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Hypnose 1 - Die Kontrolle ueber das Unbewusste

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Dr. Hans Ulrich Gresch

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Dec 16, 2002, 1:44:04 AM12/16/02
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Dr. Hans Ulrich Gresch

DIE KONTROLLE ÜBER DAS UNBEWUSSTE

Was ist Hypnose?

Der amerikanische Hypnose-Experte John F. Kihlstrom z. B. definiert
Hypnose als eine soziale Interaktion, in der eine Person, der
Hypnotisand, den Suggestionen einer anderen Person, nämlich des
Hypnotiseurs mit dem Ziel von Phantasieerfahrungen folgt, die
Veränderungen der Gedanken und Handlungen einschließen. Unter den
höchstgradig hypnotisierbaren Menschen seien diese Reaktionen mit einer
subjektiven Gewissheit, die an Wahnsinn, und mit einer Erfahrung der
Unfreiwilligkeit, die an Zwang grenzt, verbunden. [i]

Der Arzt und Gerichtsgutachter Ludwig Mayer schreibt: “Die Hypnose ist
ein Zustand gesteigerter Suggestibilität, der hervorgerufen wird, indem
der hypnotisierende Arzt durch Suggestion in der zu hypnotisierenden
Person bestimmte Vorstellungen erweckt. Unter Suggestionswirkungen in
diesem Sinne versteht man die Beeinflussbarkeit psychischer und
psychophysischer Vorgänge, die sich auf Grund von affektbetonten
Vorstellungen im Unterbewusstsein abspielen und sich dann im Ablauf der
Hypnose ohne Rücksicht auf den Willen oder Intellekt des Hypnotisanden
im Oberbewusstsein durchsetzen.” [ii]

Diese Definitionen beziehen sich offensichtlich nicht auf die
Selbsthypnose, da in dieser ja der Hypnotiseur und der Hypnotisand ein
und dieselbe Person sind. Da die Bewusstseinskontrolle durch
Persönlichkeitsspaltung eine Form der Versklavung darstellt, spielt die
Selbsthypnose in diesem Zusammenhang keine Rolle – mit einer Ausnahme,
der suggerierten Selbsthypnose: Der Hypnotiseur gibt dem Hypnotisanden
den Befehl, sich nach dem Aufwachen aus der Hypnose in bestimmten
Situationen oder infolge bestimmter Reize selbst zu hypnotisieren bzw.
in Trance zu versinken. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es
sich in diesem Fall um eine echte Selbsthypnose handelt. Um die Sache
aber nicht unnötig kompliziert zu machen, konzentriere in den folgenden
grundsätzlichen Erläuterungen auf die Fremdhypnose.

Der Psychologe Ernest R. Hilgard beschreibt sieben grundlegende
Merkmale des hypnotischen Zustands:

- Der Hypnotisand verliert die Initiative und den Wunsch, eigene
Absichten zu verwirklichen.

- Die Aufmerksamkeit wird höchstgradig selektiv (z. B. hört der
Hypnotisand u. U. nur noch die Stimme des Hypnotiseurs).

- Die Fähigkeiten zur visuellen Erinnerung und Phantasieproduktion sind
gesteigert.

- Die Realitätsorientierung ist vermindert und die Toleranz gegenüber
Verzerrungen der Realitätswahrnehmung ist erhöht.

- Die Suggestibilität nimmt deutlich zu.

- Die Bereitschaft zum Rollenspiel ist gesteigert.

- Häufig kann sich der Hypnotisand nicht mehr an die Tatsache der
Hypnose und die Vorgänge während dieses Prozesses erinnern
(posthypnotische Amnesie). [iii]

Die hypnotische Bewusstseinslage unterscheidet sich grundsätzlich vom
Schlafzustand. Der gesamte hypnotische Prozess ist vielmehr durch eine
erhöhte Spannung gekennzeichnet. Die Spannung führt nach Mayer zu einer
“Einengung auf die vom Hypnotiseur bestimmte Denkrichtung, während
dadurch zugleich die Leistungen aller anderen Sinnesbahnen auf ein
Minimum herabgesetzt werden”. [iv] Die sonst im täglichen Leben auf
viele Bereiche verteilte Aufmerksamkeit wird im Sinne der Hypnose und
ihrer Ziele fokussiert.

Die Gehirnprozesse, die der Hypnose zugrunde liegen, sind weitgehend
unbekannt. Selbst sehr allgemeine Annahmen, wie z. B. die angebliche
Dominanz der rechten Gehirnhälfte, sind umstritten. [v] Manche Forscher
zweifeln sogar an der Existenz der Hypnose, weil eindeutige
physiologische Indikatoren hypnotischer Prozesse bisher noch nicht
entdeckt wurden. [vi] Diese Skepsis teile ich nicht. Aus meiner Sicht
ist die Hypnose ein Grundmuster der Beziehung zwischen Menschen, das
vermutlich, abhängig von den Besonderheiten der Individuen und der
Situationen, mit unterschiedlichen Gehirnprozessen verbunden ist. Das
Grundmuster kann also in zahllosen Varianten auftreten. Man würde ja
auch nicht erwarten, dass sich z. B. bei allen Menschen im Zustand der
Verliebtheit die Gehirnprozesse gleichen. Dennoch kann man kaum
ernsthaft bezweifeln, dass es Verliebte gibt (oder Hypnotisierte).

Ein direkter Weg ins Unbewusste

Hypnose ist ein direkter Weg ins Unbewusste. Natürlich gibt es auch
andere Methoden, das Unbewusste ans Licht zu bringen: die Analyse von
Träumen, Drogen, die freie Assoziation in der Psychoanalyse. Doch die
Hypnose unterscheidet sich von allen anderen Verfahren durch einen
entscheidenden Faktor. Der Psychologe George H. Estabrooks brachte
diesen entscheidenden Faktor auf den Punkt: “In der Hypnose ist die
Instanz, die das Unbewusste an die Oberfläche holt und die Kontrolle
über das Unbewusste ausübt, ein anderes menschliches Wesen, der
Hypnotiseur.” [vii]

In einem Tiefen Trance-Zustand, schreibt Estabrooks, erlebe der
Hypnotisand den Willen des Hypnotiseurs als seinen eigenen – und dieser
neue, im Trance-Zustand erworbene Wille sei u. U. stärker als jede
Willensregung, die er jemals zuvor erfahren habe. Der Wille des
Hypnotiseur sei im Hypnotisanden sogar stärker als im Hypnotiseur
selbst. Die Fähigkeit des Hypnotiseurs, sein eigenes Verhalten zu
beeinflussen, sei also geringer als seine Möglichkeit, das Handeln des
Hypnotisanden zu steuern. Dabei hängt die Macht des Hypnotiseurs jedoch
in entscheidendem Maß von der Trance-Tiefe ab. Die erreichte Trance-
Tiefe ist u. a. eine Funktion der Hypnotisierbarkeit. Diese Fähigkeit
ist wie jedes Persönlichkeitsmerkmal variabel. Hilgard hat die
Ergebnisse einer Reihe von Studien aus dem zwanzigsten Jahrhundert
zusammengefasst. Danach sind im Durchschnitt 20 % der untersuchten
College-Studenten kaum, 47 % leicht, 20 % moderat und 13 % höchstgradig
hypnotisierbar. [viii] Nur eine Minderheit der Menschen erreicht jene
Trance-Tiefe, in der ein fremder Wille uneingeschränkt als der eigene
erlebt werden kann. [ix] Doch ist es erst einmal gelungen, einen
Menschen in diese veränderte Bewusstseinslage zu führen, dann kann man
ihn in diesem Zustand der Fremdsteuerung fixieren. Unter bestimmten
Bedingungen ist er dann auf Dauer nicht mehr in der Lage, sich dem
fremden Willen aus eigener Kraft zu entziehen. Die Hypnoseforscher P.
A. Register und J. F. Kihlstrom bezeichnen diese Menschen als
“Hypnotische Virtuosos” [x] .

Drei Ebenen des Bewusstseins

Der Psychologe Kenneth S. Bowers unterscheidet drei Ebenen des
Bewusstseins: Das Bewusstsein erster Ordnung ist die Aufmerksamkeit für
innere und äußere Reize. Das Bewusstsein zweiter Ordnung beinhaltet die
Vorstellungen und Hypothesen über die Inhalte des Bewusstseins erster
Ordnung. Das Bewusstsein dritter Ordnung beruht auf der Fähigkeit, das
eigene Selbst von den Inhalten des Bewusstseins erster und zweiter
Ordnung zu unterscheiden sowie die eigenen Wahrnehmungen und Ideen
kritisch zu hinterfragen. In der Hypnose, schreibt Bowers, wird das
Bewusstsein dritter Ordnung, je nach Trancetiefe, mehr oder weniger
stark eingeschränkt oder gar ausgeschaltet. [xi]

Die Möglichkeiten des Bewusstseins erster und zweiter Ordnung reichen
aus, um Befehle auszuführen – wie ein Automat. Dabei können die Befehle
durchaus komplex sein und ihre Ausführung ein hohes Intelligenzniveau
erfordern. Es kommt nur darauf an, dass die zur Ausführung der Befehle
notwendigen Verhaltensweisen ausreichend trainiert wurden, so dass kein
eigenständiges, selbstbewusstes Denken mehr erforderlich ist. Den
Automatismus des Handlungsvollzugs könnte erst das Bewusstsein dritter
Ordnung aufheben. Und genau deshalb versucht der
Bewusstseinkontrolleur, diese Fähigkeit des menschlichen Geistes zu
blockieren.

Mr. Springston

Die Ausschaltung des Bewusstseins dritter Ordnung ist der
Schlüsselbegriff zum Verständnis des hypnotischen Phänomens im
allgemeinen und der Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung
im besonderen. Höchstgradig hypnotisierbare Menschen sind in tiefen
Trancezuständen nicht mehr in der Lage, die Suggestionen des
Hypnotiseurs mit der Realität zu vergleichen oder an den eigenen
Maßstäben zu messen. In Extremfällen können sogar nicht ernst gemeinte
oder falsch verstandene Suggestionen bei “Hypnotischen Virtuosos”
verhängnisvolle Konsequenzen nach sich ziehen. So begab sich z. B. ein
junger Amerikaner, Mr. Springston im Sommer 1981 in die Behandlung
eines Laienhypnotiseurs, weil er abnehmen wollte. Der Hypnotiseur
versuchte Mr. Springstons Ego durch folgende Suggestionen zu stärken:
“Sie sind eine sehr starke Persönlichkeit. Sie können alles tun, wozu
Sie sich entscheiden. Sie könnten sogar eine Bank ausrauben, wenn Sie
dies möchten.” Danach arbeitete der Hypnotiseur mit spezifischen
Suggestionen, z. B. das Bier schlecht schmecke, Mr. Springston
langsamer essen und seinen Teller nicht wieder auffüllen würde. In den
folgenden Tagen nahm aber die gar nicht so gemeinte Suggestion des
Bankraubs immer größeren Raum in Mr. Springstons Bewusstsein ein und
wurde schließlich zum Zwang. Dabei trug er keine Maske und präsentierte
sein Gesicht den Überwachungskameras. Sein Verhalten war insgesamt
völlig dilettantisch. Drei Tage später fragte ihn ein FBI-Agent, ob er
eine Bank ausgeraubt habe, was Mr. Springston ohne Umschweife zugab.
Mr. Springston wurde dazu verurteilt, sich in einem Hospital für
psychisch kranke Straftäter behandeln zu lassen. [xii]

Eine fatale Schlankheitskur

Ein ähnlich gelagerter Fall demonstriert eindrucksvoll, welcher Schaden
durch unbedachte Suggestionen hervorgerufen werden kann, selbst wenn
diese beste Absichten verfolgen. Ein junger Frauenarzt versuchte, eine
übergewichtige Frau durch Hypnose zu kurieren. Als er feststellte, dass
die Patientin seinen Suggestionen nicht im wünschenswerten Maße folgte,
entschloss er sich, seine Befehle durch eingepflanzte Ängste zu
verstärken. Und so suggerierte er ihr, dass sie von einem
unwiderstehlichen Impuls, ihren heißgeliebten Pudel zu töten, erfasst
würde, wenn sie zwischen den Mahlzeiten esse. Zu Hause konnte die
Patienten einer Portion Eiscreme nicht widerstehen, geriet in einen
akuten Panikzustand, erwürgte ihren Hund und versuchte, sich
umzubringen. Nachbarn fanden sie zum Glück rechtzeitig, der Notarzt
konnte ihr Leben retten. [xiii]

Skeptiker

Diese und ähnliche Berichte über unerwünschte Konsequenzen und Gefahren
der Hypnose riefen natürlich jene Kritiker auf den Plan, die Hypnose
für grundsätzlich harmlos halten. So schreibt z. B. Robert A. Baker,
dass es sich in den Fällen angeblicher Komplikationen durch Hypnose um
Individuen gehandelt habe, die schon vorher an psychischen Störungen
litten und hinterher fälschlich die Hypnotherapie für ihre Probleme
verantwortlich machten. [xiv] Man kann Bakers Mutmaßung natürlich nicht
mit Einzelfällen widerlegen, und seien sie noch so zahlreich.

Dennoch halte ich diese Position für falsch. Es ist aus ethischen
Gründen zwar unmöglich, Experimente zur verwirklichen, in denen
Menschen durch Hypnose absichtlich schwerer Schaden zugefügt wird. Und
so ist es auch nicht möglich, einen wissenschaftlich hieb- und
stichfesten Gegenbeweis zu erbringen. Aber ich bin davon überzeugt,
dass die Fülle der Einzelfälle und experimentellen Befunde, die eine
mögliche Gefahr durch Hypnose nahe legen, nicht mit dem läppischen
Argument beiseite gewischt werden können, die angeblich Geschädigten
wollten nur die Verantwortung von sich abwälzen.

In den beiden vorangestellten Fällen wird eine Besonderheit der Hypnose
deutlich: In einem tiefen hypnotischen Zustand nimmt das Unbewusste die
Äußerungen des Hypnotiseurs wortwörtlich. Es ist nicht in der Lage,
posthypnotische Befehle kritisch zu hinterfragen und an der Realität zu
überprüfen. Bedingt durch die posthypnotische Amnesie, also durch den
Verlust der Erinnerung an die Hypnose ist nach dem “Aufwachen” aus dem
Trancezustand auch das kritische Wachbewusstsein des Hypnotisanden
nicht in der Lage, sich mit den Suggestionen auseinanderzusetzen. Im
normalen Bewusstseinszustand kann er sich ja nicht an die Hypnose sowie
an deren Inhalte erinnern und darum auch nicht darüber nachdenken.

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[i] Kihlstrohm (1995)

[ii] Mayer (1951), 21

[iii] Hilgard (1965), 5 ff.

[iv] Mayer (1951), 22

[v] Rainville et al. (1999)

[vi] Harrary (1992a)

[vii] Estabrooks & Gross (1961), 74

[viii] Hilgard (1965), 80

[ix] Levitt et al. (1990), 234

[x] Register & Kihlstrom (1986)

[xi] Bowers (1994)

[xii] Deyoub, P. L. (1984)

[xiii] Kline (1972, 90 f.

[xiv] Baker (1990), 270

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Gepostet in MAGIE.GER (fido.ger.magie) von Matthias Ronge
Mit freundlicher Genehmigung von Ulrich


Matthias Ronge

unread,
Dec 18, 2002, 6:45:15 PM12/18/02
to
Hallo Ulrich (und natürlich alle Anderen)!

Da sich sonst keiner mit den Texten beschäftigt will fang ich mal anfangen:

>Was ist Hypnose? [...]

Aus magischer Sicht hat Hypnose viel mit Ritualmagie gemeinsam: Eine Person
versetzt ihr Bewusstsein durch eine rituelle Handlung (in gewisser Weise
eine komplexe Regieanweisung) in eine andere Ebene, in der sich das sog.
„Sprechende Selbst“ (Rechte Gehirnhälfte) ausruht und er bzw. sie in
direkten Kontakt mit dem „Kindlichen Selbst“ (Linke Gehirnhälfte) tritt.
(Das „Kindliche Selbst“ widerum steht in ständigem Austausch mit dem
„Höheren Selbst“, der Intuition, dem Göttlichen.) Eine sehr emotionale (eben
kindliche) Handlungsweise stellt sich dabei ein. Dabei kann er oder sie von
jemand Anderem angeleitet werden.

>Ein direkter Weg ins Unbewusste

Ich würde es auch als einen Weg zum Göttlichen sehen, aber es ist immer eine
Definitionsfrage, wie es der oder die Einzelne mit den Göttern und Göttinnen
hält.

>Eine fatale Schlankheitskur

Um bei der Durchführung eines Rituals ungewollte Nebeneffekte zu vermeiden,
sollte man eine entsprechende „Suggestion“, um diesen Begriff zu verwenden,
einbauen. Im Einfachsten Fall tut die Formel „…und möge es allen nützen
gute Dienste. Solche Kleinigkeiten meine ich in der Regel, wenn ich von
weißer Magie spreche. M. E. sollte man einfach dran denken, am besten bei
jedem Zauber, in etwa so:

§ Durch alle Kraft
§ Aus dreimal drei
§ Soll dieser Zauber
§ Umwunden und gebunden sein!
§ Soll keinem schaden
§ Nicht gegen mich sich wenden
§ Da ich es will
§ So sei es!

Das ist aber nur eine Seite. Eine zweite ist, dass man sich vorher gut
überlegen sollte, was man eigentlich will bzw wirklich will. (Womit wir
wieder beim „Wahren Willen“ wären.) Ich nehme mal als schönes Beispiel den
Liebeszauber: Ich würde keinen Liebeszauber für eine Person machen, in der
irgendeine weitere Person vorkommt. Das würde eventuell
(höchstwarscheinlich) dem Willen der zweiten Person widersprechen. In so
einem Fall sollte man besser die Liebesfährigkeit allgemein stärken, das ist
besser und schadet niemandem. Drittens gibt es sowieso keine (? kaum)
reinweiße Magie. (Evtl. Bardon)

>Skeptiker

gibt es immer ;-)

Mit hexischen Grüßen,
Matthias


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