> Weis jemand was ich noch sagen wollte?
Ja. Ich.
> Soziologisch heißt in diesem Zusammenhang, dass Thema und
> Verfahrensweisen (der Liste) sich im selben Medium bewegen und darin
> ihre (temporalen) Formen gewinnen müssen - oder (dauerhaft?)
> scheitern.
Damit ist in einem ganzen und nicht überlangen Satz geschrieben, was
dieser Art des Listenschreibens fehlt: ihr fehlt eine Soziologie. Und
zwar eine solche, deren Methoden, die du zutreffend als
"Verfahrensweisen" bezeichnest, Themen und Gegenstände, also kurz:
Differenzen, sich im selben Medium bewegen: also reine Selbstreferenz,
die so betrachtet nicht mehr anders kann, als sich auf Überraschung, auf
Lernen einzurichten.
In der Luhmann-Liste wird genau das verschmäht, blockiert, dogmatisch
ignoriert. Wäre hier vielleicht ein Anfangsort gefunden?
Soweit. Werner
--
DISCLAIMER: Es bleibt nur noch, wie üblich, zu sagen, dass verbleibende
Fehler zu meinen Lasten gehen - mit Ausnahme von Fehlern in diesem Satz,
versteht sich!
ob "dieser Art des Listenschreibens" nur "eine Soziologie" fehlt, würde ich bezweifeln. Hieße dies doch, >>der<< Soziologie allzuviel Problemlösungskompetenz zuzutrauen bzw. aufzubürden. Mit diesem Ansinnen ("Erlösungshoffnungen"?) würde man jede Soziologie in die Flucht treiben, bevor man sie in Betrieb nehmen könnte. Die Differenz zwischen [gelungener] Beobachtung von Sozialität und der Herstellung von [gelungener] Sozialität bleibt, wenn auch das Eine nicht ohne das Andere wird funktionieren können. Bei Habermas hieß dies noch "Theorie und Praxis", in der Systemtheorie sprach man von der "Praxis der Theorie" und der "Theorie der Praxis".
Wahrscheinlich könnte man das Problem "dieser Art des Listenschreibens" bis in die Grundbegriffe der Systemtheorie hinein verfolgen: Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation, Lösung des Problemzirkels der doppelten Kontingenz, Operation/Beobachtung, Erwartungsbildung/Enttäuschungsverarbeitung, Codierung/Programmierung, Medium/Form, Ausdifferenzierung und Stabilisierung, Evolution etc.
So etwas kann ganz lustig und spannend sein, könnte ich mir vorstellen. Ich würde mir das aber ad hoc nicht zutrauen. Mich selber hat deine Formulierung "reine Selbstreferenz" in den Bann gezogen,"die so betrachtet nicht mehr anders kann, als sich auf Überraschung, auf Lernen einzurichten". Geht so etwas überhaupt? Wenn ja, dann würde ich dieses Verfahren wohl als meine "Mehodenpräferenz" adoptieren. Ich befürchte allerdings, dass meine Methodenpräferenz "reine Selbstreferenz" vergleichbar schwerwiegende Schattenseiten hat, wie das "Vereinbarungsverfahren" (Rolf) oder "Konsens" (Pluto/Berliner) oder "Beobachtung" (NoName). Luhmann hat glaube ich vom "Explosivstoff Selbstreferenz" gesprochen.
Aber wahrscheinlich - Lieber Werner - hattest Du (Ich) etwas viel einfacheres und weniger gefährlich klingendes sagen wollen. Etwas ermutigendes?
"In der Luhmann-Liste wird genau das verschmäht, blockiert, dogmatisch ignoriert. Wäre hier vielleicht ein Anfangsort gefunden?"
Ja - sofern wir das Problem der doppelten Kontingenz durch reine Selbstreferenz lösen können!
Herzlich
Erhard
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: "Zwoelfelf" <Zwoe...@gmx.de>
> Gesendet: 07.11.09 11:03:16
> An: differen...@googlegroups.com
> Betreff: Re: milde Traurigkeit
>
> Lieber Erhard,
>
> > Weis jemand was ich noch sagen wollte?
>
> Ja. Ich.
>
> > Soziologisch heißt in diesem Zusammenhang, dass Thema und
> > Verfahrensweisen (der Liste) sich im selben Medium bewegen und darin
> > ihre (temporalen) Formen gewinnen müssen - oder (dauerhaft?)
> > scheitern.
>
> Damit ist in einem ganzen und nicht überlangen Satz geschrieben, was
> dieser Art des Listenschreibens fehlt: ihr fehlt eine Soziologie. Und
> zwar eine solche, deren Methoden, die du zutreffend als
> "Verfahrensweisen" bezeichnest, Themen und Gegenstände, also kurz:
> Differenzen, sich im selben Medium bewegen: also reine Selbstreferenz,
> die so betrachtet nicht mehr anders kann, als sich auf Überraschung, auf
> Lernen einzurichten.
>
> In der Luhmann-Liste wird genau das verschmäht, blockiert, dogmatisch
> ignoriert. Wäre hier vielleicht ein Anfangsort gefunden?
>
> Soweit. Werner
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> ob "dieser Art des Listenschreibens" nur "eine Soziologie" fehlt,
> würde ich bezweifeln.
Was fehlt ist eine "Listensoziologie", die keine übliche
Bindestrichsoziologie ist, nicht einmal eine übliche Soziologie, ja
vielleicht nicht einmal eine Sozilogie in überlieferten Sinne dessen,
was man unter "üblich" versteht.
Ich meine wirkliches "Üben": Ausprobieren, forschen, spielen, prüfen,
lernen halt, eben: nicht wie üblich.
> Hieße dies doch, >>der<< Soziologie allzuviel Problemlösungskompetenz
> zuzutrauen bzw. aufzubürden.
Das mag sein.
> Ja - sofern wir das Problem der doppelten Kontingenz durch reine Selbstreferenz lösen können!
Und eben das geht wohl nicht.
Werner
Lieber Rolf,
das ist exakt, was ich meine. Entsprechend kann ich mich deinen
Ausfühunrgen gut anschließen - vereinbarungsgemäß, was heißt, dass eine
Differenz immer bleibt, worin Konsens und Disens eingeschlossen sind.
Tatsächlich ginge es mir auch zuerst nur um eine Differenztheorie. Dass
ich in diesem Zusammenhang schließlich auch von einer Soziologie spreche
kommt nur daher, dass nicht jemand anders zuvor schon ("auch")von etwas
anderem gesprochen hatte.
> Die Differenz dieser luhmannschen "Theorie" wäre dann wohl: "es gibt
> Systeme/es gibt keine Systeme"
Ganz genau. Aber weiter: ich frage mich, welche weiteren
anschlussfähigen Differenzen diskutierbar (erforschbar) sind. Luhmann
hatte im wesentlich zwei diskutiert: System/Umwelt und Medium/Form. Ich
hätte ein Interesse daran, den Ring frei zu geben für andere Vorschläge.
Ich selbst hätte einen anzubieten, glaube aber noch nicht, dass ein
Interesse daran sehr groß ist.
Deshalb suche ich nach Vorschlägen, wäre also gespannt darauf zu
erfahren, welche woanders diskutiert werden.
Soweit. Werner
Übrigens mache ich mir schon lange keine Illusionen mehr darüber, ob es
noch tatsächlich etwa bringt, zwischen "gegebenen" und "gemachten"
Differenzen zu unterscheiden. Damit ist gesagt: es macht nichts, dass
man so oder anders differenziert, dass man Gegebenes von Gemachtem
unterscheiden will um unterscheidbar zu machen, worauf es noch ankäme.
Operativ spricht nichts gegen Sprachgebrauch.
Aber ich glaube, darauf kommt es wohl auch nicht an.
Liebe Grüße
Werner Schumacher
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