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[de.rec.fotografie] Re: Objektive Pressebilder?

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Rainer Knaepper

ungelesen,
06.12.2011, 18:01:1806.12.11
an

MID: <4eda6dab$0$30113$af66...@news.htp-tel.de>
Date: 03.12.11
Group: de.rec.fotografie
From: kohlr...@htp-tel.de (Ralf C. Kohlrausch)


Peter.Fronteddu schrieb:
> Uwe Borchert wrote:
>
>> Am 02.12.2011 17:52, schrieb Peter.Fronteddu:
>>
>>> In Redaktionen arbeiten "Profis". Oft halt keine Fotografenprofis
>>> (mehr). So läuft das halt und so siehts dann eben auch oft aus.
>> Was ist den daran so schwer denen eine kurze Einweisung zu
>> geben?
>
> Wird man schon machen. Hat der Redakteur nur ne Woche später - wenn er
> die Kamera braucht - wieder vergessen.
>

Echt? Wo? Meine Lokalredaktion wurde damals so digitalisiert. Freitags
Anruf aus der Zentrale, muss heute alles früher fertig werden, egal wie.

Freitag abend kamen Techniker, bauten neue Computer auf, legten eine
Nikon EE-2 und ein 2,8/80-200 und einen Metz-Blitz auf den Tisch und
verkündeten: "Die Montagsausgabe wird digital produziert." Dann hatten
die Techniker Feierabend, sie mussten ja auch noch zurück in die
Zentrale fahren.

Wir mussten unterschreiben, dass wir persönlich für die (damals etwa
35.000 Mark teure) Kamera haften, worauf das Ding unter Zeugen im
Stahlschrank eingeschlossen und nicht mehr angerührt wurde.

Paar Wochen später Leitungskonferenz in der Zentrale, die Digis würden
zu wenig genutzt. Naja, so sei das mit der Haftung auch nicht gemeint
gewesen, es sollten halt diejenigen nutzen, die sie am meisten brauchen,
aber nicht die Freien, nur die Redakteure, wegen der Haftung.

In der Redaktion dann die Erkenntnis, am meisten gebraucht wird die
Kamera vom Sport, die Sportreporter sind aber feste Freie und keine
Redakteure, also blieb die Kamera im Schrank.

Paar Wochen später Rundschreiben vom CR: Die Digis eifrig nutzen und die
Digibilder in der BU mit einem * kennzeichnen. Und nicht schummeln,
das würden sie merken.

Auswertung in der Redaktion: Wenn sie's wirklich merken würden, müssten
wir ja keine Sterchen dran machen. Also an jedes zweite Bild ein
Sternchen gemacht, die Kamera blieb im Stahlschrank.

Schließlich ein Rundschreiben: Irgendjemand möge _bitte_ die Digis
benutzen. Erkenntnis der Frauen: Viel zu schwer. Meine Erkenntnis: Die
Kamera hat intern eine Adapteroptik, die nur Blende 6,7 schafft. Das
2,8er Tele kann gar nicht ausgenutzt werden.

Chefredaktion kündigt allen Laboranten gleichzeitig, die
Lokalredaktionen sollen digital fotografieren. Lokalredaktion: Alle
gleichzeitig? Mit einer Kamera? Chefredaktion: Wir sollen zwischen den
Terminen Übergaben organisieren. Wir: Die Hälfte der Leute sind Pendler
aus dem Westen, die kommen gar nicht in die Redaktion. Die Kamera kann
nur 80 Bilder am Stück, dann ist der Akku platt. Chefredaktion: Zweiter
Akku ist nicht, das Objektiv war so teuer, kein Geld mehr.

Redaktion beschäftigt Laborantin weiter auf Honorarbasis, Honoraretat
wird grausam überzogen.

Leitungskonferenz in der Zentrale, Honoraretat wird gekürzt. Redaktion
schließt Vertrag mit örtlichen Fotohändler, der unsere Filme auch am
Wochenende entwickelt. Redakteure probieren sich am Scanner und an
Fotoshop. Chefredaktion verbietet Bildbearbeitung in den Redaktionen,
wird in der Zentrale automatisch gemacht.

Die technische Bildqualität sinkt, die Kombination von 1600 ASA (max.
der Kamera) und Blende 6,7 ist abends nur bedingt einsatztauglich.
Konzerte etc. werden geblitzt. Belichtungslotto, weil klassisches TTL
und Sensor nicht funktioniert. Wegen Fehlbelichtungen wird der Blitz ein
ums andere Mal zur Reparatur geschickt. In dieser Zeit gibt es kein
Ersatzgerät. Den Zusammenhang von Sensor und TTL erkennt niemand.

Die EE-2 wird durch eine Olympus E-10 mit Weitwinkel- und Telekonverter
ersetzt. Die E-10 hat eine lichtstärkere optik, kann aber nur 400 ASA.
es wird weiter geblitzt. Nun Schärfelotto: Mit den Vorsatzkonvertern
funktioniert der AF nicht mehr.

Die E-10 wird schließlich durch mehrere Kompaktkameras Coolpix 950
ersetzt. Ständige Reparaturen wegen abbrechender Batteriefachdeckel.
natürlich in dieser Zeit keine Ersatzgeräte.

Dann war ich nicht mehr in der Redaktion, so im Großen und Ganzen
scheint das digitale Fotografieren inzwischen zu funktionieren.

Gruß
Ralf C.

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