Der Krieg im Irak ist eine blutige Spielwiese des Imperialismus, auf
dem verschiedenste Techniken und Taktiken der Augenwischerei und der
Ablenkung angewendet werden, und das auf unterschiedlichsten Ebenen.
Es folgen deshalb immer neue Wellen von Pseudoaufklärung, die von
einem Teil der öffentlichen Meinung in den USA oder besonders in
Europa aufgenommen werden. Die von dieser Pseudoaufklärung direkt oder
versteckt transportierten Botschaften dienen jedoch zur Irreführung
der Öffentlichkeit und der Friedensbewegung.
Musterbeispiel sind die Folter-Enthüllungen um Abu Ghuraib etc. Es
werden seitens der US-Medien bereitwilligst solche Bilder
veröffentlicht, und das bei einer gerade im Kriegsfall streng
kontrollierten oder sich aufs Strengste selbst kontrollierenden Presse
(siehe Jugoslawien-Informationspolitik in der westlichen Presse bis
heute, auch die Presseberichte zu den Ereignissen in der Ukraine etc.).
Es wird suggeriert, die USA und Großbritannien gingen mit besonderer
Grausamkeit gegen islamischen Fundamentalismus vor.
Das ist eine Kriegslüge: die USA stützen mit der EU den islamischen
Fundamentalismus im großen Stil; der ganze Irakkrieg dient dazu,
besonders zur Stärkung des iranischen Einflusses. Siehe zum Beispiel:
http://www.msnbc.msn.com/id/10118732/site/newsweek/
http://news.yahoo.com/s/ap/20051129/ap_on_go_ca_st_pe/us_iran
Jetzt gehen die Foltergefängnisse langsam in einheimische oder
iranische Hand über, siehe:
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=10000087&sid=a0oQ_75SkXrY&refer=top_world_news
http://www.freerepublic.com/focus/f-news/1529156/posts
(Freerepublic wird nur als Nachrichtenquelle zitiert, ich distanziere
mich von den dortigen Kommentaren)
http://www.msnbc.msn.com/id/10118732/site/newsweek/
Werden wir auch hiervon noch Bilder bekommen? Wird es Protest in vielen
Ländern geben? Oder "dürfen" die Einheimischen/Iraner das nun einmal?
Zur Rolle, die die USA dem iranischen Fundamentalismus in der Region
zuschreiben, ein Zitat aus dem Schlusskapitel von Robert Baer: "Die
Saudi-Connection", 2004, S. 278:
"Wenn wir bereit sind, einen Schiiten, der eine solche Last mit sich
herumschleppt [Chalabi] für eine führende Rolle [im Irak] in Betracht
zu ziehen, warum sollten wir dann nicht auch einen saudischen Schiiten
für eine ebensolche Rolle in Betracht ziehen?
Wenn man diesen Gedankengang weiterführt, könnte man mit der Idee
einer ganzen Kette gemäßigter schiitischer Regierungen spielen, die
sich in einem Gebiet, das sich von Teheran über Kuwait und Bahrain bis
zur saudischen Ostprovinz erstreckt - da sind alles Länder und
Regionen mit einer substantiellen schiitischen Bevölkerung. (...) Nur
eine Invasion und eine Revolution könnten vielleicht den industriellen
Westen vor einer lang anhaltenden, lähmenden Depression retten."
Es handelt sich hier also um ein Buch aus den USA, das die engen
Verbindungen der Herrschenden in den USA zu Saudi-Arabien und zum
islamischen Fundamentalismus kritisiert, und es empfiehlt am Ende was?
Eben wieder den islamischen Fundamentalismus (das Wort "gemäßigt"
kann man hier getrost vergessen), aber schiitischer Prägung, zur
Schaffung einer Reihe von Kleinstaaten durch schiitische Revolutionen,
ganz offensichtlich also nach Vorbild und unter Einfluss des Iran.
Das Vorbild der iranischen Revolution bedeutet natürlich auch die
Eliminierung linker Opposition.
Was dabei konkret herauskommen würde, sind wahrscheinlich keine
Staaten, sondern Bandenterritorien nach somalischem Vorbild. Das
bedeutet: neofeudalistische Gesellschaften, die nach außen Chaos
bedeuten und nach innen hierarchisch geordnet sind.
* * *
Die neueste Version der Augenwischerei ist die Rede von geheimen
CIA-Gefängnissen und CIA-Gefangenentransporten.
Die gesamte westliche Presse scheint sich auf einmal die Aufklärung
der Untaten des CIA auf die Fahnen geschrieben zu haben.
Dabei wird aber fein erwähnt, dass "ehemalige Mitarbeiter" des CIA den
Stein ins Rollen gebracht haben. Es wird also suggeriert, dass es einen
"guten alten" CIA gibt, seriös und korrekt, und einen "neuen,
brutalen" CIA, vor dem sich ehemalige Mitarbeiter mit Grausen abwenden.
http://de.news.yahoo.com/051119/286/4rsdb.html
Das passt in das Muster der modernen Dolchstoßlegende, nach dem die
US-Institutionen inklusive Weißem Haus von einer kleinen
neokonservativen, israelhörigen Beratergruppe in ihre Gewalt gebracht
worden sind und seitdem angefangen haben, lauter seltsame Dinge zu tun.
Das Stichwort lautet: "un-American".
Besonders deutlich wird die Augenwischerei, wenn die Existenz
Guanatanamo-ähnlicher Gefängnisse im Kosovo behauptet wird (wiederum
von einem "ehemaligen Gesandten" enthüllt).
http://www.turkishpress.com/news.asp?id=80918
Es wird wieder suggeriert, die USA gingen besonders brutal gegen
islamischen Fundamentalismus vor. Damit wird von der pro-albanischen
Position der NATO im Kosovo abgelenkt und von der elenden Lage der
serbischen und anderen Minderheiten im Kosovo und insgesamt von der
Rolle von USA und EU beim Aufbau des islamischen Fundamentalismus der
brutalsten Art auf dem Balkan und in Afghanistan.
Dazu kann man nicht oft genug zitieren: z.B.
http://emperors-clothes.com/analysis/used.htm
http://emperors-clothes.com/articles/jared/jihad.htm
http://emperors-clothes.com/analysis/deja.htm
Zusammenfassend kann man sagen: nicht überall, wo Aufklärung
draufsteht, ist auch Aufklärung drin. Die Medien von USA und EU, die
gegen wirkliche Feinde (Serbien, die prorussische Bevölkerung in der
Ukraine, Weißrussland, Israel, Russland in Sachen Tschetschenien,
Nachbarn Russlands, die keine vom Westen gesponsorten "Revolutionen"
zulassen: Usbekistan, jetzt gerade Aserbajdschan
http://news.yahoo.com/s/afp/20051128/pl_afp/azerbaijanpolitics)
im Stechschritt geschlossen marschieren
(
siehe russische Beschwerden über die ausländische Unterstützung für
Fundamentalisten und Banditen auch nach Beslan
http://news.yahoo.com/s/nm/20051124/wl_nm/security_russia_dc_3
)
haben kein Interesse an Aufklärung, genausowenig wie die hinter ihnen
stehenden Institutionen. Sie haben jedoch ein Interesse an der
Schaffung einer weltweiten Solidarität mit dem islamischen
Fundamentalismus, der dem Imperium aus USA und EU in vielerlei Hinsicht
nützlich ist, besonders zur Destabilisierung von Staaten und zur
Disziplinierung von Bevölkerungen und ihrer Immunisierung gegen
Aufklärung von links. Diese Taktiken müssen beschrieben und
durchschaut werden.
Roberto Mantovani
Kaarst