WCs on a delicate matter in Austria

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Wolfgang Stöcher

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Sep 1, 2013, 5:37:32 PM9/1/13
to wisdom...@googlegroups.com
Hi,

finally I took the time to get hold of an article that was published in an Austrian magazin on May 8 this year (just one day before the 20th anniversary of the invention of WCs). It is about the recent developments in the rural region of Mauthausen (in Austria) basically only known for the Nazi concentration camp erected there during WW2, and how the people living there finally seem to find a joint way to cope with the history of their region. The now on-going public process has been initiated by wisdom councils. The article is in German. I hope machine translation will help if needed. A pdf of the original article with photos can be found here: www.steyrerbrains.at/FUCH_WIEN_0508_06_X.pdf (2.3MB).

Best wishes,
Wolfgang

Bewusstseinsregion [region of consciousness]
Wie geht man mit der grausamen Vergangenheit einer Region um? In Mauthausen probt man partizipatorische Bewusstseins- und Menschenrechtsarbeit.

Auf den NS-Trümmern sprießt die Hoffnung [on Nazi ruins hope is growing]
Rund sieben Jahrzehnte nach den NS-Verbrechen auf ihrem  Boden suchen die Bürger der Region Mauthausen eine Identität abseits des Stigmas – und jenseits des Verdrängens.

Mauthausen,  26.  April, nachmittags. Im Veranstaltungszentrum „Donausaal“ versucht Alfred Zauner seine Anspannung zu verbergen: „Wir wissen nicht, wie viele Leute kommen werden“, sagt der Organisationsberater, während draußen die Sonne zum Frühlingsausflug lockt. Doch die Sorge verflüchtigt sich: Kurze Zeit später füllen sich die Reihen, kaum ein Platz bleibt leer. Rund 100 Menschen sind gekommen, Junge und Alte, Frauen und  Männer,  allesamt  Bürgerinnen und Bürger von Mauthausen, Langenstein und St. Georgen/Gusen – jenen Orten nahe Linz, auf deren Boden während der Nazizeit unzählige KZ-Häftlinge  gequält, versklavt und ermordet wurden. „Viele  Menschen  in  der  Region haben Jahrzehnte mit Verdrängen und in kollektiver Scham verbracht. Sie leiden auch darunter, dass sie von Gästen mitunter als Nachfahren  der  Täter  gesehen werden“,  weiß  Zauner.  Jetzt,  75 Jahre nach dem Anschluss Österreichs  an  Nazi-Deutschland,  suchen die Bürger dieser Orte eine Identität abseits des Stigmas – und jenseits des Verdrängens. Das Projekt „Bewusstseinsregion“  lädt sie ein,  auf  den  Trümmern  der  Vergangenheit an einer neuen, menschenrechtlich  orientierten  Zukunft zu bauen. Beim Treffen im Donausaal  werden  erstmals  konkrete Ideen und Ergebnisse der bereits beteiligten Bürger und Experten präsentiert.

„Denkmalschutz muss lebbar sein“ [a conflict about monument protection was at the beginning of the process]
Am  Anfang  dieses  Prozesses stand  ein  massiver  Konflikt:  Als vor  einigen  Jahren die  Langensteiner die  letzten  Baracken aus der NS-Zeit schleifen wollten,  verhängte  das Bundesdenkmalamt ein striktes  Verbot. Um die Sache nicht weiter eskalieren zu lassen, bat das Denkmalamt Experten, Vertreter von Opferschutzverbänden, Gemeinden, Bund und dem Land OÖ an den Runden Tisch, um Perspektiven für die „NS-Tatorte“ zu diskutieren. Man einigte sich auf einen umfassenden Bürgerbeteiligungsprozess, der Ende 2012 mit einem Auftakt in den Gemeinderäten  startete.  Mit  der  Projektleitung wurde der Menschenrechtsberater Alfred Zauner beauftragt. „Denkmalschutz  muss  lebbar sein“, ist er überzeugt: „Unser Projekt ist dann erfolgreich, wenn ein Mauthausner, der im Ausland auf seinen  Wohnort  angesprochen wird, künftig sagen kann: ,Ja, wir wissen um  die schreckliche Vergangenheit.  Aber  wir  haben  daraus gelernt und etwas daraus gemacht.‘ “

„Alpbach der Menschenrechte“ [many ideas were developped in 3 WCs, e.g.: annual symposium on human rights in Mauthausen?]
Um die lokale Bevölkerung ins Boot zu holen, arbeitete das Projektteam  mit  „Bürgerräten“  und der  vom  US-Amerikaner  Jim Rough entwickelten „Dynamic facilitation“: In drei generationenübergreifenden und regional gemischten  Bürgerräten tauschen 37 per Zufallsgenerator ausgewählte Personen in einem kreativen Prozess je eineinhalb Tage lang ihre Wahrnehmungen, Ängste und Erwartungen an die „Bewusstseinsregion“ aus und entwickelen Lösungsvorschläge. Martina  Handler,  die  als  eine von  zwei  geschulten  Moderatorinnen die Menschen in Mauthausen dabei begleitet, ist begeistert vom Engagement: „Besonders hat mich beeindruckt, wie viele Junge sich gemeldet haben und wie viel sie  über  die  Vergangenheit  wissen.“ Außerdem arbeiten vier Expertengruppen  aus  Wirtschaft, Regionalentwicklung,  Kunst  und Wissenschaft an einem Ideenmix. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Von einer „Gedenkrose“, die in den lokalen Gärten erblühen  soll,  bis  zu  Kulturevents, Themenfoldern  und  einem  Gedenkgarten  reicht  die  Ideenpalette. St. Georgens Bürgermeister Erich Wahl träumt sogar schon von einem  „Alpbach  der  Menschenrechte“, das mit Lernwerkstätten, Schulprojekten  und  Symposien eine  regionale,  positive  Identität stärken soll. Damit diese Ideen auch  umgesetzt  werden  können, braucht  es  nun  ein  Regionalbüro sowie öffentliche Fördergelder vom Staat und der EU. Konfliktpotential und ungelöste Fragen gibt es in der Region freilich noch genug: In St.Georgen ist ein  großer  Streit  im  Gange,  weil nicht alle das am Kirchenplatz geplante Mahnmal begrüßen, in dessen Zentrum eine Skulptur des im KZ  Gusen  ermordeten  Priesters und  Pädagogen  Dr.  Johann  Gruber  („Papa  Gruber“)  stehen  soll. Offen ist auch, ob und wie die lokale  Bevölkerung  künftig  in  die Mai-Gedenkveranstaltungen  im ehemaligen  KZ  Mauthausen  eingebunden  wird  –  bisher  hat  sich diese nämlich kaum beteiligt. „Ich glaube, der Damm ist jetzt gebrochen“, meint der ehemalige, langjährige Generalsekretär des internationalen Mauthausen Komitees, Albert  Langanke,  und  hofft,  dass Bevölkerung  und  Opferverbände, angetrieben von der jüngeren Generation, nun näher zusammenrücken.

Aufbruchsstimmung im Donausaal [atmosphere of departure]
Die angeregte Diskussion im Donausaal („Unsere Orte sind viel mehr als  ihre  belastete  Vergangenheit“ und die engagierten Statements der Mitglieder der Bürgerräte („Wir  können  etwas bewirken“) zeigen: Die Zahl derer, die die Vergangenheit lieber begraben wollen, schrumpft. Das Schweigen ist einer konstruktiven Auseinandersetzung mit den Nazi-Verbrechen gewichen. Ein wichtiges Zeichen, auch angesichts der zunehmenden rechtsextremen Übergriffe in Oberösterreich. Peter Menasse, als Kommunikationsberater für die „Bewusstseinsregion“ tätig, betont: „Es ist wichtig zu wissen, wie es geendet hat und der Opfer zu gedenken. Aber es  ist  auch  wichtig,  herauszufinden, wie es begonnen hat und was es braucht, damit Menschen in Sachen Menschenrechte nicht umfallen wie die Dominosteine. Das sehe ich als eine große Chance.“

Information:  www.bewusstseinsregion.at

rosal...@igc.org

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Sep 1, 2013, 8:46:11 PM9/1/13
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thank you so much, Wolfgang! I will work on the translation -- with a lot of help from Google! 
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Jim Rough

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Sep 9, 2013, 5:01:47 PM9/9/13
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Wolfgang,

Thank you so much for sharing this. It's wonderful to have a description of the empowering work that was done in Mauthausen with the Wisdom Council. I love the empowering conclusions that the article speaks of. 

This past week I was talking to the Superintendent of our local school system. It looks like we will have a  three part Wisdom Council in the high school this year(!) … [ I know that you've done some Wisdom Council work within your local school too.] In talking with him he mentioned his family connection with the Linz area of Austria … and I was able to give him a copy of the article. It's such a powerful, positive story. I'm so glad someone wrote it up and you shared a copy. Thank you.

Jim


 
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Jim Rough
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