Bundeswehrsoldaten üben Mord
Vergewaltigungs- und Hinrichtungsvideo nach der Ausbildung
Bundeswehrsoldaten übten sich bei ihrer Kriegsausbildung für den
Einsatz in Ex-Jugoslawien in zahlreichen Straftaten. Dies belegt ein
privates Soldatenvideo, das nun der Presse zugespielt wurde. In dem
Film ist zu sehen, wie Bundeswehrangehörige eine Frau, die von einem
Soldaten »gespielt« wurde, vergewaltigen und kreuzigen. In einer Szene
wird ein an einen Baum gefesselter Mann erschossen, ein anderer wird
mit Holzknüppeln totgeschlagen, einem Dritten wird die Kehle
durchgeschnitten.
Unterlegt sind die Filmsequenzen mit zynischen Kommentaren. Diese
»Übungen« verstoßen gleich gegen mehrere Bestimmmungen der Genfer
Konvention zur Vermeidung von Kriegsverbrechen.
Bei den etwa zehn Soldaten handelt es sich um Angehörige des
»(Gebirgs-)Jägerbataillons 571« in Schneeberg im Erzgebirge.
Kommandeur dieser Einheit aus den sogenannten Krisenreaktionskräften
ist Oberstleutnant Wolfgang Schraut. Aufgenommen wurde der Film 1996
auf dem Truppenübungsplatz der Infanterieschule im bayerischen
Hammelburg, wo sich die Soldaten auf ihren Kriegseinsatz im früheren
Jugoslawien vorbereiteten. Das Video, das am Montag vom Fernsehsender
SAT.1 ausgestrahlt werden wird, soll nach Auskunft eines Soldaten
»abends im Beisein von Vorgesetzten« gezeigt worden sein.
Die politische und militärische Führungsspitze aus dem
Bundesverteidigungsministerium zeigte sich entsetzt über die
Veröffentlichung des Videos. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU)
forderte eine lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse und eine
Bestrafung der Verantwortlichen. Das Verteidigungsministerium kündigte
an, daß auch mittlerweile aus der Bundeswehr entlassene Beteiligte zur
Rechenschaft gezogen werden sollen. Nach Bundeswehrangaben wurden
sämtliche Szenen während der Übungspausen aufgenommen und seien eine
Entgleisung fehlgeleiteter Einzeltäter.
Seit 1993 werden die deutschen UN-Blauhelme in der Infanterieschule
unter den Kommando von Brigadegeneral Wulf Wedde ausgebildet.
Zuständig ist die neunte Inspektion, die von Oberst Bernd Gerlach
geleitet wird. Das Training dauert jeweils eine Woche und soll die
militärischen Kenntnisse der Soldaten vertiefen und sie auf die
besonderen physischen und psychischen Anforderungen Ihres
Kriegseinsatzes in Ex-Jugoslawien vorbereiten.
Verteidigungsminister Rühe erklärte dazu im Januar 1997: »Der Einsatz
im früheren Jugoslawien ist eine unvergleichliche Herausforderung an
Können, Geist und Haltung der Truppe.« Das Training umfaßte 42
Einzelgebiete. Damit die Soldaten ein möglichst genaues Bild vom dem
erhalten, was sie bei einem Einsatz im Kriegsgebiet erwartet, soll
»die Ausbildung möglichst realistisch« sein. Dabei werden auch
mögliche Gefahrensituationen, wie zum Beispiel die Durchführung von
Fahrzeugkontrollen an einer Straßensperre, nachgestellt. Ein Teil der
Soldaten mimt dann den potentiellen Gegner, der im Bundeswehrjargon
als »Bevölkerung Übung« (BevÜb) bezeichnet wird. Um die Soldaten
darauf vorzubereiten, daß sie möglicherweise als Geisel genommen und
mißhandelt werden, schlägt das »Zentrum Innere Führung« der Bundeswehr
in Koblenz vor, zweitägige Seminare durchzuführen und hat dazu sogar
eine eigene »Arbeitshilfe: Geiselhaft und Gefangenschaft« erarbeitet.
So verabscheuungswürdig die Handlungen der Gebirgsjäger in dem
Videofilm sind, überraschend ist es nicht, daß Bundeswehrsoldaten bei
ihrer Vorbereitung auf den Jugoslawien-Einsatz auf die Idee kommen,
Hinrichtung oder Vergewaltigung zu »spielen«. Es ist eine private
Fortführung dessen, was im System der offiziellen Soldatenausbildung
bereits angelegt ist. Auch häufen sich bei der Bundeswehr
rechtsextreme oder ausländerfeindliche Vorfälle.
Allein 1995 gab es mehr als 50 rechtsradikale Straftaten von Soldaten.
Im Mai dieses Jahres hatten Soldaten mehrere türkische Jugendliche in
Detmold mit Baseballschlägern angegriffen und verletzt.
Gerhard Piper
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