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Muehls esoterische Erben: ZEGG

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Ulrich Kuhnle

ungelesen,
16.06.1994, 08:47:0016.06.94
an

BE....@LINK-ATU.zer.sub.org schrieb am Di 14.06.94

> Quelle: Dieser Artikel stammt größtenteils aus einer kritischen
> Zeitschrift, deren Namen wir leider nicht kennen, da uns nur eine
> Kopie vorliegt. Wir wollen deshalb diesen Text keinesfalls als den
> unseren ausgeben. Bearbeitung: Karl Gurnhofer (ALPA)

Die Zeitschrift könnte die *ÖkoLinX* sein, die Zeitschrift der
ökologischen Linken. Dort erschien im Sommer/Herbst ein längerer
Artikel über die ZEGG.

Freizeit & Glück
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+-+++-


be....@link-atu.comlink.de

ungelesen,
14.06.1994, 06:37:0014.06.94
an

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nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin' *
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Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt *
nichts über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus *
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> Nachricht von ALPA im akin-Pressedienst


Esoterik:

> Mühls Erben

ZEGG -- 'freie Sexualität' im New-Age-Zeitalter


Seit einiger Zeit machen diverse Gruppierungen mit esoterischem
Touch von sich reden: so auch ZEGG ("Zentrum für experimentelle
Gesellschaftsgestaltung"). Sie versucht in der Alternativszene
neue AnhängerInnen zu gewinnen. Das besondere Ziel von ZEGG ist
die "freie Sexualität und Liebe", um darüber zu einer
"gewaltfreien Erde" zu gelangen. Einer der Gründer von ZEGG ist
Dieter Duhm. Er war in den 70er-Jahren in der AAO-Kommune von Otto
Mühl aktiv, wo er 1977 das Konzept von ZEGG entwickelte, mit dem
Ziel,. die AAO gesellschaftsfähig zu machen, ihr den anrüchigen
Ruf einer Sekte zu nehmen und sie in die Alternativszene zu
integrieren. Wegen des fehlenden religiösen Hintergrundes kann man
derartige Gruppen wohl auch nicht als "Sekten" bezeichnen. Auch
sind ihre Aktivitäten nicht vollständig abzulehnen, bemühen sie
sich doch meistens um eine ganzheitliche, spirituelle Sicht der
Dinge. Neben den nicht zu übersehenden geschäftlichen Interessen
der meisten Gruppierungen, die uns die jüngste Esoterikwelle
beschert hat, gibt es aber auch andere Gründe, deren Aktivitäten
kritisch zu beurteilen.


>Otto Mühl und die AAO

1973 gründete Otto Mühl die AAO ("Aktions-Analytische
Organisation"). Mühl versprach, den Weg zu einer "befreiten
Gesellschaft" gefunden zu haben. Mit der angeblichen Abschaffung
von Privateigentum und der Einführung der "freien Sexualität" warb
er für sich und seine AAO-Kommune. Die Praxis in der AAO sah
allerdings anders aus: hierachische und patriarchale Strukturen
prägten die Gruppe. Die "freie Sexualität" pervertierte zu einem
Sex-Zwang. Wer sich über längere Zeit hin der freien Sexualität
entzog, indem er/sie mehrere Tage hindurch sexuell abstinent
bleiben wollte, wurde zum Gruppenproblem. Da "Geilheit" den
Menschen kennzeichnete und diese nur durch die
Kleinfamilienerziehung unterdrückt war, erschien jedes
Gruppenmitglied, das längere Zeit keine Lust hatte, als krank.

Der Tyrann und Alleinherrscher Mühl nahm sich das Recht, alle
heranwachsenden Mädchen in der Kommune zu deflorieren. Er
betrachtete es als seine Pflicht, die "Mädchen in die Sexualität
einzuführen". Die jungen Mädchen durften nur mit ihm sexuellen
Kontakt haben, bis sie 17 oder 18 Jahre alt waren. Denn nur er sei
in der Lage, so eine sexuelle Beziehung nicht für eine "perverse
Zweierbeziehung zu mißbrauchen". Der Kampf gegen feste Beziehungen
zweier Menschen ging sogar soweit, daß per Computer sogenannte
"Ficklisten" erstellt wurden, die festlegten, wer mit wem schläft.

Das Aus für diese "Sekte" kam dann 1991 während des Prozesses
gegen Mühl, bei dem er wegen Vergewaltigung und sexuellem
Mißbrauch von Kindern zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. ZEGG
ist nichts anderes als eine Weiterentwicklung der AAO-Kommune.


> Entpolitisierung durch New Age

Die New Age-Bewegung ist wie vieles andere von den USA über den
großen Ozean nach Westeuropa geschwappt. Mitte der 80er Jahre ist
diese Bewegung in der BRD stark geworden. Der Mißerfolg der 68er-
Bewegung und die verlorenen Kämpfe der 70er führten zu einer Suche
nach etwas Neuem. Die Esoterik und New Age-Welle kam gerade zur
rechten Zeit.

Die zentrale Aussage lautet: Die Forderungen nach einer
gesellschaftlichen Veränderung können aufgegeben werden, denn jede
Veränderung reduziert sich auf das persönliche Ich. Die
RebellInnen von einst haben jetzt feste, gute Jobs, haben sich
etabliert und sind trotzdem nicht zufrieden. In der Freizeit, an
Wochenenden oder in Sommer- und Workcamps können sie sich selber
befreien und "selbst"verwirklichen, und am Montag können sie dann
wieder ihrer Lohnarbeit nachgehen, ohne diese zu hinterfragen.

ZEGG ist deshalb auch keine selbstverwaltete Landkommune, sondern
eine durchkapitalisierte Ges.m.b.H., die sich wie eine Holding in
verschiedene Unternehmen aufgliedert (Projekt Meiga, Verlag Meiga,
Sex-Peace, Forschungsschiff Kairos, ZEGG-Universität, Ökotec,
...). Die Struktur von ZEGG wird von ihnen als "transparente
Hierachie" bezeichnet. So ist jedem/r bei ZEGG klar, wo seine/ihre
Position ist, wo oben und unten ist.

ZEGG will damit alle Menschen ansprechen, die "auf der Suche nach
neuen Wegen" sind, um die gesellschaftliche und ökologische
Katastrophe zu bewältigen. Der Weg, den ZEGG anbietet, ist
einfach: Jede/r muß sich mit ihrem/seinem "Inneren" beschäftigen,
zu sich selbst finden. Das System, das für die Katastrophen
verantwortlich ist, wird nicht angegrifen. Es wird nicht mehr
versucht, das System zu verändern oder zu beseitigen.
Pseudopolitische und ökologische Themen werden als Aufreißer für
die Verbreitung der ZEGG-Ideologie benutzt. ZEGG bietet aber keine
Alternativen an. Weder werden Aussagen gemacht, wie in der
künftigen Gesellschaft Entscheidungen getroffen werden, noch wie
die Wirtschaft organisiert wird. Es werden Scheinlösungen für
reale Probleme angeboten, die zwar nichts verändern oder
verhindern, aber die politischen Handlungen auf das Persönliche
reduzieren. Dies soll an einigen Aussagen von ZEGG verdeutlicht
werden:

Atomkraft und radioaktive Strahlung:
Ein indianischer ZEGG-Verbündeter ist Swift Deer. Er gehört zu den
sogenannten Plastikmedizinmännern. Diese zeichnen sich dadurch
aus, daß sie nicht in den Stammesverbänden leben und dort auch
meistens unbekannt sind. Sie reichern die indianischen Traditionen
mit Esoterik an und verkommerzialisieren ihr Wissen. Während die
verschiedenen indianischen Nationen gegen den Uranabbau und die
Lagerung von radioaktiven Abfall auf ihrem Land durch die US-
Wirtschaft kämpfen, fordert Swift Deer seine Schülerinnen auf,
sich nicht gegen den Uranabbau zu engagieren, da dies negative
Schwingungen freisetze. Im ZEGG-Magazin wird dieser Herr als
authentischer Indianervertreter hochgejubelt.

Hunger in der 3. Welt:
"Der reale Hunger in den Trikontländern wird nicht beseitigt
werden, solange der Hunger nach Liebe in Europa und Amerika nicht
gestillt ist." (ZEGG 4/92) Dieser Satz muß wohl nicht weiter
kommentiert werden.

Gewaltfreiheit:
In den Publikationen von ZEGG ist oft von dem Ziel einer
"gewaltfreien Erde" zu lesen. Die Wege dorthin führen aber nicht
etwa über Rüstungsabbau, Armeeabschaffung oder
Wehrdienstverweigerung, sondern "indem wir eine gewaltfreie
Gesamtinformation aufbauen für alle Lebensbereiche, für alle
Menschen und für alle Mitgeschöpfe". "Wir müssen nur die richtige
Information aufbauen, den Rest tut das Universum." So einfach ist
das also!


> Fazit

Bei ZEGG geht es um die Verneinung der Notwendigkeit politischen
Handelns. Es geht ihnen nicht darum, sexistische und rassistische
Strukturen zu bekämpfen, sondern aufgrund des vorhandenen Sexismus
und Rassismus ihre Ideologie der "freien Sexualität"durchzusetzen.

"Die ganze Ideologie 'neuer Mensch, neuer Umgang miteinander,
neues Verhältnis zur Natur' ist Fassade", berichtet ein
Aussteiger. "Dahinter steckt erstens ein handfestes Interesse,
Geld zu verdienen und zweitens eine ganz starre Hie-rarchie nach
innen, die durch ein kompliziertes System der Vergabe und des
Entzugs von Privilegien aufrechterhalten wird."

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Quelle: Dieser Artikel stammt größtenteils aus einer kritischen
Zeitschrift, deren Namen wir leider nicht kennen, da uns nur eine
Kopie vorliegt. Wir wollen deshalb diesen Text keinesfalls als den
unseren ausgeben. Bearbeitung: Karl Gurnhofer (ALPA)

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