Weil er sich über Präsident Mursi lustig machte und angeblich den Islam beleidigte, hat die ägyptische Staatsanwaltschaft den beliebten TV-Satiriker Bassem Jussef angeklagt. Kritiker vermuten hinter der Einschüchterung System: Immer häufiger müssen sich Künstler wegen Präsidentenbeleidigung verantworten.
Von Jürgen Stryjak, ARD-Hörfunkstudio Kairo
Es war fast schon ein kleiner Triumphzug am Sonntagvormittag, als Bassem Jussef eintraf, um sich den Behörden zu stellen. Gegen Ägyptens bekanntesten Politsatiriker war am Vortag ein Haftbefehl ausgestellt worden. Rund 100 seiner Fans feierten ihn, als er das Gebäude betrat. Er hatte einen albernen, übergroßen Hut auf, wie ihn der islamistische Präsident Mohammed Mursi bei einem Besuch in Pakistan trug.
Von dem Haftbefehl hatte Jussef aus den Medien erfahren. Er würde selber zur Befragung durch die Staatsanwälte kommen, witzelte er im Fernsehen, wäre aber nicht sauer, wenn man ihm ein Auto schickte. Nicht wenige im Land glauben, dass dieses juristische Spektakel ihn noch populärer machen wird. Morgen würden eine Million Menschen für Jussef demonstrieren, rufen seine Fans vor dem Gebäude, und diese Million würde den "Pharao" verjagen.
Der Satiriker Bassem Youssef gehört zu den beliebtesten TV-Stars in Ägypten.
Über den Pharao - gemeint ist Präsident Mursi - soll sich Jussef
lustig gemacht haben. Das wird ihm in der Klage vorgeworfen, die zwölf
Ägypter eingereicht haben. Außerdem habe er den Islam verunglimpft. Das
mit dem Lustigmachen bestreitet Jussef nicht. Es ist sein Job, Politiker
aller Strömungen, vor allem aber auch die Berichterstattung der Medien
zu verspotten. Das tut er einmal pro Woche in seiner Show "Al Bernameg",
zu deutsch "Das Programm". Sie ähnelt satirischen Formaten im
US-Fernsehen und der "heute-show" im ZDF.
Den Islam verunglimpfe er allerdings nicht, sagte Jussef am Samstag. Er stelle nur jene bloß, die die Religion missbrauchten. Sie seien es, die den Islam beleidigten. Er verteidige ihn nur, erklärte der muslimische Künstler.
Scharfsinnig und klug parodierte Jussef in seinen Sendungen immer wieder Präsident Mursi und macht sich regelmäßig auch über die Muslimbruderschaft lustig. In einem Rap verspottet Jussef die Bruderschaft, weil sie beim Sturz Mubaraks erst spät auf den Revolutionszug aufgesprungen war.
Die Anklage hier sei nur ein weiterer Versuch des Mursi-Regimes, Kritik zu unterdrücken, sagt Hoda Zaki vom Oppositionsbündnis "Nationale Rettungsfront" vor dem Gerichtsgebäude in Kairo. Er werde scheitern und den Widerstand gegen die Islamisten nur vergrößern.
Versteht offenbar keinen Spaß wenn es um die eigene Person geht: Ägyptens Präsident Mursi.
Selbst so mancher, dem nicht alles gefällt, was Jussef macht,
findet das juristische Vorgehen inakzeptabel, wie dieser Passant in
Kairo: "Journalisten zu inhaftieren, das sollte nach der Revolution
nicht mehr passieren. Es ist nicht okay, jemanden zu beleidigen, aber
Jussef hat das auch gar nicht getan. Er ist vielleicht etwas weit
gegangen, aber er ist beliebt und hat einen eigenen, kritischen Stil."
Am Sonntagnachmittag kam Jussef gegen die Zahlung einer Kaution von
umgerechnet 1700 Euro vorläufig wieder auf freien Fuß.