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Ich weiß nicht, ob die Entscheidungen, welche Artikel frei abrufbar sind
und welche kostenpflichtig sind, von Menschen oder von Maschinen getroffen
wird. Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass dabei nach dem Zufallsprinzip
vorgegangen wird, denn Freunde, die mich auf einen Artikel, den sie
kostenfrei lesen konnten, hinwiesen, können dann nicht nachvollziehen,
wieso ich den Artikel nicht las, weil er (für mich) hinter einer Paywall
versteckt war.
> Wie viel hat der "Nobel-Fisch-Imbiss" dafür bezahlt?
Natürlich nichts.
Aber nach der Eröffnung wird Gosch vielleicht ausreichend viele Anzeigen
schalten. Ein Zusammenhang zwischen Anzeigenvolumen und 'journalistischer'
Berichterstattung ist natürlich rein zufällig. Nein - Doch - Ohh!
> Sollte es tatsächlich Journalismus sein, dann erscheint mir dieser
> "Nobelbetrieb" trotzdem im schlechten Licht, einfach schon wegen des des
> oben erwähnten Kontrastes.
Nun, jeder Betrieb, der die Absicht hat, Geld verdienen zu wollen (oder gar
zu müssen), wird seine Karten möglichst zum eigenen Vorteil ausspielen.
Dazu gehört dann eben auch Werbung in den örtlichen Medien. Und wer die
Möglichkeit hat, dass örtliche Medien (positiv) über ihn berichten, wird
dafür sorgen. Dazu kann man Journalisten schon vorab aufbereitetes Material
zukommen lassen, dazu kann man Journalisten zum Tag der offenen Tür
einladen (sollte man eh machen), dazu kann man Journalisten das eine oder
andere 'Leckerli' zukommen lassen, dazu kann man beim Verlag entsprechend
viel Werbung kaufen.
Im Grunde machen es fast alle so. Nur ab einem bestimmten Punkt oder einer
bestimmten 'Dreistigkeit' stört es uns.
> Und um noch mal alles zu toppen, um bloss keine neuen Kunden zu
> bekommen, wird sogar auf ***PAYWALL***-Seiten und 1:1 dpa-Meldungen
> Werbung gezeigt.
Ich denke, das System wird versuchen, *überall* Werbung einzublenden.
Medien müssen Einnahmen haben. Das kann, wie bei den ö/r Anstalten, eine
Art Steuer[1] sein. Das geht über den Verkaufpreis der gedruckten Zeitung.
Und wenn beides nicht reicht, dann eben auch über Werbung.
> Dazu führen einige Überschriften + nicht lesbare Artikel gelegentlich
> dazu, gewisse Tatsachen anders erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich
> sind.
Nur die Dunkelheit ist real, das Licht scheint nur so... :-)
Dass Paywalls, besonders wenn sie vom Verhalten des Nutzers abhängig sind
(Stichwort Cookies), eine Auswahl von frei lesbaren Artikeln ergeben, deren
Ergebnis man dann als eine Art Filterblase deuten könnte, das ist nicht
neu.
> Nachbarn legen die Lübecker Nachrichten in den Gemeinschaftspapierkorb,
> anstatt sie in die Tonne zu werfen.
Löblich. So können Ressourcen mehrfach genutzt werden.
> Niemand nimmt sie sich. Warum bloss?
> Andere Printmedien zirkulieren.
Was macht Dich so sicher, dass niemand die LN liest. Denkbar ist auch, dass
jemand die Zeitung liest und die zeitnah wieder zurpcklegt.
> Ups?! Hätte ich das nicht erwähnen dürfen? RAUBLESEN womöglich?
Raub setzt per Definition die Androhung oder Anwendung von Gewalt bei der
Ausführung eines Diebstahls vor. Eine der (hausinternen) Öffentlichkeit zur
Verfügung gestellte Zeitung zu lesen ist schon mal kein Diebstahl.
> Vielleicht, weil Weltgeschehen wo anders zeitnah dokumentiert wird?
> Man weiss es nicht, man kann nur vermuten.
Wenn man schon keine Ahnung oder gar gesicherte Fakten hat, kann man noch
vortrefflich vermuten...
> Oder weiss man es doch, nach dem man
>
http://forum.ln-online.de/showthread.php?t=518867 (In eigener Sache: ab
> heute wird ein Teil der Meldungen bei LN Online nicht mehr frei zu lesen
> sein.) gelesen hat?
>
> Niemand zwingt Verlage, online zu publizieren.
Niemand kann aber auch erwarten, dass Verlage Inhalte für alle auf ewig
kostenlos anbieten (müssen). Im Restaurant muss ich für mein Essen ja auch
zahlen. Manchmal frage ich mich, wieviel Werbung ein Restaurant machen
müsste, um sich alleine über Produktplatzierungen oder Werbung finanziehen
zu können. Ob es da dann noch so angenehm zu essen sein wird?
> Es wird schon einen Grund haben, warum ZIGTAUSEND Nachrichten 0
> Kommentare im Forum anzeigen.
Die große Philosophin Angela Merkel formulierte es einst so: "Das Internet
ist für uns alle noch Neuland..." Nicht jeder hat Zeit, Muße und die
technischen Möglichkeiten, in Online-Medien Kommentare abzusetzen.
Erinnere Dich an die Zeit vor dem Internet, als es Zeitungen ausschließlich
auf Papier gab. Nehmen wir eine Zeitung mit einer damals verkauften Auflage
von 50.000 Exemplaren, die von 150.000 Lesern gelesen wurde. Wieviele davon
machten sich die Mühe, griffen zur Schreibmaschine (oder übten sich in
leserlicher Schönschrift) und schrieben an ihre lokale Zeitung? Wieviele
Artikel blieben ohne Leserbrief?
Und auch heute macht sich kaum jemand die Mühe, auf Artikel zu reagieren.
Die Zeitung von heute bringt die Nachrichten von gestern auf dem Altpapier
von morgen. Auch wenn es heute papierlos zugeht.
Und, das galt früher wie heute, Leserbriefe müssen gesichtet werden und
dann redaktionell freigeschaltet werden; früher kam auch nicht jeder
geistige Dünnschiss in die Rubrik Leserbriefe, warum sollte das heute
anders sein?
> Liest hier wer von der LN mit und ist mutig genug, zu antworten?
Na klar...
> Als ich vor ganz ganz vielen Jahren mal die Redaktion besuchte, hatte
> ich noch Respekt vor der Zeitung.
Eine Tageszeitung zu machen, dabei unter enormen Kosten- und Zeitdruck zu
stehen, ist nicht einfach. Elitäre Wochenblätter, für die die Kundschaft
bereit ist, knappe 5 Euro zu bezahlen, haben es da leichter.
> Wo ich grad dabei bin, liest hier wer von hl-live mit und erklärt das
> doch sehr rechte Auswahlverfahren bzgl. des Kommentarfreischaltens?
Nun, an HL-Live.de die Maßstäbe echter journalistischer Arbeit und
redaktioneller Qualität anlegen zu wollen, ist schon ein sehr tollkühner
Plan...
Bei Medien gibt es eben beide Enden der Qualitässkala... Es gibt
Erzeignisse für Prof. Dr. Lieselotte Müller und eben auch für Lieschen
Müller.
> Frust ende.
Dass Du Dir den Frust von der Seele geschrieben hast, war deutlich zu
spüren. Ich habe Deinen Artikel etwas sacken lassen und erst dann
geantwortet, um etwas zurück auf die Sachebene finden zu können.
Nik
1.) Um einem Einwand von Kai Bojens zuvorzukommen: Ja, es ist keine Steuer
im engeren Sinne, es ist eine gesetzlich geregelte "Haushaltsabgabe".