Am Wed, 25 May 2016 01:34:04 +0200 schrieb Robin Koch:
>>> IQ 100 ist *Durchschnitt*.
>>
>> So wurde der IQ normiert.
>>
>>> Jetzt kannst Du Dir selber überlegen, was das bedeutet.
>>
>> Worauf genau möchtest Du hinaus?
>
> Das es schon rein statistisch völlig selbstverständlich ist, dass ein
> gewisser Anteil "unterdurchschnittlich" groß/schwer/... ist.
Natürlich.
Ist die Masse eines Menschen noch relativ genau und unzweifelhaft zu
messen, ist das beim IQ schon deutlich schwieriger. So wirklich sicher sind
sich die Experten nur in dem Punkt, dass Intelligenz das ist, was man als
solche messen kann. Und je nach Test schneiden Menschen mal besser oder
schlechter ab, weil unterschiedliche Teilleistungen gemessen werden. Und
dann kommt eben noch eine Tagesform dazu.
Ich habe auch kein Problem damit, wenn manche Menschen vom IQ 100
abweichen.
> Da beim IQ eine Normalverteilung angenommen wird (die wie Du richtig
> beschrieben hast so normiert ist, dass der Mittelwert 100 beträgt)
> kannst Du davon ausgehen, dass ca. die Hälfte der Bevölkerung
> "unterdurchschnittlich intelligent" ist bzw. - genauer gesagt - einen
> unterdurchschnittlichen IQ besitzt.
Nett, aber schon nicht mehr ganz so seriös. Betrachtet man nicht nur einen
Menschen sondern eine Gruppe mit einem IQ von 95 bis 105 oder Menschen mit
einem IQ > 130, dann ... sieht die Welt schon ganz anders aus.
> Schön, dass Du Dich wahrscheinlich zu den oberen 50% zählst (ob
> berechtigt oder nicht kann ich nicht beurteilen). Aber Du musst
> akzeptieren, dass das nicht auf alle Menschen zutrifft.
>
> Darauf wollte ich grob hinaus.
Glücklicherweise sind wir nicht alle gleich. Sähen wir alle gleich aus,
wäre es langweilig. Und nur mit Nobenpreisträgern könnten wir ebenso wenig
überleben wie mit nur Vollpfosten.
Es braucht eine Mischung.
>>> Du kannst natürlich auch den Darwin-Award zum Prinzip erheben.
>>
>> Ganz so krass muss es nicht sein.
>>
>> Aber müssen wir als Gesellschaft die Dummheit befördern? Ich meine nein.
>
> Du meinst "fördern"?!
Ich dachte schon an befördern im Sinne von "transportieren" oder so...
> Wie sieht für Dich denn "(be)Förderung der Dummheit" aus?
> Wo fängt "Dummheit" für Dich an?
> Was wäre die Alternative?
Das wäre für mich eine gute (Aus-)Bildung von Menschen. In einer sehr ...
ausufernden Diskussion waren sich ein paar Menschen einige, dass man
eigentlich nur zwei Dinge können bzw. wissen muss. Das waren eher so Dinge
auf der Meta-Ebene, aber nennen wir sie hier mal.
*Können* muß man Problemlösung. Wie man aus einem großen Problem mehrere
kleinere macht. Und aus denen dann wiederum noch kleinere. Bis man
irgendwann lösbare Aufgaben hat. Und die kann man dann lösen, und dann ist
das ehemals große Problem dann gelöst.
*Wissen* muss man, was man weiß und -- viel wichtiger -- was man NICHT
weiß, aber wissen müsste, um ein Problem zu lösen oder Aufgabe auszuführen.
Und man muss wissen, wie (und wo) man sich fehlendes Wissen besorgen kann.
Diese beiden Meta-Fähigkeiten bringen eigentlich sehr viel. Sehr viel von
dem, was wir in der Schule lernen, hätte der einen oder anderen
Meta-Fähigkeit dienen sollen. Diente es wohl auch.
> "Er wusste nicht, was 230V bedeutet."?
>
> Es geht hier nach wie vor um *Lebensmitteldeklarationen*! Nicht um
> Kopfhörer die uns ans Ein- und Ausatmen erinnern.
Nun, wenn bei Käse stehen muss, dass er aus Milch gemacht ist, also einem
Inhalt, den wohl die meisten Menschen als Inhalststoff von Käse kennen,
dann erinnert mich das schon sehr an den Kopfhörer, der die Blondine aus
einem Witz an das Ein- und Ausatmen erinnern musste.
Bei einem Fertiggericht, das aus ganz vielen Zutaten hergestellt wird,
halte ich einen Hinweis für sinnvoll.
Wer an Elektroanlagen "basteln" möchte und keine Ahnung hat, auch nicht
wissen konnte / wollte, was "230V" wohl bedeuten könnten, der wird unter
Umständen ein paar spannende Momente in einer leitenden Position einnehmen.
Haben wir an jeder Steckdose ein mindestens DIN A4 großen Hinweis, dass
hier spannungsführende Teile drin sind und dass es minderschlau ist, mit
Nägeln usw. in der Steckdose herumzufummeln? In meinem Haushalt nicht.
Dort, wo Menschen sind, die zu jung oder zu ... sagen wir mal ...
"unwissend" sind, um zu wissen, was sie tun, sind Steckdosen eben abgedeckt
oder mit entsprechenden Stopfen gesichert. Im Kinderzimmer und im Heim für
Unzurechnungsfähige findet eben nur ein sehr kleiner Teil des echten Lebens
statt.
> Leider lernt man das meist erst nach der Schule.
> Abgesehen davon, dass auch Qualität und Dauer von Schulbildung extrem
> schwankt.
Wir brauchen eben bessere Schulen. Vielleicht auch eine längere
Schulpflicht. Neulich sah ich ein kurzes Interview mit Harald Lesch, in dem
er Auffassung vertraut, dass er sich u.a. ein G10 vorstellen könne.
Immer kürzere Schulzeit mit einem G8 statt G9 machen es nicht besser.
>> Ich möchte eine Gesellschaft, die sich nicht im geistigen Bodensatz
>> orientiert. Ich möchte eine Gesellschaft von mündigen und gebildeten
>> Bürgern.
>
> Bleibt die Frage was wir dann mir den weniger gebildeten machen...
>
> Sie weiterbilden, indem wir Ihnen erzählen, dass Käse Milch enthält
> willst Du ja offenbar nicht.
>
>> Wir hängen auch nicht neben jede Ampel eine Erklärung, welche Bedeutung die
>> einzelnen Farben haben. Das lernt man einmal und gut ist.
>
> Wow, das sieht ja aus wie ein Argument! Mal sehen, was wir damit machen:
>
> Ein Unterschied ist schon, dass es drei Ampelfarben gibt, aber mehrere
> Dutzende Allergene.
Schon klar. Und wer weiß, dass er Laktoseintolerant ist
> Ein zweiter, dass die Gefahren im Straßenverkehr i.A. weniger subtil
> sind als die in Nahrungsmitteln.
> Ich denke sogar Tiere können lernen, dass man den lauten Stinkekisten
> fern bleibt, wenn sie sich schnell bewegen. Wohingegen es mitunter schon
> schwer ist ihnen beizubringen nicht alles zu fressen, was sie am
> Wegesrad finden.
Wieviele Tiere haben nicht gelernt, dass da ein (beleuchtetes) Auto kommt
und sterben dann bei Wildunfällen? Schade für das Bambi, das einer Freundin
vor den damals wenige Tage alten neuen Audi TT gelaufen ist...
Und gerade Wildtiere wissen sehr genau, was sie fressen und was nicht.
Dafür haben ausreichend viele Generationen Evolution gesorgt...
Wenn es jedoch "schnelle" Veränderungen gibt, also schnell im Vergleich zu
evolutionären Prozessen, dann versagt das System. Jakobskreuzkraut breit
sich hierzulande recht schnell aus. Schneller, als Rinder und Pferde lernen
können.
>>> Naja. Solche Deklarationen können helfen a) sich zu informieren und b)
>>> solche "Befindlichkeiten" überhaupt zu identifizieren.
>>
>> Wer so unwissend ist, dass er nicht weiß, dass Käse ein Milchprodukt ist,
>> aber mit Milchprodukten ernste Probleme hat, den schickt seine Krankenkasse
>> (notfalls zwangsweise) in einer Ernährungsschulung.
>>
>> Das passiert anderen Menschen (Diabetiker, Allergiker usw.) auch. Ist
>> sinnvoll.
>
> Das hat zwar rein gar nichts damit zu tun was Du zitiert hast, aber ok.
> Es ging darum, dass ich merke, dass mir von X, Y und Z oft schlecht
> wird. Durch Deklarationen habe ich die Möglichkeit einen Zusammenhang
> zwischen X, Y und Z herzustellen. Ich kann mich informieren.
Guter Ansatz. Müssen wir wirklich ALLES idiotensicher deklarieren? Auf der
Milchflasche dann die Warnung "Achtung, Milch!". Das Beispiel mit der
Wasserflasche hatte ich ja schon.
Bei Alkoholika finde ich die Angabe des Alkohols Ethanol in Volumenprozent
sinnvoll. Dass auch frisches Brot Alkohol enthalten kann... Wer weiß das
schon? Wen interessiert das schon?
> Selbstständig. Mündig. Das ist Dir doch so wichtig.
> Was wäre die Alternative?
> Das mir jemand sagt, was er vermutet und ich es nicht prüfen kann. Wow.
> Sehr mündig.
Also wenn jemand so bekloppt ist, dass er nicht weiß, dass Käse aus Milch
gemacht wird... Nun, ich fürchte, dann muss man ihm auch erklären, dass die
Sonne morgend und nicht abends aufgeht und ihm beim Binden der Schnürsenkel
helfen.
> Nein. Wieso sollte ich. Wenn sich die Möglichkeit bietet erkläre ich,
> dass ich das bereits weiß. Aber vielleicht liefert eine Erklärung ja
> auch eine neue Einsicht, die ich bisher noch nicht hatte. Vielleicht
> räumt es Missverständnisse aus dem Weg von denen ich gar nicht wusste,
> dass sie existieren.
Wir wollten vielleicht mal ein Bier trinken? Beim Billard?
> Weißt Du, das ist das Problem: Man nimmt oft zu schnell an, dass seine
> Überzeugungen richtig sind.
Aber meine Überzeugungen sind doch richtig :-)
Meistens. Und wenn nicht, dann ... werde ich eben belehrt. Und je nach dem,
wie das geschieht, habe ich dabei was gelernt und bin demjenigen dankbar.
Manchmal finde ich denjenigen doof und würde nie-nicht-niemals zugeben,
dass er recht gehabt haben könnte, auch wenn ich meine Meinung dann still
und heimlich ändere. Manchmal ändere ich sie auch so, dass man es merken
kann.
> Außerdem nimmt man oft an, dass das was man selber weiß (oder zu wissen
> glaubt, s.o.) "Allgemeinbildung" ist und von anderen ebenfalls zu
> erwarten ist.
Allgemeinbildung... Findet leider immer weniger statt...
Früher konnten die Kinder schwimmen, heute steht in der ZDV, dass der
Soldat ab 1,2 Meter Wassertiefe mit Schwimmbewegungen zu beginnen habe...
so ein weit verbreiteter Spruch. Stimmt zwar nicht, klingt aber sehr
überzeugend :-)
> Beides ist meistens falsch:
>
> Vieles was Du zu wissen meinst, ist in Wirklichkeit falsch.
Nur die Dunkelheit ist real, das Licht scheint nur so...
> Nur kannst Du nicht wissen welche Überzeugungen das betrifft. (Sonst
> würdest Du es nicht zu wissen glauben.) - Solche Fehler können in den
> meisten Fällen nur von außen korrigiert werden. Wer sich dagegen sperrt
> hört auf zu lernen und bleibt dumm ohne es zu merken.
>
> Auf der anderen Seite ist vieles, was Du für "selbstverständlich" hältst
> alles andere als das. Aber da man sein Leben lang nur man selbst gewesen
> ist, kann man schlecht einschätzen was andere wissen und was nicht. Das
> ganze wird dadurch bestärkt, dass man sich in seinem sozialen Umfeld oft
> mit Menschen umgibt die ähnliche Erfahrungen und Interessen haben.
Klar. Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen, in denen es vielleicht keine
Milch und keine Milchprodukte gibt, wissen nicht, dass Käse aus Milch
gemacht wird.
> Anekdote: Als ich anfing zu studieren, da besuchte ich im Nebenfach eine
> "Einführung in Logik- und Argumentationstheorie". Teilweise sehr
> abstrakter Kram, aber während der Praktika mit anderen Studenten merkte
> ich, wie schwer einigen schon die einfachsten Grundlagen der
> Aussagenlogik fielen. (A -> B, B -> C => A -> C, ungefähr auf dem
> Niveau.) Dinge die *ich* für selbstverständlich gehalten habe. Zumindest
> unter Studenten die alle Abitur hatten.
Ehrlich gesagt... ich freue mich schon mal auf den Austausch der einen oder
anderen Anekdote...
>
>> Ich fühle mich dann manchmal für dumm verkauft.
>
> "jdn. für dumm verkaufen" kenne ich eher im Zusammenhang mit
> Benachteiligung desjenigen.
> Ich glaube Du nimmst die Sache etwas zu persönlich, kann das sein?
Würde ich nie zugeben :-)
>>> Ich finde das sind andere Dinge viel dringender. Wie diese merkwürdigen
>>> Portionsgrößen die zur Nährstoffübersicht auf den Produkten angegeben
>>> sind. 30g Chips sollen eine Portion sein? 30g Müsli?
>>
>> Bist Du ein wenig verfressen?
>
> Wann hat Dir und zwei Kumpels zuletzt eine halbe Tüte Chips gereicht?
Ebendt!
Ich finde die "Portinsangaben" dort auch fragwürdig.
Wobei es Leute geben soll, die von einer Tafel Schokolade wirklich nur
einen Riegel abbrechen und den langsam und genussvoll verzehren. Aber
vielleicht wohnen die alle in Bielefeld?
>> Im ernst, ich finde die Angaben für 100g sinnvoll, weil es eine Normgröße
>> ist. Bei Müsli-Riegeln (und anderen Dingen, die pro Stück gerechnet werden)
>> dann auch eine Angabe, was ein Riegel a x Gramm enthält. Das erspart das
>> Umrechnen, wenn eine Packung von Pralinen 186 Gramm Inhalt und 12 Pralinen
>> enthält.
>
> Dagegen habe ich auch nicht. Und wenn sie es auf einen Schokobon
> runterrechnen ist auch alles in Ordnung.
Ich hätte auch nichts gegen 1 oder 5 oder ALLE Schokobons einzuwenden.
Okay, danach ist mir schlecht, aber... :-)
> Aber zusätzlich zur Nährwerttabelle pro 100g (und pro Einheit/Portion)
> auf der Rückseite wird an *prominenterer* Stelle die Nährwerte pro
> "Portion" angegeben.
> Und da "Portion" entweder gar nicht, oder total unterdimensioniert
> definiert ist stehen an werbewirksamen Stellen auf einmal hübsch kleine
> Zahlen für Kalorien und ggfls. Fett und Zucker.
>
> *Das* ist "jdn. für Dumm verkaufen"!
Oder aber wir (beide) gehören zu den Menschen, die eben mehr als andere
essen... Wie sagt der Spruch so schön? Laut Miraculi bin ich 4 Personen :-)
>>>> PS: Bist Du morgen abend beim Billard (siehe luebeck.termine) dabei?
>>>
>>> Wäre ich gerne gewesen, war aber nicht in der Stadt.
>>
>> Wir werden es wiederholen...
>>
>> Der Freitagabend so ab 2200 Uhr scheint sich herauszukristallisieren...
>
> Ich glaube das überlege ich mir nochmal...
Mach das... :-)
Nik