Hallo Sky,
> Besonders gut haben mir das grundsätzliche Verständnis der neuen
> Medien und die Bemerkung "Es ist die Wiederkehr des Stammtisches auf
> digitalem Niveau." gefallen. Modern Stammtisch halt, ist einfach nicht
> wegzukriegen.
"Der Stammtisch ist auf dem Land nach wie vor einer der wichtigsten
sozialen Treffpunkte. Vor allem die dünne Konzentration von
Freizeitangeboten und das geringere Angebot lokaler Medien auf dem
Land tragen dazu bei, dass der Stammtisch zu einem sozialen Zentrum
wird: Hier werden soziale Beziehungen gepflegt und lokale Neuigkeiten
ausgetauscht. .... Im städtischen Bereich haben sich seit den späten
90ern auch Stammtischrunden zu speziellen engeren Themenbereichen
gebildet, die oft wie lose zusammenhängende Vereine geführt werden und
ebenso dem geselligen Beisammensein wie dem Erfahrungsaustausch und
teilweise auch der Vernetzung dienen." [Wikipedia-Artikel
"Stammtisch"].
Wenn man den Begriff mal von den negativen Konnotaten wie
"Dampfgeplauder" oder "reaktionärer Biersumpf" befreit, bleibt eine
Funktionalität übrig, die der von kommunikativen und synergetischen
Einrichtungen im Web durchaus ähnlich ist. Andersherum gedacht: all
die vielen Kommunikations- und Kollaborationsmöglichkeiten im modernen
Web nehmen für moderne digitale Nomaden Aufgaben wahr, die in
traditionelleren Gesellschaftsformen der Stammtisch bot.
Natürlich gibt es im Web genauso viel Dampfgeplauder und trüben
Bierdunst wie an alten Dorfstammtischen. Auch in Twitter. Nur hat das
nichts speziell mit Twitter zu tun, bzw. Twitter lässt sich damit
nicht erklären.
> Auch keine schlechte Beobachtung (für einen Politiker ;--):
> "Das Netz ist keine politische Existenz für sich selbst."
Was immer damit gemeint sein mag -- nein, es gibt bislang noch kein
Netzparlament, keine Netzpolizei und kein Netzgericht. Ich wüsste aber
auch nicht, wem mit obigem Zitat widersprochen werden soll. Alles, was
Netz-Insider behaupten, ist, dass das die Kommunikation und die
Informationsflüsse im Netz längst eine so kritische Masse erreicht
haben, dass kein Politiker und keine Partei es sich mehr leisten kann,
so zu tun, als ob es das Netz nicht gäbe. Und -- etwas gewagter, aber
auch nicht mehr völlig revolutionär die These: die Art, wie sich Netz-
User informieren können, was sie alles mitbekommen, was sich dadurch
"weitersagt": all das ist bereits dabei, die Politik ebenso wie die
Gesellschaft als Ganzes tiefgreifend zu verändern. Man könnte also
sagen: das Netz hat in höchstem Maße gesellschaftlichspolitische
Relevanz.
viele Grüße
Stefan Münz