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Rating: 85%
Drama/ Gericht, USA, 2000, 130 Min.,
Originaltitel: Erin Brockovich,
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Julia Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhart,
Marg Helgenberger, Cherry Jones, Peter Coyote, Veanne Cox,
Scotty Leavenworth, Conchata Ferrell
Erin Brockovich, alleinerziehende Mutter dreier kleiner Kinder, hat es
nun wirklich nicht leicht: sie ist nicht mehr die Jüngste, hat aber
keine Ausbildung und Berufserfahrung vorzuweisen, weshalb niemand ihr
einen Job geben will. Trotzdem schafft sie es über Umwege, eine
Arbeitsstelle in einem Anwaltsbüro zu ergattern, und bringt dort einen
der größten Prozesse der amerikanischen Rechtsgeschichte ins Rollen.
Ob das alles nur an ihrem großen Mundwerk liegt? Auf jeden Fall hat
Erin Brockovich (Julia Roberts) einige Probleme: ihr Ex-Mann hat sie
sitzen lassen; wahrscheinlich waren ihre ständigen spitzen Sprüche
nicht mehr zu ertragen, und nun steht sie mit ihren drei kleinen
Kindern ganz alleine da. Und wer stellt schon eine nicht mehr ganz so
junge Frau ohne Lehre und Berufserfahrung ein? Wie es aussieht,
niemand, und obwohl sie sich wirklich redlich bemüht, hat die
ehemalige Schönheitskönigin bald nur noch 19 Dollar auf der Bank.
Ein unverschuldeter Autounfall, bei dem sie sich verletzt hat,
scheint in dieser Situation wie ein Silberstreif am Horizont, und auch
ihr Anwalt Ed Masry (Albert Finney) ist der Ansicht, daß man den Fall
eigentlich nur gewinnen kann, aber wieder kommt Erin ihr Mundwerk in
die Quere: sie beschimpft ihren Gegner vor Gericht, und verliert daher
den Fall, weil ein solches Benehmen bei den Geschworenen nicht eben
den besten Eindruck hinterläßt.
Immerhin hat sie einen neuen Babysitter, denn George (Aaron
Eckhart), der neue Nachbar drängt sich geradezu auf, die Kinder zu
hüten, obwohl ihm als gestandenem Harleyfahrer das eigentlich weniger
zuzutrauen scheint. Und auch eine Arbeitsstelle hat sie bald gefunden,
und zwar ausgerechnet bei dem Anwalt, der in ihren Augen den Fall
gründlich verbockt hat. Ob aus Schuldgefühl oder aus Angst vor
weiteren Attacken aus dem frechen Mundwerk Erins angetrieben gibt er
ihr einen kleinen Job in seinem Archiv, wo sie bald auf einen
interessanten Fall stößt, der ohne sie wohl unentdeckt geblieben wäre:
bei einem Kaufangebot einer großen Gasfirma findet Erin Unterlagen,
die ihr nicht so ganz sauber erscheinen. Irgendwie scheinen die
Menschen, die in der Nähe der Fabrik wohnen, sehr viel öfter unter
schweren Erkrankungen zu leiden als der Durchschnitt, und tatsächlich
findet sie bald heraus, daß das Grundwasser rund um das Fabrikgelände
mit giftigen Chemikalien verseucht ist.
Es ist wirklich erfrischend, dieser Erin Brockovich zuzusehen, deren
Geschichte auf wahren Tatsachen beruhen soll. Auch wenn, oder gerade
weil sie sich recht einfach und immer wieder auch in einem sehr rauhen
Ton mit ihrer Umgebung unterhält, hat sie doch ein größeres
Gerechtigkeitsempfinden als die meisten anderen Menschen, sogar mehr
als viele Anwälte. Zwischen Erin und ihrem Arbeitgeber entwickelt sich
eine richtig schöne Haßliebe, und die beiden Rollen sind sowohl von
der Story her betrachtet als auch schauspielerisch herausragend:
exzellent gezeichnet und von Julia Roberts und Albert Finney klasse
gespielt.
Trotz der gut ausgearbeiteten Story bleibt es am Ende doch Julia
Roberts alleine, die sich in diesem Film profilieren kann, denn anders
als in ihren letzten Filmen spielt sie hier endlich mal wieder eine
ganz normale Frau, so wie damals in "Pretty Woman", und es hängt auch
ganz alleine an ihr, ob die Zuschauer die Rolle, die sie verkörpert,
lieben oder nicht. Gerade bei dieser rauhen Erin Brockovich könnte das
nämlich auch ganz schnell daneben gehen, aber sie schafft es, die
Sympathien zu ernten, die dieser Frau zustehen - man muß sich nur die
Zeit nehmen, sie richtig kennenzulernen, auch als Zuschauer.
heinz
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Alexander Werner Jachmann aka. Heinz
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