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"Strunzdumme" Cover

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Nikolaus Bernhardt

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Mar 28, 2018, 8:58:06 AM3/28/18
to
Liebe Gemeinde... (sofern hier noch jemand mitliest)

vor langer Zeit hatte Arnulf mal die These aufgestellt, dass Cover von
Musikstücken "strunzdumm" seien (sein müssten).

Vieles, was er von sich gab, sollte man nicht als belanglos abtun, jedoch
auch nicht unbedingt für bare Münze nehmen.

Warum schreibe ich das jetzt, so viele Jahre nach der eigentlichen
Diskussion? Beim Youtube-Surfen (man sieht ein Video an, folgt dann einer
Empfehlung, dann der Empfehlung der Empfehlung und und und) stieß ich auf
eine Aufstellung, welche musikalische Originale mit modernen Bearbeitungen
vergleicht.

Gut, in unserer modernen Kultur ist es nicht unüblich, dass etwas, was gut
ist, was zeitlos ist, was -- oft sehr berechtigterweise -- zum Klassiker
wurde, mehr oder weniger schnell in einer veränderten Form woanders
auftaucht.

Wenn sich Andy Warhol die Mona Lisa vornimmt, dann ist das "Kunst" oder
manchmal auch Kunst.
Wenn moderne Musiker bestimmte Riffs in eigenen Werken verwenden, dann kann
das sehr wohl Kunst sein. Und die Liste ist lang. Ich hatte keine Ahnung,
wie viele moderne Stücke deutlich ältere Wurzeln haben.

Hier eine Aufstellung "hit songs and their original samples ":
https://youtu.be/nyTQ-j9Mm1c

Und inzwischen gibt es davon reichlich weitere Aufstellungen.

Und gerade Hip Hop ist eine Musikform, in der Sampling oder die Bearbeitung
von Existierendem, durchaus gängig ist.

Also nicht jedes Cover, nicht jedes Sampling muss strunzdumm sein, auch
wenn es sicherlich eine ganze Reihe von Covern gibt, bei denen die
schöpferische Höhe sehr sehr gering war. Aber wenn's den entsprechenden
Musikern Kühlschrank und Bankkonto füllte, dann hatte es durchaus eine
Berechtigung.

Nik

maikel....@arcor.de

unread,
Mar 31, 2018, 5:16:01 AM3/31/18
to
(Ja, ich schaue hier noch etwa 1x pro Woche vorbei)

Bei mir hat, als "junger Erwachsener", die Interpretation von Mussorgsky's "Bilder einer Ausstellung" durch ELP (Emerson, Lake & Palmer) mein Interesse an klassischer Musik geweckt.

Vielleicht nicht das, was du musikalisch im Sinn hattest; aber ein Cover im Sinne von Warhol's Mona Lisa.

Nikolaus Bernhardt

unread,
Mar 31, 2018, 11:27:51 AM3/31/18
to
Am Sat, 31 Mar 2018 02:16:01 -0700 (PDT) schrieb maikel....@arcor.de:

> (Ja, ich schaue hier noch etwa 1x pro Woche vorbei)

Das ist schön :-)

> Bei mir hat, als "junger Erwachsener", die Interpretation von
> Mussorgsky's "Bilder einer Ausstellung" durch ELP (Emerson, Lake &
> Palmer) mein Interesse an klassischer Musik geweckt.

Bei mir waren es andere Stücke. Ganz klassisch zum Beispiel "Also sprach
Zarathustra", das wir alle aus Stanley Kubricks "2001: Odyssee im
Weltraum" kennen. In der Jazz-Version von Eumir Deodato.

Später, ich war immer noch Schüler, brachte mir ein Verwandter die
verpoppten und verjazzten Arragements klassischer Stücke von "Ekseption"[1]
nahe.

> Vielleicht nicht das, was du musikalisch im Sinn hattest; aber ein Cover
> im Sinne von Warhol's Mona Lisa.

Ja, es gibt auch strunzdumme Sachen, aber viele Bearbeitungen finde ich
wirklich gelungen. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist "Right Down Here"
von J.J. Cale, das dann von Asha Puthli neu interpretiert wurde. Und mit
eben jener Platte kam jemand zum (damals jungen) Michi Beck (von den Fanta
4). Und dann wurde ein Teil des Stücks zur markanten Neun-Ton-Folge, die
wir alle aus "Die Da?" kennen.

Und wenn ich mir anhöre, was Rock und Hip Hop alles 'geklaut' oder neu
interpretiert haben...

Andererseits bin ich froh darüber. Wenn ich denke, wieviele tolle Riffs für
immer in der Versenkung verschwunden wären, hätte man sie niemals gecovert.

Nik


1.) https://de.wikipedia.org/wiki/Ekseption
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