Liebe Leute,
ich glaube es ist Zeit, dass wir eine Mail an den kompletten Gemeinderat schicken und denen sagen, was wir ungefähr wollen. Dann haben sie das Thema mal auf dem Schirm und können intern ein bisschen diskutieren. Es wäre cool, wenn Ihr drüber schaut und Eure eigenen Ideen mit einbringt. Wir würden die Mail gern am Montag mit möglichst vielen Namen drunter raus schicken. Dafür brauchen wir natürlich eine Rückmeldung von Euch. Wollt Ihr unterzeichnen oder nicht? Habt ihr Änderungsvorschläge?
Wir machen am Sonntag ein Zoom-Meeting. Dann können wir die Mail, eure Änderungswünsche, Anregungen und "Unterschriften" besprechen.
Sonntagabend 20:00 Uhr:
https://hs-kempten.zoom.us/j/97742278537?pwd=U2ttc1FsQ0ZDTmwrYnlRb0w0R004UT09
Meeting-ID: 977 4227 8537
Kenncode: 839576
Liebe Grüße
Patrik
An den Gemeinderat
Der Entwurf für das Neubaugebiet Lindenbühl-West gefällt uns sehr gut. Wir denken, dass hier ein schönes Quartier entsteht, das für junge und alteingesessene Reichenauer*innen gleichermaßen geeignet ist. Die Lage ist durch die Anbindung an den Reichenauer Bahnhof und die B33 sehr gut. Trotzdem hat es auch Vorortscharakter. Wir sehen auch die Durchmischung von verdichtetem Wohnbau und Reihenhäusern als gelungen an. So kann der vielseitige Bedarf an Eigentums-, Miet- und Sozialwohnungen bedient werden.
Die Bürgerbefragung und das Diskussionsforum haben ein großes Interesse an Wohneigentum aufgezeigt. Uns, als jungen Kleinverdienern, erscheint der Bau von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen allerdings als sehr risikoreich beziehungsweise fehlt einfach noch das nötige Kapital. Trotzdem würden wir uns gerne mit einer kleineren Investition am Neubauprojekt und auch am späteren Leben im Quartier beteiligen.
Wir interpretieren die Ergebnisse aus der Bürgerbefragung und dem Diskussionsforum so, dass vorrangig der lokale Bedarf gedeckt werden soll. Auswärtige Großinvestoren sollten am besten nicht beteiligt werden. An der Umsetzung sollten auf lokale Unternehmen beteiligt werden.
Wir folgern, dass wir die hohen Investitionen für den Bau und Betrieb der großen Mietshäuser im Lindenbühl-West am besten gemeinschaftlich stemmen -- zum Beispiel als Genossenschaft. Das könnte ungefähr wie folgt aussehen.
Wohnbaugenossenschaft
Interessierte Bürger*innen treten durch den Erwerb eines Genossenschaftsanteils in die Genossenschaft ein und erhalten ein Stimmrecht. Innerhalb der Genossenschaft nutzen die Mitglieder einen demokratischen Prozess zur Meinungsfindung. Nach Außen tritt die Genossenschaft als einzelne juristische Person auf. Mit dem Eigenkapital aus den Mitgliedschaften akquiriert die Genossenschaft Fremdkapital (Förderungen, Kredite) für die Planung und den Bau mehrerer Mietwohnungen. Nach dem Bau vermietet die Genossenschaft die Wohnungen zu einem einheitlichen Mietpreis pro Quadratmeter, den die Mitglieder demokratisch festlegen. Bei der Vergabe der Mietwohnungen haben Mitglieder Vorrang vor Nicht-Mitgliedern. Die Genossenschaft nutzt die Mieteinnahmen primär zur Tilgung der aufgenommenen Kredite, aber auch zum Erhalt und Verwaltung der Mietwohnungen. Sobald die Kredite getilgt sind, entscheiden die Mitglieder demokratisch über die weitere Verwendung der erwirtschafteten Einnahmen. Auszahlungen sind denkbar.
Mitglieder, die selbst in einer Genossenschaftswohnung leben, profitieren von langfristig günstigen Mieten. Je nach Auslegung, z.B. bei einer Wohnung pro Mitglied, können die Eintrittskosten relativ klein gehalten werden. Deutlich kleiner, als es zum Beispiel für den Kauf einer Eigentumswohnung nötig wäre. Damit bekommen auch junge Mitbürger*innen, die sich noch nicht groß verschulden können oder wollen, eine Chance.
Kommunal oder privat?
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, eine solche Genossenschaft zu aufzubauen. Entweder kommunal oder privat. Wir sind uns noch uneinig darüber, welche Form besser geeignet ist. Eine private Genossenschaft kann sich einfacher an die Wünsche der Mitglieder anpassen und ist bei der Auswahl der Mitglieder flexibler. Zudem müssen Vergaben nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Allerdings kommt auf die Beteiligten ein erheblicher organisatorischer Aufwand zur Gründung der Genossenschaft zu. Eine private Genossenschaft wäre vermutlich kleiner als eine kommunale (ein Mehrfamilienhaus) und wäre dadurch mit einem größeren Risiko für die einzelnen Mitglieder verbunden.
Eine kommunale Genossenschaft hätte andere Vorteile für die Gemeinde und die Mitbürger*innen. So könnte eine faire Vergabe der Anteile unter allen interessierten Bürger*innen durchgeführt werden. Eventuell kann auch der von Land/ZfP angemeldete Bedarf mit Genossenschaftsanteilen gedeckt werden. Die Bedarfsträger hätten dann Anrecht auf einen gewissen Anteil der Mietwohnungen, ohne einzelne Mehrfamilienhäuser komplett zu besitzen. Die Gemeinde könnte zudem eine Mitbestimmungsmöglichkeit bei Genossenschaftsangelegenheiten erhalten. Eine kommunale Genossenschaft könnte mehrere (oder sogar alle) Mietshäuser errichten und vermieten. Das Risiko wird so auf viele kleine Investoren verteilt.
Fazit
Wir sehen die Genossenschaft als eine Möglichkeit, wie wir uns langfristig in die Entwicklung und das Leben in der Gemeinde einbringen können. Für die private Genossenschaft bräuchte es eine Konzeptvergabe mit den passenden Zielen. Für eine kommunale Genossenschaft müsste die Gemeinde aktiv werden. Wir starten hiermit die öffentliche Diskussion um die Frage Wohngenossenschaft -- ja, nein, und in welcher Form?