ich glaube nicht, dass das ein Krieg ist. Also sowas, wie "Sorry aber
ich erobere jetzt mal Dein Land, weil ich Raum brauche" oder "Ich
rotte Dich jetzt mal aus, weil Du blaue Haare hast" oder "Nimm die
Finger von meiner Frau" ist das nicht.
Ein wenig ist es natürlich eine Nachfolgediskussion. Wobei mich an
dieser (Print)Mediendiskussion in der Käseglocke Blogosphäre am
meisten die selbstmitleidige Zentrierung auif die Medien stört. Als ob
das Internet so was banales wie ein Zeitungsnachfolger wäre! Qutasch,
das Internet ist in seiner Dimensionalität so was von komplett Neu,
dass man das nicht auf irgendeneien Vorgänger eindampfen kann. Und
wenn, warum dann ausgerechnet die meiden? Warum nicht die
Tagebuchindustrie, der Versandhandel, das Pornokino um die Ecke, der
Buchladen oder die Briefpost.
Wir werden dem Ausmaß des Umbruchs sicher gerechter, wenn wir an
Erfindungen wie den Buchdruck, die Dampfmaschine oder das Auto denken.
Also kein (vermeidbarer) Krieg, sondern eine (zwangsläufige)
Revolutionen. Kriege sind vermeidbar, Revolutionen nicht.
Revolutionen kann man vielleicht niederschlagen, die bannen sich aber
ihren Weg. Das Intenret kann nicht ungeschehen gemacht werden, ebenso
wenig, wie Zahnpasta den Weg zurück in die Tube findet.
Ich denke an die Erfindung des Autos und stelle mir die "early
adopter" vor, die ungebremst und ungereguliert mit ihren
Benzinkutschen durch die Welt schaukelten. Technische Freaks auf der
einen Straße, Visionäre auf der anderen Straßenseite, lunteriechende
Kapitalisten auf einer noch anderen Straße. Auch hier, so stelle ich
mir das ohne Recherche vor, gab es zunächst kein oder nur
selbstgemachte Regeln, die sich die Schar der Enthusiasten gemacht
hat. Irgnedwann, als das Auto mitten in der Gesellschaft ankam, Du
schriebst vom "direkten Kontakt zwischen den Welten", da kamen die
Rugulierer aus den Löchern. Da war eine Ampel nicht nur ein Ampel
sondern bekam genaue Phasen verordnet. Da kamen die Maschinenstürmer,
die Sportler, die Kutscher, besorgte Eltern und autofahrende
Politiker, prasselten zusammen und der Stress fing an. Oder nahm ab.
Je nach Blickwinkel.
Nun würde es zu kurz greifen, glaube ich, zu sagen: Achso, jetzt kommt
der unvermeidbare Regulierungsschub. Alles klar. Da werden alle ein
wenig zurückstecken, eine Straßenverkehrsrordnung fürs Web kommt her
und alles läuft dann weiter so wie vorher. Mit Übergangsregelung.
Jede revolutionäre Erfindung ändern auch - und besonders - die
Beziehungen zwischen den Menschen. Das Internet kann also nicht als
eigenständiges, regulierbares Ding angesehen werden, das als in sich
geschlossenes System gefoprmt werden könne. nein, das Internet hat die
Beziehungen zwischen den Menschen geändert und erfordert und erzwingt
deshalb auch neuen Antworten. Ich habe neulich das Buch "Klick" von
der Zeitredakteurin Susanne Gaschke gelesen. Ein Buch, dass die
Hilflosigkeit der Kritiker vor der Umwälzung deutlich macht. Ich kenne
die Autorin, mag sie menschlich sehr und schätze ihren wachen, regen
Intellekt, bin aber völlig platt gewesen, wie gescheuklappt man sich
der "Gefahr" Internet nähern kann, wenn man sich nur ein wenig Mühe
gibt. Ich habe mich nicht mal drüber aufgeregen können.
Was jetzt als Gegenbewegung der Netizen (Susanne schimpft sie
Netz-Apologeten) ist doch komplett zu erwarten. Es gibt, wenn man das
mit den typischen Formen des bürgerlichen Protestes vergleicht,
Demonstrationen, die andere als Latschdemos oder Marsch durch die
Institutionen abtun und es gibt zerstörerische Angriffe, die wieder
andere als "rechtfertigenden Gewissensnotstand" interpretieren. Und es
wird sicher auch noch Kaufhausbrand-Parolen geben. Nur aufhören wird
es sicher nicht. Weder von der Seite der Netizens noch vom
"Schweinesystem". Und am Ende, da bin ich überzeugt, wird was komplett
neues stehen. Und politische Auslaufmodelle wie Frau von der Leyen
wird die uns nachfolgende Generation nicht mal mehr nachvollziehen
können.
Gruß
Swen
Ja, das sind schon jämmerliche Geschichten.
Irgendwo schrieb ein Blogger, dass er in Italien beim Besuch von
Internetcafes seinen Pass zeigen muss, dessen Kennung dann notiert
wird, LOL. Köstlich immer auch die Urteile des berüchtigten Buske vom
Hamburger Landesgericht.
Aus meiner Sicht ist die IT-Szene weitgehend politisch
desorierentiert, was wohl das Hauptproblem in diesem "Krieg" ist. Der
unselige CCC bspw. mit seinen Vorträgen (Wer erinnert sich noch an die
spektakuläre und supertolle Aktion "Wahlcomputer spielt auf einmal
Schach"?) trägt hier eher zum Abbau von Kenntnissen bei, so dass
gerade auch jüngere IT-Interessierte oft politische Kompetenz auf
Mickey Mouse-Niveau entwickeln. Ein Tiefpunkt war bspw. auch die
Diskussion beim "intellektuellen" Spreeblick über die
"Internetsperren" (die natürlich nie funktionieren werden), ein
gewisser Jonny war dort so gut auf das Argument "Aber es geht doch um
Kinderpornographie" abgefahren, dass er seine liberale Kompetenz an
der Garderobe abgegeben hat bevor er seinen unseligen Blogeintrag
verfasste.
Ja, es gibt schon üble Tiefpunkte.
Stefan nehme ich hier natürlich sehr gerne (und vorsichtshalber, also
bitte nicht angesprochen fühlen! :) aus, genauso wie die freundlichen
und geneigten wie verständigen Mitleser.
MFG
Sky