblick. »Wir dachten: Das trauen die sich nicht. Wir waren
| damals noch Idealisten«, sagt er heute, »wir glaubten an das Völkerrecht
| und die Völkergemeinschaft.«
|
| Es war allerdings weniger die militärische Einmischung Russlands, die
| Tschubarow überraschte, als die Annexion. Russland hatte für den 16.
| März ein Referendum über den Anschluss an Russland angesetzt, aber der
| Medschlis-Vorsitzende hielt das für einen Bluff. Er glaubte an ein
| Szenario wie in Georgien, wo Russland seit Jahrzehnten die Region
| Abchasien kontrollierte, ohne sie je zu annektieren. »Ich war mir
| sicher, sie wollen eine Krim im Schwebezustand, um Kiew damit zu
| erpressen.« Tschubarow glaubte das noch am 18. März, als Putin im
| Georgssaal des Kreml die Annexion verkündete.
|
| Mit dieser Verschiebung internationaler Grenzen zeigte Putin: Nichts ist
| mehr sicher. Er kündigte einen Konsens auf, der nach dem Ende der
| Sowjetunion mehr als zwei Jahrzehnte gehalten hatte, nämlich dass
| Russland keine Gebietsforderungen an seine Nachbarn stellt.
|
| Zugleich hatte er sich selbst neue Schranken gesetzt. Wenn Russen und
| Ukrainer ein Volk waren und die ganze Ukraine bloß ein künstliches
| Gebilde, wie er so oft behauptet – warum nur die Krim annektieren? Er
| gewann ein Stück Land und verlor Größeres, nämlich den Einfluss auf die
| Ukrainer. Prowestliche und russlandfreundliche Wähler hatten sich im
| Nachbarland immer etwa die Waage gehalten. Damit war es vorbei. Putin
| selbst machte die Ukraine zu der, die sie heute ist, zu einem Land, das
| sein Gesicht Richtung Westen gedreht hat.
|
| Heute ist Tschubarow in derselben Lage, in der die meisten Krimtataren
| zu Sowjetzeiten waren: ausgesperrt von der eigenen Halbinsel. 20 Prozent
| der Krimtataren, sagte er, hätten ihre Heimat seit der Annexion 2014
| verlassen.
|
| Aber Putins Invasion 2022 hat bei vielen Krimtataren neue Hoffnungen
| geweckt. Nach der Annexion waren sie enttäuscht von der halbherzigen
| Reaktion des Westens. Seit Putin weitere ukrainische Gebiete annektiert
| hat, und seit auch die Krim zum Kriegsgebiet geworden ist, hat der
| Westen sich klar positioniert. »Der 24. Februar 2022 hat die Tür zur
| Befreiung der Krim wieder aufgestoßen«, sagt Tschubarow in seinem Kiewer
| Büro.
|
| *Heiliger Krieg in Donezk*
|
| Anfang April 2014 flog ich von Moskau nach Donezk, in die reiche
| Industriestadt im Kohlerevier der Ostukraine. Ich wollte wissen, was es
| mit der »Volksrepublik Donezk« auf sich hatte, die dort am Vortag
| ausgerufen worden war. Ihre Herrschaft erstreckte sich vorerst auf das
| besetzte Gebäude der Gebietsverwaltung, dort hing eine
| schwarz-blaue-rote Fahne, als hätte jemand die russische Trikolore
| genommen und den weißen Streifen durch einen Kohleflöz ersetzt. Wieder
| begegnete ich den Requisiten eines Aufstands: Barrikaden, Autoreifen,
| gestapelten Pflastersteinen, langen Reden, Musik aus Lautsprechern.
|
| Es wirkte, als hätte jemand den Maidan kopiert.
|
| Während auf der Krim eine professionelle Militäroperation stattgefunden
| hatte, wirkte das Geschehen in Donezk wie Laientheater. Das
| Gebietsparlament, das eigentlich im Gebäude der Gebietsverwaltung saß,
| war vertrieben worden. Wer die »Volksrepublik« überhaupt ausgerufen
| hatte, war unklar. Der neue »Premier« Denis Puschilin war ein windiger
| junger Geschäftsmann ohne Charisma, der bald darauf durch einen Mann aus
| Moskau ersetzt wurde. In den Büros herrschte reichlich Unordnung, in den
| Fluren lagen Feuerwehrschläuche, offenbar als Waffe für einen
| befürchteten Sturm.
|
| Draußen wurde statt der ukrainischen Nationalhymne mit ihrem
| romantischen Freiheitspathos ständig ein elektrisierender Sowjetmarsch
| von 1941 gespielt, das Lied vom »Heiligen Krieg«. »Dem verfaulten Geist
| des Faschismus jagen wir eine Kugel in die Stirn«, donnerte es aus den
| Lautsprechern. Mit den Faschisten waren die Sieger des Maidan in Kiew
| gemeint.
|
| Es war offenkundig, dass das Geschehen gelenkt war: In Donezk, Charkiw
| und Luhansk hatten die Proteste zur gleichen Zeit begonnen, in
| Polizeistationen waren Waffen erbeutet worden. Und schon wenige Tage
| später besetzte ein Trupp Bewaffneter die Stadt Slowjansk nördlich von
| Donezk. Die Männer waren ungehindert über die russische Grenze gekommen,
| angeführt von einem ehemaligen FSB-Offizier namens Igor Girkin alias
| »Strelkow«, der schon bei der Krim-Annexion mitgewirkt hatte. Kiew
| verkündete daraufhin eine »Anti-Terror-Operation«. »Ich habe das
| Schwungrad des Krieges in Gang gesetzt«, brüstete sich Strelkow später.
|
| Aber im Vergleich zur Krim war Russlands Einwirkung im Donbass weniger
| direkt. Es gab kein festes Drehbuch, sondern Raum und Zeit für
| Improvisation, und es gab auch kein festes Ziel. Es ging darum, die
| Unruhe in der Ostukraine zu radikalisieren und in Gewalt zu verwandeln.
| Dann konnte man weiterschauen. Der ukrainische Nationalstaat war für
| Putin ein verfallenes, windschiefes Gebäude. Wer weiß, was alles abfiel,
| wenn man einmal fest dagegentrat?
|
| *Das Schwungrad des Krieges*
|
| Im Rückblick ist klar: Die Ukraine war stabiler als erwartet. »Der
| Donbass wollte nicht kämpfen«, sagt Enrike Menendes, ein bekannter
| Donezker, den ich zuletzt im April 2015 dort gesehen hatte. Jetzt treffe
| ich ihn in einem Kiewer Café. Menendes stammt aus dem Donbass, seinen
| spanischen Namen verdankt er einem Großvater, der gegen den spanischen
| Dikator Francisco Franco gekämpft hatte. In Donezk führte Menendes eine
| Agentur für Onlinereklame und einen populären Blog, als der Maidan
| begann. Er gehörte zur schmalen Mittelschicht in einer Arbeiterstadt,
| die von Großbetrieben geprägt war und von der korrupten »Partei der
| Regionen« von Präsident Janukowytsch.
|
| Den Maidan sah Menendes mit Sorge. Ihm missfielen nicht dessen Ziele,
| sondern dessen Tonfall. »Ich habe damals gewarnt: Wenn ihr euch
| radikalisiert, dann werden sich auch in Donezk Leute radikalisieren. Die
| Antwort auf die Proteste in Kiew war der Separatismus hier.«
|
| Am 5. März 2014, eine Woche nach dem russischen Coup auf der Krim,
| organisierte Menendes mit anderen die erste proukrainische Gegendemo in
| Donezk. »Meine Idee war, nicht den Euromaidan zu unterstützen, sondern
| nur zu zeigen: Es gibt in Donezk viele, die für die Ukraine sind.« 5000
| Leute kamen, es gab Rangeleien, aber keine Verletzten.
|
| Damals, sagt Menendes, sei die Stimmung in Donezk 50:50 gewesen zwischen
| proukrainischen und prorussischen Einwohnern, auch wenn proukrainisch
| wie in seinem Fall nicht pro-Maidan hieß. »Und wenn es der Ukraine
| gelungen wäre, mit Spezialeinheiten Strelkow und seine Gruppe zu
| liquidieren, dann hätte man den Krieg im Donbass 2014 vermeiden können«,
| sagt er heute.
|
| Stattdessen wurde die sogenannte Anti-Terror-Operation von der Armee
| geführt, und die war überfordert. Ich sah bald, wie eine Kolonne
| hilfloser Fallschirmjäger in ihren Schützenpanzern von einer
| aufgebrachten Menge gestoppt wurde und sich entwaffnen ließ. Und dennoch
| schien diese Armee fähig, die Separatisten zu besiegen, hätte nicht im
| Sommer 2014 Russland eigene Truppen über die Grenzen geschickt und für
| ein Patt gesorgt.
|
| Ein Krieg hatte begonnen und war wieder gestoppt worden, mit zwei
| Vereinbarungen im September 2014 und nochmals im Februar 2015,
| abgeschlossen in Minsk. Aber der Einsatz von schweren Waffen hatte viele
| Menschen im Donbass weiter gegen Kiew aufgebracht. »Kein Wunder, dass
| die Leute gegen dich sind, wenn du ihr Haus triffst«, sagt Menendes in
| Kiew. Es schien alles eine Katastrophe, bis dann eine noch größere
| Katastrophe kam und im Rückblick die Erinnerung aufhellte.
|
| Zehn Jahre später fühlt sich Menendes, als wären seine schlimmsten
| Albträume wahr geworden. Das Haus in Bachmut, wo er aufwuchs, ist
| zerstört, so wie die ganze Stadt . Aus Donezk, wo er noch bis 2016 eine
| Hilfsorganisation leiten konnte, wurde er deportiert, seitdem hat er
| Einreiseverbot in der »Volksrepublik«. Aber auch in der unbesetzten
| Ukraine fühlt er sich fremd. Leute mit seiner Maidan-kritischen Haltung
| gelten vielen als Staatsfeinde. Sein Facebook-Blog ist nach Kriegsbeginn
| in der Ukraine gesperrt worden, auf Antrag der Behörden.
|
| Gerade Selenskyj, auf den sie im Donbass große Hoffnungen gesetzt
| hatten, hat ihn enttäuscht. »Russland ist der Aggressor, das verstehen
| wir alle. Aber Selenskyjs Aufgabe war es, alles zu tun, um einen Krieg
| zu vermeiden. Die Minsker Vereinbarungen nicht umzusetzen, hieß Krieg.
| Niemand kann mir sagen, dass wir jetzt besser dastehen.«
|
| Für Kiewer Ohren klingt das furchtbar unpatriotisch. Die Minsker
| Vereinbarungen galten als Putins Werkzeug, sich Einfluss auf das Land zu
| sichern, und damit als unerfüllbar. Aber Menendes sieht sich als Patriot
| der Ukraine, immer noch. Für mich ist er ein Patriot jener Ukraine, die
| es seit dem Maidan nicht mehr gibt und in der man sich noch nicht für
| oder gegen Russland entscheiden musste. Er ist Patriot eines
| untergegangenen Staates.
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| Ich weiß nicht einmal, ob die Rechnung »Minsk statt Krieg« aufgegangen
| wäre. Nicht nur die Ukraine hat sich verändert, auch Putin. Er hat sich
| über die Jahre radikalisiert. 2021 schrieb er einen langen Essay über
| die Ukraine, in dem nicht mehr der Maidan das Hauptproblem war, sondern
| jahrhundertealte Kränkungen. Der Text wurde sofort zur Pflichtlektüre in
| der russischen Armee erklärt. Für Putin, so scheint mir heute, war die
| Existenz der Ukraine selbst das Problem geworden. Den nötigen Vorwand
| für einen Angriff hätte er sowieso gefunden.
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| *Zurück auf der Instytutska-Straße*
|
| Anfang März 2022, zehn Tage, nachdem Putin die Ukraine angegriffen
| hatte, stand ich wieder auf der Instytutska-Straße . Es war klar, dass
| die Invasion direkt auf die Hauptstadt zielte. Die russische Armee war
| bis 30 Kilometer vor der Stadt vorgerückt. In den leeren Straßen war die
| Anspannung zu spüren.
|
| Einen Steinwurf vom Hotel »Ukrajina« entfernt stand ein gepanzertes
| Fahrzeug, eine Straßensperre war errichtet worden, Bewaffnete hatten
| Position bezogen. Exakt hier hatte ich acht Jahre zuvor eine Barrikade
| der Polizei gesehen. Scharfschützen hatten von hier auf die
| Protestierenden geschossen. Nun wurde der Zugang zum Regierungsviertel
| wieder geschützt, diesmal vor russischen Angreifern. Es hieß,
| Sabotagetruppen seien längst in der Stadt. Präsident Selenskyj war in
| der Stadt geblieben. Sein Sitz war ein offenkundiges Ziel für die Russen.
|
| Wie sich herausstellte, hatten Männer eines Freiwilligenbataillons, das
| aus dem Maidan hervorgegangen war, die Straßensperre errichtet. Es war,
| als hätte die Geschichte sich entschieden, ein und dasselbe Ereignis
| acht Jahre später zu wiederholen, nur mit vertauschten Rollen. Aus den
| Protestierenden von gestern waren Soldaten geworden. Nun standen sie auf
| der anderen Seite der Barrikaden.
|
| Aber sie schützten diesmal nicht einen Präsidenten, sondern einen Staat.
| Und auf der Gegenseite standen nicht empörte Protestierende, sondern
| eine mächtige Armee. Wladimir Putin hatte einen komplizierten Konflikt
| mit vielen Beteiligten im Nachhinein radikal vereinfacht.
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M.f.G.