Am 12.02.2015 um 14:06 schrieb Martin Hofgesang:
> Eigentlich hatte ich ja erwartet, dass mittlerweile sämtliche Hardware
> über einen eingebauten S0-Bus verfügt und man so einfach sein altes
> ISDN-Equipment an den simulierten Bus anschliessen kann und die
> Telefonie somit schnell wieder einsatzbereit ist.
Ein interner S0-Bus kostet signifikant Geld (Interface-Chips,
Übertrager, 40V-Spannungsversorgung, stärkeres Netzteil) und die
überwiegende Mehrzahl der (Privat-)kunden weiß vermutlich noch nicht
einmal, was ein S0-Bus überhaupt ist. Er war deshalb schon immer eine
Zusatzausstattung von Routern der gehobenen Preisklasse, und mit dem
Auslaufen von ISDN wird man ihn wohl zunehmend seltener antreffen.
> Aber nein. Der Speedport, den ich gestern beim Bekannten #1 sah,
> verfügte über 2 analoge Anschlüße und keinen S0-Bus.
Also die übliche Standardausstattung für einen "geschenkten" Router.
> Heute schickte mir Bekannter #2 Fotos seiner zugesendeten Hardware,
> welches mich ein zweites Mal verwunderte, denn er bekam von der
> Telekom keinen Speedport sondern einen Zyxel VMG1312-B30A, welcher
> nicht nur über keinen S0-Bus verfügte, sondern über gänzlich alle
> zur Telefonie notwendigen Funktionen verzichtet.
Macht ökonomisch durchaus Sinn, da zunehmend native IP-Telefone
Verbreitung finden, welche die Umsetzung durch den Router nicht mehr
benötigen. Auch mag es Vertragsvarianten geben, die gar keine Telefonie
beinhalten.
Ob es zweckmäßig ist, einen reinen IP-Router ohne VOIP-Gateway als
Beigabe zu einem VDSL-Anschluß an technisch unbedarfte Kunden zu
liefern, darf aber bezweifelt werden.
> Dabei ist aber eine Art Splitter (AGCOM ACM001), das Anschlußdiagramm
> zeigt den Splitter als Vorschaltgerät zu einem Telefon und besagtem
> Zyxel-Router.
>
> Da ich hier Experten vermute kann mir sicher jemand die Frage
> beantworten ob der Splitter überhaupt ein Splitter, wie man ihn aus
> DSL-Zeiten kennt, ist oder ob das Teil das DSL-Signal einfach aufteilt,
Ich vermute, hier hat im Versand jemand gepennt, und versehentlich aus
Gewohnheit eine ADSL-Anschlussanleitung und ADSL-Zubehör beigepackt.
> so dass sich hinter dem Telefon im Diagramm ein IP-Telefon verbirgt
> und man damit nur 2 VDSL-Fähige Geräte dran anschliessen kann, die
> sich beide um Ihre eigenen Verbindung kümmern?
Nein, das Spektrum wird durch ein einzelnes VDSL-Modem vollständig
ausgereizt. Da ist kein Platz mehr für andere Dienste, und somit besteht
auch kein Bedarf nach einem Splitter. Tatsächlich kann ein Splitter je
nach Modell die VDSL-Verbindung sogar massiv beeinträchtigen, bis hin
zum Verbindungsabbruch.
> Nebenbei eine Frage an der Stelle:
> Hat die Telekom die unsägliche Drosselung der Leitung nach
> Überschreiten einer Volumengrenze noch in Ihren AGBs, so dass sie es
> sich freihält diese einzuführen, oder ist selbige gänzlich entfallen?
Meines Wissens steht die Drossel derzeit nicht drin. Aber AGB kann man
jederzeit ändern, und da die Mehrzahl der Kunden solche
Änderungsmitteilungen nicht liest, werden sie wenig später auch
vertraglich wirksam.
> Bei der Masse der Anschlüsse die derzeit umgestellt werden (und neue
> AGBs bekommen) kann ich garnicht dran glauben, dass sich die Telekom
> diese Möglichkeit entgehen lässt.
Volumengrenzen sind im Festnetz momentan (markt-)politisch nicht
durchsetzbar.
> [1] Vorhanden sind eine uralte Fritzbox (AFAIK: 7170), eine
> ISDN-Anlage und 2 analoge Telefone. Ich könnte die Fritzbox als
> VoIP-Gerät zweckentfremden und daran die Analogtelefone sowie die
> ISDN-Anlage anschließen und es würde m.M.n. auch laufen,
Ja, das sollte funktionieren.
> aber Strom
> ist schliesslich auch teuer und die alte Fritzbox eigentlich
> überflüssig.
Allein die alte "ISDN-Anlage" frisst vermutlich mehr Strom, als Fritzbox
und neuer Router zusammen. Für eine Übergangszeit kann man das sicher so
betreiben, langfristig würde ich das alte Zeug aber (bis auf die
Telefone) 'rauswerfen und einen besseren Router mit genügend eingebauten
Telefonie-Ports kaufen.
Vorsicht beim Neukauf: die aktuellen Fritzboxen haben zum großen Teil
auch kein S0 mehr. Dafür aber oft eine eingebaute DECT-Basis und
Inhouse-VoIP, was den Bedarf nach S0 und Analogports stark relativiert.
Hergen