Shinji Ikari schrieb:
> Unschoene Realitaeten gar nicht erst zuzulassen eine effektivere.
Andererseits war es noch nie möglich, beispielsweise eine
öffentliche Bedürfnisanstalt - ich meine eine Toilette, die zur
Nutzung durch die Öffentlichkeit bestimmt ist - hinzustellen,
oder bei einem Freibad Umkleidekabinen hinzustellen, ohne dass
irgendwann jemand auf die Idee kommt, an der Zweckbestimmung
solcher Einrichtungen vorbei z.B. Gucklöcher zu bohren oder dort
Feuer zu legen oder das Inventar durch Herumschnitzen bis zur
Unbrauchbarkeit zu verschönern und/oder ähnliches.
Das Umsetzen derartiger Ideen zu verhindern bedeutet
Überwachungsaufwand.
Generell müssen menschliche Gesellschaften dort, wo keine
fröhlichen Urstände einreißen sollen und eine Sache nicht ins
Absurde, Bizarre abdriften soll, seit je her in Punkto
Verhaltenskontrolle einigen Aufwand treiben, der die Gesellschaft
teuer kommt, um wenigstens derjenigen Idiotie Einhalt zu
gebieten, die ansonsten die fröhlichen Urstände herbeiführen
würde.
Bei nahezu jedem mit Menschen in Zusammenhang stehenden System
spielt das Wettrennen um seine sinnvolle Nutzung und seine
absurde idiotische Nutzung eine Rolle. Überdies besteht in
der Frage, was sinnvoll und was idiotisch ist, meist kein
Konsens.
Die meisten Straftatbestände, die z.B. im Strafgesetzbuch
aufgelistet sind, und die meisten der bizarren Dinge, die im
Gesetz über Ordnungswidrigkeiten angeführt werden, stehen
da nicht drin, weil jemand halt kreativ sein wollte und Lust
hatte, sich solche schrägen Sachen auszudenken, sondern, weil
es tatsächlich viele Leute gab und gibt, die - auch aufgrund
ihrer Bewusstseinslage - die Dinge anders sahen und
handhab(t)en und das auch heute noch so halten bzw. halten
würden, sodass deren Verhaltensweisen eine Verhaltens-
regulierung mittels Gesetzen notwendig erscheinen ließen.
Realität ist, dass die Leute auf alles kommen und dass es
für jedes noch so gut gemeinte System jemanden gibt, der es
ad Absurdum führt wenn man ihn lässt. Bei menschengemachten
Systemen wird es immer Leute geben, die sie missbrauchen
wenn man sie lässt, um schlechte oder zumindest absurde Dinge
anzustellen und die sich nicht um den frommen Wunsch derjenigen
scheren, die diese Systeme etabliert haben, sie nur in deren
gutem(tm) Sinne zu verwenden.
Auch auf Systeme, die zur Verhinderung unschöner Realitäten
gedacht sind, trifft das zu.
Wie soll es überhaupt gehen, unschöne Realitäten zu
verhindern, ohne sich zu überlegen, wodurch ihr
Zustandekommen angestoßen werden könnte und wie die
Prozesse und Dynamiken, in denen sie sich manifestieren,
beschaffen sein könnten?
Das Prinzip der pessimistischen Synthese verlangt, auch
Pläne für den Umgang mit Worst-Case-Szenarien zu haben -
für den Fall, dass sich der Wunsch, etwas Unschönes nicht
zuzulassen, nicht ausgeht.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich