(aufgrund von einem Problem bei Blogger.com heute ohne Bilder - und
ohne Posting bei http://reisefisch.blogspot.com - also beizeiten auf
der Webseite vorbeischauen und Bilder anschauen!)
Jojojo. Wir sind bereit fuer die Hochzeit des Jahres. Sepp und Chinyi.
Langsam sammelt sich die Muenchner Meute und das Hotel das Donggang
mit seinen 12 Stockwerken ueberragt, wird voll.
Stehengeblieben waren wir aber in Tainan – der aeltesten Stadt
Taiwans.
Wir nutzen den Vormittag bevor man hier auscheckt – gegen 12.00h ist
die Regel – und schauen uns ein paar der vom Reisefuehrer empfohlenen
Tempel an. Auf dem Weg dahin lockt uns ein weit auf die Strasse
ragender Salatstand mitten hinein in einen von aussen absolut nicht zu
sehenden Strassenmarkt. Unscheinbarer Eingang – mit unglaublicher
Tiefe.
Nach dem Salatstand verzweigen sich die Gaenge mitten hinein in das
schattige Geflecht eng aneinanderstehender Haueser.
Hier reihen sich Stande mit Uhren, T-Shirts, allerlei frittiertem
Gebaeck neben den Staenden mit frisch geschlachtetem Fleisch und Fisch
(die frisch gestopfte Wurst haengt an einem Haken von der Querstrebe,
alldieweil der Metzger eine Schweinehaxe zerstueckelt...)
Daneben ein Elefantenmensch-Kuriosum mit aufgequollenen, teilweise
eitrigen, offenen Beinen.
Auf dem Boden sitzen Haendler, die laut schreiend ihre Waren aus
Kartons anpreisen in dem sie mit Teppichklopfern auf die Kartonenden
schlagen.
Wir schwimmen durch die Menge – fuer mich natuerlich mit bester
Uebersicht. Um uns rum brodelt es in zahlreichen Toepfen der ueberall
angebotenen Speisen der Suppenkuechen. Aus dem Nichts draengt sich
mitten in dem Gewuehl tatsaechlich eine der Vespas vorbei.
Unglaublich. Das ganze Gedraenge scheint fuer den regulaeren Verkehr
freigegeben…
Wir drehen um und raus geht’s aus dem Wust von Geruechen, Geschrei und
Gedraenge. Ein paar Ecken weiter ist der Dyoungen Tempel. Hier wird
laut Reisefuehrer nach wie vor mittels Medien der Kontakt mit bereits
verstorbenen Familienangehoerigen gesucht. Bewacht von
furchterregenden Statuen mit nagelbesetzten Keulen und langen Baerten
aus echtem(?) Haar geht man in die erste Kammer. Die Kammer des „City
Gods“, der Stadtgeist wacht hier vor allem ueber die Studenten die
hier in Form von rosafarbenen Wunschlisten sich Glueck fuer die
anstehenden Klausuren erbitten. In der zweiten Kammer findet man
abgefahren abstossene Zeichnugen a la Hieronymus Bosch an der Wand.
Die Zeichnungen zeugen von ueblen Hoellenqualen: Hautungen,
Verbruehungen, Enthauptungen, Vierteilungen der grausamsten Art.
Es geht weiter durch den Rauch unzaehliger Raeucherstaebchen zur
dritten Kammer. Laut Literatur ist das die Kammer der Herrscher der
Unterwelt. Interresanterweise ist hier am meisten los. Die Leute knien
auf Polstern und verneigen sich vor voll in Gold gekleideten Goetzen.
Die Goetzen zeigen abstrakte Fratzen. Die Leute sprechen in
zweigeteilte, halbmondfoermige Gebetskloetze aus Holz, klappen sie
zusammen und schmeissen sie auf den Boden, wo sie klappernd vor meinen
Fuessen zum Halten kommen.
Mich schauderts durch und durch. Im Rueckwartsgehen schiesse ich ein
paar Bilder trotz dem schlechten Gefuehl mir dadurch nicht vielleicht
den Unmut irgendwelcher boesen Geister auf mich oder meine Familie zu
ziehen…
Hinaus in die frische Luft. Wenn man die von den Zweitaktern
verpestete Luft so nennen mag.
Wir schauen uns noch den City God Temple an, in dem ebenfalls hunderte
pinkfarbene Bittzettel von Studenten haengen...
Yes, school is hard everywhere.
Zureck zum Hotel, auschecken, rein ins Auto, anschnallen und hin zum
Fo Guan Shan Kloster, DEM Zentrum des Buddishums in Taiwan. Da DAS
Zentrum unserem Navi nicht bekannt ist, verbringen wir einige Zeit mit
der Suche im Umkreis. So halten wir u.A. an einem wirklich
monumentalen Tempel mit bestimmt dreissig Meter hohen Tuermen – aber
nicht an besagtem Kloster.
Schliesslich finden wir das Kloster doch noch. Ueberragt von einer
bestimmt 30m hohen, gold glaenzenden Buddhastatue kann man das Ding
eigentlich nicht uebersehen. Man muss nur nah genug rankommen.
Wir steigen aus und steigen den steilen Weg nach oben. Hier sind
hunderte, fast manngrosse goldenen Buddhastatuen unterhalb der
riesigen, einen Statue angeordnet. „Buddha Land“.
Alle tragen das fuer uns gewoehnungsbeduerftige Swastika, das
gespiegelte Hakenkreuz.
Wir setzen uns in den Schatten. Nach der Tempelerfahrung heute
vormittag lass ich mich von der Weitlaeufigkeit der Anlage wieder
einpendeln. Der Unterschied ist bemerkenswert. Von eng, dunkel,
weihrauchgeschwaengert , hin zu einer freien, durchweg symmetrischen
Anordnung zwischen Blumen.
Die Harmonie stellt sich automatisch ein.
Bleib hier stehen und du findest auch die Harmonie in dir. Klingt
ziemlich plakativ, ich weiss. Geht mit aber gerade so.
Wir laufen durch die Anlage. Die neu gewonnene Harmonie wird ein wenig
irritiert durch die Kaffee- und Getraenkeautomaten die sich hier
tummeln.
Vorbei geht es am „Bamboo Garden“ – einem Hotel. Mitten im Kloster.
Bevor wir uns aufmachen nach Donggang, staerken wir uns noch im „Water
Drop“ Teahouse des Klosters mit einem ueppigen Mahl. Nicht
vegetarisch, obwohl hier auf dem gesamten Gelaende Fleisch – laut
Anschlagtafel – streng verboten ist, wohlgemerkt. Vielleicht liegt es
daran, das das Steak eher einer geschredderten Wurst gleicht.
Toni schmeckts. Ziel erfuellt. Weiter nach Sueden.
Nach Donggang. Hier steigt in zwei Tagen die taiwanesische Hochzeit
von Sepp und Dschinyin „Joe“ Held. Der Grund, warum wir uns ueberhaupt
Taiwan anschauen.
Das Navi fuehrt uns ohne Probleme nach Donggang, wenige Kilometer
suedlich von Kaoshiung, danach muessen wir auf Altbewaehrtes
umsteigen, da hier weder englische Strassenschilder existieren noch
die mitgebrachtete Karte gross Orientierung bringt.
Sprich: wir fragen.
Und: uns wird geholfen. Mit 2 Vespaeskorten werden wir in die
entsprechende Strasse gefuehrt. Mit einem universellen Laecheln
bedanken wir uns - und genauso werden wir verabschiedet.
Teile der Familie sind bereits da und Joe’s Oma – kurz vor der 90 –
hat alle Haende voll zu tun, uns mit Gutem aus ihrem Garten zu
verkosten. Beeren, Nuesse, Saft. Bis wir abwinken und zum Hotel
zurueckfahren. Auf dem Weg zurueck blitzen uns tatsaechlich die Titten
Amerikas an. Und so gibt es fuer die gesamte Familie „K“aufmann heute
Fritten, Hackfleischsemmeln und Besatzerbrause – Ronald MacDonald
bringt uns mit Fastfood ins Bett.
Am naechsten Tag schauen wir uns die ein paar Kilometer westlich
gelegene Insel Lyu Chui an. Hier lebt noch ein Teil von Joes Familie.
Abgekoppelt von dem ganzen Vorhochzeitstress in dem sich die Zwei
jetzt befinden setzen wir ueber und stolpern mit dem uns typischen
Reiseglueck in die Haende eines Tourguides der mit seinen zwei kleinen
Kindern und seinem klapprigen Toyota Minivan auf Kundschaft wartet.
Zusammen mit drei hochgestylten chinesischen Maedels mit Nikons und
riesigen Teleobjektiven lassen wir uns so gemächlich ueber die Inseln
kutschieren. Die Insel selbst glaenzt mit interessanten
Felsformationen. Sehr fotogen – nicht nur fuer die Maedels.
An den wenigen Straenden auf der Insel sind massig tote Korallenbaeume
angespuelt. Was ich als Taucher unter Wasser tunlichst nicht beruehre,
liegt hier in grossen Massen tot am Strand…
Ich sammele ein paar ein und lass sie nachdenklich durch die Finger
gleiten. Wie das hier wohl vor 2,3, 5, 10 Jahren aussah? War
garantiert ein Paradies unter Wasser...
Am naechsten Tag – inzwischen ist es nur noch ein Tag bis zur Hochzeit
– schauen wir uns den Strand von Donggang an. Leider total
verwahrlost, zugemuellt, mit starker unberechenbarer Stroemung bleiben
wir lieber auf dem Betondeich sitzen.
Am Abend troepfelt der Rest der Muenchner Hochzeitgesellschaft ein und
es wird ein lustiges Eingestimme in einem lokalen Fischrestaurant.
Bestellung und Bezahlung liegt fest in der Hand von Joes Vater. Ich
kann bei Weitem nicht alles benennen, was ich da esse. Aber ich kann
sagen dass alles bis auf die Ingwerknolle die ich in einem Topf
erwische, mir wirklich gut schmeckt. Sushi, Tintenfisch,
karamelisierte Kartoffeln, Calamari so zart fritiert, wie ich sie noch
nie gegessen habe. Dazu Sea shell, Meerschnecken. Toll.
Toll neben dem Essen anzuschauen ist auch der Kindermix und das
gemeinsame Spiel. Kinder aus Belgien, Schwaben, Bayern und –
natuerlich - Taiwan brauchen keine gemeinsame Sprache um sich zu
verstehen. Was zum Abkucken fuer die Erwachsenen.
Was fuer mein taiwanesische Vokabular gibt’s auch: „Kampai!“ – „Boden
hoch!“ was soviel wie ex und hopp bedeutet. Was fuer uns trinkfeste
Deutsche aus den schnappsglass-grossen Bierglaesern kein Problem
bedeutet. (Zumindest wie ich hier sitze und diese Zeilen schreiben).
Wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, was ich von der
Trinkfestigkeit der zarten, taiwanesischen Maedels halten soll, die
uns nach dem Fischrestaurant noch an ein Strassencafe am Wasser
ausfuehren. Hier gibt es nur Heineken zum Trinken. Ein unbedachter
Kommentar von mir verursacht einen Telefonanruf - und Minuten spaeter
ist eine Freundin mit einer Tuete voll mit 0,6l Humpen Gold Medal
Taiwan Beer zur Stelle…
Prost.