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Landfall oder Landgang

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Raimund Huemmer

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Aug 24, 2007, 5:01:57 PM8/24/07
to
Macht ein Hurrikan einen Landfall oder einen Landgang?

Diese Frage wird derzeit in meteorologischen Foren und auch
für einen Wikipedia-Artikel diskutiert. Kurz zusammengefasst
herrschen derzeit zwei Meinungen vor:

1. "Landfall" ist im Amerikanischen üblich. Da dieses Wort im Deutschen
nicht existiert, soll man ruhig das Wort "Landgang" verwenden

2. Beide Wörter stammen aus der Seemannschaft mit dort unzweideutiger
Semantik:
Landfall = Erreichen einer Küste nach längerer Seereise (Schiff und Crew)
Landgang = Vorübergehendes Verlassen (an Land gehen)
eines im Hafen oder vor Anker liegenden Schiffes (zum Zwecke der
Erkundung, Vergnügung oder um Besorgungen zu machen)

Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen Sprache
der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?

Gruss
Raimund

--
Life's too short to read boring signatures

Lars Braesicke

unread,
Aug 24, 2007, 5:33:16 PM8/24/07
to
Raimund Huemmer schrieb:

> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen Sprache
> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?

Stürme treffen auf das Land. Sie machen weder einen Landfall noch einen
Landgang.

Lars

Volker Gringmuth

unread,
Aug 24, 2007, 5:44:38 PM8/24/07
to
Raimund Huemmer <rai...@baumann-online.net> wrote:

> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen Sprache
> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?

Er kann gern einen Landgang machen, sofern er dabei sich vergnügen oder
das Land erkunden oder einfach nur Besorgungen machen will.


vG

--
Ceterum censeo Popocatepetlum non in Canada sed in Mexico situm esse.

<http://einklich.net>

Jakob Achterndiek

unread,
Aug 24, 2007, 7:43:54 PM8/24/07
to
Am 24.08.2007, 23:33 Uhr, schrieb Lars Braesicke <brae...@despammed.com>:

>> Soll in der deutschen Sprache
>> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?
> Stürme treffen auf das Land. Sie machen weder einen Landfall noch einen
> Landgang.

Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall. Allerdings:
Sie "machen" ihn nicht, sondern sie haben ihn bzw. er ereignet sich.
Landfall ist noch heute spannend: Stimmte seine Navigation, oder stimmte
sie nicht. Vor den Zeiten der Funk- und Satelliten-Ortung war er jedesmal
nervenzerrend und oft hochriskant. (Nachlesen kann man darüber in: Joseph
Conrad, Spiegel der See.)

Der anschließende Landgang diente dann nur noch der Erholung, die dabei
allenfalls möglichen Verwüstungen waren mit der Elementargewalt eines
Tornados kaum vergleichbar. "Was lernt uns das" also? Der Wirbelsturm
macht keinen Landgang, sondern er "hat" seinen Landfall dann und dort.

j/\a

Wolfram Teufel

unread,
Aug 24, 2007, 9:47:40 PM8/24/07
to
Raimund Huemmer schrieb:

> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen Sprache
> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?

Wir müssen doch nicht schon wieder ein änglisches Wort verwenden wie
Ländfoll. Warum soll er keinen Landgang machen?

Wolfram Heinrich

unread,
Aug 25, 2007, 12:48:25 AM8/25/07
to
Am 24 Aug 2007 23:01:57 +0200 schrieb Raimund Huemmer:

> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen Sprache
> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?
>

Der Wirbelsturm soll bleiben, wo er ist.

Ciao
Wolfram
--
Der Franze hat gsagt, er streichelt gern Frauenbeine. Seine, sagt er, sind
aber keine.
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it

Lars Braesicke

unread,
Aug 25, 2007, 5:39:05 AM8/25/07
to
Jakob Achterndiek schrieb:

> Am 24.08.2007, 23:33 Uhr, schrieb Lars Braesicke
> <brae...@despammed.com>:
>>> Soll in der deutschen Sprache
>>> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?
>> Stürme treffen auf das Land. Sie machen weder einen Landfall noch
>> einen Landgang.
>
> Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall.

Welche Seeleute, wirklich deutschsprachige?
Spricht man im Deutschen nicht eher von Landung?
Und wo ist die semantische Nähe zwischen Seeleuten und Wirbelstürmen?

> Allerdings: Sie "machen" ihn nicht, sondern sie haben ihn bzw. er
> ereignet sich.

"To make landfall" ist normale englische Ausdrucksweise.

> Landfall ist noch heute spannend: Stimmte seine
> Navigation, oder stimmte sie nicht. Vor den Zeiten der Funk- und
> Satelliten-Ortung war er jedesmal nervenzerrend und oft hochriskant.
> (Nachlesen kann man darüber in: Joseph Conrad, Spiegel der See.)
>
> Der anschließende Landgang diente dann nur noch der Erholung, die
> dabei allenfalls möglichen Verwüstungen waren mit der Elementargewalt
> eines Tornados kaum vergleichbar. "Was lernt uns das" also? Der
> Wirbelsturm macht keinen Landgang, sondern er "hat" seinen Landfall
> dann und dort.

Wer sagt so?

Lars

Volker Gringmuth

unread,
Aug 25, 2007, 6:07:46 AM8/25/07
to
"Lars Braesicke" <brae...@despammed.com> wrote:

> Und wo ist die semantische Nähe zwischen Seeleuten und
> Wirbelstürmen?

Du fragst ernsthaft, wo die semantische Nähe eines Seemanns ist?

> Wer sagt so?

Wer spricht so?

Jakob Achterndiek

unread,
Aug 25, 2007, 7:53:50 AM8/25/07
to
Am 25.08.2007, 11:39 Uhr, schrieb Lars Braesicke <brae...@despammed.com>:

>> Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall.
> Welche Seeleute, wirklich deutschsprachige?

Ja, richtige deutschsprachige Seeleute. Die englischsprachigen nennen
einen Landfall a landfall.
Es soll ja noch ein paar weitere Beispiele dafür geben, daß englische und
deutsche Wörter, nicht nur fachsprachliche Lehnwörter, auffallend ähnlich
und dennoch quasi (ich sagte: quasi!) autochthon sind.

> Spricht man im Deutschen nicht eher von Landung?

Das mag sein. "Man" sind aber dann dieselben Leute, die auch "Segel
hissen" und "Anker werfen" sagen. Und wenn Du jetzt die Hamburger
"Landungsbrücken" erwähnen möchtest: Da landen keine Schiffe, sondern die
Passagiere werden, je nachdem, eingeschifft oder angelandet.

> Und wo ist die semantische Nähe zwischen Seeleuten und Wirbelstürmen?

Da schlägt sich halt die empirische Nähe in der Semantik nieder.

> "To make landfall" ist normale englische Ausdrucksweise.

Siehste, die wissen auch Bescheid!

>> Der Wirbelsturm macht keinen Landgang, sondern er "hat" seinen
>> Landfall dann und dort.
> Wer sagt so?

Ich. Und die von Dir erwähnten Engländer. Und noch ein paar andere Leute
vom Fach.

j/\a


Jakob Achterndiek

unread,
Aug 25, 2007, 8:43:40 AM8/25/07
to
Am 25.08.2007, 13:53 Uhr, schrieb Jakob Achterndiek
<achte...@buzemann.net>:

>> "To make landfall" ist normale englische Ausdrucksweise.
> Siehste, die wissen auch Bescheid!

Pardon, ich vergaß zu sagen: "To make sense" und "to make landfall" ist
sicher gutes Englisch. Gutes Deutsch ist "es hat Sinn" und "sie haben
Landfall."

j/\a

Volker Gringmuth

unread,
Aug 25, 2007, 8:53:18 AM8/25/07
to
"Jakob Achterndiek" <achte...@buzemann.net> wrote:

> Pardon, ich vergaß zu sagen: "To make sense" und "to make
> landfall" ist sicher gutes Englisch. Gutes Deutsch ist "es hat
> Sinn" und "sie haben Landfall."

Oder "sie fallen land" bzw. neuschrieblich "sie fallen Land".


vG, neue Nasobeme erspinnend

Einde O'Callaghan

unread,
Aug 25, 2007, 3:35:18 PM8/25/07
to
Lars Braesicke schrieb:

> Jakob Achterndiek schrieb:
>
>> Am 24.08.2007, 23:33 Uhr, schrieb Lars Braesicke
>> <brae...@despammed.com>:
>>
>>>> Soll in der deutschen Sprache
>>>> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?
>>>
>>> Stürme treffen auf das Land. Sie machen weder einen Landfall noch
>>> einen Landgang.
>>
>>
>> Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall.
>
>
> Welche Seeleute, wirklich deutschsprachige?
> Spricht man im Deutschen nicht eher von Landung?
> Und wo ist die semantische Nähe zwischen Seeleuten und Wirbelstürmen?
>
Auf Englisch mindestens gibt es eine deutliche Unterscheidung zwischen
"landfall" und "landing" - "landfall" ist die erste "Begegnung" mit der
Küste - für die "landing" braucht man aber einen Hafen oder eine Bucht.

Auf Englisch braucht es keine semantische Nähe zwischen Seeleuten und
Wwirbelstürmen, aber beide kommen an die Küste vom Meer und der
"landfall" ist gerade das Moment, wenn sie die Küste erreichen.

Gruß, Einde O'Callaghan

Dieter Bruegmann

unread,
Aug 26, 2007, 3:14:34 AM8/26/07
to
Einde O'Callaghan (Sat, 25 Aug 2007 21:35:18 +0200):

> Lars Braesicke schrieb:
>> Jakob Achterndiek schrieb:
>>
>>> Am 24.08.2007, 23:33 Uhr, schrieb Lars Braesicke
>>> <brae...@despammed.com>:
>>>
>>>>> Soll in der deutschen Sprache
>>>>> der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang" machen?
>>>>
>>>> Stürme treffen auf das Land. Sie machen weder einen Landfall noch
>>>> einen Landgang.
>>>
>>>
>>> Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall.
>>
>>
>> Welche Seeleute, wirklich deutschsprachige?
>> Spricht man im Deutschen nicht eher von Landung?
>> Und wo ist die semantische Nähe zwischen Seeleuten und Wirbelstürmen?
>>
> Auf Englisch mindestens gibt es eine deutliche Unterscheidung zwischen
> "landfall" und "landing" - "landfall" ist die erste "Begegnung" mit der
> Küste - für die "landing" braucht man aber einen Hafen oder eine Bucht.

Oder ein Riff.

Da "Die Ratten schiffen aufs stinkende Riff." Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (b Berlin) www.bruhaha.de
Hatt man erst einmal den Stempel eine Idioten aufgedrückt bekommen,
nimmt einem keiner mehr für Ernst. Es sei denn man hatt den Ernst als
Namen. [WoKo, dag°, 27.3.2000]

Message has been deleted

Oliver Cromm

unread,
Aug 26, 2007, 10:51:36 AM8/26/07
to
On Sat, 25 Aug 2007 13:53:50 +0200, Jakob Achterndiek wrote:

> Am 25.08.2007, 11:39 Uhr, schrieb Lars Braesicke <brae...@despammed.com>:
>
>>> Seeleute nennen eben dieses Aufs-Land-Treffen einen Landfall.
>> Welche Seeleute, wirklich deutschsprachige?
> Ja, richtige deutschsprachige Seeleute. Die englischsprachigen nennen
> einen Landfall a landfall.
> Es soll ja noch ein paar weitere Beispiele dafür geben, daß englische und
> deutsche Wörter, nicht nur fachsprachliche Lehnwörter, auffallend ähnlich
> und dennoch quasi (ich sagte: quasi!) autochthon sind.

Im übrigen ist die Hauptquelle der zur Debatte stehenden Fachsprache das
Niederdeutsche. Da maße ich mir als Hochdeutscher kein Urteil an.

--
Oliver C.

Bastian Fuchs

unread,
Aug 26, 2007, 5:23:20 AM8/26/07
to
> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen
> Sprache der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang"
> machen?

Keines von beiden? Erstens klingt /machen/ seltsam, zweitens
wäre mir ein Wirbelsturm suspekt vor, der einen Gang übers Land
macht. Was soll damit überhaupt gesagt werden? Daß er aufs Land
trifft, über das Land hinwegzieht, es verwüstet?

> Diese Frage wird derzeit in meteorologischen Foren und auch
> für einen Wikipedia-Artikel diskutiert.

Ernsthaft?

Bastian Fuchs

unread,
Aug 26, 2007, 5:24:02 AM8/26/07
to
> Was sagen die Sprachexperten dazu? Soll in der deutschen
> Sprache der Wirbelsturm einen "Landfall" oder einen "Landgang"
> machen?

Keines von beiden? Erstens klingt /machen/ seltsam, zweitens
wäre mir ein Wirbelsturm suspekt, der einen Gang übers Land


macht. Was soll damit überhaupt gesagt werden? Daß er aufs Land
trifft, über das Land hinwegzieht, es verwüstet?

> Diese Frage wird derzeit in meteorologischen Foren und auch
> für einen Wikipedia-Artikel diskutiert.

Ernsthaft?

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