Nächstes Treffen am 08.06.

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Hans-Gert Gräbe

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May 24, 2009, 10:44:51 AM5/24/09
to wak-l...@googlegroups.com
Hallo allerseits,

ich habe mir erlaubt, einen kurzen Bericht über den 13.5. zu verfassen,
in dem mein Frust über die Qualität der Diskussion nicht zu überlesen
ist, siehe http://www.leipzig-netz.de/index.php5/WAK.2009-05-13

Unsere nächste Diskussionsrunde findet am 8.6. ab 18:30 Uhr bei Peter
Weyh im Bürgerverein Volkmarsdorf statt, siehe die Ankündigung unter
http://www.leipzig-netz.de/index.php5/WAK.2009-06-08. Ich würde mich
freuen, wenn wir dort wirklich mal zu einer Diskussion am Text kommen,
wie es beim letzten Mal vereinbart wurde.

Viele Grüße, Hans-Gert

Florian Krahmer

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May 26, 2009, 5:06:19 AM5/26/09
to leipzig...@googlegroups.com, wak-l...@googlegroups.com
Hallo,

ein Entschuldigung von mir für die weniger strukturierten Diskussionsbeiträge von mir beim letzten mal, aber mir fällt es schwer, mich auf das Thema (warum die LINKE) einzulassen, wenn ich mich in Gedanken schon mit der nächst hören Abstraktionseben beschäftige.

Dazu habe ich letztens etwas interessantes von Thomas Kuhn gelesen ("Die Struktur der Wissenschaftlichen Revolutionen")
Ihr als alte Revolutionstheoretiker seit mir da sicher schon etwas voraus in dem Thema, aber dennoch kurz meine Gedanken dazu, auch wenn es vielleicht für euch nichts neues sein mag.

Wenn man Kuhns Hauptprämisse weg lässt (um jeden Preis jede Art von Metaphysik abzulehnen) lässt sich seine Theorie, etwas variiert gut verwenden.

Demnach herrschen in Wissenschaftler-Gemeinschaften bestimmte Paradigmen, die diese Gemeinschaften konstituieren. Kommen diese Paradigmen z.b. aufgrund neuer Erkenntnisse, logischer Widersprüche, etc. in eine Krise, werden - unterstützt durch einen Generationswechsel- neue Paradigmen aufgestellt. Da aber aufgrund der Vorgabe: die Sprache bestimmt das Weltbild, die neue Theorie in die Alte nicht zu übersetzten ist, findet keine Evolution sondern eine Revolution statt.

Soweit Kuhn. Ich finde aber, dass durchaus Übersetzung auch unter der Vorgabe: die Sprache bestimmt das Weltbild, möglich ist. Solange man sich auf etwas Metaphysik einlässt, dass allen Menschen etwas eigen ist, dass sie Menschen sind z.B. (vgl. Descartes).
Aber richtig; Übersetzungen zweier verschiedener Sprachen bedarf etwas Drittes, Vergleichendes. In der Physik kann das die Mathematik sein, in der Wissenschaft die Ethik, etc.

Jetzt kommt etwas Luhmann in's Spiel. Geht man von verschieden Systemen (ich nenne sie Stränge) in der Gesellschaft aus, dann kann man während einer Revolution in einem Strang, mittels der anderen Stränge kommunizieren (die Theorie durchaus im Gegensatz zu Luhmann, der von der Abgeschlossenheit der System ausging und einer ausschließlich internen Kommunikation). Diese Revolutionen in den Strängen sind Mikro-Revolutionen (vgl. HGG). Treten aber mehrere Mikro-Revolutionen gleichzeitig auf, kann es zu einer Makro-Revolution kommen, die die gesamte Gesellschaft betrifft, da nicht genügend "intakte" Stränge vorhanden sind, um eine gesamtgesellschaftliche Kommunikation stattfinden zu lassen.

Meiner Meinung nach befinden sich mehrere Stränge gegenwärtig in einem Revolutionsprozess, bzw. in einer Krise. Das ist eine Wirtschaftskrise, eine Wissenschaftskrise, eine Kulturkrise, und eine Demokratiekrise. Dies müsste zwangsläufig in eine Makro-Revolution münden.

Ich finde es daher wenig sinnvoll darüber zu spekulieren, warum DIE LINKE nicht von "der Krise" profitiert, wenn sie durch die Krise, aufgelöst wird, insofern es sich um die Partei handelt. Das gegenwärtige System ist durch pareiendemokratischen Parlamentarismus geprägt. Eine Krise und daraus resultierende Revolution dürfte dieses System nicht überstehen.

Auch auf die Gefahr des Eklektizismus hin; Lässt sich Hannah Arendts Erklärung für Antisemitismus (Für Antisemitismus finde ich ihn wenig geeignet, aber auf die Politikerkaste bezogen, ist er hinreichend gut. Vgl. "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft") verweden. Demnach wird nicht gehasst, was Reichtum besitzt, sondern was Reichtum besitzt und keine dazugehörige Macht. Auf Politiker/ Parteien trifft dies zu, sie profitieren materiell von dem jetzigen System, geben aber immer und überall zu verstehen, dass sie keine Macht haben, sei es aufgrund der berühmten Sachzwänge, oder weil sogenannte Experten von den Spezialgebieten ohnehin mehr Ahnung haben. Politiker entmachten sich permanent selber, und werden so als parasitär wahrgenommen. Die Konsequenz wäre die Abschaffung des pareiendemokratischen Parlamentarismus.

Soweit, und danke an die die es durchgehalten haben bis hier her zu lesen.

Flori

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Hans-Gert Gräbe

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May 26, 2009, 7:00:44 AM5/26/09
to wak-l...@googlegroups.com
Florian Krahmer schrieb:

> Hallo,
>
> ein Entschuldigung von mir für die weniger strukturierten Diskussionsbeiträge von mir beim letzten mal, aber mir fällt es schwer, mich auf das Thema (warum die LINKE) einzulassen, wenn ich mich in Gedanken schon mit der nächst hören Abstraktionseben beschäftige.
>
> Dazu habe ich letztens etwas interessantes von Thomas Kuhn gelesen ("Die Struktur der Wissenschaftlichen Revolutionen")
> Ihr als alte Revolutionstheoretiker seit mir da sicher schon etwas voraus in dem Thema, aber dennoch kurz meine Gedanken dazu, auch wenn es vielleicht für euch nichts neues sein mag.

usw.

Hallo Florian,

ich bin sehr daran interessiert, hier - ähnlich wie das bei WAK Berlin
seit vielen Jahren läuft - zu einem strukturierten Diskurs zu kommen zu
gemeinsam interessierenden Themen.

Dass mich das Thema "Wie geht Fortschritt?" (was ja Kuhn paraphrasiert
ist) schon lange bewegt muss ich nach Dahlen wohl nicht extra betonen.
Ich fände es ebenfalls spannend, wenn wir die Fixiertheit auf die
Reflexion - bzw. wohl eher Nichtreflexion, siehe meinen Aufsatz
"Wissenschaftspolitik - der blinde Fleck der Linken(dot)" - solcher
Themen in der Linkspartei hinter uns lassen könnten.

Aber für den 8.6. steht der Blick in die Programmatik der Linkspartei
(noch einmal) explizit auf der Tagesordnung; in dem Fall vielleicht
durchaus interessant.

Viele Grüße,
Hans-Gert

Florian Krahmer

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May 26, 2009, 7:56:18 AM5/26/09
to wak-l...@googlegroups.com
Hallo,

nun gut. Warum profitiert die Linke nicht von der Krise?

Wenn wir und auf zwei präzisierungsfragen einlassen können:

1. Wer ist "die Linke"?
2. Welche Krise ist gemeint?

Und 1. beantworten mit die Partei DIE LINKE,
und 2. mit die gesamtgesellschaftliche Krise.

Dann habe ich meine Antwort gegeben: Weil die Linke selber Ursache der Krise ist.

liebe Grüße

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: "Hans-Gert Gräbe" <h...@hg-graebe.de>
> Gesendet: 26.05.09 12:59:38
> An: wak-l...@googlegroups.com
> Betreff: [wak-leipzig] Re: Nächstes Treffen am 08.06.
-- 
"Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Daß er mich braucht.

Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
Fürchte von jedem Regentropfen
Daß er mich erschlagen könnte"

(Bertolt Brecht)

Ingo Groepler-Roeser

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May 26, 2009, 9:43:49 AM5/26/09
to wak-l...@googlegroups.com
Ist sie das wirklich?
Welche Linke denn dann, die Parteigruppe oder die LINKE als Bewegung, die etwas nicht mehr geduldet hat und es deswegen so thematisiert, dass die Krise als unabwendbar gilt - zumindest implizieren das die Thesen, kann man dass differenzieren.

Gruß Ingo



--
Große Männer nennen Schande das Verlieren,
nicht aber den Gewinn durch Trug.

... sagte Machiavelli
-----
http://www.youtube.com/watch?v=E3FVkCjB_ws

Herbert Maschke

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May 26, 2009, 6:00:16 PM5/26/09
to wak-l...@googlegroups.com

ein Entschuldigung von mir für die weniger strukturierten Diskussionsbeiträge von mir beim letzten mal, aber mir fällt es schwer, mich auf das Thema (warum die LINKE) einzulassen, wenn ich mich in Gedanken schon mit der nächst hören Abstraktionseben beschäftige.
 
Dieser von aussen scheinbare Konzentrationsmangel ist ein auch bei mir häufig vorkommendes Phänomen.


Dazu habe ich letztens etwas interessantes von Thomas Kuhn gelesen ("Die Struktur der Wissenschaftlichen Revolutionen")
Ihr als alte Revolutionstheoretiker seit mir da sicher schon etwas voraus in dem Thema, aber dennoch kurz meine Gedanken dazu, auch wenn es vielleicht für euch nichts neues sein mag.

Wenn man Kuhns Hauptprämisse weg lässt (um jeden Preis jede Art von Metaphysik abzulehnen) lässt sich seine Theorie, etwas variiert gut verwenden.
 
Ich bin zwar neu auf dem Gebiet der "Revolutionstheoretiker", aber ich möchte deinen Gedanken trotzdem gerne kommentieren. Um diesen aber richtig zu verstehen, musst du nochmal deutlich erklären, was dich an dem riesen Begriffsfeld der "Metaphysik" so stört. Was ist an Kuhns Hauptprämisse metaphysisch? 
 
Demnach herrschen in Wissenschaftler-Gemeinschaften bestimmte Paradigmen, die diese Gemeinschaften konstituieren. Kommen diese Paradigmen z.b. aufgrund neuer Erkenntnisse, logischer Widersprüche, etc. in eine Krise, werden - unterstützt durch einen Generationswechsel- neue Paradigmen aufgestellt. Da aber aufgrund der Vorgabe: die Sprache bestimmt das Weltbild, die neue Theorie in die Alte nicht zu übersetzten ist, findet keine Evolution sondern eine Revolution statt.

Das wenige, was ich von Kuhn weiß, besagt aber, dass er es war, den den Begriff des Paradigmas in die Wissenschaft hinein getragen hat. "Die Existenz eines Paradigmas ist für Kuhn ein Zeichen reifer Wissenschaften, es ist allerdings nicht ein notwendiges Kriterium für Wissenschaftlichkeit." sagt mir bspw. Wikipedia.

Ich denke, ob ein wissenschaftlicher Standpunkt durch eine Evolution oder eine Revolution stattfindet, hängt davon ab, ob der entsprechenden wissenschaftlichen Disziplin nicht-wissenschaftliche Interessen anhängen. Um mal zwei blöde Beispiele zu nennen: Das Paradigma, die Erde sei eine Scheibe, hat ein öffentlich/religiöses/philosophisches/astronomisches Interesse; dass Orang-Utans nachtaktiv sind, ein eher wenig gewichtiges - und deswegen kann ersteres Paradigma nur revolutioniert werden, während das zweite eine Evolution erfahren könnte.

Die Krise bei evolutionsfähigen Wissenschaften wäre dann der methodische Zweifel.


Soweit Kuhn. Ich finde aber, dass durchaus Übersetzung auch unter der Vorgabe: die Sprache bestimmt das Weltbild, möglich ist. Solange man sich auf etwas Metaphysik einlässt, dass allen Menschen etwas eigen ist, dass sie Menschen sind z.B. (vgl. Descartes).
Aber richtig; Übersetzungen zweier verschiedener Sprachen bedarf etwas Drittes, Vergleichendes. In der Physik kann das die Mathematik sein, in der Wissenschaft die Ethik, etc.

Das Paradigma, dass die Sprache unser Weltbild bildet, würde ich noch verschärfen, und behaupten, dass sie unser gesamtes Bewusstsein bildet - aber das Thema gehört nicht in diese Diskussionsgruppe...


Jetzt kommt etwas Luhmann in's Spiel. Geht man von verschieden Systemen (ich nenne sie Stränge) in der Gesellschaft aus, dann kann man während einer Revolution in einem Strang, mittels der anderen Stränge kommunizieren (die Theorie durchaus im Gegensatz zu Luhmann, der von der Abgeschlossenheit der System ausging und einer ausschließlich internen Kommunikation). Diese Revolutionen in den Strängen sind Mikro-Revolutionen (vgl. HGG). Treten aber mehrere Mikro-Revolutionen gleichzeitig auf, kann es zu einer Makro-Revolution kommen, die die gesamte Gesellschaft betrifft, da nicht genügend "intakte" Stränge vorhanden sind, um eine gesamtgesellschaftliche Kommunikation stattfinden zu lassen.
 
Ich wäre da skeptisch. Gerade aufgrund des Fakts, dass die Kommunikation nur innerhalb Mikro-Revolutionen funktioniert, ist es unwahrscheinlich, dass eine Organisierte Makro-Revolution auf Basis der Mikro-Revolutionen stattfindet. Ich glaube Makrorevolutionen sind ausschliesslich inszeniert.

 

Meiner Meinung nach befinden sich mehrere Stränge gegenwärtig in einem Revolutionsprozess, bzw. in einer Krise. Das ist eine Wirtschaftskrise, eine Wissenschaftskrise, eine Kulturkrise, und eine Demokratiekrise. Dies müsste zwangsläufig in eine Makro-Revolution münden.
 
Es müsste zwangsläufig bald wieder eine Makro-Revolution inszeniert werden, richtig.
 

Ich finde es daher wenig sinnvoll darüber zu spekulieren, warum DIE LINKE nicht von "der Krise" profitiert, wenn sie durch die Krise, aufgelöst wird, insofern es sich um die Partei handelt. Das gegenwärtige System ist durch pareiendemokratischen Parlamentarismus geprägt. Eine Krise und daraus resultierende Revolution dürfte dieses System nicht überstehen.
 
"dieses System" wird durch die "nächste" Revolution nur weiter gefestigt.
 

Auch auf die Gefahr des Eklektizismus hin; Lässt sich Hannah Arendts Erklärung für Antisemitismus (Für Antisemitismus finde ich ihn wenig geeignet, aber auf die Politikerkaste bezogen, ist er hinreichend gut. Vgl. "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft") verweden. Demnach wird nicht gehasst, was Reichtum besitzt, sondern was Reichtum besitzt und keine dazugehörige Macht. Auf Politiker/ Parteien trifft dies zu, sie profitieren materiell von dem jetzigen System, geben aber immer und überall zu verstehen, dass sie keine Macht haben, sei es aufgrund der berühmten Sachzwänge, oder weil sogenannte Experten von den Spezialgebieten ohnehin mehr Ahnung haben. Politiker entmachten sich permanent selber, und werden so als parasitär wahrgenommen. Die Konsequenz wäre die Abschaffung des pareiendemokratischen Parlamentarismus.
 
Herrschaftsgebilde, wie sie sich politisch und wirtschaftlich darstellen sind in meinen Augen komplementärbilder menschlich/instinktiver Sozialordnung - und damit so, wie sie jetzt sind (und in den letzten Jahrhunderten waren) perfekt.

mfg
Herbert

Hans-Gert Gräbe

unread,
May 27, 2009, 7:58:08 AM5/27/09
to wak-l...@googlegroups.com
Hallo Florian,

ich habe deinen Beitrag mal unter
http://www.leipzig-netz.de/index.php5/WAK.Debatte.2009-05-26-FK
ins Wiki gestellt.

Und hier noch zwei inhaltliche Anmerkungen:

(1) Die Sache mit den Sprachen ist nach meiner Auffassung deutlich
komplizierter. Wir haben uns im letzten Semester im Seminar "Wissen in
der modernen Gesellschaft"
http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/SeminarWissen/WS08
dieser Frage von einer anderen Seite genähert, der Frage nach dem
Charakter von Information und Informationsprozessen. Dort spielt
klassisch die Trias von Syntax, Semantik und Pragmatik eine Rolle, die
wir um eine vierte Ebene "Hermeneutik" erweitert haben. Dabei stellt
sich heraus, dass stets *zwei* Sprachsysteme beteiligt sind, denn
Pragmatik/Hermeneutik ist die Syntax/Semantik auf der nächsthöheren
Ebene. Das ist in der Wissenschaft sicher nicht anders. Hier passieren
also nicht nur horizontale Übersetzungsprozesse a la Luhmann (von einer
Sphäre in eine andere), sondern auch vertikale.

Ich kann das hier nur andeuten, wäre mal genauer drüber zu diskutieren.

(2) Die Krise des parteiendemokratischen Systems sehe ich durchaus
ebenfalls. Dahinter steht aber die Steuerung von Gesellschaft über
Geldströme in dem Sinne, wie ich das versucht habe, in Dahlen zu
erläutern. Dahinter steckt aber - in *dieser* Gesellschaft - das
Funktionieren von Fortschritt schlechthin.

Auch hier die Frage, ob das System abgeschafft gehört oder allein die
archaische Form, in welcher es sich bewegt.

Viele Grüße, hgg

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