Forscher bestätigen Richtigkeit publizierter Daten
25.05.2008
Stellungnahme zur Presse-Aussendung
des Rektors der Medizinischen Universität Wien
betreffend “Verdacht auf fehlerhafte Studie an der ehemaligen
Abteilung für Arbeitsmedizin“
Wir halten es
nicht für gerechtfertigt, die genannten beiden Studien zur
erbgutschädigenden Wirkung von Mobilfunkfeldern aufgrund der
Anweisung des Rektors der Medizinischen Universität Wien
zurückzuziehen, weil wir überzeugt sind, daß die
wissenschaftlichen Aussagen in diesen Publikationen korrekt
sind.
Für diese unsere Auffassung spricht, dass
Ergebnisse beider Studien inzwischen von anderen unabhängigen
Arbeitsgruppen bestätigt sind. Damit kann an der
grundsätzlichen Richtigkeit der publizierten Daten kaum ein
Zweifel bestehen.
Das angesprochene „Fabrizieren
von Daten“ durch eine technische Assistentin hat nicht an der
ehemaligen klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin
stattgefunden sondern betrifft die jetzige Organisationsstruktur in
einem engen Zeitraum nämlich April 2008. Daß nun auch
alles falsch sein muß, was unter Mitwirkung dieser Laborantin
in früheren Jahren erarbeitet wurde, ist eine einseitige
Vermutung, die wir auf Grund der vorliegenden Fakten nicht
nachvollziehen können.
Dass die Statistik in
unseren Arbeiten angezweifelt wurde, ist zutreffend. Dies ist
jedoch darauf zurückzuführen, dass die Kritiker mit den
angewandten Testverfahren nicht vertraut sind. Die statistische
Auswertung der Daten in unseren Arbeiten entspricht der in mehreren
eigenen Publikationen und in solchen anderer Autoren.
Erbgutschädigende Wirkung von Mobilfunkfeldern ist
bedeutsam für die Risikobewertung dieser neuen Technologie.
Die Publikationen zu diesem Thema, von deren Richtigkeit wir
überzeugt sind, ohne triftigen Grund zurückzuziehen,
entspricht nicht unserer Auffassung von der Verantwortung des
Wissenschaftlers gegenüber der Öffentlichkeit. Das könnte
als falsches Signal verstanden werden, daß nämlich damit
auch alle gesundheitlichen Bedenken ausgeräumt wären.
Wir
bedauern, daß der Rektor den Weg einer Presse-Aussendung
gewählt hat. Wir halten dies im vorliegenden Falle nicht für
den geeigneten Weg.
Professor Dr. Franz Adlkofer,
München
Professor Dr. Hugo W. Rüdiger, Wien
23.05.2008
Verdacht auf fehlerhafte Studie der ehemaligen Abteilung
für Arbeitsmedizin
Wien - Rektor der Medizinischen
Universität Wien fordert Autoren seiner Universität zur
Rücknahme auf - Herausgeber der Publikation wird jedenfalls
über den Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten
informiert.
Rasch und eindeutig hat der Rektor der
Medizinischen Universität Wien, Wolfgang Schütz,
reagiert, als gravierende Verdachtsmomente an der
wissenschaftlichen Korrektheit einer Studie der ehemaligen
Abteilung für Arbeitsmedizin auftauchten. Die Causa verhält
sich folgendermaßen:
An der ehemaligen Klinischen
Abteilung für Arbeitsmedizin der Medizinischen Universität
Wien wurden - auch unter Beteiligung externer WissenschafterInnen -
im Jahr 2005 und 2008 zwei Arbeiten publiziert, in denen an
bestimmten Zelltypen eine DNA-schädigende Wirkung von
Mobilfunk-Strahlung beschrieben wird. DNA-Schäden wurdensowohl
mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern von 1.800 MHz
(GSM-Signale, Diem et al. 2005 1) als auch von 1.950 MHz
(UMTS-Signale, Schwarz et al. 2008 2) gemessen. Die Statistik der
Daten wurde von anderen Forschergruppen in ebenfalls publizierten
"Letters to the Editor" angezweifelt 3) 4). Eine vom
Rektor der Medizinischen Universität daraufhin - und auch im
Zuge einer Reorganisation des Bereichs Arbeitsmedizin - angeregte
unabhängige statistische Begutachtung der Daten legt nun
tatsächlich den Verdacht nahe, dass diese nicht experimentell
gemessen, sondern vielmehr fabriziert wurden. Der Verdacht wird
durch die Tatsache wesentlich erhärtet, dass - im Rahmen einer
Überprüfung der methodischen Vorgehensweise einer in
beiden Arbeiten aufscheinenden Autorin - diese überführt
werden konnte, dass ihre gesamte Vorgehensweise auf die Erzeugung
vorgefasster Resultate angelegt war. Die Mitarbeiterin hat ihr
Verhalten sofort eingestanden und ihr Arbeitsverhältnis zur
MUW unmittelbar darauf gekündigt.
Da sich bis jetzt
nicht alle AutorInnen seiner Universität zur Rücknahme
beider Arbeiten bereit erklärt hatten, wird vom Rektor der MUW
als erste Maßnahme ein Schreiben an die Herausgeber der
beiden Journale, wo die Arbeiten erschienen sind, mit dem Hinweis
verfasst werden, dass den genannten Publikationen mit sehr großer
Wahrscheinlichkeit ein schweres wissenschaftliches Fehlverhalten
zugrunde liegt.
Der korrespondierende Autor der beiden
Publikationen, Univ. Prof. Dr. Hugo Rüdiger, ging mit Oktober
2007 als Emeritus in Pension, die vom ihm geleitete Klinische
Abteilung für Arbeitsmedizin ist bereits mit Beginn des Jahres
2007 geschlossen worden. Der fachliche Bereich selbst unterliegt
derzeit einer intensiven Reorganisation, u.a. auch um hier die
Einhaltung wissenschaftsethischer Kriterien langfristig
sicherzustellen.
Rektor Wolfgang Schütz verweist
darauf, dass es in der "forscherischen Praxis
bedauerlicherweise immer wieder zu Malversationen kommt. Deshalb
muss man rasch und entschieden handeln. Das ist die MUW dem Ruf der
Universität, den Forschenden und Lehrenden, den Studierenden
und nicht zuletzt auch der Öffentlichkeit schuldig."
Rektor Schütz ist zuversichtlich, dass "die Autoren
letztlich einsichtig reagieren, da es auch um ihre
wissenschaftliche Reputation geht."
1) E Diem, C
Schwarz, F Adlkofer, O Jahn H Rüdiger (2005)
Non-thermal
DNA-breakage by mobile-phone radiation (1800 MHz) in human
fibroblasts and in transformed GFSH R17 rat granulosa cells in
vitro. Mutation Res 583, 178 183
2) C Schwarz, E Kratochvil,
A Pilger, N Kuster, F Adlkofer, HW Rüdiger (2008)
Radiofrequency electromagnetic fields (UMTS, 1950 MHz) induce
genotoxic effects in vitro in human fibroblasts but not in
lymphocytes. Int Arch Occup Environ Health, DOI
10.1007/s00420-008-0305 5
3) Vijayalamaxi, JP McNamee, MR
Scarfi (2006) Comments on "DNA strand breaks" by Diem et
al. [Mutation Res 583 (2005), 178 183] and Ivancsits et al.
[Mutation Res 583, 184 188], Mu¬tation Res 603, 104 106
4)
A Lerchl (2008) Comments on Radio¬frequency electromagnetic
fields (UMTS, 1950 MHz) induce genotoxic effects in vitro in human
fibroblasts but not in lymphocytes. Int Arch Occup Environ Health,
DOI 10.1007/ s00420-008-0305 5, Int Arch Occup Environ Health, in
press
Medizinische Universität Wien - Kurzprofil
Seit 1. Jänner 2004 agiert die Medizinische
Universität Wien (Vormals Medizinische Fakultät an der
Universität Wien, gegründet 1365) in universitärer
Autonomie und Selbstverwaltung. Mit rund 5.500 Mitarbeitern ist sie
die größte Forschungseinrichtung in Österreich - 31
Kliniken und Klinische Institute am Wiener Allgemeinen Krankenhaus
und 12 medizintheoretische Zentren unterstreichen die Rolle der
Medizinischen Universität Wien im internationalen
Umfeld.
Rückfragehinweis:
Mag.a Nina
Hoppe
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit & Sponsoring
Tel.:
01/ 40 160 11 502
E-Mail: pr@meduniwien.ac.at
Spitalgasse 23,
A - 1090 Wien
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Quelle:
http://www.diagnose-funk.org/gesundheit/00000097f40ae101b/033ea29aa90989301.html
[ http://omega.twoday.net/search?q=Hugo+W.+Rüdiger