Christian Knoke - 25.08.17, 23:42:
> > >Damit hole ich mir wiederum andere Probleme, sobald die Skripte blockiert
> > >werden kann ich z.B. auch kein Internet Radio mehr hören
> > >
http://oe1.orf.at/player/live.
> >
> > Alles OK, habe die Einstellungen gefunden die es erlauben gewisse Seiten
> > zuzulassen und der Radio spielt. Danke für den Tipp!
>
> Es kommen immer neue (Einstellungen) die nötig werden. Bei jeder neuen
> Website musst du weiter frickeln, damit sie unter NoScript noch läuft und
> nix fehlt. It's a running target.
>
> Und alles telefoniert NoScript immer schön nach Hause. Bei mir nicht mehr.
>
> Wer Spiegel Online lesen will, soll sich die Werbung eben auch reinziehen.
> You get what you pay for.
Die Herausforderung ist hier aus meiner Sicht viel, viel grundlegender.
Große Teile der Online-Werbe-Industrie scheinen im vollen Bewußtsein
vollkommen ohne jedes ethisches Bewußtsein zu arbeiten. Da geht es nur um
Geld, Geld, Geld und sonst nix. Sie sammeln an Daten, was sie sammeln können.
Außerdem verletzen Unternehmen aus diesem Bereich immer wieder auch die
Sorgfaltspflicht, indem sie zu lassen, dass ihre Werbe-Netzwerke Malware
ausliefern.
Demnach ist selbst das Ausschalten des Adblockers für eine einzige Webseite,
auch bei Verwendung von Linux, mit erheblichen Risiken verbunden.
Detaillierter hat das z.B. Mike Kuketz in seinem Blog beschrieben¹.
Gleichzeitig brauchen Menschen in unserer Gesellschaft in der Regel Geld, um
gut leben zu können. Natürlich auch Journalisten, Moderatoren für Online-
Kommentare usw. usf.
Ich sehe da derzeit drei Ansätze, dieses Dilemma zu lösen:
1) Die Redaktion lässt sich für ihre Arbeit bezahlen. In letzter Konsequenz
bedeutet das jedoch, dass die Webseite für Nicht-Zahler nicht mehr oder nur
noch eingeschränkt zugänglich ist. Die taz geht da einen weicheren Weg und
wirbt mit einer schnell wegklickbaren Einblendung für freiwillige Beiträge.
Wie gut das funktioniert… weiß ich nicht. Zumindest gibt es die taz noch, aber
da ist ja auch zusätzlich noch eine Genossenschaft mit Mitgliedern dahinter.
2) Die Redaktion, der Verlag drängt die Werbe-Anbieter dazu ethisch zu
arbeiten und nutzt nur solche die das tun. Für mich wäre dabei zusätzlich
wichtig: Nix Animiertes, nix das rumflackert. Für mich sind viele Webseiten
ohne Werbe-Blocker mittlerweile unbenutzbar, da lauter bewegte Bilder vom
eigentlichen Inhalt ablenken. Ich blocke da durchaus auch andere, legitime
aber bewegte Inhalte weg. Dann bittet die Redaktion darum, Werbe-Blocker für
die Seite auszuschalten und begründet auch, warum dies auf ihrer Seite sicher
ist, mitsamt entsprechender Garantien.
3) Eine Kultur-Flatrate² (statt der uferlosen Rundfunkabgabe, zu der die
sogenannten öffentlich-rechtlichen Sender, die jedoch ganz genauso wie private
Unternehmen arbeiten und ihre Leute auch genau so bezahlen, ja jetzt noch mehr
Geld fordern). Für eine solche Kulturflatrate ist jedoch essentiell, wer wie
entscheidet, wer das Geld bekommt. Genau das klappt bei der Rundfunkabgabe ja
nicht. Es muss aus meiner Sicht eine vom Staat vollständig unabhängige
Organisation sein, die idealerweise wirklich die befragt, die die
Kulturflatrate bezahlen, also uns. Und sich dazu verpflichtet, die Antworten
umzusetzen. Allerdings: Welche Daten begründen eine gute Entscheidung (z.B.
Zugriffsstatisten) und welche Implikationen für die Privatsphäre hat es, diese
zu sammeln? Und wie lässt sich sicherstellen, dass die Organisation, die über
die Mittelverwendung entscheidet, dies frei von Interessen großer
Medienkonzene usw. tut. Wie genau das funktionieren kann… ist eine spannende
Frage. Ein interessanter Ansatz dazu ist die Kulturwertmark des CCC³, einer
Kulturflatrate mit manueller Verteilung, die dann in Richtung von dem ersten
Lösungsatz geht. Ich entscheide einfach selbst, wem ich das Geld gebe, aber
nicht, inwiefern ich das Geld gebe, das ist Pflicht. (Mit den mehr als 8
Milliarden Euro pro Jahr, die derzeit in den teuersten Staatsfunk der Welt
fließen und damit im Grunde ein Monopol bestimmter Medienunternehmen
zementieren… lässt sich eine Menge Kultur bezahlen. Ja, das machen die
sogenannt öffentlich-rechtlichen Sender auch, teilweise… aber da ist das von
deren guten Willen abhängig und unterliegt keiner demokratischen Kontrolle
mehr.) Eine solche Kulturflatrate würde auch lokale Angebote wie Theatergruppen
usw. unterstützen.
Realistisch halte ich eine Mischung aus allen drei Komponenten.
Andere Ansätze, wie zu versuchen, Werbung an den Ad-Blockern vorbei zu lotsen,
halte ich für wenig nachhaltig. Das befeuert nur ein gegenseitiges
Wettstreiten, das aus meiner Sicht Entwickler von Werbeblockern regelmäßig
gewinnen.
Zusätzlich dazu sehe ich keinen Grund, als Adblocker Adblock einzusetzen. Eher
Gründe dagegen. Ich verwende hierfür nur noch uBlock Origin, das in Debian
mittlerweile sowohl für Firefox als auch für Chromium paketiert ist. Über
Gründe gegen Adblock hat sich Mike Kuketz auch ausgelassen, das spare ich mir
hier. Für Chromium ist das derzeit außer einem Plugin für Linux Weekly News,
das einzige Plugin, das ich einsetze. Cookies löscht Chromium auf meinen
Wunsch hin beim Beenden. Ich nutze Chromium nur für ausgewählte Domains, wo
Firefox mit meinem Setup nicht richtig funktioniert. Firefox hingegen hat auch
noch Cookie Monster, Canvas Blocker, Privacy Settings. Sowie Tree Style Tab
als Addons. Davon sind nur Cookie Monster und Tree Style Tab in Debian
paketiert.
Da dies aber hier alles auch bis auf die Angabe welche Plugins als Debian-
Pakete vorliegen, off-topic ist… mache ich hier mal Schluß.
[1]
https://www.kuketz-blog.de/kommentar-adblocker-sind-digitale-selbstverteidigung/
[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturflatrate
[3]
https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturwertmark
Danke,
--
Martin