In article <taa129$33l$
1...@gioia.aioe.org>,
Sepp Ruf <inq...@Safe-mail.net> wrote:
> Am 08.07.22 schrieb Alexander Ausserstorfer:
> >>> Eigentlich sollte ich das Fahrrad nehmen, nach Kamouraska radeln
> Frei nach Alex A.: "Wieso so weit fahrradfahren, wenn dort gar niemand
> besucht werden will?"
> Dass Westkundschafter T. nunmehr berichtet, in Binsendorf komplett auf
Meinst Du mit Binsendorf jetzt
Mörmoosen:
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6rmoosen#/media/Datei:Wappen_Moermoosen.png
Kolbermoor:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolbermoor#/media/Datei:DEU_Kolbermoor_COA.svg
Oder Kamouraska:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kamouraska,_Quebec#/media/File:Coat_of_arms_of_Kamouraska.svg
> Verleugnung gestossen zu sein, ist vielleicht illusionsenttaeuschend,
> aber nicht wirklich verwunderlich.
Das mag stimmen oder nicht stimmen. Wenn ich es gewußt hätte, hätte ich
nichts dazu geschrieben. Tut mir leid, wenn Thomas zwischen die
"Fronten" gekommen ist. Daß er da vielleicht etwas sauer geworden ist,
das kann man ja verstehen.
Was man aber wissen muß:
Kanada hat ein demografisches Problem. Das Land ist nach Rußland das
zweitgrößte der Erde. Es hat aber gleichzeitig viel zu wenig Einwohner.
Die Gesellschaft dort funktioniert nicht. Man findet ja als Deutscher in
Deutschland schon kaum eine Arbeit. Aber obwohl mir immer etwas anderes
gesagt worden war, sieht es in Kanada damit noch viel schlimmer aus.
Dort finden ja selbst die Einheimischen kaum eine Arbeit. Wer nach
Kanada geht, dem muß klar sein: die Leute wurschteln sich irgendwie so
durch. Die gesetzlichen Regeln interessieren oft nicht. Das machen alle
irgendwie und ist oft sehr, sehr hart - und überhaupt nicht wie zuhause.
Unter der Bewölkerung wird darüber nicht offen geredet. Die Mentalität
ist dort einfach so: sie reden sich alles schön.
https://www.srf.ch/radio-srf-virus/aktuell/warum-kool-savas-nach-kanada-ging-und-alles-scheisse-fand
Wer nach Kanada geht, der sollte nicht nachfragen. Sondern einfach
mithelfen. Wo da aber die Schmerzgrenze ist und ab wann man ausgenutzt
wird, das weiß ich nicht. Ich hatte dafür keine Erfahrung. Und genau das
war das Problem; Wie mit den Leuten umgehen? Es war ja nicht meine
Kultur und nicht mein Land. Und was erwarteten die Leute von mir? Ich
weiß es ehrlich gesagt bis heute nicht. Und ich weiß auch nicht, was man
in Kanada eigentlich will.
Denn wenn Kamouraska, wo ich über ein halbes Jahr lang lebte, schon zu
den 20 schönsten Dörfern Kanadas zählt, dann will ich gar nicht erst
wissen, wie der Rest aussieht. (Thomas hat es in seinem Bericht ja
gezeigt.)
Ich will jetzt nicht wieder die ganze Geschichte von damals aufzählen.
Tatsache war aber, daß ich völlig falsche Vorstellungen hatte. Unter den
gegebenen Umständen ließ ich mich halt von Anfang an auf nichts ein.
Weil es aus meiner Sicht nicht ging. Das war zumindest für mich klar.
Das schienen die Kanadier aber anders gesehen zu haben. Hatte ich aber
erst rückwirkend verstanden. Punkt.
Gemeldet hat sich in den Jahren danach nie wieder irgend jemand
bei mir. Was also war es wert?
Nachdem ich irgendwann in den Jahren nach meinem Aufenthalt in
Kamouraska entdeckt hatte, daß es in Quebec über 5.000 km
Fernradwanderwege gibt (eigentlich sind es nur zwei) und einer auch
durch Kamouraska hindurchführt und ein anderer nach La Sarre, wo ich
auch zusammen mit der Tochter war, hatte ich angedacht, ob ich da nicht
einmal eine Radltour machen und dabei unterwegs bei ihnen in Kamouraska
vorbeischauen sollte.
Aber was würde passieren, wenn ich plötzlich bei ihnen im Restaurant am
Ende der Welt aufkreuzen würde? Vermutlich nichts Gutes. Davor habe ich
Angst.
Ein Überraschungsbesuch macht keinen Sinn. Ein Besuch von mir muß von
der Gegenseite gewollt sein. Die Gegenseite muß auch Zeit haben. Sonst
gibt es eine riesige Enttäuschung. Dafür betreibe ich diesen ganzen
Aufwand nicht. Dann geht man besser woanders hin.
Für so eine Reise braucht man leider sehr viel Zeit und Geld. Noch
einmal so ein "krummes" Ding wie damals kann ich nicht mehr machen. Nach
meinem Aufenthalt in Quebec im Sommer 2004 hatte ich fast 10 Jahre für
die Wiedereingliederung in Deutschland gebraucht. Aber damals waren
meine Großeltern noch am Leben. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof,
wo immer Platz für mich war, ich schlafen konnte und etwas zu essen
bekam. Im Rückblick eine sehr schwierige Zeit, die ich so nicht noch
einmal erleben möchte.
A.
--
http://home.chiemgau-net.de/ausserstorfer/