Am 03 Jan 2017 18:54:54 +0100 schrieb Andreas Schwarz:
> Ein schwieriges Problem, wenn die geschaffenen Werte und sozialen Standards
> als gegeben hingenommen werden und die eigene Unzufriedenheit ueber einzelne
> Details abgebildet wird.
Klar.
Und die Einzigen, die "einfache Lösungen" in schwierigen Zeiten versprechen
sind wirklich keine ernstzunehmende Alternative. Weil sie nicht an der
Regierung sind. Und weil sie dann merken werden, dass ihre vermeintlichen
Ideen in der Praxis nicht funktionieren werden.
Leider gibt es seit vielen Jahren eine Entsolidarisierung der Gesellschaft.
Auch die SPD, die lange als Partei der sog. kleinen Leute galt, hat mit den
Hartz-Reformen kräftig dazu beigetragen. Auch das mag zu einer allgemeinen
Unzufriedenheit beigetragen haben, die nun von politschen Rattenfängerrn
ausgenutzt wird.
Dazu kommen andere Dinge...
Vorweg: Ich halte die Entscheidung, in Notzeiten vielen Menschen zu helfen,
für richtig und wichtig. Man kann das als Gebot der Menschlichkeit sehen,
als "Christenpflicht" oder sonstwie rechtfertigen.
Bei der Umsetzung ganb es leider viele handwerkliche Fehler. Zum einen
wurden die Grenzen einfach aufgemacht und die Menschen wirklich ohne jede
Kontrolle hereingelassen. Gut, so kann binnen kürzester Zeit viele Menschen
bewältigen. Leider waren auch viele darunter, die kurz nach Grenzübertritt
ihre Ausweisdokumente "verloren" oder in der nächsten zugänglichen Toilette
entsorgten. Ohne Ausweisdokumente kann man Menschen im Zweifel nicht wieder
rückführen.
Das sprach sich schnell rum. Sowohl bei Menschen, die nachrückten, als auch
bei der Bevölkerung, die sich dann teilweise verarscht vorkam. Klar, man
hilft gerne, aber erwartet dann auch Ehrlichkeit im Gegenzug. Und daran
hielten sich viele, aber eben einige auch nicht.
Ein "Wir schaffen das", ohne sich zu überlegen, wie wir das schaffen, ohne
dabei Bedenken oder gar Ängste der Bevölkerung ernstzunehmen und durch
konkrete Vorhaben zu beantworten, schufen ein Klima von Verunsicherung, das
von gewissen Kräften für eigene Zwecke schamlos ausgenutzt werden konnte.
Um's ganz klar zu sagen, Deutschland ist ein verdammt reiches Land, wir
können es uns locker leisten, viele Menschen aufzunehmen. Wir können auch
viele Analphabeten in Schulen schicken und ihnen Lesen und Schreiben
beibringen. Machen wir mit unseren Kindern ja auch. Gut, Erwachsene
brauchen andere Schulen, aber ein High-Tech-Staat kann das wuppen, so er
denn will.
Und genau dieser Wille fehlt. Wo ist eine ermahnende, aufrüttelnde Rede,
die uns anspornt, die uns ermutigt, dass wir, wenn wir es wollen, noch ganz
andere Dinge bewältigen konnten und immer noch können. Eine Nation, die
nach dem Zweiten Weltkrieg ein Land binnen weniger Jahre wieder aufgebaut
hat, kann auch 1 Million Flüchtlinge (bei Wunsch auch andere Zahl hier
einsetzen) bewältigen.
Erinnert sich jemand an Kennedys Rede[1], wo es um das Thema benannte
Mondlandung ging? DAS nenne ich eine Rede, die Menschen motiviert, auch
schwierige Dinge anzugehen. Ein "Wir schaffen das" alleine reicht nicht.
Derzeit streitet man sich über Obergrenzen für den Zuzug von Flüchtlingen.
Das ist weder christlich noch sozial. Erschreckend, dass die lautesten Rufe
dann von der "Christlich Sozialen Union" (CSU) kommen. Politik auf Kosten
der Menschen zu machen, denen ein Büegerkrieg gerade ihre Heimat zerbombt
hat, ist schäbig und unwürdig.
Kein Wunder, dass rechte Rattenfänger derzeit Oberwasser bekommen, wenn die
großen Parteien sich nicht mit den Problemen des Landes sondern lieber mit
sich selbst beschäftigen...
Nik
1.)
https://en.wikipedia.org/wiki/We_choose_to_go_to_the_Moon