4000 Deutsche Verben Ihre Formen Und Ihr Gebrauch.zip

0 views
Skip to first unread message
Message has been deleted

Tommye Hope

unread,
Jul 12, 2024, 3:00:04 PM (5 days ago) Jul 12
to faislinteldi

Grundstzlich lassen sich deutsche Verben in zwei Klassen unterteilen: in solche, die stark, und solche, die schwach gebeugt werden. Die schwache Beugung oder Flexion wird gleichfrmig gebildet und folgt diesem Muster: ich koche (Prsens), ich kochte (Prteritum), ich habe gekocht (Perfekt). Der Verbstamm koch bleibt also gleich. Bei starken oder unregelmigen Verben hingegen ndert sich nicht nur die Endung des Verbs, sondern auch der Stammvokal. Ein Beispiel: ich trinke, ich trank, ich habe getrunken. Daneben gibt es noch wenige so genannte gemischte Verben. Sie vereinen die starke und schwache Flexion, beispielsweise: ich bringe, ich brachte, ich habe gebracht. Wie bei den starken Verben ndert sich auch hier der Stammvokal, doch die Endung entspricht der schwachen Flexion.

Dieses Phnomen lsst sich schon bei kleinen Kindern beobachten, die ihre Muttersprache erlernen. Sie meistern zuerst die Regeln der schwachen Verbbildung, anschlieend beherrschen sie die starke Flexion. Deshalb neigen Kinder dazu, starke Verben regelmig zu bilden. Es entstehen Formulierungen wie ich gehte oder ich habe ausgeschlaft. Spracherwerbsforschende vermuten, dass Kinder ein mentales Schema bilden, indem sie bekannte Regeln auf andere Wrter bertragen. Und die regelmige Verbflexion eignet sich dafr besonders gut.

4000 Deutsche Verben Ihre Formen Und Ihr Gebrauch.zip


Download File https://vlyyg.com/2yLExB



Doch was wre die deutsche Sprache ohne Sonderflle? Ein solcher ist winken. Heit es denn nun, ich habe gewinkt oder ich habe gewunken? Sprachhistorisch betrachtet sagte man in der Vergangenheit tatschlich winkte und gewinkt, die Form gewunken ist spter hinzugekommen. Wie Stephan Elspa von der Universitt Salzburg festgestellt hat, verhlt es sich damit bei winken anders als bei den meisten anderen deutschen Verben. Die ursprnglich schwache Form scheint in eine starke berzugehen.

Allerdings hat sich diese nderung offenbar nur fr die Form im Partizip durchgesetzt; im Prteritum hlt sich ziemlich hartnckig das schwache winkte, es gibt nicht etwa wank. Nach heutigem Sprachempfinden sind jedenfalls beide Partizipien korrekt: Der Freund hat mir zugewinkt oder eben zugewunken.

Allerdings existieren Hinweise, welche Verben sich verndern knnten. Genauer gesagt, es gibt eine Reihenfolge: Den Anfang macht die Befehlsform (Imperativ), und am Ende steht das Partizip Perfekt. Brech mir nicht das Herz ist im gesprochenen Deutsch inzwischen hufiger zu hren als das korrekte Brich mir nicht das Herz. Eine Partizipform wie gebrecht ist deshalb aber lngst noch nicht gebruchlich.

Bittner ist der Ansicht, dass die Zeichen fr einen tief greifenden Sprachwandel aktuell eher schlecht stehen: Zwar wchst die Sensibilitt fr Sprache beispielsweise durch die Debatte zur gendergerechten Sprache, erklrt Bittner, aber gleichzeitig diskutieren, ja streiten viele Menschen darber, ob im Deutschen von Arbeiterinnen und Arbeitern, Arbeiter*innen, Arbeitenden oder einfach nur Arbeitern die Rede sein soll. Weil sich die Debatte um den Wandel an sich dreht, befassen sich viele mit der eigenen Sprache und der Frage, was korrektes Deutsch ist und was nicht. Das erzeuge Unsicherheit und Normbeharrung, also keine Wandelakzeptanz, sondern Ablehnung, sagt Bittner.

Die Debatte ber gendergerechte Sprache tobt jedoch weniger ber die Weiterentwicklung der Verben. Stark oder nicht stark, lautet ja die Frage. Dass seltener verwendete Verben, fr die bereits zwei bedeutungsgleiche Beugungsformen existieren, gnzlich regelmig werden, ist nur eine Frage der Zeit. Bis es dann vielleicht heit: Der Bauer melkte die Kuh, die Frau flechtete ihre Haare, und der Mann hebte die Mnze auf.

7fc3f7cf58
Reply all
Reply to author
Forward
0 new messages