Hallo miteinander!
Als Nächstes wollen wir uns weiteren Substantiv-Endungen zuwenden. Neben Vorschlägen mit der Endung „-e“ im Singular sind bei der Substantiv-Umfrage letztes Jahr noch zwei weitere im Rennen geblieben:
– ens/ense-System (Singular „-ens“, Plural „-ense“), z. B. „de Schülens / die Schülense“ und „de Pilotens / die Pilotense“
– is/is-System (Singular „-is“, Plural „-is“, jeweils mit kurzem „i“ wie in „Praxis“), z. B. „de Schüleris / die Schüleris“ und „de Pilotis / die Pilotis“
Zusätzlich würden wir gerne noch ein weiteres System betrachten:
– ern/erne-System (Singular „-ern“, Plural „-erne“), z. B. „de Schülern / die Schülerne“ und „de Pilotern / die Piloterne“
[In Kommentaren/In getrennten Nachrichten/Im Postskriptum dieser E-Mail] erläutern wir unten den Hintergrund dieser drei Vorschläge und führen einige Vor- und Nachteile auf. Was haltet Ihr von diesen Vorschlägen für die geschlechtsneutralen Substantive? Falls Ihr noch eine weitere Idee für die Bildung der geschlechtsneutralen Substantive im Singular und Plural habt, die nicht bei der Substantiv-Umfrage letztes Jahr in Betracht gezogen wurde, könnt Ihr diese gerne bis Sonntag 20 Uhr einbringen. Beachtet dabei aber bitte, dass dies kein Brainstorming-Abschnitt sein soll – bringt also bitte nur Vorschläge ein, von denen Ihr wirklich überzeugt seid.
Viele Grüße
Marcos
Postskriptum:
ens/ense-System
Die Endung „-ens“ wurde Anfang 2021 in einem Buch von Lann Hornscheidt und Ja'n Sammla vorgeschlagen und hat dadurch schon eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. In dem Buch wurde „-ens“ dadurch motiviert, dass diese Buchstabenfolge im Wort „Mensch“ vorkommt. Sie schlagen vor, die Endung unverändert auch im Plural zu verwenden, aber bei der Substantiv-Umfrage letztes Jahr war der Vorschlag beliebter, im Plural ein „-e“ anzuhängen. Ein Problem bei der Endung „-ens“ ist, dass Wörter wie „Schwimmens“ für den Genitiv des Infinitivs gehalten werden könnten (wie in „die Kompetitivität des Schwimmens“ vs. „die Kompetitivität ders Schwimmens”), sodass diese Form zu Verwirrungen führen könnte.
is/is-System
Dieser Vorschlag kam in Analogie zu dem weiblichen Movierungssuffix „-in“ auf, sodass die Endung „-is“ genauso wie „-in“ immer an die maskuline Grundform angehängt wird, z. B. „de Schüleris“. Für den Plural wurden in der Umfrage letztes Jahr mehrere Optionen betrachtet, wobei sich nur der Vorschlag eines unveränderten Plurals („de Schüleris – die Schüleris“) für die weitere Entscheidungsfindung qualifizieren konnte. Ein Problem der Pluralform mit der Endung „-is“ ist, dass jemand, de diese Pluralform schriftlich kennenlernt, ohne vorher die Singularform gesehen zu haben, z. B. über ein Substantiv wie „die Autoris“, meinen könnte, dass „die Autoris“ der Plural von „de Autori“ ist und daher mit einem langen „i“ ausgesprochen werden soll. Denn es gibt auch schon den Vorschlag, die geschlechtsneutralen Substantive durch die Endung „-i“ zu bilden, aber dieser Vorschlag war bei der Umfrage letztes Jahr zu unbeliebt, um sich für die weitere Entscheidungsfindung zu qualifizieren, wohl vor allem aufgrund der verniedlichenden Assoziationen der Endung „-i“. Da davon auszugehen ist, dass die geschlechtsneutralen Formen anfangs besonders häufig im Plural verwendet werden, scheint uns dies ein gewichtiges Problem.
ern/erne-System:
Der Vorschlag, „-erne“ für die Pluralform der geschlechtsneutralen Substantive zu verwenden, ist laut der Umfrage letztes Jahr und laut Meinungsäußerungen in unseren Diskussionsforen ziemlich beliebt. Bisher haben wir diese Endung nur in Kombination mit der Singular-Endung „-e“ betrachtet, wobei es in diesem Fall allerdings den Nachteil gibt, dass „-erne“ als Pluralform zu „-e“ keinem der existierenden Pluralbildungs-Schemata der deutschen Sprache entspricht. Daher kam die Idee auf, im Singular die Endung „-ern“ zu verwenden, wodurch die beliebte Plural-Endung „-erne“ nach einem existierenden Schema von der Singular-Endung abgeleitet wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei den relativ vielen Substantiven, deren maskuline Grundform auf „-er“ endet, die Endung „-ern“ zu einer Form führt, die vom Schriftbild her genau zwischen der maskulinen und der femininen Form liegt, z. B. „de Schülern“ als Zwischenform zwischen „der Schüler“ und „die Schülerin“. Ein Nachteil von „-ern“ ist, dass „Schülern“ klanglich näher an „Schüler“ als an „Schülerin“ ist, was insbesondere bei „ein Schülern“ zu Assoziationen mit dem männlichen Geschlecht führen kann.