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Rating: 70%
Drama/ Lovestory/ Gericht, USA, 1999, 126 Min.,
Originaltitel: Snow Falling on Cedars,
Regie: Scott Hicks
Darsteller: Ethan Hawke, Youki Kudoh, Rick Yune, James Cromwell,
Max von Sydow, Richard Jenkins, James Rebhorn, Sam Shepard,
Zeljko Ivanek
Ein Amerikaner japanischer Abstammung wird verdächtigt, einen Fischer
ermordet zu haben. Es sind allerdings nur Indizien, die gegen den
Asiaten sprechen, echte Beweise gibt es nicht. Vielmehr scheint die
Bevölkerung ihn hauptsächlich wegen seiner Abstammung und der jüngsten
amerikanischen Geschichte verurteilt sehen zu wollen.
Während eines Sturmes kommt ein amerikanischer Fischer auf ungeklärte
Weise ums Leben. Die Obduktion ergibt lediglich, daß er wohl durch
einen Schlag auf den Kopf das Beewußtsein verloren hat, und dann
ertrunken ist.
Schnell wird hinter dem Tod des erfahrenen Fischers ein Mord
vermutet, und Kazuo (Rick Yune), ein Amerikaner japanischer Herkunft,
gerät schnell in Verdacht. Weniger wegen der Indizien, die gegen ihn
sprechen würden, sondern ganz offensichtlich vielmehr wegen der
jüngsten amerikanischen Geschichte, die die Amerikaner wenige Jahre
nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour noch nicht verdaut
haben.
Diesen Umstand will sich auch der Staatsanwalt zu Nutze machen,
denn eines seiner Hauptargumente gegenüber den Geschworenen lautet in
etwa: "Schauen Sie sich diesen Mann an, und urteilen Sie nach dem, was
Sie sehen!", womit er lediglich das Feindbild der Amerikaner des
Kriegsgegners im Zweiten Weltkrieg ansprechen will. Nur wenige
Menschen glauben an die Unschuld des Asiaten, neben seinem Verteidiger
Nels Gudmundsson (Max von Sydow) eigentlich nur der örtliche
Zeitungsreporter Ishmael Chambers (Ethan Hawke, Club der
Toten Dichter), der als Jugendlicher eine Beziehung mit Hatsue (Youki
Kudoh), der Ehefrau des Angeklagten hatte. Aber wenigstens Richter
Fielding (James Cromwell, Ein Schweinchen Namens Babe) scheint
unparteiisch zu sein ...
Zugegeben, schöne Bilder hat der Film, und alles in allem kann man ihn
sich auch ansehen. Stellenweise ist er aber doch recht langatmig, an
manchen Stellen wohl, damit auch jeder merkt, daß es sich hierbei um
eine Literaturverfilmung handelt. Dramatische Szenen werden zum Teil
bis zum Erbrechen hervorgehoben, der negative Höhepunkt in dieser
Hinsicht ist der Brief der Japanerin an ihren Freund Ishmael, der
kanonartig wieder und wieder zitiert wird, damit auch der letzte
Mensch im Kino merkt, daß dieser Text eine wichtige Aussage
beinhaltet.
Einzuordnen ist "Schnee der auf Zedern fällt" irgendwo zwischen
Drama, Liebesfilm und amerikanische Vergangenheitsbewältigung, denn am
schlechtesten weg kommen die mit Vorurteilen behafteten Amerikaner,
die ihre Landsleute asiatischer Abstammung nach dem Angriff auf Pearl
Harbour äußerst schlecht behandelt, und sie sogar in Massen aus ihrem
Land vertrieben haben. Insgesamt hätte man aus dem Thema sicherlich
einiges mehr herausholen können.
heinz
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Alexander Werner Jachmann aka. Heinz
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