*Privat-Institut für Ganzheitliche Medizin und Gesundheitsförderung *
für
* Bürgerinitiative Omega*
***Späte Lehren - z**um fehlenden Schädlichkeitsbeweis neuer Technologien***
** ?Mobilfunk ist ungefährlich / ein Wirkmodell zur Schädlichkeit fehlt 
/ unterhalb der Grenzwerte kann nichts passieren / Nachweise 
gesundheitlicher Risiken fehlen / Elektrosensibiltät ist nur Hysterie / 
gesetzliche Regelungen werden eingehalten? ? solche Spruchblasen sollen 
die Bürger immer wieder beruhigen und das merkantile Feld der 
Mobilfunkindustrie von aufkeimenden Irritationen freihalten. Die so 
reden und schreiben berufen sich auf die gleiche wissenschaftliche 
Basis, auf der auch die Auswirkungen früherer umweltmedizinischer 
Prozesse ?wissenschaftlich? als harmlos beurteilt worden sind, bevor sie 
sich als Katastrophen entpuppten. Die damaligen Spruchblasen und 
Verleumdungen von Kritikern unterscheiden sich kaum von den heutigen.
Daß viele Wissenschaftler, die ihre Forschungsansätze so streng an der 
Vorgabe ihrer Geldgeber ausrichten und damals wie heute die 
wechselwirkenden Imponderabilien der Realität ausklammern, um ihre 
Maxime zu belegen ?es wird bewiesen, was zu beweisen ist?, trotz vieler 
wissenschaftsgeschichtlicher Parallelen auch heute noch vom Ergebnis 
ihrer eindimensionalen statistischen Berechnungen selbst überzeugt sind 
und Kritiker belächeln und beschimpfen, ist erstaunlich. Aber es 
bestätigt auch, daß es im alltäglichen wissenschaftlichen Arbeiten nicht 
um die Erforschung der Wahrheit geht, sondern um das brave Wiederkäuen 
von Glaubenssätzen. Was sagten die Inquisitoren zu Galilei, als er sie 
1520 zum Blick durchs Fernrohr aufforderte, um die Realität besser zu 
erkennen? Wir wissen, daß die Erde eine Scheibe ist, das ist 
wissenschaftlich bewiesen, nach einer anderen Erklärung zu suchen.
Die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen (www.eea.eu.int 
<http://www.eea.eu.int/>) hat jetzt eine Studie vorgelegt, die den 
Umgang mit 12 großen umweltwissenschaftichen Ereignissen untersucht. Es 
ist eindrucksvoll, dort das gleiche Verharmlosungsmuster und die 
gleichen Argumentationsstrategien seit 1850 bis in die Gegenwart 
wiederzufinden, wie sie uns auch heute in der Mobilfunkdebatte wieder 
begegnen.
Möge das Erstaunen darüber dazu beitragen, mehr Vernunft und dafür 
weniger wissenschaftlicher Gläubigkeit bei der Beurteilung 
niederfrequent gepulster Hochfrequenzenergie Raum zu geben. Diese 
Hoffnung beflügelt die heutige Ausgabe des Newsletter des 
Privatinstituts für ganzheitliche Medizin und Gesundheitsförderung 
www.gladiss.de <../../../>
Die historischen Beispiele der dänischen Studie sind folgende: Britische 
Fischerei im 19. Jh. / Kalifornische Sardinenfischerei von 1920 bis 1942 
/ Röntgenstrahlen / Benzol / Asbest / PCB / Halogenkohlenwasserstoffe / 
Ozonschicht / Contergan und andere Schädigung Ungeborener durch 
Chemikalien / Antibiotikaresistenzen / Schwefeldioxid / Umkippende 
Gewässer 1985 / MTBE als Bleiersatz im Benzin / Chemikalienbelastung 
großer Seen / Tributylzinn(TBT)-haltige Farben / Hormone als 
Wachstumsförderer / BSE - ?Rinderwahnsinn? 1980 ? 2000
Unser heutiger Newsletter soll Sie über die Existenz dieser Studie und 
ihr Themenspektrum informieren. Dafür präsentieren wir Ihnen die 
zusammenfassende Präambel. Zugänglich ist die ganze 241-seitige Arbeit 
auf englisch in www.eea.eu.int <http://www.eea.eu.int/> und auf deutsch 
in www.umweltbundesamt.de <http://www.umweltbundesamt.de/>
Aus der Sicht der Newsletter-Redaktion muß die Auflistung der Studie mit 
folgenden weiteren historischen Beispielen ergänzt werden:
Holzschutzmittel / Gentechnik / Trinkwasserproblematik / 
Golfkriegssyndrom / Mikrowellenwaffen / Niederfrequent gepulste 
Hochfrequenztechnik / Informationstechnologische Überwachung.
Die Präambel und Zusammenfassung der Studie lautet:*
SPÄTE LEHREN** **AUS FRÜHEN WARNUNGEN:** **DAS VORSORGEPRINZIP 1896?2000***
Herausgeber der deutschsprachigen Ausgabe: Umweltbundesamt (UBA)
Postfach 33 00 22 14191 Berlin Telefon: (030) 8903-0 Telefax: (030) 8903 
2285 www.umweltbundesamt.de <http://www.umweltbundesamt.de/>
Herausgeber der englischsprachigen Originalausgabe: Europäische 
Umweltagentur Kongens Nytorv 6 DK-1050 Kopenhagen K Dänemark Tel: (45) 
33 36 71 00 Fax: (45) 33 36 71 99 http://www.eea.eu.int 
<http://www.eea.eu.int/>
Februar 2004
In dieser Studie wird untersucht, wie das Konzept der Vorsorge in den 
letzten hundert Jahren von politischen Entscheidungsträgern und 
-trägerinnen im Umgang mit einer Vielzahl von Risiken angewendet wurde.
Risiken, die Wirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und die 
Umweltsituation in Europa haben.
Die Untersuchung befasst sich mit Fällen, die von der Zerstörung der 
Ozonschicht durch FCKW-Chemikalien bis zur ?Rinderwahnsinn?-Epidemie 
reichen. Fällen, in denen politische Entscheidungen vor dem Hintergrund 
wissenschaftlicher Unsicherheit oder überraschender Entwicklungen 
getroffen oder in denen klare Beweise für die Gefährdung der Bevölkerung 
und deren Umwelt zunächst ignoriert wurden.
Das Vorsorgeprinzip ist eine der Säulen des Umweltschutzes in 
Deutschland. Umweltvorsorge treffen heißt, konkrete Umweltgefahren 
abzuwehren, Risiken für die Umwelt zu vermeiden oder wenigstens zu 
vermindern sowie vorausschauend auf die Gestaltung unserer Umwelt, die 
Entwicklung unserer natürlichen Lebensgrundlagen hinzuwirken. Eine 
Umsetzung des Vorsorgeprinzips erfordert, dass die Umweltpolitik immer 
wieder neue Erkenntnisse aufnimmt und auf diese reagiert.
Das Umweltbundesamt hat zusammen mit der Europäischen Umwelt-
agentur die Initiative ergriffen, eine deutsche Fassung der Studie 
?Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896?2000? 
herauszugeben. Diese bedeutende Arbeit soll der Fachwelt und der 
interessierten Öffentlichkeit auch in deutscher Sprache zugänglich 
gemacht werden. Der deutschen Ausgabe ist eine Einleitung von Fachleuten 
des Umweltbundesamtes und Bundesumweltministeriums vorangestellt. Auch 
diese betont ausdrücklich den hohen Stellenwert der Vorsorgepolitik.
Detailliert und sachkundig setzt der vorliegende Bericht die Analyse von 
zwölf Fallbeispielen dagegen. Umweltchemikalien, infektiöse Krankheiten, 
Ausbeutung natürlicher Ressourcen am Beispiel Fischfang ? so sehr die 
Beispiele sich unterscheiden, so ähnlich ist doch das gesellschaftliche 
Reaktionsmuster.
Ersten Hinweisen auf Probleme folgt oft jahrzehntelange 
wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion, oftmals begleitet 
von politischer Untätigkeit. Zögerlichkeit, Unentschlossenheit und 
bereitwillige Nachgiebigkeit gegenüber Lobbyinteressen haben in vielen 
Fällen zu hohen Kosten für die Volkswirtschaften geführt. Asbest-Ruinen, 
die allenthalben unsere städtischen Landschaften zieren und von denen 
der Berliner Palast der Republik die Prominenteste ist, sind sichtbare 
Denkmale für versäumte Vorsorgepolitik.
Die daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Schäden sind horrend. 
Sie übersteigen die Gewinne bei weitem, die sich Hersteller gefährlicher 
Güter bis zum Zeitpunkt des Vermarktungsverbots gutschreiben können. Im 
eigentlichen Sinn des Wortes unermesslich sind jedoch die vermeidbaren 
Schäden am menschlichen Leben und seiner Gesundheit. Fallstudien zu 
Radioaktivität, Benzol und BSE zeigen dies mit bedrückender 
Deutlichkeit. Nicht zuletzt die Diskussion über das Leitbild der 
Nachhaltigen Entwicklung hat uns gelehrt, alle drei Säulen zu 
betrachten, auf denen zukunftsgerechte Entwicklung beruht: Ökologische, 
ökonomische und soziale Aspekte von Maßnahmen und Entwicklungen müssen 
in ihrer Vernetzung betrachtet werden, wobei die Tragekapazität des 
Naturhaushaltes als letzte, unüberwindliche Schranke für alle 
menschlichen Aktivitäten akzeptiert werden muss. Die wirtschaftliche und 
soziale Entwicklung in Politik- und Handlungskonzepten mit den 
Erfordernissen des Umweltschutzes in Übereinstimmung zu bringen, ist die 
derzeit wohl größte Herausforderung für die Politik. Schlechte 
wirtschaftliche Randbedingungen erschweren diese Aufgabe.
EINE EINLEITUNG ZUR DEUTSCHEN AUSGABE
In der Europäischen Union gehört es inzwischen zur allgemeinen Praxis, 
zu allen Maßnahmen des Gesundheits- und Umweltschutzes 
Kosten-Nutzen-Analysen durchzuführen. Ziel ist es, die positiven 
wirtschaftlichen Wirkungen von Umweltschutzmaßnahmen zu fördern und 
negative gering zu halten. Die Kosten unterlassener Maßnahmen bleiben 
jedoch in vielen Fällen ungeprüft.
/Risikovorsorge///
bedeutet, auch solche Schadensmöglichkeiten in Betracht zu ziehen, ?die 
sich nur deshalb nicht ausschließen lassen, weil nach dem derzeitigen 
Wissensstand bestimmte Ursachenzusammenhänge weder bejaht noch verneint 
werden können und daher insoweit noch keine Gefahr, sondern nur ein 
Gefahrenverdacht oder einBesorgnispotential besteht.?
Der /Zukunftsvorsorge /wird am besten dadurch entsprochen, dass 
?umweltschonende Produktionsprozesse und Produkte entwickelt werden, die 
Emissionen von umweltbelastenden Stoffen erst gar nicht entstehen lassen 
oder zumindest so weit wie möglich vermeiden?.
?Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896?2000? 
verdeutlicht den hohen Stellenwert des Vorsorgegedankens. Reparatur und 
Nachsorge sind dazu keine Alternative.
Häufig liefern wir Informationen zu Themen, bei denen die Wissenschaft 
sich unsicher ist, gerade in solchen Situationen gewinnt das im 
Maastrichter Vertrag über die Europäische Union verankerte 
Vorsorgeprinzip zunehmend an Bedeutung. Mit der wachsenden 
Innovationskraft der Wissenschaft kann offenkundig ihre Fähigkeit, die 
Folgen der Anwendung ihrer Erkenntnisse vorherzusagen, nicht Schritt 
halten. Demgegenüber
vergrößert sich allerdings mit dem Ausmaß menschlicher Eingriffe in die 
Natur die Gefahr, dass sie schwerwiegende und weltweite Folgen nach sich 
ziehen. Eine Bestandsaufnahme der bisher gemachten Erfahrungen ist daher 
wichtig, denn nur so können wir lernen, wie wir uns den sich 
verändernden Gegebenheiten stellen und unsere Aktivitäten, insbesondere 
was die Bereitstellung von Informationen und das Erkennen frühzeitiger 
Warnungen anbelangt, besser gestalten können.
Im Mittelpunkt des Berichts ?Späte Lehren aus frühen Warnungen? steht 
das Sammeln von Informationen über die Risiken der wirtschaftlichen 
Aktivitäten des Menschen und die Verwertung dieser Informationen in Form 
von Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur Gesunderhaltung der Spezies 
und Ökosysteme, die auf diese Umwelt angewiesen sind, damit wir mit den 
Folgen weiter leben können.
Dem Bericht liegen Fallstudien zugrunde. Die Aufgabenstellung der 
Autoren der Fallstudien, allesamt Fachleute auf ihrem Spezialgebiet der 
Umweltrisiken, von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit und 
Verbraucherschutz, lautete, festzustellen, wann erstmals Warnzeichen 
auftraten, zu untersuchen, wie diese Informationen genutzt oder auch 
nicht genutzt wurden, um die Gefahren zu verringern, und die aus dieser 
Handlungsweise entstandenen Kosten, Nutzen und Lehren für die Zukunft 
darzustellen.
Die Lehren, die sie aus ihren Fallgeschichten ableiteten, wurden von der 
Redaktion unter Federführung des wissenschaftlichen Beirats der EUA in 
zwölf ?späten Lehren? zusammengefasst. In einer gesonderten 
Veröffentlichung werden einzelne Implikationen dieser ?späten Lehren? 
für den politischen Prozess und die damit verbundenen Informationsflüsse 
eingehender beleuchtet.
Dass wir alle auf zahlreichen Gebieten zu spät gehandelt haben, streitet 
heute niemand ab. In den kommenden 50 Jahren wird es mit dem 
Heranwachsen der Kinder von heute einige Tausend Hautkrebsfälle mehr als 
bisher geben, denn sie sind der stärkeren UV-Strahlung ausgesetzt, die 
durch das durch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und andere 
synthetische chemische Stoffe entstandene Loch in der schützenden 
Ozonschicht in die Erdatmosphäre eindringt.
Im gleichen Zeitraum werden viele Tausend Europäer an Mesotheliomen 
sterben, die durch das Einatmen von Asbeststaub ausgelöst werden, und 
die eine der schmerzhaftesten und kaum heilbaren Krebsarten darstellen.
In beiden Fällen wurden wir völlig überrascht: Die Risiken dieser 
nützlichen Technologien blieben so lange ?unbekannt?, bis es zu spät 
war, ihre unumkehrbaren Folgen zu stoppen. Bei beiden Fällen war die 
Latenzzeit zwischen dem ersten Auftreten der Belastung und den 
Spätfolgen so lang, dass jahrzehntelang Kettenreaktionen nicht mehr 
aufhaltbarer Folgen eintraten, bevor Maßnahmen ergriffen wurden, um eine 
weitere Belastung zu unterbinden.
Die ersten Meldungen über Strahlungsschäden reichen bis in das Jahr 1896 
zurück (daher auch der Titel des vorliegenden Berichts). Die erste 
eindeutige und glaubhafte Warnung vor Asbest folgte zwei Jahre später, 
1898. Ein ähnliches Signal zum Handeln in Bezug auf FCKW datiert aus dem 
Jahr 1974, wobei argumentiert werden kann, dass es bereits früher 
unübersehbare Hinweise gab, die jedoch nicht ernst genommen wurden. Der 
Bericht beschreibt elf weitere, allseits bekannte Risiken. Der Leser ist 
aufgefordert, sich selbst ein Bild davon zu machen, ob ? wie im Falle 
von Asbest und FCKW ? die frühzeitigen Warnzeichen ein zeitigeres 
Handeln hätten auslösen können, mit dem die Risiken bei geringeren 
Gesamtkosten für die Gesellschaft hätten vermindert werden können.
Die Kosten von Präventionsmaßnahmen sind im Regelfall kalkulierbar, 
eindeutig zuzuweisen und fallen häufig nur über einen begrenzten 
Zeitraum an, während die Kosten unterlassenen Handelns weniger 
kalkulierbar, weniger eindeutig verteilt und im Allgemeinen 
längerfristig anfallen und somit die Regierungen vor schwierige Probleme 
stellen. Die Abwägung des Für und Wider von Handeln oder Untätigkeit 
stellt sich daher, wie die Fallstudien veranschaulichen, als eine 
äußerst schwierige Aufgabe dar, bei der sowohl ethische als auch 
wirtschaftliche Überlegungen einbezogen werden müssen.
Eine zentrale Frage, die sich aus den Fallstudien ergibt, lautet: Wie 
erkennt man und wie reagiert man nicht nur auf wissenschaftliche 
Unsicherheit, sondern auch auf Unkenntnis, also den Zustand des 
Nichtwissens, einer Quelle wissenschaftlicher Entdeckungen, aber auch 
böser ?Überraschungen? wie Ozonlöcher und seltener Krebsarten? Sokrates 
formulierte eine Antwort auf diese Frage, als er die Unkenntnis als 
Quelle der Weisheit erkannte. Der Bericht zeigt, dass dies eine Lehre 
aus der Geschichte ist, die viele Menschen vergessen haben. Die 
unangebrachte ?Gewissheit? über das Nichtvorhandensein von Risiken 
spielte bei der verspäteten Einleitung von Präventionsmaßnahmen in den 
meisten Fallstudien eine entscheidende Rolle. Die Behauptung von Wissen 
hat jedoch sicherlich nichts mit Wissenschaft zu tun. Eine solche 
?Gewissheit? trägt wenig dazu bei, Unkenntnis zu verringern; notwendig 
hierfür sind vielmehr wissenschaftliche Forschung und 
Langzeitbeobachtung, um den unbeabsichtigten Folgen menschlichen 
Handelns auf die Spur zu kommen.
Hätten wir die Risiken überhaupt frühzeitiger erkennen oder voraussehen 
können? Gibt es Möglichkeiten ?es genauer oder besser zu wissen?, die zu 
einer Rechtfertigung der Bezeichnung /Homo/ /sapiens /? der wissende 
Mensch ? beitragen, die wir uns selbst zuerkannt haben. Wer die in dem 
Bericht beschriebenen Fallstudien liest, könnte zu dem Schluss gelangen, 
dass noch ein weiter Weg vor uns liegt. Einige der möglichen Richtungen, 
die wir dabei einschlagen könnten, zeigt das Kapitel ?Zwölf späte 
Lehren? anhand der Erkenntnisse aus den Fallstudien auf.
Ein Phänomen, das Sokrates vermutlich nicht bekannt war, das er aber 
wahrscheinlich bereits erahnt hat, ist die Tatsache, dass ?alles 
irgendwie zusammenhängt? ? oder dass zumindest so viele Dinge 
aufeinander reagieren, dass die einfache Wissenschaft der linearen, 
mechanistischen Deutungsansätze dringend um die dynamischen und sich 
ständig weiter entwickelnden Eigenschaften der Systemwissenschaft 
ergänzt werden sollte. Die potenziellen systemimmanenten Instabilitäten 
von so komplexen Phänomenen wie der Klimaänderung oder des Verhaltens 
der Gehirnzellen könnten entscheidende und doch nicht vorhersagbare 
Determinanten unseres Schicksals sein, gleichgültig, ob es sich dabei 
nun um Systeme handelt, die die Stabilität des Golfstroms bestimmen, 
oder solche die die ?genomischen Instabilitäten? von strahlenbelasteten 
Zellen auslösen.
Wissenschaftliches Schubladendenken, egal wie gelehrt es daherkommt, 
stellt eine unzureichende Grundlage für ein Wissen dar, das ausreichen 
soll, um die Auswirkungen solch komplexer Systememvorherzusehen oder 
abzumildern. Vielmehr ist ein integriertes und ganzheitliches Wissen, 
das die Kenntnisse zahlreicher Natur- und Sozialwissenschaften 
zusammenführt, Grundvoraussetzung dafür, dass wir uns zu Recht als /Homo 
sapiens/ bezeichnen dürfen. Doch genügend zu wissen reicht allein nicht 
aus, notwendig ist auch durchdachtes und rechtzeitiges Handeln. Es 
gehört zu den Aufgaben der EUA, durch integrierte Beurteilungen zu einer 
Erweiterung der Wissensbasis beizutragen und damit die 
Entscheidungsträger dabei zu unterstützen, die möglichen Folgen 
behördlichen und interessensbestimmten Handelns und Nicht-Handelns 
vorherzusehen.
Genug zu wissen und überlegt genug zu handeln, und dies über das gesamte 
Spektrum von Umwelt- und damit zusammenhängenden Gesundheitsfragen 
hinweg, scheint eine schier nicht zu bewältigende Aufgabe.
Die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fragen, die Schnelligkeit des 
technologischen Wandels, unser eingeschränkter Kenntnisstand und die 
Zeit, die vergeht, bis die durch unsere Technologien an den ökologischen 
und biologischen Systemen verursachten Schäden sichtbar werden, dies 
alles zusammen genommen ergibt schonungslose Rahmenbedingungen. Manche 
Menschen befürchten oder vermuten, dass ein stärker auf Vorsorge 
ausgerichteter Ansatz, mit dem potenziell irreversiblen Risiken 
vorgebeugt werden soll, werde Innovationen ersticken oder die 
Wissenschaft in Frage stellen. Doch das Verstehen komplexer und sich 
ständig weiter entwickelnder Systeme bei gleichzeitiger Wahrnehmung der 
menschlichen Bedürfnisse zu geringeren gesundheitlichen und ökologischen 
Kosten bietet unendliche Herausforderungen und auch Möglichkeiten. Viele 
der Fallstudien legen den Schluss nahe, dass eine vermehrte Anwendung 
des Vorsorgeprinzips auch Anreize für Innovation und Wissenschaft 
schaffen und damit dazu beitragen kann, die Techniken und die einfachen 
wissenschaftlichen Wahrheiten der ersten industriellen Revolution des
19. Jahrhunderts durch die ?ökologisch effizienten? Technologien und 
Systemwissenschaften der dritten industriellen Revolution abzulösen.
Nach der Lektüre der hier geschilderten Fallstudien drängt sich 
abschließend die Frage auf: Weshalb wurden nicht nur die frühzeitigen 
Warnungen, sondern auch die ?lauten und späten? Warnungen vielfach so 
lange ignoriert? Die Beantwortung dieser Frage überlassen wir weitgehend 
dem Leser, allerdings nicht ohne die Feststellung, dass das 
Nichtvorhandensein eines politischen Handlungswillens zur Verringerung 
der Gefahren angesichts einer widersprüchlichen Faktenlage zu Kosten und 
Nutzen bei diesen Beispielen eine noch weitaus bedeutendere Rolle spielt 
als die Verfügbarkeit verlässlicher Informationen. Doch, wie bereits 
Aristoteles feststellt, unser Handeln wird in weiten Teilen davon 
bestimmt, wie wir die Welt sehen, und Information spielt für unsere 
Weltsicht eine wichtige Rolle. Doch wessen Informationen kommen an? Sind 
sie ?wahrheitsgemäß, objektiv und unabhängig?? Und sind sie für die 
Politiker und Wirtschaftsführer, die selten Fachleute sind, die aber 
dennoch schwierige Entscheidungen treffen müssen, auch verständlich?
Der Bericht stellt die Bedeutung verlässlicher und allen Beteiligten 
zugänglicher Informationen für eine effektive Gestaltung der Politik und 
für die Mitwirkung der Betroffenen am Entscheidungsprozess heraus ? vor 
allem auch in dem bestehenden Kontext von Komplexität, Unkenntnis, hohem 
Risiko und der Notwendigkeit von ?kollektiven Lernprozessen?. Wir dürfen 
nicht vergessen, dass die EU-Rechtsvorschriften für die 
Produktsicherheit solche Produkte als sicher definiert, die bei normaler 
und vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung keine nichtvertretbaren 
Gefahren bergen. Damit Risiken von der Allgemeinheit akzeptiert werden, 
muss die Allgemeinheit an den Entscheidungen, mit denen diese Risiken 
geschaffen und gehandhabt werden, beteiligt werden, wobei diese 
Beteiligung die Abwägung von Werten, Einstellungen und Gesamtnutzen mit 
einschließt. Tragfähige politische Entscheidungen zu Themen, die 
wissenschaftliche Fragen betreffen, dürfen daher nicht allein auf 
nachweisliche wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt werden, vielmehr 
müssen sie auch den ethischen und den wirtschaftlichen Interessenlagen, 
um die es dabei geht, Rechnung tragen. Derartige Fragen betreffen nicht 
nur Fachleute und Politiker, sondern uns alle. Ich habe daher die 
Hoffnung, dass dieser Bericht einen Beitrag dazu leistet, dass mit Blick 
auf die Minimierung von Umwelt- und Gesundheitskosten und das Erreichen 
eines Maximums an Innovation qualitativ bessere und leichter zugängliche 
Informationen mit wissenschaftlicher Grundlage für die Lenkung 
wirtschaftlicher Aktivitäten zur Verfügung stehen, und dass die 
Betroffenen wirksamer in den Lenkungsprozess einbezogen werden als bisher.
Entscheidungsträger sind nicht nur auf mehr und qualitativ bessere 
Informationen angewiesen, sondern sie müssen auch häufiger als bisher 
durchdachtes Handeln an den Tag legen, um einen besseren Ausgleich 
zwischen dem Nutzen von Innovationen und deren Risiken zu erzielen. Wenn 
wir die ?späten Lehren? aus den frühzeitigen Warnungen des vergangenen 
Jahrhunderts ernst nehmen und auch umsetzen, dann könnte dies uns allen 
dabei helfen, in diesem Jahrhundert zu diesem besseren Ausgleich zu 
gelangen.
/Privat-Institut für Ganzheitliche Medizin
Auf dem Vievacker 16
D ? 21407 Deutsch Evern/