http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2048/artid/3441059
W. Schlake
> Mich interessieren die Vorgänge an der Braunschweiger Waldorfschule mal
> unabhängig von den Pressemeldungen. Was ist dort wirklich los
> hinsichtlich der Kündigung der Kinder.
Naja, kann man sich doch lebhaft vorstellen. Hitzige Debatten auf
Elternabenden und in den Konferenzen, auf der einen Seite diejenigen,
die alles tun wollen, um den Ruf der Schule zu schützen, auf der anderen
diejenigen, denen das Wohl der beiden Kinder am Herzen liegen.
Ich selber habe mir im ersten Moment nicht vorstellen können, einem
Rausschmiss eines meiner Schüler zustimmen zu müssen, nur weil sein
Vater eine Partei unterstützt, die bei Wahlen antreten darf. Versteh
mich nicht falsch: die NPD ist für mich ein absolutes Tabu, die Leute,
welche die NPD wählen oder dort "mitarbeiten", halte ich für absolut
fehlgeleitet. Die gehören nicht in verantwortliche Positionen, wie
Lehrer sie innehaben.
Interessant fand ich den Hinweis im Artikel der BZ vom 29. Oktober, dass
ein Lehrer wie Andreas Molau an einer Schule in staatlicher Trägerschaft
auf jeden Fall hätte weiter unterrichten dürfen, weil er sich - nach
Aussage der Braunschweiger Schulleitung - bisher neutral und
gesetzeskonform verhalten hat.
Warum also seine beiden kleinen Kinder aus der Schule schmeißen, die
dafür rein gar nichts können? Für die ist es eine echte seelische
Grausamkeit, die werden die Waldorfschule später in schlimmster
Erinnerung haben. - Andererseits müssen Waldorfschulen natürlich auf
ihren durch die Antisemitismusvorwürfe gegen Steiner angekratzten Ruf
achten und brauchen eine konstruktive, harmonische Elternschaft und
keine, die sich an extremen politischen Positionen aufreibt...
Ein richtig verflixtes Problem, aber vermutlich ist das, was die
Braunschweiger gemacht haben, das Richtige. Wenn noch einmal irgendeine
Ditfurth aus ihrem Loch kriecht, kann man den Braunschweiger Fall quasi
als Referenz dafür anführen, dass Waldorfschulen härter gegen verkappte
Nazis vorgehen als Schulen in staatlicher Trägerschaft.
> vermutlich ist das, was die
> Braunschweiger gemacht haben, das Richtige. Wenn noch einmal irgendeine
> Ditfurth aus ihrem Loch kriecht, kann man den Braunschweiger Fall quasi
> als Referenz dafür anführen, dass Waldorfschulen härter gegen verkappte
> Nazis vorgehen als Schulen in staatlicher Trägerschaft.
Dass die einen NPD-Aktivisten aus dem Kollegum schmeißen, ist eine
Sache, aber: Bei allem Respekt vor der Autonomie und Urteilsfähigkeit
der Braunschweiger bleibt doch die Frage, warum die Kinder gehen
müssen, nachdem der Vater viele Jahre lang problemlos mitarbeiten
konnte. Ich bezweifle, dass wir Leute wie Peter Biel etc. durch so eine
Demonstartion zum Schweigen bringen können.
Wie gesagt, von außen kann man das nicht gut beurteilen, aber die frage
bleibt trotzdem.
Henning
Diese Mail-Adresse wird - spambedingt - nur selten abgefragt.
> Sache, aber: Bei allem Respekt vor der Autonomie und Urteilsfähigkeit
> der Braunschweiger bleibt doch die Frage, warum die Kinder gehen
> müssen, nachdem der Vater viele Jahre lang problemlos mitarbeiten
> konnte.
Problemlos mitarbeiten konnte er, weil niemand wusste, was er privat
(und demnächst beruflich) macht und denkt. Das hat sich geändert.
Und der Rausschmiss der Kinder soll, wie ich das verstanden habe, die
Spaltung der Elternschaft verhindern. Schwierige Entscheidung. Man hätte
durchaus auch begründen können, warum man die Kinder *nicht* rauswirft.
Selbst Spiegel Online hätte den Braunschweigern und den Waldorfschulen
im Allgemeinen keinen Strick daraus gedreht...
> Ich bezweifle, dass wir Leute wie Peter Biel etc. durch so eine
> Demonstartion zum Schweigen bringen können.
Um irgendwelche Kritiker ging es hier wohl nicht, denn die werden immer
etwas finden, um ihre Vorurteile weiter zu festigen.
Till Walther schrieb:
> Henning Kullak-Ublick schrieb:
>
>
>>Sache, aber: Bei allem Respekt vor der Autonomie und Urteilsfähigkeit
>>der Braunschweiger bleibt doch die Frage, warum die Kinder gehen
>>müssen, nachdem der Vater viele Jahre lang problemlos mitarbeiten
>>konnte.
>
>
> Problemlos mitarbeiten konnte er, weil niemand wusste, was er privat
> (und demnächst beruflich) macht und denkt. Das hat sich geändert.
>
Leider kann ich mich nur auf Presseinformationen abstützen
(Insiderwissen wäre für mich interessanter): Danach galt A. M. bei
Schüler und Eltern eher als linksliberal und beliebt. So ist auch wohl
der Schock zu verstehen, als er wg. seiner "neuen Aufgaben" seine
Lehrertätigkeit aufgab.
Aber müssen deswegen seine Kinder die Leidtragenden sein???
> Und der Rausschmiss der Kinder soll, wie ich das verstanden habe, die
> Spaltung der Elternschaft verhindern. Schwierige Entscheidung. Man hätte
> durchaus auch begründen können, warum man die Kinder *nicht* rauswirft.
> Selbst Spiegel Online hätte den Braunschweigern und den Waldorfschulen
> im Allgemeinen keinen Strick daraus gedreht...
Weg des geringsten Widerstandes, Imagegründe?
Die nieders. Schulbehörde hält sich in Interviews unter Hinweis auf die
Besonderheit Privatschule erstaunlich zurück, allerdings betont sie, das
ein Massregelung irgendeiner Art an einer staatl Schule nicht möglich wäre.
Das Entscheidungen an Waldorfschulen manchmal seeehr eigenartig und
schwer nachvollziehbar sind ist ein alte, und somit auch mir, bekannte
Tatsache. Aber ich hab diese Schulform auch mit dem Anspruch auf
Unabhängigkeit und Integration in Erinnerung, ist man davon mittlerweile
abgekommen?
Fällt mir gerade ein Aufsatzthema ein: Warum muss der kleine Mann immer
das ausbaden, was die da oben verbocken (kann man sicherlich besser
formulieren).
Wiili
"W. Schlake" schrieb:
> Und entgegen der vorgenannten Meinung, glaube ich sehr wohl, dass wenn
> die Schule sich anders entschieden hätte, oder eine andere Schule sie
> jetzt aufnimmt, Spiegel Online die Platte, wir haben es ja immer gewußt,
> spielt.
Spiegel Online hat auch nur unter "ferner liefen" erwähnt, dass der
Lehrer an einer staatlichen Schule ohne Weiteres hätte weiter
unterrichten dürfen.
> Dass die einen NPD-Aktivisten aus dem Kollegum schmeißen, ist eine
> Sache, aber: Bei allem Respekt vor der Autonomie und Urteilsfähigkeit
> der Braunschweiger bleibt doch die Frage, warum die Kinder gehen
> müssen, nachdem der Vater viele Jahre lang problemlos mitarbeiten
> konnte.
Falls ihr es verpasst hat: ARD-Panorama hat sich mit der Sache befasst,
und was wäre anders zu erwarten gewesen? Molau wird einerseits als Opfer
aufgebaut, die Schule steht andererseits am Pranger, zwei Kinder in die
Hände der Nazis getrieben zu haben. NPD- und DVU-Funktionäre kommen zu
Wort. Schizophrener geht es nicht.
http://www.ndrtv.de/panorama/data/panorama_schulverbot_fuer_kinder.pdf
> halte es auch für falsch die kinder von der schule zu verweisen. eine
> funktionierende schulgemeinschaft muss dies aushalten können,
Aber sobald die Eltern nicht mehr miteinander können, ist von
Schulgemeinschaft nicht mehr zu sprechen. Ganz ungeachtet dessen, dass
ich es für die Kinder furchtbar finde - der Vater ein Vollidiot und dann
auch noch von der Schule geschmissen zu werden...