WG: Demokratie? Keine Ahnung!

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Kornelia Richter

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Jun 29, 2012, 5:09:54 AM6/29/12
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Der gestrige LVZ-Artikel über die „erschreckenden“ Ergebnisse einer Schülerbefragung der 9. und 10. Klasse zu ihrem Geschichtsverständnis, durchgeführt durch den Forschungsverbund SED – Staat der FU Berlin, hat mich zu nachfolgendem Kommentar angeregt. Aber es ist sicher auch eine Frage der Demokratie, dass auch diese Meinungsäußerung von mir wohl nicht veröffentlicht werden wird.

 

Von: Kornelia Richter [mailto:kom...@gmx.de]
Gesendet: Donnerstag, 28. Juni 2012 11:58
An: 'Leser...@lvz.de'
Betreff: Demokratie? Keine Ahnung!

 

Warum nur ärgert es den heutigen Staat so sehr, dass den heutigen Schülern die DDR ebenso egal ist wie die alte BRD oder das Naziregime, Hauptsache, sie haben ihr Handy und ihr Privatfernsehen? Und wieso wundert es die Demokratieschönfärber, dass 40% von ihnen gar glauben, „die Bundesrepublik von heute sei keine Demokratie“?

Weiß die Obrigkeit denn nicht, dass sich unsere persönliche Freiheit heute darin erschöpft, alle 4 Jahre unsere Vorbeter, Kerkermeister und Inquisitoren zu wählen und ansonsten den Paragraphen, Vorschriften und Urteilen unserer Arbeitgeber, Bürokraten, Politiker, Polizisten und Richter zu gehorchen? Im Alltag haben wir doch keinerlei Recht, über unser Leben selbst zu bestimmen, egal ob wir arbeiten, singen und tanzen oder ein Haus bauen wollen. In der DDR dagegen mussten wir z. B. über Gehaltserhöhungen und Leistungsprämien für unsere Kollegen diskutieren, hier dürfen wir den Kollegen nicht mal sagen, was wir verdienen. In der DDR war jede produktive Kritik  auch an der Chefetage hochwillkommen, hier ist jede Kritik am Chef oder gar an Geschäftsmethoden des Unternehmens Hochverrat und wird mit sofortiger Kündigung und Strafverfolgung nebst Arbeitslosengeldentzug geahndet. Und Sozialgeldbezieher haben hier sowieso kein persönliches Recht mehr. Bei ihnen wird alles ausgespitzelt und überwacht, ob es sich nun um Freundschaftsdienste, Geschenke, Entfernung vom Wohnort oder die Frage, mit wem man ins Bett geht, handelt. Gegen die heutige Überwachung war die Stasi ein Kinderverein. Wer heut gegen die Obrigkeit opponiert wie die 68iger, ist ein Terrorist, und was Recht oder gar die Wahrheit ist, bestimmen die Richter. Und niemand darf mehr für sich selber sprechen. Wenn er keinen schlagkräftigen Anwalt bezahlen kann, hat er eben Pech gehabt.

Die Marktgesellschaft ist ein übermächtiges Monster, das noch jedes aufbegehrende Menschlein platt gemacht hat. Weshalb sollten deshalb die Schüler ohne Not in die Abgründe der parlamentarischen Mehrheitsdemokratie hinabsteigen? Unwissenheit und Dummheit ist noch immer ein guter Schutz, denn heut gilt mehr denn je: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!    

 

Kornelia Richter, 04435 Schkeuditz

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