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*SL 8/98 2/4* Norwegen: Quislings Erben

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ANTIFA-WEST c/o BI-Buergerwache

ungelesen,
06.09.1998, 03:00:0006.09.98
an
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* Searchlight 8/98 *
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* *
* Internationale Antifaschistische Monatszeitschrift *
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* Elektronische deutsche Ausgabe. *
* Artikelauswahl durch die ÜbersetzerInnen *
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* Copyright: Searchlight *
* Verbreitung der elektronischen Ausgabe nur in /CL gestattet *
* Darüber hinausgehende Verbreitung *
* oder Nachdruck nur nach Absprache *
* *
* Unterstützt Searchlight durch ein *
* Abonnenment der Papierausgabe *
* *
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Liebe Leute!

Wegen Urlaub und anderweitig verursachtem Zeitmangel bei den
ÜbersetzerInnen gibt es diesmal nur den Schwerpunkt-Artikel
aus August-Ausgabe von Searchlight. In der September-Ausgabe
wird es wieder mit unserem üblichen Dreier-Satz von Artikeln
weitergehen.


Quislings Erben
===============

Die norwegischen Nazikollaborateure aus der Zeit der deutschen
Besatzung und die norwegischen Mitglieder der Waffen-SS nehmen
ihre letzte Chance wahr, die Fackel des Nationalsozialismus an
die jüngste Generation rechter Jugendlicher weiterzugeben. Sie
bedienen sich hierfür eines gut organisierten und finanzierten
Programms zur Reinwaschung der Vergangenheit. Dies ist die
gekürzte Fassung eines Artikels, der in "Monitor", dem
norwegischen Schwestermagazin von Searchlight, veröffentlicht
wurde. Die Geschichte Norwegens ist geprägt von einem der
übelsten Beispiele für Kollaboration mit den Nazis in Europa:
dem schändlichen Marionettenregime der "Nasjonal Samling" (NS)
und ihres Führers Vidkun Quisling, dessen Name ein Synonym für
Verrat geworden ist.

Die Schande der Unterstützung der deutschen Besatzung durch
die NS ist umso größer, wenn man den heroischen Widerstand
vieler NorwegerInnen bedenkt, die Funkkontakt zu Britannien
hielten, alliierte Piloten und Agenten versteckten und
effektive strategische Sabotage gegen den Krieg der Nazis
durchführten, indem sie Schiffe versenkten, Transport- und
Kommunikationseinrichtungen zerstörten, und einen bitteren
bewaffneten Guerillakampf fochten, zu dem auch Attentate gegen
die Invasoren gehörten.

Viele NorwegerInnen kämpften gegen die Nazis, was darin
gipfelte, daß 1945 einer Bevölkerung von knapp vier Millionen
Menschen über 350.000 Soldaten von Wehrmacht und SS in Schach
hielt. eine kleine, aber wirksame Minderheit von NorwegerInnen
tat das genaue Gegenteil. Sie tat sich mit den Nazi-Barbaren
zusammen, unterstützte deren brutale Herrschaft über Norwegen,
und focht auf verschiedenen Kriegsschauplätzen für das Dritte
Reich.

Diese norwegischen Faschisten, die voller Stolz die SS-Runen
trugen, schworen bis heute ihrem Kampf nicht ab, tarnen sich
nach wie vor als norwegische "Patrioten", und schmücken sich
mit der norwegischen Fahne.

Der Faschismus hat in Norwegen nach dem Zweiten Weltkrieg
keinen leichten Stand gehabt. Es leben noch zu viele Menschen,
die sich an die Besatzung durch die Nazis erinnern, und die
nur zu genau wissen, wer Widerstand leistete und wer eine
deutsche Uniform trug. Die Erinnerung dieser Menschen ist seit
Ende des Krieges das größte Hindernis für alle faschistischen
und Naziorganisationen in Norwegen gewesen.

Um aus dieser Lage herauszukommen, in der die heutige
norwegische Naziszene dem allgemeinen Spott - nicht zuletzt
durch junge deutsche Nazis - preisgegeben ist, muß die
Geschichte umgeschrieben werden, so daß die "Leistungen" der
norwegischen Nazis der Kriegszeit als legitim, respektabel und
glaubwürdig erscheinen. Das Instrument für dieses widerwärtige
Unterfangen ist eine kaum bekannte Organisation namens
Institut für norwegische Besatzungsgeschichte (INO).

Vor sechs Jahren hat das internationale Netzwerk von
Searchlight die Aktivitäten der im stillen arbeitenden
Internationale ehemaliger SS-Männer, des Kameradenwerks Korps
Steiner (KKS), und dessen Verbindungen zu den heutigen Nazis
öffentlich gemacht.

In den vergangenen Monaten hat Monitor, Searchlights
norwegische Schwesterzeitschrift, ein ähnliches Projekt
durchgeführt, und Hintergrund und Aktivitäten des INO und der
noch heute aktiven Altnazis, die hinter dem Institut stehen,
untersucht. Wieder einmal zeigte sich die Handschrift des KKS.

Im INO geht Zustimmung zu Geschichtsrevisionismus und
"Verständnis" für Quislings Kollaboration mit den Nazi-
Invasoren einher mit Antisemitismus und uneingeschränkter
Zustimmung zu rechtsextremer, rassistischer Politik.


Reinwaschung der Geschichte
---------------------------

Tatsächlich begann die Geschichte des INO unmittelbar nach dem
Krieg, als ehemalige Mitglieder der norwegischen Nazipartei,
der Nasjonal Samling (NS), ein Netzwerk von Veteranenvereinen
aufbauten, um wenigstens Bruchstücke ihrer zerschlagenen
Organisation und ihrer diskreditierten Ideologie zu retten.
Einer dieser Nazis, der Lehrer Nils Vikdal, gab das
vervielfältigte Informationsblatt "Skolenytt"
(Schulnachrichten) heraus, das später in "Folk og Land" (Volk
und Land) umbenannt wurde. Unter diesem Namen erscheint es bis
heute.

Die Kampagne zur Reinwaschung der Namen der Verräter wurde von
der "Sambandet for Sosialoppreisning" (Union für Soziale
Rehabilitation) organisiert. Da das Hauptziel dieser
Organisation darin bestand, die Verurteilungen wegen Verrats
aufheben zu lassen, hielt sich das Netzwerk der Altnazis aus
der norwegischen Tagespolitik heraus. Es hielt jedoch engen
Kontakt zu dem internationalen faschistischen
Nachkriegsnetzwerk.

Faschistische Größen wie der schwedische Nazi Per Engdahl, der
frühere österreichische SS-Offizier Otto Skorzeny und der
belgische SS-General Leon Degrelle waren gute Freunde der
norwegischen Verräter. Mitglieder der Union beteiligten sich
verdeckt an internationalen Nazitreffen und -orgnaisationen,
unter anderem an der sogenannten Malmö-Konferenz und der aus
dieser Konferenz hervorgegangenen Europäischen Sozialen
Bewegung. Norwegische Nazi-Emigranten aus Schweden und
Südamerika halfen mit Geld und politischen Verbindungen.

Diese Nazis erhielten bei ihrem Warten auf bessere Tage nach
zwanzig Jahren erstmals gute Nachrichtten, als in den 60er
Jahren eine neue Generation von Rechtsextremisten entstand.
Einige davon waren Ultraliberale und Rechtsradikale, die sich
später aus der aktiven Politik zurückzogen oder sich
konformistischen Parteien des rechten Rands, wie der
"Fremskrittspartiet" (Fortschrittspartei), anschlossen.

Andere, die "Aktivisten", hatten sich mehr vorgenommen: Männer
wie Erik Rune Hansen, Führer der "Norges Nasjonalsosialistiske
Bevegelse" (NNSB) (Norwegische Nationalsozialistische
Bewegung), ehemals "Zorn 88", und Erik Blücher, der frühere
Führer der nazistischen "Norsk Front" (Norwegische Front), der
heute eine große Rolle im Handel mit Nazimusik spielt. Viele
INO-Unterstützer sind heute Mitglieder der nazistischen
"Norges Patriotiske Enhetsparti" (NPE) (Norwegische
Patriotische Einheitspartei), die von Knut Westland geführt
wird.

Im Büro der "Union für Soziale Rehabilitation" wurden
Jungnazis von der alten Garde politisch geschult und bestärkt.
Beaufsichtigt wurden die Schulungen von Orvar Sæther,
ehemaliger Stabschef der norwegischen Nazi-Miliz, und Odd
Melsom, während des Krieges Herausgeber der Zeitung "Fritt
Folk" (Freies Volk).

1975 wurde die "Union für Soziale Rehabilitation" durch das
INO ersetzt. Einige der Altnazis blieben bei Blücher, während
andere in anderen rechtsextremen pressure-groups wirkten. Im
allgemeinen teilten die Altnazis Blüchers Träume vom
parlamentarischen Erfolg.

Ein Ereignis brachte allerdings einen tiefen Riß zwischen die
Generationen. Am 1. Mai 1976 zündete ein Mitglied der Norsk
Front, Petter Kristian Kyvik, eine Bombe während der Mai-
Demonstration in Oslo. Das INO war hierdurch gezwungen, sich
von Blücher zu distanzieren, und die eigene Rolle als
politisches "Kindermädchen" für die Jungnazis zu leugnen.

Seitdem haben sich die Altnazis gegenüber den jüngeren Nazis
bedeckt gehalten. Nichtsdestotrotz tauchen sie auf den
Kandidatenlisten rassistischer und xenophoben Organisationen
wie der "Hvit Valgallianse" (Weiße Wahlallianz), der
"Fedrelandspartiet" (Vaterlandspartei) oder den
"Nasjonaldemokraten" auf. Der SS-Veteran Arne Gr¢nlund Borgir
war Vorsitzender einer solchen Organisation mit dem
bezeichnenden Namen "Helft den Ausländern nach Hause, sonst
verlieren wir unsere Heimat".

Trotz der unermüdlichen Anstrengungen der Altnazis, eine neue
Generation heranzuziehen, waren die 80er Jahre eine
kummervolle Zeit für sie. Die Auflage von "Folk og Land" sank,
die finanzielle Lage des INO war derart schlecht, daß es
Anfang der 90er Jahre gezwungen war, seine schäbigen
Räumlichkeiten im Osten Oslos für ganze 40.000 DM zu
verkaufen.

Plötzlich passierte etwas. Der Altnazi Rolf Ingebrigtsen
stellte seinen jüngeren Kameraden sein Haus in der
Tiedemannsgate im eleganten Westen Oslos zur Verfügung.
Ingebrigtsen hatte es von seinem extrem antisemitischen Onkel
Eugene Nilsen geerbt. Nach Ingebrigtsens Tod überließ seine
Witwe dem INO weiterhin das Haus. Das INO residiert
offensichtlich immer noch dort, sowohl als Mitglieder-
Organisation mit Åge Berg als Vorsitzendem, als auch in Form
einer Stiftung namens "Norsk Okkupasjonshistorie" (NOH)
(Norwegische Besatzungsgeschichte), die vom den ehemaligen SS-
Mann Knut Baardseth geführt wird.


Revisionistischer Schmelztiegel
-------------------------------

Anfang der 90er Jahre begann die NOH, Stipendien an
StudentInnen zu verteilen, die über den Krieg forschten,
während das INO seine revisionistischen Anstrengungen
intensivierte, indem es Kontakte zu Autoren aufbaute, welche
die INO-Version der norwegischen Geschichte zu Papier
brachten. Es sind jetzt einige Bücher auf dem Markt, die Nazi-
"Tatsachen" und -Schlüsse verbreiten; bei vielen ist die
Handschrift des INO erkennbar.

Nach einer langen Karriere im Verlagswesen arangierte der INO-
Aktivist Einar Rustad die Veröffentlichung von Quislings Buch
"Russland og vi" (Rußland und wir). Daß der renommierte
Geschichtsprofessor Hans Fredrik Dahl - jetzt ein Verteidiger
von David Irving - das Vorwort schrieb, gab dem INO großen
Auftrieb.

Ein anderes Buch, das mit Hilfe des INO veröffentlicht wurde,
ist "Refleksjoner etter 50 år" (Reflexionen nach 50 Jahren)
von Hans Gervik. Auch wenn das Buches jedes literarische
Niveau vermissen läßt, so ist es doch ein weiterer Versuch,
Norwegens Kriegsgeschichte umzuschreiben.

Der Antisemitismus der Nasjonal Samling bleibt das zentrale
Problem für die Faschisten. Zu der Behauptung, Angriffe und
allgemeine Kriegsführung der Deutschen seien von der
norwegischen Widerstandsbewegung begangene Liquidationen, kam
noch, daß sich die selbsternannte "Wissenschaftlerin" des INO,
Frau Dr. Inger Cecilie Stridsklev aus Skien, verzweifelt
bemüht, die Nasjonal Samling reinzuwaschen. Vor kurzem hat sie
behauptet, die Nasjonal Samling sei nicht antisemitisch
gewesen, und daß Quisling sogar Juden "gerettet" habe. Liest
man die Veröffentlichungen der Nasjonal Samling seit 1935, so
bleibt nur der Schluß, daß die Nasjonal Samling eine virulent
antisemitische Partei war.

Eine der exponiertesten Vertreterinnen des Antisemitismus der
Nasjonal Samling war Frau Halldis Neegård ¥stbye,
Herausgeberin des NS-Magazins "Fritt Folk" (Freies Volk), und
Propagandachefin der Partei. In ihrem Buch "J¢denes krig" (Der
Krieg der Juden) behauptete sie, die Juden seien für das Übel
der Welt verantwortlich.


Die neue Generation
-------------------

Mit der Zeit werden die alten Quislinge weniger, geschwächt
von Alter und Krankheit. Sie sind jetzt auf der Suche nach
würdigen Erben. Anfang der 90er Jahre erkannten sie dieses
drängende Problem, und versuchten, es dadurch zu lösen, daß
der Jugendbeauftragte des INO, Helge Sæther, Diskussionszirkel
für jungen Leute organisierte.

Die Kinder der Altnazis wurden schlecht behandelt, indem sie
für die Verbrechen ihrer Eltern verantwortlich gemacht wurden.
Einige von ihnen gründeten die "Foreningen av norske NS-barn"
(Vereinigung norwegischen NS-Kinder"). Diese Organisation wies
das INO explizit zurück; sie unterstützte statt dessen
diejenigen Kinder von Altnazis, die mit den Konsequenzen der
Taten ihrer Eltern haderten. Als Konkurrenz zu dieser Gruppe,
die sich nicht vom INO kontrollieren ließ, gründete die
allgegenwärtige Stridsklev eine eigene "Kindergruppe" des INO.

Im vergangenen Oktober traf sich die Alte Garde, um im Hause
Stridsklev Quislings zu gedenken. Stridsklev nahm an allen
Feierlichkeiten der SS-Veteranen teil, auf denen sie
gleichzeitig ein originales Mitgliedsabzeichen der Nasjonal
Samling und einen Davidsstern trug!

Auf diesen Versammlungen verteilt sie Einladungen für die
"Freundestreffen" der NS-Kinder und bedrängt Altnazis, die
Jugend einzuladen. Wie zu hören ist, werden Aufnahmen alter
Nazi-Reden abgespielt und Nazilieder gehört und gesungen. Die
TeilnehmerInnen erhalten kostenlose Literatur: "Gjallhorn",
die Zeitschrift der NNSB, wird ihnen aus Polen zugeschickt.

Ein bedeutender Finanzier der Bemühungen des INO, an die
Kinder von NS-Funktionären heranzukommen, ist Petter Kahrs.
Kahrs lebt in Argentinien und hat großzügig für die
"Freundestreffen" gespendet. Kahrs, kein gewöhnlicher
norwegischer Auswanderer, ist Sohn des Altnazis und SS-
Offiziers Sofus Kahrs.

Sofus Kahrs gelang es, aus dem Gefängnis zu fliehen, um
zusammen mit zehn anderen Verrätern in der argentinischen
Kolonie norwegischer Nazis zu leben. Petter Kahrs hat die
Taten seines Vaters während des Kriegs in Interviews
verteidigt. Er beschrieb die SS-Freiwilligen als "Männer, die
für das kämpften, an das sie glaubten".

In einer in den Zeitungen geführtem Debatte über die
"Freundestreffen", die das INO für NS-Kinder organisiert,
beschrieb ein ehemaliger Teilnehmer das INO als "Vampir, der
das Blut aus seinen Kindern saugt." Andere, politischere,
Kräfte warten allerdings darauf, das aus Quislings Saat
Hervorgegange zu ernten.

Eine ganze Reihe von Nazigruppen und -zirkeln steht im
Wettbewerb um das Erbe der Kriegszeit-Nazis, unter anderem die
Personen aus dem Umfeld der Zeitschrift "Alternativt Samfunn",
sowie die von Knut Westland geführte Norges Patriotiske
Enhetsparti (NPE).

Das INO war klug genug, nicht alles auf ein Pferd zu setzen.
Die NPE ist der größte Kandidat, und Westland, ein INO-
Mitglied, ist ein vielbeschäftigter Mann. Der Offizier des
Versorgungskorps der norwegischen Armee war auch Gründer der
notorisch rassistischen FMI (Volksbewegung gegen
Einwanderung.)

Westland gilt als Spinner, doch erhält seine NPE Unterstützung
sowohl aus den alten INO-Zirkeln, als auch von Mitgliedern der
ehemaligen Nazipartei "Norsk Front/Nasjonalt Folkeparti" und
der heutigen NNSB.

Die NPE vertritt einen aggressiven Nationalismus, wirbt in
ihrem politischen Programm jedoch nicht offen für rassistische
Theorien, sondern konzentriert sich auf kompromißlose
Gegnerschaft gegen Einwanderung. In einem "ABC für junge
Patrioten" schreibt die NPE unter der Überschrift "Wer ist
gegen uns?": "Unsere wirklichen Feinde, diejenigen, die sowohl
direkt als auch indirekt hinter der Einwanderung nach Norwegen
und Europa stehen, diejenigen, die die Banken- und Finanzwelt
managen ... Diese Menschen sind es, die hinter dem sogenannten
Geldmarkt stehen und von Spekulation und Wucher leben. Wir
nennen sie bei ihrer üblichen Bezeichnung "Bankiers".

Die Parallelen zur antijüdischen Hetze der Nazis sind
unverkennbar. Der alte Garde der Nazis ist dieser Versuch, der
Botschaft der Nazis Akzeptanz zu verschaffen, hochwillkommen,
und Westland wird von ihnen großzügig unterstützt.

In der Kleinstadt Elverum sitzt Westlands Hauptrivale um
Glaubwürdigkeit, Geld und Lizenz der Altnazis. Aus seinem
Bunker heraus publiziert Even Lorch-Falch ein seltsames
Magazin namens "Alternativt Samfunn" (Alternative
Gesellschaft). Es enthält Beiträge von Rassisten wir Olav
Hoaas, fanatischen Revisionisten wie Ola Misvær, und viel
wichtiger, von ¥rnulf Myklestad, während des Krieges NS-
Propagandachef in Oslo.

Ein weiterer eifriger Autor ist Rolv Olsen aus Tolga,
ehemaliger Readktionssekretär von "Folk og Land". Er ist ein
leidenschaftlicher Verteidiger der Nazis und forscht
ausschließlich über die Kämpfe zwischen der norwegischen
Waffen-SS und dem norwegischen Widerstand in Eggedal. Er
prahlt mit angeblichen Treffen von INO-Mitgliedern mit
Veteranen des Widerstands. Hierbei bezieht er sich vermutlich
auf den wohlbekannten Einwanderungsgegner und Möchtegern-
Parlamentarier Erik Gjems Onstad. Onstad, der in der Tat im
Widerstand war, war auch Verteidiger einer Reihe
rechtsextremer Krimineller.


Quislings Fackelträger
----------------------


Vor dem Krieg war Eivind Saxlund Mitglied in Quislings
"Nasjonal Samling"(NS). Nach seinen Worten wurde er Mitglied,
"um einen Beitrag zu leisten, damit das Land eine nationale
Regierung erhält, die in der Lage ist, unsere Interessen gegen
die [deutschen] Besatzer zu verteidigen."

Saxlund fühlte sich der norwegischen Sache so verpflichtet,
daß er im Alter von 19 Jahren beschloß, sein Land zu verraten,
indem er der norwegischen Legion xxx der Waffen SS beitrat und
an der 900-Tage-Belagerung von Leningrad teilnahm. Später
wechselte er zum 23. Panzergrenadierregiment der SS, unter der
Führung von Steiner. Das Regiment kämpfte in den baltischen
Staaten und war gegen Ende des Krieges an den letzten Kämpfen
um Berlin beteiligt.

Nachdem er eine Haftstrafe wegen Landesverrats abgesessen
hatte, machte Saxlund seinen Jura-Abschluß und wurde
Rechtsanwalt. Er landete in norwegischen Finanzministerium, wo
er es bis zum Posten eines stellvertretenden Direktors
brachte.

Saxlund hat niemals versucht, seine Vergangenheit als NS-
Mitglied zu verschleiern. Er war an Fernsehserien und
Buchveröffentlichungen im Zusammenhang mit der norwegischen
Kriegsgeschichte beteiligt, und nutzte diese Gelegenheiten, um
Quisling und die NS zu verteidigen. Er behauptet, daß er das
Vertrauen in den Nationalsozialismus während des Krieges
verloren habe: "Der Glaube, daß die nationalsozialistische
Ideologie irgend etwas Gutes bringen würde, war verloren. Zur
gleichen Zeit glaubte ich immer noch, daß die NS die Besatzer
bremsen könnte."

Etwas Reue war notwendig, nicht nur weil er ein öffentliches
Amt innehatte, sondern auch, da er für zahlreiche Dekaden ein
aktiver christlicher Funktionär war, unter anderem als Leiter
des Gemeinderates und als Leiter einer "Gebetswoche für die
christliche Einheit", einer der größten jährlichen
ökumenischen Veranstaltungen in Norwegen.

Die Tatsachen deuten jedoch darauf hin, daß er seine
faschistische Karriere keinesfalls beendet hätte. Er ist in
INO-Kreisen aktiv, saß im Wahlkommittee der INO und war für
viele Jahre Vorsitzender der Hilfsorganisation für die
Kriegsversehrten, einer Organisation für ehemalige norwegische
Mitglieder der Waffen-SS. Er hat auch an Reisen von SS-
Veteranen zu den Schlachtfeldern der Ostfront teilgenommen.

Saxlunds Name steht auf der KKS-Liste. Dies deutet daraufhin,
daß sein Engagement nicht nur sozialer und nostalgischer Natur
ist. Er ist auch Abonnent der faschistischen deutschen
Zeitschrift "Junge Freiheit".

In einem Interview mit dem norwegischen Fernsehen sagte
Saxlund, daß die Nachricht, daß deutsche Juden einen gelben
Stern tragen mußten, "einen beunruhigenden Eindruck" auf ihm
gemacht habe. Er stammt jedoch aus einer virulent
antisemitischen Familientradition.

Sein Großvater (der auch Eivind Saxlund hieß), war Anwalt am
Obersten Gerichtshof und Nationalsozialist, bevor dieses Wort
überhaupt erfunden wurde. 1910 veröffentlichte er das Buch XXX
"J¢der og Goyim" (Juden und Gojim), welches neben "Den
Protokollen der Weisen von Zion" als eines der schlimmsten
antisemitischen Bücher gilt, die jemals in Norwegen
veröffentlicht wurden. 1923 veröffentlichte er sein Hauptwerk
"Livsanskuelse på biologisk grunnlag" (Biologische gestützte
Weltanschaung), das drei Jahre später in Deutschland unter dem
Titel "Blut und Geist" erschien.

[Es folgen einige Texte, die im Original als Kästen gesetzt
sind]

Alte Kameraden
--------------

Es gibt eine Vielzahl von Verbänden für frühere Waffen-SS
Mitglieder. Einer der geheimeren Verbände ist das
"Kameradenwerk Korps Steiner" (KKS), die Elite unter den
ehemaligen SS-Männern, wie sie sich selbst bezeichnen. In dem
KKS sind diejenigen organisiert, die unter dem SS-General
Felix Steiner, einem Günstling Hitlers, kämpften.

1951 gründeten deutsche SS-Veteranen die Organisation HIAG,
die von den ehemaligen SS-Generälen Paul Hausser, Herbert
Gille und Steiner geleitet wurde. Die HIAG entwickelte sich zu
einer sehr erfolgreichen Lobby für Deutschlands fanatischste
Nazi-Soldaten: Sie organisierte einen Suchdienst für vermisste
Soldaten und verfügte über einen reichhaltigen Hilfsfond.

Einen ihrer größten Erfolge erzielten sie, als die
Bundesregierung den ehemaligen Waffen-SS-Männern eine
offizielle Kriegsrente zusprach, mit einer nachträglichen
Zahlung seit Kriegsende. Die HIAG, mittlerweile als
Bundesverband aufgelöst, gab die Zeitschrift "Der Freiwillige"
heraus, ein Magazin voller militaristischer Nostalgie. Die
Titelseite ist immer in den Farben der Nationalsozialisten
rot, schwarz und weiß gehalten und läßt keinen Zweifel über
den politischen Inhalt aufkommen.

1966, im Todesjahr Steiners, wurde das KKS gegründet, das bald
Mitglieder sowohl in Deutschland und Skandinavien, als auch
anderswo in Europa hatte. Ein besonderer Höhepunkt der
Organisation ist das dreitägige Treffen, welches alle zwei
Jahre im April in Deutschland stattfindet, aber auch die
jährliche Nazi-Versammlung im belgischen Diksmuide wird von
den "Kameraden" gerne besucht.

Das KKS wurde mit Gruppen wie der verbotenen Wiking Jugend,
der schwedischen Nazi-Terroristenbande "Vitt Ariskt Motstånd",
Nazis in Südamerika und Erik Blüchers früherer "Norsk Front"
sowie Jack Erik Kjuus "Hvit Valgallianse" aus Norwegen in
Verbindung gebracht.

In der Mitgliederliste - die Searchlight vorliegt - finden
sich die Namen einiger Hundert ehemaliger SS-Männer mit
genauen Angaben ihrer früheren Waffengattungen und der
aktuellen Anschrift. Desweiteren sind 78 Norweger, unter
anderem Arild Elsodd aus Sandefjord, dem prominenten Führer
der norwegischen Zweigstelle (des KKS), sowie Personen mit
engen Verbindungen zum "Institut für norwegische
Besatzungsgeschichte" verzeichnet.


¥rnulf Myklestad
----------------

Verschwörungstheorien sind etwas, das auch ¥rnulf Myklestad,
einen anderen wichtigen Aktivisten aus INO-Kreisen, sehr
beschäftigt. Er trat 1933 in die 'Nasjonal Samling' ein,
verbrachte einige Zeit im Vorkriegs-Berlin, um "den
Nationalsozialismus aus der Nähe zu studieren", und übernahm
danach zahlreiche wichtige Positionen in der Nazibewegung. So
war er Sekretär der NS für die Bezirke Bergen und Hordaland
und Propaganda-Chef in Groß-Oslo.

In der letztgenannten Funktion schlug er vor, alle Radios, die
nicht NS-Mitgliedern gehörten, zu konfiszieren; er
organisierte auch einige verdeckte Propaganda-Kampagnen, unter
anderem eine falsche englische Radiostation und gefälschte
illegale Zeitungen. Von Juli 1942 bis Februar 1945 war er der
politische Führer der Nazis bei 'Asker og Bærum Budstikke',
einer großen Lokalzeitung außerhalb Oslos.


Der Kampf gegen "jüdische Freimaurerei lag Myklestad besonders
am Herzen. 1938 gründete er die NS-Sektion der "Norsk Front",
deren Ziel es war "Gegen Judentum, Freimaurerei und Marxismus
zu kämpfen - jene destruktiven internationalen Kräfte, die die
Menschen Norwegens ersticken... Wir werden versuchen, durch
unsere Informationsarbeit die öffentliche Meinung zu
mobilisieren: gegen die Aktivitäten der Freimaurer und die
dominante Position der Juden in unserer Gesellschaft." Sein
eigener Verlag, 'Brage Boklag', gab ein Buch über die
Freimaurer heraus und auch die dritte norwegische Ausgabe der
infamen "Protokolle der Weisen von Zion".

Nach dem Krieg leistete Myklestad sieben Jahre Zwangsarbeit
ab, außerdem wurden ihm seine Bürgerrechte für zehn Jahre
entzogen. Die Jahre im Gefängnis konnten seine politischen
Ansichten nicht ernsthaft ändern, aber während seiner Haft
erfand er ein Produkt aus dem Bereich gesunder Ernährung,
welches ihn später zu einem reichen Mann machte.

Er verheilt sich unauffällig, ist aber mit 81 immer noch
aktiver 'Nazi im Hintergrund' und Antisemit mit Verbindungen
nicht nur zur INO, sondern auch zu jüngeren Rechtsextremisten
wie dem berüchtigten Juden-Hasser, Auschwitz-Leugner und
verurteiltem Waffenschmuggler Alfred Olsen.

Myklestad steckt einiges von seinem Geld in 'Folk og Land' und
sponsert damit in dem Blatt einige Extra-Seiten unter dem
Namen Brage - nach dem alten nordischen Gott der Dichtkunst
und - natürlich - nach seinem Verlag aus der "guten alten
Zeit", als das Hakenkreuz über Oslo wehte.

Das ist tatsächlich die einzige Flagge sowohl der alten wie
der neuen norwegischen Nazis. Wenn sie heutzutage die
norwegische Fahne für ihre Propaganda verwenden, so haben sie
sie entwendet, um jene zu ehren, die im April 1940 dem
norwegischen Volk in den Rücken fielen, und um die
Mörderschwadrone der Hitler-Diktatur zu feiern.


Olaf T. Lindvig
---------------

Lindvig, vor dem Krieg Polizist und einziger Norweger, der
sowohl den Norwegischen Kriegsorden als auch das deutsche
Eiserne Kreuz erhielt, kämpfte auf der norwegischen Seite, als
die Deutschen Norwegen überfielen. Nach der Kapitulation wurde
er dann aber Mitglied in Vidkun Quislings 'Nasjonal Samling'
(NS).

Dort wurde er eine der treibenden Kräfte in der norwegischen
Abteilung der SS, verantwortlich für die Rekrutierung
norwegischer Polizisten zur Waffen-SS. Lindvig diente erst in
der norwegischen Legion, wechselte später zum 23.
Panzergrenadierregiment (Regiment Norwegen), wo er den Rang
eines Hauptsturmführers erlangte und Zugführer wurde. Immer
wieder in Frontkämpfe verwickelt, wurde er dreimal ernsthaft
verwundet. Für seinen Einsatz für Hitler erhielt Lindvig eine
lange Strafe wegen Hochverrats.

Seit 1973 versuchen Lindvig und seine Frau Ilsa Entschädigung
für Grundeigentum zu bekommen, das Lindvigs Schwiegervater,
dem berüchtigten Verräter Olaf Willy Fermann, in Deutschland
gehörte.

Nach Lindvigs Angaben war die Fabrik in Burg - im ehemaligen
Ostdeutschland - zusammen mit den Bankdepositen Fermanns im
Jahre 1939 um die 450 000 Reichsmark wert, das wären heute ca.
4 Millionen DM. Bei den heutigen Gesetzen in Deutschland ist
es zweifelhaft, ob Lindvig je eine Entschädigung erhält,
trotzdem ist er voller hoffnungfroh.

Lindvig nimmt an den normalen Tätigkeiten der INO nicht teil,
aber bei "Frontkämpfer-Treffen" ist er immer dabei, ebenso wie
bei Ausflügen zu ehemaligen Kriegsschauplätzen an der
Ostfront. Als das KKS seine Mitgliederliste zusammenstellte,
war sein Name automatisch dabei.


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