Offene E-Mail an die MitgliederInnen des Fakultätsrates der
Philosophischen Fakultät der Uni Rostock.
Sehr geehrter Herr Wensierski, Sehr geehrte Frau Mackenthun, Sehr
geehrte Frau Prommer, sehr geehrte Damen und Herren,
falls der von Ihnen inszenierte Wirbel im die mögliche Ehrendoktorwürde
für Edward Snowden nicht nur ein billiger PR-Gag sein sollte, und Sie es
wider erwarten tatsächlich ernst meinen mit ihrem Engagement gegen
Massenüberwachung, ist nun der Moment gekommen, Zweifeln an Ihren
lauteren Absichten entgegen zu wirken.
Überwachung made in Rostock
Denn ausgerechnet Ihre Universität unterstützt die Bestrebungen der
deutschen Geheimdienste, mit der NSA gleichzuziehen, um ebenfalls das
gesamte Internet überwachen zu können. Laut der Antwort des
Bundesinnenministeriums auf eine „Kleine Anfrage“ des
Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko beziehen die Bundeswehr und der
Bundesnachrichtendienst ausgerechnet aus Rostock die für ihre Pläne
notwendige Überwachungssoftware. Dieses Textrapic genannte Programm wird
von einer Ausgründung der Uni Rostock, dem Institut für grafische
Wissensorganisation (GRAWIS), zur Verfügung gestellt. (Mehr Infos finden
Sie hier:
http://www.andrej-hunko.de/7-beitrag/2152-wie-der-bundesnachrichtendienst-und-die-bundeswehr-das-internet-ausspaehen-wollen
).
Vor Ort Stellung beziehen
Wenn es Ihnen mit ihrem Engagement gegen Massenüberwachung wirklich
Ernst sein sollte, dann wäre jetzt eine gute Gelegenheit, Ihre Stimme
anlässlich der Verwendung von Forschungsergebnissen der Uni Rostock zur
Bevölkerungsüberwachung zu erheben. Bereits im Januar ließen Sie die
Gelegenheit ungenutzt, angesichts der von uns dokumentierten
alltäglichen Zensur, Überwachung und Geheimdienstkooperation an der Uni
Rostock Stellung zu beziehen ( mehr Informationen finden Sie hier:
http://kritischeunihro.blogsport.de/2014/01/19/ehrendoktor-fuer-edward-snowden-zensur-und-ueberwachung-an-der-uni-rostock/
).
Glaubwürdigkeitsprobleme
Über die vor Ort stattfindenden Entwicklungen hinweg zu sehen ist ihrer
Glaubwürdigkeit ebenso wenig zuträglich wie ihre Erklärung vom 11.7.2014
(
http://kritischeunihro.blogsport.de/2014/08/07/wiwi-und-philo-fakultaet-positionieren-sich-zur-kritischen-uni/
), die die gut dokumentierte Nähe einiger Dozierenden des Historischen
Instituts zur „Neuen Rechten“ als „Verleumdung“ beiseite wischt und
gleichzeitig die von der Universität lediglich wegen des Verteilens von
kritischen Flugblättern betriebene Strafverfolgung und die daraus
resultierende geheimdienstliche Überwachung (
http://kritischeunihro.blogsport.de/2014/08/11/hro-inlandsgeheimdienst-beobachtet-kritische-studierenden-initiative/
). unerwähnt lässt.
Mangelnde Courage?
Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass Ihnen die Courage fehlt, sich zu
Missständen an ihrer eigen Universität zu äußern. Böse Zungen könnten
auf die Idee kommen, dass tatsächlich etwas an den Gerüchten dran sein
könnte, dass EntscheidungsträgerInnen ihre Positionen ohnehin nur
deshalb inne hätten, weil sie sich in Ihren Karrieren immer
opportunistisch konform verhalten hätten. Es liegt nun an Ihnen, die
Glaubwürdigkeit Ihres Engagement wenigstens ansatzweise zu retten und
ein Zeichen zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank_a Schmidt, SprecherIn der Initiative „Kritische Uni“.