Salve allerseits,
Dr. Joachim Neudert schrieb:
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> Schlimm, was Putin mit seinem Feind Nawalny gemacht hat.
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+--- <hier abknabbern> ---
| Einmal mehr verhallten die Fragen im Nichts. Auch am Montag wollten
| russische Behörden Ljudmila Nawalnaja zum Tod ihres Sohnes keine
| Auskunft geben. Seit Samstag sucht sie im äußersten Norden Russlands
| nach der Leiche von Alexej Nawalny. Bislang vergeblich: Im Straflager
| habe man ihr noch gesagt, Nawalnys Körper sei in der Leichenhalle von
| Salechard, einer Stadt rund 50 Kilometer entfernt. Dort aber stand
| Nawalnaja am Wochenende offenbar vor verschlossenen Türen. Am
| Montagmorgen nun sei die 69-Jährige sogar abgewiesen worden. »Auf die
| Frage, ob Alexejs Körper dort ist, antworteten sie nicht« schrieb
| Nawalnys Pressesprecherin Kira Jarmysch auf X, vormals Twitter.
|
| Auch das zuständige Ermittlungskomitee habe Nawalnys Mutter lediglich
| gesagt, dass die Untersuchungen noch mindestens 14 Tage andauern würden.
| Die Todesursache sei weiter ungeklärt. »Sie lügen, kaufen sich Zeit
| damit und verstecken es noch nicht mal«, so Jarmysch.
|
| Die Gefängnisverwaltung hatte Nawalnys Tod gegenüber seiner Mutter am
| Samstag offiziell bestätigt. Seitdem weigern sich die Behörden jedoch,
| die Leiche des 47-Jährigen herauszugeben. Mittlerweile fordern über
| 60.000 Menschen das russische Ermittlungskomitee in einer Petition dazu
| auf.
|
| Nawalny starb vergangene Woche im Straflager »Polarwolf«, nördlich des
| Polarkreises. Die Gefängnisaufsicht behauptet, er sei nach einem
| »Spaziergang« am Freitag zusammengebrochen. Im Propagandasender RT hieß
| es, ein Blutgerinnsel habe zu seinem Tod geführt.
|
| Der Oppositionspolitiker wurde erst im Dezember von einem Straflager bei
| Moskau in den hohen Norden nach Charp verlegt. So wollte man ihn wohl
| noch weiter von Putins inszenierter Wiederwahl im März abschirmen.
| Nawalny galt als wichtigster Oppositioneller Russlands. Im Sommer 2020
| hatten ihn FSB-Agenten vergiftet, mutmaßlich mit dem Nervenkampfstoff
| Nowitschok. Nawalny überlebte den Angriff, auch dank einer Behandlung in
| der Berliner Charité. Bei seiner Rückkehr nach Russland wurde er noch am
| Flughafen verhaftet. Seither haben ihn Gerichte unter absurden Vorwänden
| immer wieder verurteilt, zuletzt zu insgesamt 30 Jahren Haft.
|
| Laut einem Mitarbeiter des örtlichen Notfalldienstes soll Nawalnys
| Leiche tatsächlich ins Krankenhaus von Salechard gebracht worden sein.
| Der kremlkritischen »Nowaja Gaseta Europe« sagte der Mann, der anonym
| bleiben will, die Leiche weise blaue Flecken auf. Das deute auf Krämpfe
| vor seinem Tod hin. Auf Nawalnys Brust gebe es einen Bluterguss, wie er
| nach einer Herzmassage häufig auftrete. Eine Obduktion soll zumindest
| bis Samstag noch nicht stattgefunden haben. Der Mann selbst erhielt
| seine Informationen offenbar von einem Kollegen, ohne die Leiche selbst
| gesehen zu haben. Die »Nowaja Gaseta Europe« hält seine Schilderungen
| jedoch für glaubwürdig.
|
| Dass Nawalnys Leiche nach Salechard kam, legt auch ein neuer Bericht des
| oppositionellen Onlineportals »Mediazona« nahe: Demnach fuhr ein Konvoi
| der Gefängnisaufsicht FSIN in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar von
| Charp nach Salechard. Das zeigten Kameraaufnahmen, die die Journalisten
| analysiert haben. Sie gehen davon aus, dass die langsam fahrende Kolonne
| Nawalnys Leiche transportierte. In Salechard verliert sich die Spur
| jedoch.
|
| *Ist Nawalny schon viel früher gestorben*?
|
| An der Behördendarstellung von Nawalnys Tod gibt es massive Zweifel.
| Mittlerweile verdichten sich die Hinweise, dass Nawalny schon früher
| gestorben sein könnte. Ein Mithäftling schilderte der »Nowaja Gaseta
| Europa« einen »unverständlichen Aufruhr« am Abend des 15. Februars. Die
| Mitarbeiter des Lagers hätten ihre Kontrolle schneller als üblich
| durchgeführt und die Häftlinge in ihren Baracken eingesperrt. Er habe
| gehört, wie Autos ins Lager fuhren, aber nicht gewusst, was vor sich
| geht. Am nächsten Morgen – also jenem Freitag, an dem Nawalny laut
| Behördenangaben starb – hätte das Personal Handys beschlagnahmt. Schon
| gegen zehn Uhr morgens Ortszeit hätten die Insassen erfahren, dass
| Nawalny tot sei.
|
| Im offiziellen Schreiben der Gefängnisaufsicht an Nawalnys Mutter soll
| der Todeszeitpunkt dagegen mit 14.17 Uhr vermerkt sein.
|
| Nach den Aussagen des Mithäftlings traf ein Krankenwagen auch erst nach
| der Nachricht über Nawalnys Tod im Straflager ein. »Ich denke also, dass
| Nawalny viel früher als berichtet gestorben ist. Höchstwahrscheinlich
| schon am Abend«, zitiert die »Nowaja Gaseta Europe« den Gefangenen.
| »Warum war es sonst notwendig, uns in den Baracken einzuschließen und
| dann am Morgen eine Razzia durchzuführen?«
|
| Berichte der Antifolterorganisation
gulagu.net legen außerdem eine
| geplante Aktion nahe: Zwei Tage vor Nawalnys Tod sollen Agenten des
| Geheimdienstes FSB Abhörgeräte und versteckte Kameras in der
| Strafkolonie abgeschaltet und abmontiert haben. Überprüfen lässt sich
| das nicht – und unabhängige russische Medien haben diesen Bericht
| bislang nicht aufgegriffen.
|
| Für Spekulationen sorgt auch die schnelle Reaktion der
| Gefängnisaufsicht. Nur zwei Minuten nach Nawalnys offiziellem
| Todeszeitpunkt veröffentlichte sie bereits eine Pressemitteilung dazu.
|
| *Putin schweigt*
|
| Während Kremlsprecher Dmitrij Peskow am selben Tag ein Statement abgab,
| schweigt Putin zu Nawalny bis heute. Schon vor dessen Tod vermied Putin,
| auch nur Nawalnys Namen zu nennen.
|
| Ohne eine unabhängige Obduktion dürfte es unmöglich sein, Nawalnys
| Todesursache festzustellen. Noch könnte eine Untersuchung des Leichnams
| zwar zuverlässige Befunde bringen, erklärt die Rechtsmedizinerin
| Stefanie Ritz von der Uniklinik Düsseldorf: »Mit jedem Tag, der ins Land
| geht, wird das jedoch immer schwerer. Dann spielt die Zeit für die, die
| etwas vertuschen wollen.«
|
| Ob eine Obduktion Antworten liefert, hänge ohnehin von vielen Faktoren
| ab, unter anderem der Kühlung des Leichnams. Während grobe Gewalt mit
| der Folge von Knochenbrüchen im Skelett noch Jahre später nachweisbar
| sein kann, hinterlassen andere Todesarten von vorneherein kaum Spuren,
| so die Rechtsmedizinerin. Fest stehe, dass sich aus den Berichten über
| Blutergüsse allein nicht schließen lasse, ob diese auf Krämpfe, Gewalt
| oder Rettungsversuche zurückgehen. Die bisherigen Informationen ließen
| daher keine Rückschlüsse zu, ob ein gewaltsamer oder ein natürlicher Tod
| vorlag.
|
| »*Ich fürchte mich nicht – fürchtet ihr auch nichts*«
|
| Für russische Menschenrechtler und Nawalnys Team steht dennoch fest,
| dass Putin selbst die Verantwortung an Nawalnys Tod trägt – ob direkt
| oder indirekt. Trotz gesundheitlicher Probleme lebte Nawalny im
| Straflager am Polarkreis unter brutalen Bedingungen, 27 Mal kam er in
| verschärfte Einzelhaft.
|
| Ob Putin der Tod seines Gegners so kurz vor den »Präsidentschaftswahlen«
| im März politisch nützt, ist aber unklar. Einerseits hatte Putin seine
| Wiederwahl bislang ohne Aufruhr erzwingen wollen. Sein einziger echter
| Gegner Boris Nadeschdin wurde schon vor Wochen ausgeschlossen.
|
| Andererseits wirkt Nawalnys Tod so kurz vor den Wahlen wie eine maximale
| Machtdemonstration. Bleiben größere Proteste in Russland weiter aus,
| zeigt das einmal mehr die Chancenlosigkeit der Opposition. Wer um
| Nawalny trauert, muss in Russland mit Repressionen rechnen: Mehr als 400
| Menschen ließ die Polizei übers Wochenende verhaften, nur weil sie
| Blumen für Nawalny ablegten.
|
| Am Montag rief Nawalnys Frau Julija die Opposition dazu auf, trotz aller
| Trauer nicht aufzugeben.
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https://www.spiegel.de/ausland/alexej-nawalny-makaberes-versteckspiel-um-seine-leiche-was-vertuschen-russlands-maechtige-a-a2359a35-b4a8-46f6-857a-441000941170>
M.f.G.
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