Die One-Web-Vision des W3C und die Welt der Mobilgeräte

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Stefan Münz

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Apr 2, 2009, 3:20:11 PM4/2/09
to Webkompetenz-Forum
Hallo,

http://www.w3.org/blog/MWITeam/2009/03/17/one_web_for_all

Das eine Web. Ja, sicher, was denn sonst? Und glücklicherweise haben
wir ja dazu die offenen technischen Web-Standards, an die sich selbst
jene im großen und ganzen halten, die es mit Validatormeldungen nicht
so genau halten. Proprietäre Technologien wie Flash sind verbreitet,
haben das offene Klartext-Web aber in seiner Grundfunktionalität nicht
erschüttert.

Das W3C sieht die Bedrohung für das eine Web derzeit jedoch nicht so
sehr in proprietären Technologien oder Verwässerungen von Standards,
sondern an einer ganz anderen Ecke: nämlich in der immer weiter um
sich greifenden "Mode", spezielle Mobile-Portale für bekannte Web-
Plattformen anzubieten. Google machts vor mit m.google,com, und viele
andere große Anbieter tun es genauso.

Was aber hat das W3C dagegen? Besteht ja immerhin auch alles aus HTTP,
HTML und URIs.

Erstens, so das W3C, gebe zweierlei Inhalte. Einmal den
Originalinhalt, und dann einen stark gekürzten Inhalt in der Mobile-
Variante. Das sei nicht gut, weil quasi zwei Informationswelten
entstehen: eine vollständige und eine verkrüppelte. Zweitens würden
zwei Verlinkungswelten entstehen. Mobile-Varianten von Websites würden
sich untereinander verlinken und damit eine Art zweite Netzstruktur
generieren, mit allen Konsequenzen etwa für Suchmaschinen. Drittens
gebe es keine eindeutige, identifizierende Adresse mehr für eine
Website, wenn Mobile-Geräte eine Version wie mobile.example.org
erhalten, andere Geräte dagegen www.example.org. Das sei schädlich für
jede Art von Bookmarking. Ein Bookmark führe dann nur noch auf eine
Variante eines Angebots, nicht mehr auf das Angebot selbst. Das gilt
natürlich auch für Links.

Auf den ersten Blick erscheint das alles ziemlich nach gepflegter
Panikmache. Doch wenn man es mal unter dem Blickwinkel betrachtet,
dass die Anzahl der web-fähigen Kleingeräte, die sich irgendwo
zwischen Netbook und Stinknormal-Handy bewegen, seit ein, zwei Jahren
geradezu explodiert, dann geht es nicht mdhr um einen Marginalmarkt.
Noch ein, zwei Jahre weiter gedacht, und Kunden werden jeden
Webdesigner um zwei Versionen des neuen Webdesigns bitten: um die
"fette" Variante für Personal Computer, und um eine Schmalspur-
Variante für mobile Geräte mit Kleinbildschirmen.

Sicher, iPhone und Konsorten tun was. Da kann man zoomen, bequem
verschieben usw. Dennoch wächst der Markt der Anfragen für Mobile-
Lösungen rapide. Gestern habe ich beispielsweise zum ersten Mal von
Event-Handlern speziell für Touchscreen-Fingergesten gehört, und
Artikel wie dieser hier:

http://www.bananenhand.de/blog/apple-iphone-spezielles-kipp-event-landscape-profile-fangen/

sind richtungsweisend: lerne, Webseiten mit JavasScript zu "kippen",
wenn der User das iPhone von hochkant auf querkant bewegt. Tricks
dieser Art werden derzeit heiß gehandelt und werden wohl in einiger
Zeit bis ins Allgemeinwissen eines Webdesigners durchsickern.

Was ist also dran am "Mini-Web" für Kleingeräte. Ist die derzeit
häufig beobachtbare Praxis, separate Domains oder Subdomains für
Mobile-Varianten von Websites anzubieten, etwas, das im großen Stil
grassieren könnte und die Infrastruktur des Webs nachhaltig zum
Schlechteren verändert? Oder werden die Kleingeräte doch so
komfortabel, dass man keine Mobile-Variante mehr benötigt? iPhone- und
G1-User dürfen sich jetzt austoben ... ;-)

viele Grüße
Stefan Münz
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