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BUCHTIPP - Studie des Verdachts – Gideon Botsch/ Christoph Kopke „Die NPD und ihr Milieu“

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ANDREAS GUMTOW

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Feb 16, 2010, 10:06:19 AM2/16/10
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Studie des Verdachts – Gideon Botsch/ Christoph Kopke „Die NPD und ihr
Milieu“


Die NPD, das ist für Botsch und Kopke das „Flaggschiff“ des deutschen
Rechtsextremismus. Immer wieder taucht diese Metapher in der jüngsten
Veröffentlichung des Autorengespanns im kleinen Verlag „Klemm &
Oelschläger“ auf. Einen roten Faden vermag diese Formulierung allerdings
nicht zu ersetzen, dafür werden zu viele unterschiedliche Aspekte in dem
120 Seiten umfassenden Buch „Die NPD und ihr Milieu“ behandelt.

Die NPD in Baden-Württemberg, die NPD in Brandenburg, Antisemitismus,
Kommunalpolitik, Nationaler Sozialismus und dazu noch die Darlegung des
Begriffs „Rechtsextremismus“ – breiter könnte das Spektrum der behandelten
Themen kaum sein. Versucht man sie auf gut 100 Seiten abzuhandeln, kratzt
man zwangsläufig meist nur an der Oberfläche. So räumen die Autoren auch
selbst ein, dass die in dem Buch zusammengestellte „Reihe kleinerer,
verstreut publizierter Studien und Berichte“ ein „lückenhaftes, aber doch
umfangreiches Bild“ ergebe.

Die Mitarbeiter des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische
Studien in Potsdam versuchen in ihrem Sammelband den Subtext der
NPD-Programmatik zu übersetzen, das Nichtgesagte auszusprechen, schlicht:
die NPD zu entlarven. Mit ihrem diskursanalytischen Vorgehen erinnern
Botsch und Kopke zuweilen an Studien des Duisburger Instituts für Sprach-
und Sozialforschung (DISS).

So enttarnen die beiden Autoren die „soziale Demagogie“ der NPD als
rechtsextreme Mimikry, indem sie das NPD-Parteiprogramm, das im übrigen
nicht wie von den Autoren behauptet seit 2006, sondern bereits seit 1996
gilt, zitieren. Dort heißt es, die Sozialpolitik hat die Aufgabe, „den
einzelnen vor allen Wechselfällen des menschlichen Lebens vor
unverschuldeter Not [Hervorhebung GB/CK] zu bewahren. [...] Eine
Sozialpolitik nach dem Traumbild des totalen Wohlfahrtsstaates, dessen
Belastungen für alle Schaffenden zum Albdruck werden, verfehlt ihre Aufgabe
und ist unsozial.“ Botsch und Kopke übersetzen diesen Passus. Demnach sei
die Rechnung für die NPD einfach: „Wohlstand entsteht durch Arbeit, nur wer
arbeitet, verdient Aufnahme in die Sozialversicherungssysteme; im Zweifel
soll es einen Arbeitszwang geben.“ (97) Die „Entausländerung“ sei dabei
„faktisch das einzige Mittel, das die NPD zur Lösung sozialer
Ungerechtigkeit anbietet“. (98) Die Wissenschaftler kommen daher zu dem
Urteil, „ihre [die NPD – Anmerkung RS] soziale Demagogie dient der
Verbreitung ihrer eigentlichen völkisch-rassistischen, antidemokratischen
und menschenverachtenden Inhalte.“ (99)

Nach diesem Schema funktionieren nahezu alle Beiträge in dem Recycleband
von Botsch und Kopke: Ein Aspekt der NPD-Programmatik wird herausgegriffen,
untersucht und ihr geistiger Ursprung im Nationalsozialismus nachgewiesen.
Das „Entlarven“ bildet in nahezu jedem der 13 Beiträge den Höhepunkt der
Analyse. Wo der Bezug nicht offen erfolgt, die Programmatik keinen Beleg
liefert, wird gedeutet: „Ohne dass dies in der NPD tatsächlich
programmatisch verankert wäre, und trotz unübersehbarer Unterschiede
zwischen heutiger NPD und NSDAP der Weimarer Republik, wird in der
tagespolitischen Propaganda immer klarer deutlich, was die Forderung
,nationaler Sozialismus‘ durch NPD/JN und ,freie Kräfte‘ wirklich meint:
Das Eintreten für ein System des Nationalsozialismus historischen
Vorbilds.“ (93)

Kopke und Botsch liefern so leider über weite Strecken nur eine Studie des
Verdachts. Dass die beiden aber auch präzise Analysen liefern, belegen sie
mit ihrem letzten Beitrag zum Zustand der NPD. Auf Aktualisierung an diesem
bereits 2008 erschienen Aufsatz hatten die Autoren „bewußt verzichtet“.
Ihre Analysen nach dem vorletzten NPD-Parteitag erweisen sich als
weitestgehend zutreffend. Entgegen der vorherrschenden öffentlichen
Meinung, die ein baldiges Ende der NPD voraussagten, prognostizierten Kopke
und Botsch lediglich eine „Wachstumskrise“. Eine Einschätzung, die sich in
Anbetracht des Wiedereinzugs in den sächsischen und dem nur knapp
gescheiterten Einzug in den Thüringer Landtag durchaus als zutreffend
erwiesen hat.


Quelle:http://www.endstation-rechts.de


Freundliche Grüße

Andreas Gumtow


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"Ich bin für ein NPD-Verbot, weil intelligentes Leben und Nazis einfach
nicht zusammen passen!"

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