"Verunglückte Übersetzungen und Eindeutschungen. Ganze Bücher
ließen sich hiermit füllen. Vielen Fachleuten muß man eine
gewisse Bequemlichkeit attestieren, wenn es darum geht,
verständliche und korrekte Übersetzungen der ihnen vertrauten
Fachtermini zu finden."
Prima, dann könnt ihr mir sicher helfen, bevor es zu spät ist :-)
Es geht um die Verwendung eines mathematischen Begriffs im Deutschen,
der einem englische Kunstwort relativ neuen Datums entspricht: primorial.
Sei n eine natürliche Zahl größer 0. Dann bezeichnet das Primorial
von n das Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich n.
'primorial' ist ein Kunstwort, gebildet aus 'prime' (Primzahl) und
'factorial' (Fakultät). Die Fakultät von n, hier im mathematischen
Sinn gemeint, bezeichnet dabei das Produkt aller natürlichen Zahlen
größer 0, die kleiner oder gleich n sind.
Die offenkundige Frage ist nun: Welches Wort sollte man im Deutschen
verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
Übersetzung ganz verzichten und die längliche Umschreibung 'Produkt
aller Primzahlen kleiner oder gleich p' verwenden?
Die Frage wurde und wird auch auf Seiten von Wikipedia diskutiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Primorial
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Fakult%C3%A4t_%28Mathematik%29
Gruß Peter
Mit Primorial (von engl. primorial) bezeichnet man das Produkt aller
Primzahlen, die eine bestimmte Zahl nicht übersteigen. Das Primorial
ist eng mit der Fakultät verwandt und kommt vor allem in dem
mathematischen Gebiet der Zahlentheorie zum Einsatz. Die Niederländer
haben Primorial unter "Primoriaal" abgelegt.
(http://lexikon.freenet.de/Primorial)
Also, *primorial* sowohl im englischen als auch im deutschen
Sprachgebrauch.
--
P.E.
> (http://lexikon.freenet.de/Primorial)
Das ist eine Kopie der von Peter Luschny genannten Originalquelle mit
vorläufiger Benennung. Genau dort wird die Benennung gerade erörtert.
Wenn heute auf Wikipedia ein Einzelner ein Kunstwort erfindet und mit
ernster Miene etwas dazu schriebt, steht es binnen kurzem 100fach im WWW.
Matthias
--
Die Regierungen der Päpste waren nur kurz, obgleich immer der Vater auf
den Sohn folgte. Prof. Galletti
Wer zum Kuckuck ist denn Prof. Galletti? => http://www.galletti.de/
== Bitte bei Mailantwort Großbuchstaben aus Reply-Adresse löschen. ==
> Die offenkundige Frage ist nun: Welches Wort sollte man im Deutschen
> verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? [...]
Neben Stefans »Primultät« und natürlich »Primfakultät« könnte mir auch
»Primfaktorielle« bzw. vielleicht noch »Primorielle« gefallen.
»Primorial« paßt natürlich nicht ins Deutsche. Im Moment bevorzuge ich
tatsächlich Stefans Vorschlag.
Ich bin übrigens durch Informatiker-Mathematikvorlesungen an der TU
München vorgeschädigt, falls das etwas zur Sache tut. Da kam zum
Beispiel irgendwo die »fallende Faktorielle« vor (die auf englisch
»falling factorial« heißt). In welchem Maße das woanders verbreitet ist,
weiß ich nicht.
--
Lars Trebing | http://www.ltrebing.de/ | mailto:ltre...@ltrebing.de
> http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Primorial
In dem Artikel zu der Diskussionsseite steht:
"Überraschender Weise gilt für das Primorial"
Ist das BRaZ? Man traut ja seinen Augen nicht mehr.
Jörn
>> ... das Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich n.
>> Primorial? Oder Primfakultät? Oder ....
> »Primultät«
Es wird also jedenfalls ein Kunstwort. Wobei wir eigentlich
frei sind, es uns im Deutschen selbst zurechtzulegen.
Vielleicht habe ich unglücklich im Ursprungsbeitrag zu sehr auf
den Zusammenhang mit dem englischen Wort abgehoben.
Setzen wir voraus, dass ein Bedarf für die Einführung besteht.
Was sind dann die Kriterien für eine gute Neuschöpfung?
Gerade hierzu erhoffe ich mir in dieser Gruppe weitere Hinweise.
Meiner Meinung nach: Natürlichkeit und Wohlklang.
Natürlichkeit scheidet für mich 'Primorial' aus. Das Wort
verstehe ich ohne explizite Erklärung nicht. Dagegen kann
ich bei 'Primfakultät' das Gemeinte richtig erraten - eine
gewisse Vertrautheit mit Mathematik immer vorausgesetzt.
Ähnlich bei 'Primultät'. Auch hier wird die intendierte Bedeutung
nicht so sehr suggeriert wie bei 'Primfakultät'.
'Primfakultät' dagegen als eine verkürzte Form von 'Primzahlfakultät'
scheint mir das Kriterium der Natürlichkeit zu erfüllen.
Wohlklang: 'Primultät' versus 'Primfakultät'. Für mich gewinnt
'Primfakultät'. 'Primultät' klingt in meinen Ohren ein wenig
wie Karneval am Rhein ;-)
Zu guter Letzt doch noch die Konkordanz mit dem Englischen.
'Primorial' ist auch im Englischen ein Kunstwort, entstanden
aus 'prime number' und 'factorial'. 'Primfakultät' würde genau
diesem inneren Aufbau entsprechen.
So, damit habe ich mein persönliches Votum abgegeben.
Gruß Peter
>
> 'primorial' ist ein Kunstwort, gebildet aus 'prime' (Primzahl) und
> 'factorial' (Fakultät). Die Fakultät von n, hier im mathematischen
> Sinn gemeint, bezeichnet dabei das Produkt aller natürlichen Zahlen
> größer 0, die kleiner oder gleich n sind.
>
> Die offenkundige Frage ist nun: Welches Wort sollte man im Deutschen
> verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
> Übersetzung ganz verzichten und die längliche Umschreibung 'Produkt
> aller Primzahlen kleiner oder gleich p' verwenden?
>
Auf jeden Fall Primorial. Dieses Kunstwort wurde für das Englische
eingeführt, und ich sehe kein Hindernis dagegen, es ins Internationale zu
übernehmen. All die Überlegungen, ob einer von dir der angegebenen
Gegenvorschläge besser sein könnten, hätte man im Original machen können.
Man sollte eine als nicht so gut empfundene Wahl des Originals nicht in der
Übersetzung verbessern wollen.
Joachim
> Am 26.03.2006 schrieb Stefan Ram:
>
> > Peter Luschny <spam...@luschny.de> writes:
> >>Sei n eine natürliche Zahl größer 0. Dann bezeichnet das Primorial
> >>von n das Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich n.
> >>verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
> >
> > »Primultät«
>
> Mir gefällt Primfakultät gut, weil man gleich erkennt, worum es geht.
Ob ein Nicht-Mathematiker bei "Prim" auch gleich an Primzahlen denkt?
Da wäre ich mir nicht so sicher -- und ob er mit "Fakultät" nicht auch
in die falsche Richtung schwenken könnte, ist noch eine andere Frage.
Da "Fakultät", ausserhalb der Mathematik, noch andere sehr spezifische
Inhalte birgt (Theologie, Bildungswesen), finde ich die dieses Suffix
"-fakultät" also nicht so überzeugend.
Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale zu
übernehmen viel besser.
Wir kommen doch auch zurecht mit: Tutorial, Memorial, Editorial ...
--
Yvonne Steiner
>> Die offenkundige Frage ist nun: Welches Wort sollte man im Deutschen
>> verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
>> Übersetzung ganz verzichten und die längliche Umschreibung 'Produkt
>> aller Primzahlen kleiner oder gleich p' verwenden?
> Auf jeden Fall Primorial. Dieses Kunstwort wurde für das Englische
> eingeführt, und ich sehe kein Hindernis dagegen, es ins Internationale zu
> übernehmen.
Das heißt wir überspringen jetzt das Deutsche und sprechen nur mehr
'International', und zwar in der Form, wie es sich gerade wo ergibt?
Vorsicht, die Chinesen sind in der Mathematik gerade sehr im Vormarsch,
d.h. in 10 Jahren wählen wir international 'auf jeden Fall Plimolial'?
Das kann doch nicht dein Ernst sein!
Wir sagen doch auch nicht 'factorial' sondern 'Fakultät'.
> All die Überlegungen, ob einer von dir der angegebenen
> Gegenvorschläge besser sein könnten, hätte man im Original machen können.
> Man sollte eine als nicht so gut empfundene Wahl des Originals nicht in der
> Übersetzung verbessern wollen.
Mir geht es nicht um eine 'Übersetzung' - das habe ich leider im OP an einer
Stelle nicht ganz richtig formuliert - sondern ich suche eine gute, angemessene
Sprechweise im Deutschen.
>> Oder auf eine Übersetzung ganz verzichten und die längliche Umschreibung 'Produkt
>> aller Primzahlen kleiner oder gleich p' verwenden?
soll heißen
>> Oder auf die Einführung eines eigenen Terminus ganz verzichten und die längliche
>> Umschreibung 'Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich p' verwenden?
Dies ist einer der Vorschläge auf Wikipedia.
Gruß Peter
Wir sagen aber auch "n faktorielle" für "n!"
Helmut
--
All typos © My Knotty Fingers Ltd. Capacity Dept.
> Ob ein Nicht-Mathematiker bei "Prim" auch gleich an Primzahlen denkt?
Müssen Fachbegriffe an Laienvorstellungen gemessen werden?
>> Wir sagen doch auch nicht 'factorial' sondern 'Fakultät'.
> Wir sagen aber auch "n faktorielle" für "n!"
Einige sagen das, ja. Aber wie geht jetzt dein Bemerkung weiter?
Sollen wir "n primorielle" für "n#" sagen?
Gruß Peter
> Wir sagen aber auch "n faktorielle" für "n!"
Wir nicht. Und nun?
--
Christian Schulz http://www.spinfo.uni-koeln.de/~schulz/
"Wo wir gegessen haben war so ein ekeliges zeuch und das
+heißt Tarama und das zeuch is rosa und das esse ich nicht gerne. Das war
+nicht das schönste Erlebnis." (Aus einem Aufsatz "Mein schoenstes
Ferienerlebnis")
>>>> Sei n eine natürliche Zahl größer 0. Dann bezeichnet das Primorial
>>>> von n das Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich n.
>>>> verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
>>> »Primultät«
>> Mir gefällt Primfakultät gut, weil man gleich erkennt, worum es geht.
> Ob ein Nicht-Mathematiker bei "Prim" auch gleich an Primzahlen denkt?
Sag an, woran denkst du (unterstellt, du bist keine Mathematikerin)?
> Da wäre ich mir nicht so sicher -- und ob er mit "Fakultät" nicht auch
> in die falsche Richtung schwenken könnte, ist noch eine andere Frage.
Also mathematisch gesehen sicher nicht.
> Da "Fakultät", ausserhalb der Mathematik, noch andere sehr spezifische
> Inhalte birgt (Theologie, Bildungswesen), finde ich die dieses Suffix
> "-fakultät" also nicht so überzeugend.
Gut. Aber das gilt nur für den nichtmathematischen Gebrauch.
Überschneidungen in der Anwendung sind nicht zu befürchten.
> Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale zu
> übernehmen viel besser.
> Wir kommen doch auch zurecht mit: Tutorial, Memorial, Editorial ...
Ich stelle mein Eingangszitat aus der FAQ eurer Gruppe dem entgegen:
" Vielen Fachleuten muß man eine gewisse Bequemlichkeit attestieren,
wenn es darum geht, verständliche und korrekte Übersetzungen der ihnen
vertrauten Fachtermini zu finden."
Anspruch aufgegeben?
Gruß Peter
> Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale
> zu übernehmen viel besser. Wir kommen doch auch zurecht mit: Tutorial
(englisch für »Anleitung«),
> Memorial
(englisch für »Gedenkstätte«),
> Editorial ...
(englisch für »Vorwort«).
> Peter Luschny wrote:
>
>> Wir sagen doch auch nicht 'factorial' sondern 'Fakultät'.
>
> Wir sagen aber auch "n faktorielle" für "n!"
Im Gegensatz zu »n factorial« ist das aber immerhin schon deutsch.
>> Editorial ...
>
> (englisch für »Vorwort«).
Eher: Wort des Herausgebers/Chefredakteurs, Leitartikel
Das /kann/ ein Vorwort sein, das ist aber nicht zwingend.
> Rüdiger Silberer <Silberer...@lycos.de> wrote:
>
>> Am 26.03.2006 schrieb Stefan Ram:
>>
>> > Peter Luschny <spam...@luschny.de> writes:
>> >>Sei n eine natürliche Zahl größer 0. Dann bezeichnet das Primorial
>> >>von n das Produkt aller Primzahlen kleiner oder gleich n.
>> >>verwenden für primorial? Primorial? Oder Primfakultät? Oder auf eine
>> >
>> > »Primultät«
>>
>> Mir gefällt Primfakultät gut, weil man gleich erkennt, worum es geht.
>
> Ob ein Nicht-Mathematiker bei "Prim" auch gleich an Primzahlen denkt?
Warum ist es wichtig, was ein nicht-Mathematiker denkt, wenn ihm
zusammenhanglos einen Fachausdruck aus der Mathematik präsentiert wird?
Woran wird er wohl denken, wenn er "differenzieren" hört oder
"Polynomdivision"?
> Da wäre ich mir nicht so sicher -- und ob er mit "Fakultät" nicht auch
> in die falsche Richtung schwenken könnte, ist noch eine andere Frage.
>
> Da "Fakultät", ausserhalb der Mathematik, noch andere sehr spezifische
> Inhalte birgt (Theologie, Bildungswesen), finde ich die dieses Suffix
> "-fakultät" also nicht so überzeugend.
>
> Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale zu
> übernehmen viel besser.
Inwiefern ist das für den Laien besser? Oder geht es nur darum, ein Wort zu
finden, unter dem er sich gar nichts vorstellen kann, um sicherzustellen,
daß er sich nicht das Falsche vorstellt? Der "Prim" ist jedenfalls immer
noch drin.
>> Ob ein Nicht-Mathematiker bei "Prim" auch gleich an Primzahlen denkt?
>
> Sag an, woran denkst du (unterstellt, du bist keine Mathematikerin)?
An ein Tonintervall (bzw. in diesem Fall Nichtintervall)? An die
Signatur der ersten Seite eines Bogens?
Es ist aber eigentlich egal, ob "prim" außerhalb der Mathematik noch
andere Bedeutungen hat; hier geht es eindeutig um mathematischen
Kontext, und da wieß jeder, der angesprochen ist, was mit "prim"
gemeint ist.
Und da, wenn ich den Faden richtig verstehe, in der englischen
Fachsprache "Primorial" eingeführt ist, wage ich die Prognose: es wird
auch in der denglischen Fachsprache so heißen, egal was noch für
Vorschläge kommen.
Diedrich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungelesen entsorgt.
> Yvonne Steiner schrieb:
>
> > Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale
> > zu übernehmen viel besser. Wir kommen doch auch zurecht mit: Tutorial
>
> (englisch für »Anleitung«),
>
>
> > Memorial
>
> (englisch für »Gedenkstätte«),
>
> > Editorial ...
>
> (englisch für »Vorwort«).
(zum Beispiel, ja)
Aber Du dachtest ja wohl, ich wüsste das alles nicht schon selbst. ;-)
Was ich ansprechen wollte ist doch, dass diese Begriffe eben auch in
deutschen Texten auftauchen.
--
Yvonne Steiner
> Warum ist es wichtig, was ein nicht-Mathematiker denkt, wenn ihm
> zusammenhanglos einen Fachausdruck aus der Mathematik präsentiert
> wird? Woran wird er wohl denken, wenn er "differenzieren" hört oder
> "Polynomdivision"?
Du brauchst gar keine Fremdwörter zu verwenden. Was ein Mathematiker
unter "Körper", "Feld", "Ring", "Ideal", "Gruppe", "Raum", "Kante",
"Knoten" usw. ad infinitum versteht, hat mit dem, was sich Otto
Normalverbraucher¹ darunter vorstellt, nur wenig gemein.
Diedrich
¹obPCdisclaimer: Ottilie Normalverbraucherin ist mitgemneint.
Obwohl Stefans "Primultät" spontan auch von mir hätte stammen können, hast
du MUSEN mit "Primfakultät" schon eine/die treffende Übertragung gefunden.
Die englische (Un)Sitte, bei Kunstwörtern durch Zusammenschiebung teils gar
nicht so irrelevante Silben zu verschlucken wie hier "fac-" (ähnlich auch
"edutainment"), um etwas Eingängiges zu schaffen, ist im Deutschen eher
unüblich.
Wie du schon sagst: Wer sich in Mathematik ungefähr auskennt und vor allem
mit den gegebenen deutschen Begrifflichkeiten vertraut ist, wird schnell
eine in die richtige Richtung gehende Vorstellung davon haben, was gemeint ist.
Und das uneingeschränkt wichtigste Kriterium: "Primfakultät" ist
lippensynchron auf "primorial" sprechbar! ;-)
Gruß,
Tobias
> Müssen Fachbegriffe an Laienvorstellungen gemessen werden?
Neuerdings sogar an Erstkläßlervorstellungen.
--
Hauke Reddmann <:-EX8 fc3...@uni-hamburg.de
His-Ala-Sec-Lys-Glu Arg-Glu-Asp-Asp-Met-Ala-Asn-Asn
> Obwohl Stefans "Primultät" spontan auch von mir hätte stammen können,
> hast du MUSEN mit "Primfakultät" schon eine/die treffende Übertragung
> gefunden. Die englische (Un)Sitte, bei Kunstwörtern durch
> Zusammenschiebung teils gar nicht so irrelevante Silben zu
> verschlucken
> wie hier "fac-" (ähnlich auch "edutainment"), um etwas Eingängiges zu
> schaffen, ist im Deutschen eher unüblich.
Ich stimme dir zu. "Primfakultät" ist ein sehr guter Terminus,
wesentlich besser jedenfalls als das englische Kunstwort "Primorial",
mit dem ich im Deutschen keinerlei Assoziation verbinde.
Franz
> Obwohl Stefans "Primultät" spontan auch von mir hätte stammen können, hast
> du MUSEN mit "Primfakultät" schon eine/die treffende Übertragung gefunden.
> Die englische (Un)Sitte, bei Kunstwörtern durch Zusammenschiebung teils gar
> nicht so irrelevante Silben zu verschlucken wie hier "fac-" (ähnlich auch
> "edutainment"), um etwas Eingängiges zu schaffen, ist im Deutschen eher
> unüblich.
Was ist eigentlich die deutsche Entsprechung zu "Edutainment"?
"Unterbildung"?
> Ich las gerade auf heise:
>
> »quadratisch integrierbare Funktion, und somit
> insbesondere jede kontinuierliche Funktion«
>
> http://www.heise.de/newsticker/meldung/print/71285
>
> Gemeint ist vielleicht
>
> »quadratintegrierbare Funktion, und somit insbesondere jede
> stetige Funktion«
Ja. Ich will den Heise Verlag jetzt nicht in Schutz nehmen dafür,
dass er ungeprüft auf Sprache und Inhalt fremde Texte auf seine
eigene Seite stellt - ein Link hätte auch genügt -
http://www.abelprisen.no/nedlastning/2006/german_2006_press.pdf
trotzdem: der Hauptmangel ist der Norwegischen Akademie der
Wissenschaften anzulasten, die es nicht geschafft hat, bei
einem Preis, der in der Klasse des Nobelpreises angesiedelt
ist, die dazu angebotene Presseerklärung fachlich richtig
zu formulieren.
Das ist schon mehr als traurig. Da brauche ich fürwahr
mich nicht um Primorial/Primfakultät zu sorgen.
Gruß Peter
> Yvonne Steiner schrieb:
>
>> Mir gefällt Joachim Penses Vorschlag, "Primorial" ins Internationale
>> zu übernehmen viel besser. Wir kommen doch auch zurecht mit: Tutorial
>
> (englisch für »Anleitung«),
Nein, unter Tutorial verstehe ich keine Anleitung, jedenfalls nicht
irgendeine, sondern eher ein Mini-Lehrbuch, eine lehrhafte Darstellung
konkreter Anwendungsbeispiele.
--
Oliver C.
> Ich bin übrigens durch Informatiker-Mathematikvorlesungen an der TU
> München vorgeschädigt, falls das etwas zur Sache tut. Da kam zum
> Beispiel irgendwo die »fallende Faktorielle« vor (die auf englisch
> »falling factorial« heißt). In welchem Maße das woanders verbreitet ist,
> weiß ich nicht.
Ich kannte die "Faktorielle" bisher nicht, und sie erscheint mir auch
wie eine Fehlübersetzung, denn das englische "factorial" habe ich bisher
nicht als nominalisiertes Adjektiv verstanden. Das bestätigen diverse
Wörterbücher, die das Adjektiv vom Nomen ableiten, aber nicht umgekehrt.
--
Oliver C.
Völlig unabhängig von toten Faktoriellen: Man kann auch ein Adjektiv
von "Funktion" ableiten und daraus wieder ein Substantiv mit einer
anderen Bedeutung machen.
CU
Thomas
LOL,
[x] ohne jeden Vorbehalt dafür!
Ich fordere, dass "Banane" mit sofortiger Wirkung als Insidergag in dem
Zusammenhang eingeführt wird. ;-)
> Den Mathematikern ist es vermutlich egal,
Hätte ich vorurteilsbehaftet auch gedacht. Herr Dubner scheint den Begriff
"primorial" in völliger Ignoranz gewählt zu haben, dass auf "-orial", nur
weil ihm in seinem Leben vielleicht nicht solche begegnen, auch viele
andere lateinische Wörter ausgehen. Für sein Belangen mag das ja egal sein,
aber mir gefällt es, wenn neue Kunstwörter immer noch einem gewissen
althergebrachten System folgen, das gleichzeitig auch theoretisch noch
Möglichkeiten für mehr ähnliche Wortspielereien lässt, die trotzdem zu
etwas Eigenem führen. Wenn man eines Tages serienmäßig zum Erstgeborenen
ein anschauliches Handbuch mitgeliefert bekommt, könnte man das ja (*prim +
Tutorial) auch Primorial nennen... Das ursprünglich Wesentliche des einen
Bestandteils (*fac-) fällt unter den Tisch, ein Übertragen auf andere
Wörter unseres bisherigen Wortschatzes wird unmöglich.
So wäre ich nun eher davon ausgegangen, dass das Ganze deutschen
Mathematikern völlig egal ist und sie sich problemlos verdenglischen
lassen, aber wie der Originalbeitrag beweist, ist dem nicht so. Peter hat
gezeigt, dass es nicht so sein muss.
Was ich damit insgesamt sagen will: Die Sprache hat bereits, wie sie sich
bislang entwickelt hat, so viele tolle Möglichkeiten, mit ihr sinnvoll zu
spielen. Da muss man nicht extra noch neue Regeln erfinden. Zumal wenn man
die bisherigen nicht versteht.
Gruß,
Tobias
Dass es unter Umständen in der deutschsprachigen Matheamtik (a)
Begriffe gibt, die sich nicht wesentlich von den englischen
unterscheiden und (b) gegebenenfalls auch mehrere Begriffe dasselbe
umschreiben.
Und nun habt ihr gelernt, was wir, die wir in den 1970ern Mathematik
an der Johannes-Kepler-Universität Linz studiert haben, dazu sagen.
Und habt vielleicht gelernt, dass es unter Umständen selbst in der
Mathematik mehrere synonyme Begriffe für bestimmte Sachverhalte geben
kann. Und dass diese Begriffe unter Umständen jenen im Englischen
nicht unähnlich sind.
Und vielleicht sogar, dass es kein Beinbruch wäre, den im Englischen
bereits eingeführten Begriff zu übernehmen, bevor irgendwer wieder
jede Menge geistiger Verrenkungen macht, um ja bloß einen Begriff zu
erfinden, bei dem ja bloß keinem der Verdacht kommen könnte, dass
dieser Begriff womöglich in Kenntnis des englischen Begriffs erfunden
worden ist...
>>> Wir sagen aber auch "n faktorielle" für "n!"
>> Einige sagen das, ja. Aber wie geht jetzt dein Bemerkung weiter?
> Dass es unter Umständen in der deutschsprachigen Matheamtik (a)
> Begriffe gibt, die sich nicht wesentlich von den englischen
> unterscheiden und (b) gegebenenfalls auch mehrere Begriffe dasselbe
> umschreiben.
Das ist in der Tat so, was allerdings auch nicht überrascht.
Hier ein Zitat zur Geschichte der Wörter, dem wir entnehmen können,
dass es in der deutschsprachigen Mathematik Begriffe gibt, die sich
nicht wesentlich von den französischen unterscheiden :-)
/
| FACTORIAL. The earlier term faculty was introduced around 1798 by
| Christian Kramp (1760-1826). Factorial was coined (in French as factorielle)
| by Louis François Antoine Arbogast (1759-1803).
|
| Kramp withdrew his term in favor of Arbogast's term. In the Preface, pp. xi-xii,
| of his "Éléments d'arithmétique universelle," Hansen, Cologne (1808), Kramp remarks:
|
| "...je leur avais donné le nom de facultés. Arbogast lui avait substitué la
| nomination plus nette et plus française de factorielles; j'ai reconnu l'avantage
| de cette nouvelle dénomination; et en adoptant son idée, je me suis félicité de
| pouvoir rendre hommage à la mémoire de mon ami."
|
| Earliest Known Uses of Some of the Words of Mathematics
| http://hometown.aol.com/jeff570/f.html
\
Gruss Peter
> Was ist eigentlich die deutsche Entsprechung zu "Edutainment"?
> "Unterbildung"?
Mit Freude lernen.
Gruß
P. W.
--
Latinitatem colamus!
Ist das jetzt eduphemisch?
> Ich verweise des weiteren auf das klassische
> "A note on piffles".
Wobei ich besonders die BNF Variante davon mag:
The grammar rules used to describe the Metaslang language use the
conventions of (extended) BNF. For example, a grammar rule like:
wiffle ::= waffle [ waffle-tail ] | piffle { + piffle }*
defines a wiffle to be: either a waffle optionally followed by
a waffle-tail, or a sequence of one or more piffles separated by
terminal symbols + .
(Further rules would be needed for waffle, waffle-tail and piffle.)
> Als Hobbymathematiker sage ich: Banane.
Ich lese gerade in einem Beitrag von Heinz L.:
"Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana."
- Groucho Marx!
Yes. ;-)
Gruß Peter
>>> Müssen Fachbegriffe an Laienvorstellungen gemessen werden?
>>
>> Neuerdings sogar an Erstkläßlervorstellungen.
> Erstklässlervorstellungen
Wenn auch nicht an Deinen.
> Es ist das was der Autor für Neuschrieb hält, man will doch
> fortschrittlich sein und dies durch eine angemessene Getrenntschreibung
> auch demonstrieren.
Furchtbar ist das, ich werde immer unsicherer.
Jörn