> Was fällt euch noch auf im Datenschutzbericht?
Was fällt euch noch auf am Datenschutzbericht?
Ja, interessantes Thema, irgendwie vermurkst das Ganze. fängt schon
beim Wort an: Datenschutz.
Es geht um Informationsschutz, nicht um die Daten.
Zudem wirkt das Vorgehen deutscher Behörden hier ein wenig antiquiert, gell?
Ich kann niemandem raten persönliche Informationen im Web bereit zu
stellen, unter "Klarnamen" zu kommunizieren halte ich ebenso für
problematisch, einfachste Aussagen wie bspw. "Ich find Bayern München
arrogant", "Ich wähle SPD.", "Ich bin gegen die Schwulenehe." und "DIe
aktuelle Wirtschaftskrise ist ursächlich auf die sozialstaatliche
Maßnahme CRA zurückzufühen." kosten Kunden, Bekannte und eventuell
Freunde. Wer abhängig beschäftigt ist kann zudem mit den
Personalabteilungen und Mitarbeitern Probleme bekommen.
Hatte schon mal butterweich angefragt, lieber Stefan, wie hältst Du
das eigentlich aus?
MFG
Sky
>> Hatte schon mal butterweich angefragt, lieber Stefan, wie hältst Du
>> das eigentlich aus?
>
> Was meinst du? Dass ich im Web unter Klarnamen diskutiere und
> publiziere? Ich habe mich einfach dran gewöhnt und kein Problem damit.
> Auch ist mir noch kein bekannt gewordener Nachteil daraus entstanden.
Du kannst bspw. keine kontroversen Themen diskutieren oder kontroverse
Meinungen ("Ich wähle SPD." ist in bestimmten Kreisen bereits
kontrovers, LOL) äussern ohne Nachteile befürchten zu müssen. Ich bin
erstaunt, dass Dir das nicht klar ist.
Wenn Du Dich natürlich grundsätzlich oberhalb der sachlichen Materie
in allgemeinen Betrachtungen ergehst und auf pointiertere
Formulierungen verzichtest, dann entsteht das Problem möglicheerweise
nicht, allerdings reduzierst Du so die sachliche Dichte des
Austausches, wie ich das einmal nennen möchte.
Es wird sich vielleicht der eine oder andere die Frage stellen, warum
Meinungen, gar kontroverse, erforderlich sind und warum Polemik die
Diskurse überhaupt bereichert, LOL, ja es gibt solche Mentalitäten.
Wer allerdings keine Probleme hat immer nett zu sein...
Grundsätzlich müssen diese Fragen jedenfalls irgendwie beantwortet
werden, ein "Datenschutz"-Apparat wird hier nicht ausreichen und
ohnehin nur irgendwie - freundlich formuliert - mässig effizient vor
sich hin arbeiten.
Dazu kommen natürlich noch die rechtsphilosophischen Überlegungen,
also wie das Web überhaupt sinnvollerweise gehandhabt werden kann.
"Zensur-Ursulas" Vorstoss wird zu beobachten sein.
Sichtbar wird die "rechtliche Lücke" jetzt an diesem Fall mit der No
Angels-Sängerin, die einstweilige Verfügung war ja recht wirkungslos
und antiquiert.
MFG
Sky
Hi Stefan,
ich drücke mich einmal klar aus: Es lohnt sich einfach nicht seine
Meinung unter "Klarnamen" zu äussern, wenn Du geschäftlich eingebunden
bist; was ja die meisten sind. Das hätte Implikationen.
Schade, dass darauf aufbauend keine Diskussion hier möglich scheint.
Vielleicht ist nicht allen klar, dass Meinungen - im Web geäussert -,
dezent formuliert, eine Sonderrolle spielen
MFG
Sky
Beste Grüße!
Sky
2009/4/22 Stefan Münz <stefan...@googlemail.com>:
> In Abschnitt 7.3 (S.91) wirds dann richtig interessant. Dort werden
> dem geneigten Leser "Die Zehn Gebote für Betreiber sozialer Netzwerke"
> präsentiert.
[...]
> 9. Verhindern Sie, dass Profildaten Ihrer Nutzer von Dritten kopiert
> werden
[...]
> Punkt 9 kommt mir dagegen wieder
> etwas wie Holzmedien-Denken vor, bar aller Kenntnis über Realitäten
> wie dass Daten sich bereits auf dem Rechner eines Users befinden, wenn
> er sie abruft.
Ich denke, er meint was anderes. Oder jedenfalls verstehe ich es
anders. Ein Problem, dass unsere noch vorhandene gesellschaftliche
Hilflosigkeit mit den neuen Möglichkeiten der digitalen Recherche vs
anständigem Verhalten betrifft. Wobei ich ganz bewusst den Vergleich
moralisch ziehe und nicht rechtlich (Recht auf informationelle
Selbstbestimmtheit) - weil das Problem halt nicht nur oberflächlich
rechtlich sondern zutiefst ethisch bzw. moralisch ist.
Holzmedien ist das Stichwort. Die Toten von Winnenden waren noch nicht
unter der Erde, da hatten die gottlosen Bildschirmtäter zweier
einschlägiger Blätter
(http://www.bildblog.de/6494/die-amok-opfer-der-bild-am-sonntag/) ihre
digitale Leichenfledderei schon vollstreckt und sich aus den
einschlägigen Quellen Bilder der Opfer zusammengestohlen. So etwas ist
in meinen Augen eklig, unentschuldbar und gewährt uns einen Einblick
in den stinkenden Schlund der auflagen-, umsatz- und klickgeilen
Medien, denen wir ausliefert sind. Ich habe nicht gehört, dass auch
nur einer der Verantwortlichen Redakteure oder Verleger sich später
dafür entschuldigt hätte. Ich habe nicht gehört, dass etwa die
evangelische oder katholische Kirche der Bild-Zeitung nunmehr
auferlegt hätte, davon Abstand zu nehmen, für ein sogenannte
Volksbibel zu werben. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn eine
vielleicht bald erlassene Rüge des Presserates von den beiden Blättern
(bei der Bild ja gewohnheitsmäßig) ignoriert wird.
Das hatte ich Hinterkopf als ich die Nummer 9 las - und meinen
Unglauben, dass sich grundlegende ethische Werte nachhaltig in die
Köpfe der hierfür verantwortlichen Redaktionen verpflanzen lassen. Und
wenn es denn so ist, dass die Gier mancher "Dritter" nicht gebremst
werden kann, dann ist es vielleicht wenigstens eine kleine Hoffnung
oder Genugtuung, wenn man das Kopieren solcher Bilder ein wenig
erschwert, die Bilder mit Wasserzeichen unterlegt oder etwa unter
solche Rechte stellt, die es den Betreibern der sozialen Netzwerke,
den Opfern oder deren Angehörigen oder auch jedermann ermöglichen, die
Attentäter und Amokläufer in den Redaktionen mit Leichtigkeit auf
Unterlassung, Schadensersatz, Aberkennung der bürgerlichen
Ehrenrechte, der Geschäftsfähigkeit oder sonstwas zu verklagen.
Und vor diesem Hintergrund ist der nachfolgende Absatz sicher richtig,
aber leider missverständlich.
> "Wichtig ist aber auch das Bewusstsein der Online-Generation im Umgang mit ihrer Privatsphäre zu schärfen.
Die Online-Generation sind nämlich nicht nur die in Zeiten des
Internets geborenen, sondern wir alle. Bürger, Institutionen, Firmen,
Verbände, der Staat. Wir alle müssen eine moralische Gerüst entwickeln
für die neuen Formen der Öffentlichkeit. Haben wir ein solches
moralisches Bewusstsein, dann wird kaum jemand mehr mit Blick auf
Auflagen auf die Idee kommen, schamlos
geifernd solche Schlagzeilen zu machen. Es gibt solche Medien, solche
Journalisten. Auch heute noch. In Mengen sogar. Ich habe viele in
meiner Zeit als Pressesprecher kennengelernt. Profis, denen es nie in
den Kopf gekommen wäre, ihr Wissen um ihre Ehefrauen betrügende
Minister zu veröffentlichen, weil sie nie auf die Idee gekommen wären,
dass das auch nur irgendwie eine Meldung wert sein könnte. Für eine
Seite Verantwortliche, die solche Bilder wieder rausgeworfen hätten,
ihr Stimme in der Endredaktion erhoben hätten.
Letztendlich werden wir damit umgehen müssen, dann neue Techniken neue
gesellschaftliche Umgehensweisen entstehen lassen. Alte Freiräume
verschwinden, neue hinzukommen. Eine anderes, eher belustigendes
Beispiel, wie technischer Fortschritt, jugendliche Freiräume und
Datenschutz gegeneinander spielen. Mann, Singlehaushalt, ruft erstmals
einen bestimmten Pizza-Service an und ist erstaunt, als der
Mitarbeiter, der die telefonische Bestellung aufnahm, irgendwann ein
"und wie immer eine Cola als Getränk zur Pizza, Herr XYZ" einfließen
ließ. "Wie immer?" Der Mann am Telefon erläuterte, dass die früheren
Bestellungen, der Name sowie die Anschrift unter dieser Telefonnummer
in seinem PC erfasst würden und es im Sinne der Kundenfreundlichkeit
sei, wenn er mir so aufgrund meiner bisherigen Bestellungen die eine
oder andere Ware nahelegen könne. Aber wenn es mir wichtig wäre, könne
mein Nummer davon ausgenommen werden. Nicht nötig, der Service gefalle
ja, sagte mein Freund. Blöd sei eigentlich nur, dass ich zu ersten Mal
anriefe. Des Rätsel Lösung war klar, als er darum bat, seine früheren
Bestellungen und die Tage dazu zu nennen: Seine Tochter, wenn sie bei
ihm war, bestellt sich dort ab und an was. Das war nun aber familiär
regelwidrig, weil es das Abkommen mit der Mutter/Ex-Frau gab, dass das
Kind aus übergeordneten ernährungspolitischen Erziehungidealen keine
Döner, Pizzas, Süßgetränke etc bekommen sollte ... Also meine Tochter
würde platzen vor Wut, wenn ich ihr erzählte, ich wisse durch diesen
doppelt nützlichen Service nun endlich auch, was sie sich denn so
alles bei dem Pizza-Dienst bestelle, wenn sie angeblich das Essensgeld
fürs Abendbrot im Öko-Laden ließe. Ein selbstverwalteter Jugendraum
ist verloren gegangen.
Ich finde es also gut, dass der Datenschutzbeauftragte nicht
holzhammermäßig alle sozialen Netzwerke verdammt und abschaffen will,
sondern an uns appelliert, neues Bewusstsein zu wecken, neue
Verantwortlichkeiten zu akzeptieren und neue Grenzen zu ziehen.
Ansonsten finde ich in dem Bericht noch viel berufliches. Als
Mitarbeiter in der Buchhaltung einer Behörde mit sicher mehr als 25
Millionen Zahlungsvorgängen im Jahr kann ich reichlich Ansatz- und
Problempunkte aus der täglichen Arbeit wiederfinden sowie mich noch an
einige mehr erinnern - zumal der hiesige Datenschutzbeauftragte, zu
meinem beruflichen Leid aber eben zum gesellschaftlichen Wohl, seine
Aufgabe sehr genau nimmt.
Gruß
Swen
2009/4/22 Sky Dumont <skyf...@gmail.com>:
>> Was meinst du? Dass ich im Web unter Klarnamen diskutiere und
>> publiziere? Ich habe mich einfach dran gewöhnt und kein Problem damit.
>> Auch ist mir noch kein bekannt gewordener Nachteil daraus entstanden.
>
> Du kannst bspw. keine kontroversen Themen diskutieren oder kontroverse
> Meinungen ("Ich wähle SPD." ist in bestimmten Kreisen bereits
> kontrovers, LOL) äussern ohne Nachteile befürchten zu müssen. Ich bin
> erstaunt, dass Dir das nicht klar ist.
Ich habe in einer bewussten Entscheidung von Beginn einen eher
öffentlichen Umgang mit mir gepflegt. Meine Krankheiten, meine
Suchterfahrungen, meine politischen Einstellungen habe ich nicht nur
einmal "veröffentlicht", ohne das sich je Nachteile erlitten hätte.
Ich bin es allerdings auch seit jeher bewusst so eingestellt gewesen
und hätte mich eher verstellt, wenn ich im Netz anders agiert hätte.
Bei manchem (z.B. im) SELFHTML-Forum war erkennbar, dass sie sich der
Tragweite ihrer Äußerungen nicht bewusst waren. Spätere Löschbitten
aus dem Archiv waren an der Tagesordnung. Ich bin anderseits so
eingestellt, dass ich dann nicht unerbittlich als "Da musst jetzt mit
Leben"-Sheriff herumlaufen wollte und finde solche Löschungen dann
okay. Es macht aber klar (siehe oben) dass da noch viel
Medienkompetenz wachsen muss, bis es späteren Generationen leichter
fällt, von Beginn an bewusster zu agieren,
Andererseits will ich meine Gehabe nicht als Maßstab gelten lassen. Es
kann und darf auf der anderen Seite nicht erstrebenswert sein, dass
jeder sich nicht öffentlich nackig machen will, allein deshalb unter
Verdacht gerät, etwas verbergen zu wollen.
Wegen der No-Angels-Sängerin-Geschichte:
Klar, vielleicht ist die Geschichte so, wie sie in den Medien steht,
gewesen und vielleicht muss zu dann auch zu Recht bestraft werden.
Aber vielleicht ist die Wahrheit dann auch irgenwie anders. Dann darf
die Ehre aber nicht unwiderruflich futsch sein:
http://www.bildblog.de/die-verlorene-ehre-des-andreas-tuerck/
2009/4/24 Sky <skyf...@gmail.com>:
> Finde es gut, dass das Du das als mögliches Problem bearbeitest, der
> Unterschied zu früher ist halt, dass das Web ein ziemlich gutes
> Gedächntnis hat
Nene, ich sehe das nicht als Problem, sondern sehr fatalistisch als
Tatsache, mit der wir lernen müssen, umzugehen. Es gab immer wieder
mal Erfindungen im Bereich der Medien, die nicht nur allein
Kommunikationsverhalten verändert haben, sondern (mittelbar) zu
enormen gesellschaftlichen Umwälzungen geführt haben (der Telegraph
z.B. hat das "Heute" internationalisiert, vorher gab es den Begriff
"Heute hat..." doch allenfalls im Wohnumfeld)
> Yasni und andere intelligente Meta-Suchmaschinen sind schon recht unangenehm.
Anders herum ermöglichen solche Dienste Selbstüberprüfung. Yasni oder
so hat mir mal offenbart, dass es bei amazon eine öffentliche
Wunschliste von mir gibt, von der ich echt nichts (mehr) wusste.
Amazon (das ist das eigentliche Problem) liefert seinen Kunden nicht
so ohne weiteres einen Überblick über "das sind die Daten, die wir von
Ihnen veröffentlichen". Einen solchen Möglichkeit, sich Überblick zu
verschaffen, verbunden mit sehr großen Lösch-Buttons, halte ich bei
jedem online-Dienstleister für notwendig.
Gruß
Swen