On Wed, 10 Jan 2024 14:27:44 Lars Gebauer wrote:
> Am 10.01.2024 um 11:02 schrieb klaus reile:
>> Genau das ist hier in der Gegend zu beobachten. Kleine Praxen
>> machen zu (oft aus Altersgründen) und werden dann von obskuren
>> Gesellschaften übernommen, die absolut nur gewinnorientiert
>> arbeiten (müssen).
> Ach ja, gewinnorientiert. Genauso ein ödes Geunke. Jeder
> Selbständige - auch ein Arzt - muß gewinnorientiert arbeiten.
Das scheint ganz gut zu gelingen, denn sieht man sich die - relativ
fein aufgeschlüsselten - Statistik des österreichischen Finanzamts
über die Durchschnittseinkommen an, dann befinden Ärzte mit
deutlichem Abstand ganz vorne. Geschlagen werden sie nur von
Menschen, die ihr Vermögen auch ohne Einkommen im Sinn des
Steuerrechts steigern können, d.h. Unternehmern.
> Wenn nicht, verhungert er. Und all die schönen Maschinen und
> Apparate in einer Praxis, von was werden die bezahlt, wenn nicht
> aus Gewinnen?
Kluges Köpfchen!
> Dafür, daß Ärzte insbesondere auf dem Land keine Nachfolger
> finden, wird es viele Gründe geben.
Es gibt vor allem den Grund, dass insgesamt eher zu wenig als zu
viele Ärzte vorhanden sind, und man in der Stadt mit einer
(deutlich) besseren Work-Life-Balance ebenfalls ein ganz
ausgezeichnetes Einkommen erreichen kann. Wozu also auf's Land
ziehen, wo man 24/7 Arzt ist, und zwar einen immensen
gesellschaftlichen Status, dafür aber sonst kein Leben hat? Es gibt
Menschen, die suchen so etwas, aber offenbar eher eine Minderheit.
> Aber 1 Grund dürfte sein, daß das Verhältnis von "Patientenarbeit"
> zu Verwaltung, Dokumentation etc. immer mieser wird.
Das macht den Arzt sicherlich auch nicht froh, aber... siehe oben.
Zudem, was sollte er nach dem Medizinstudium sonst machen, wenn
nicht praktizieren (ja, es gibt Alternativen, die auch gewählt
werden, aber weder sind die zahlreich, noch im Regelfall
vergleichbar dotiert).
> Und da ist es einfach naheliegend, das Management mehrerer Praxen
> in eigenen Gesellschaften zusammen zu fassen. Das könnte den Arzt
> von diesen Nebentätigkeiten entlasten und ihm so wieder mehr Zeit
> für seine Patienten geben.
Auch das ist korrekt, Gruppenpraxen *haben* ja einen ganz massiven
Nutzen (was nichts an den Bedenken ändert). Allerdings: Gerade dort,
wo es jetzt schon schwierig ist, nämlich am Land, ist auch das mit
den Gruppenpraxen nicht ganz so einfach. Wenn man keinen Arzt für
die Dorf-Ordination findet, wird man auch nicht drei finden, die
sich den Job teilen (und mehr als einen Allgemeinmediziner gibt es
dort eh nicht).
Servus,
Stefan
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Worauf man sich verlassen kann - Stefan: jubilieren, welch braunes Vergnügen!
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