Eliten

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Adorno

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Oct 15, 2009, 4:58:07 AM10/15/09
to Differenz_Theorie
Lieber Erhard, liebe Gruppe,

"Den freimütig geäußerten Ärger über die stete Wiederholung der
Behauptung "Wir brauchen Eliten...!" kann ich ganz gut verstehen."

Weniger Ärger und Zorn als ein Überdruß und Ungenügen an Lehren von
der Sozialität, die
den Topos der "Gesamtgesellschaft" einschmuggeln als etwas, das sich
entpuppt als das politische Organisationssystem des (National-)
Staates.

"Ich sehe nur überhaupt nicht, wie man von solchen GesellschaftEN zu
Gesellschaft
verallgemeinern könnte. " (Rolf)

These: als diese Verallgemeinerung, der Monokontext, der alle
Polykontexturen auf höherer Ebene einschließt, integriert, umfaßt,
wird, gut heglisch, der Staat begriffen.

Und diesem Unternehmen werden Management-Tips erteilt (ich beziehe
mich hier insbesondere auf die Ausführungen Baeckers), bzw die Vorzüge
einer Eliteoligarchie (geführt und moderiert werden von den Wenigen
und Seltenen starker Leit-Persönlichkeiten, die gleichzeitig
antreibende Modelle und gleichsam platonische Ideen abgeben, denen
nachzueifern und entsprechen ist.) als Organisationsprinzip werden
erörtert und ihre Funktionalität gegenüber der bedrohlichen Forderung
der All-Inklusion (jeder Beliebige darf
überall mitmachen), das einst unter dem Losungswort der Demokratie in
Europa umging (und seit Platon assoziiert wird mit einer Proliferation
von Leitbildern, Desintegration, Orientierungslosigkeit und Chaos)
klar herausgestellt.

Aber auch wenn man all dies akzeptierte, darauf wollte der Pynchon-
Hinweise hinaus, müsste doch Komplikationen Rechnung getragen werden
von denen bereits das neue Testament zu berichten wusste
(Matthäus 20,16: "So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten
die Letzten"), will heissen:
die Funktion der (oder des) Unverzichtbaren könnte darin liegen, sich
überflüssig zu machen, die Funktion des Überflüssigen, unverzichtbar
zu sein.

"Vielleicht kann Lebensfuehrung nur gelingen durch Entschleunigung und
Sich selbst überflüssig machen(befristete Selbstexklusion). Insofern
ist Gesellschaft ohne Überflüssige ganz und gar unmöglich?"
(J.V.Wirth, Luhmannliste, 22.08.2009)

Und genauso schwer fällt es mir zu glauben, daß, sollte die
Führerkaste tatsächlich etwas wie "Integration"
leisten, diese sich nicht eben als Desintegration ins Werk setzte.

(Der Dialektiker in mir muss sich wieder einmal austoben.)

Liebe Grüsse

A.

Rolf Todesco

unread,
Oct 15, 2009, 5:46:00 AM10/15/09
to differen...@googlegroups.com
Liebe Group
 
unser "A.dorno" hat erwogen, dass unsere Google-Gruppe aktuell
vollständig offen ist, sozusagen Ur-Demokratie = Jekami und vor allem
auch jeder kann alles sehen.
 
Wir können dem individuell begegnen, indem wir mehr oder weniger
dichte Pseudonyme verwenden, wir könnten aber die Group auch anders
konfigurieren, etwa so, dass nur noch Mitglieder Einsicht haben. Es gibt
alle Vartianten. Ich schlage vor, dass Ihr sagt, was Ihr gerne hättet.
Ich kann jeden von Euch als Group-Manage eintragen, dann könnt Ihr
die Einstellungen auch selbst vornehmnen. Sagt mir einfach, was Ihr
wollt.
 
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, die in der Wikipedia Sockenpuppe
genannt wird: Man kann sich unter verschiedenen Namen einschreiben und
so Halbanonymitäten entwickeln. Wie P. Feierabend sagt: Alles geht
 
Herzlich
Rolf
 
 
 

Zwoelfelf

unread,
Oct 15, 2009, 5:59:11 AM10/15/09
to differen...@googlegroups.com
>> Wir können dem individuell begegnen, indem wir mehr oder weniger
>> dichte Pseudonyme verwenden

Lieber Rolf,
ist es vielleicht möglich, allen Neueinschreibern zu empfehlen, ein
Pseudonym zu verwenden? Also nicht vorschreiben, sondern nur eine
entsprechende Empfehlung herauszugeben.

Soweit. Werner

Rolf Todesco

unread,
Oct 15, 2009, 1:16:24 PM10/15/09
to differen...@googlegroups.com
Liebe Group
 
ich habe jetzt mal einen Hinweis auf der Seite plaziert, will aber
die Erwägungen damit nicht beenden (Und falls jemand gewiefter als
ich mit diesem ganzen Google-Zeugs umgehen kann, bimn ich
für jede Unterstüzung dankbar)
 
Herzlich
Rolf

Zwoelfelf

unread,
Oct 15, 2009, 4:00:12 PM10/15/09
to differen...@googlegroups.com
> Als "Differenztheorien" bezeichne ich Theorien, deren Referenzobjekte
> nicht Erklärungen sind, sondern Vereinbarungsverfahren in Form von
> Differenzen.


Lieber Rolf,

dieser Punkt interessiert mich, weil ich glaube, dass damit etwas sehr
wichtiges angesprochen ist. Aber mir scheint, ich stehe da etwas auf dem
Schlauch. Insbesondere das Stichwort "Vereinbarungsverfahren" hat es mir
angetan. "Vereinbarungsverfahren in Form von Differenzen" - könntest du
mir dazu noch was aufschreiben?
Danke. Werner


Rolf Todesco

unread,
Oct 15, 2009, 6:23:39 PM10/15/09
to differen...@googlegroups.com
Lieber Differenz-Liste, lieber Werner
 
"Vereinbarungsverfahren" verwende ich als Paraphrasierung zu Beobachtung, im Sinne
von ich sage, was ich beobachte, im Sinne einer Proposition, die als Einladung
fungiert: Probier oder erwäge mal, mit dieser Unterscheidung hinzuschauen (Draw a distinction).
 
Ich schreibe dabei in der ich-Form, also ich schreibe: ICH sehe etwas so und so.
Wenn der Leser dann ICH liest, soll er dabei - das wäre das Vereinbarungsverfahren -
nicht an M(ich) denken, also nicht daran denken, was der Schreibbende mit dem
ICH gemeint hat, er soll vielmehr ICH lesen, so wie er das Wort ich verwendet, nämlich
für sich. Die Erwägung besteht dann darin: geht das für mich, kann ich diese Formulierung
als MEINE Formulierung sehen (das, was Marxisten der Leontiew/Holzkamp-Linie als
Aneignung begreifen).
 
Dabei geht es also nicht um irgendeine Mitteilung oder Nachricht, sondern darum, Formulierungen
zur Verfügung zu stellen. Jeder überlegt sich, ob die Formulierung für ihn viabel ist (also passt,
to fit), aber nicht, was der andere damit gemeint haben könnte.Ich bezeichne das als
Hyperkommunikation. Vereinbart wird die Formulierung, nicht Sinn oder Bedeutung.
 
Herzlich
Rolf
 
 
 
 
----- Original Message -----
From: Zwoelfelf

Pluto der Planet

unread,
Oct 16, 2009, 12:46:42 AM10/16/09
to differen...@googlegroups.com

Lieber Rolf,

 

ich fürchte, diese mehr ingenieurmässig gesehenen „Vereinbarungsverfahren“ können niemals die semantische Ebene des Verstehens (von Sinn und Bedeutung) erreichen.

 

„Verstehen“, als die dritte Komponente der Triade oder Syndosis von Information/Mitteilung/Verstehen, liegt oder befindet sich – analog zur Linguistik, als ein Sprechhandeln – auf der unteren Ebene der Syntaktik: Die Information kann man ansehen als eine willkürliche, aber irgendwie zusammenpassende „Summe“ von Sinn- und/oder Bedeutungs-Elementen. Die Mitteilung ist dann – technisch gesehen: Shannon/Weaver – die Leistung des „Kanals“ der Übertragung. Der Ingenieur sorgt dafür, das alles, was der Sender als Informationselemente hineingegeben hat, beim Empfänger möglichst verlustfrei wieder ankommt. Damit ist aber nicht der geringste Schritt zum Verstehen auf der Empfängerseite geleistet. Beispiel: Sender/Kanal/Empfänger (als technische Geräte) seien Vereinbart. Also: Alle Schnittstellen stimmen und sind funktional kompatibel. Jetzt wird beim oder im Sender eine Information in deutscher Sprache erzeugt und verlustfrei über den Kanal an den Empfänger geleitet. Der Empfänger kann aber nur Englisch. Folge: Ein Verstehen kommt nicht zustande, weil sich dieser englisch sprechende Empfänger den Sinn und die Bedeutung der erhaltenen deutschen Informationselemente beim besten Willen nicht zusammenreimen kann.

 

Wir können hier in der Differenzliste in strengen Verfahren vereinbaren, was wir wollen, es wird doch immer dazu führen, dass ein jedes Listenmitglied die erhaltenen Vereinbarungselemente, bedingt durch seine spezifische und individuelle (idiosynkratische) Sozialisation eben „anders“ verstehen wird. Alles zu vereinbarende wird in jedem Einzelfall mehrmals hin- und her-geschoben werden, bis ein halbwegs pragmatisches, ein brauchbares und reibungsfreies Listen-Verstehen zu erreichen sein wird.

 

Diesem meinem hier ad hoc zusammengebastelten „Einwand“ liegt zugrunde, was ich soeben in dem schon erwähnten Suhrkampbändchen „Kein neues Menschenbild“, Zur Sprache der Hirnforschung, von Peter Janich, gelesen habe (bis jetzt bis Seite 69). Ich hatte nämlich vor geraumer Zeit eine schöne Darstellung des Nobelpreisträgers Eric Kandel gelesen. Der hat in seinem Buch „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“  geschildert, was er in über dreissig Jahren in seinen und anderen Labors so getrieben hat: Er hat Riesen-Nervenzellen einer Seeschnecke untersucht und wunderbare Ergebnisse erzielt, um die physikalisch/chemischen Zusammenhänge der Signalübertragung zwischen den Neuronen, über Sysnapsen/Dendriten/Spalten/Ionenkanäle/Neurotransmitter  usw. zu erläutern. Dafür hat er den Nobelpreis erhalten. Peter Janisch weist ihm und seinen Kollegen jetzt (mit aller Vorsicht und Einschränkung) nach, dass bei solchen Forschungen verschiedene Sprachspiele (als performativ zu sehende Sprechhandlungen) irreführend durcheinander gebracht werden. Janich unterscheidet hierzu streng Alltagssprache, Objektsprache, Parasprache und Metasprache. Er hält den Gehirnforschern vor, stets von „Natur“ zu sprechen, sie untersuchen auch – mit bildgebenden Verfahren – lebende Gehirne, aber ihre Sprache und alle ihre Begriffe hätten sie (ohne vorangegangene interdisziplinäre Vereinbarungen) den auch schon ziemlich unreflektierten Objektsprachen von Physik, Chemie und Informationstechnik übernommen. Das kann ich hier nicht weiter ausführen. (Das Janisch-Buch hat nur 190 Seiten  und kostet nur 10 Euro).

 

Soviel zu den möglichen Hürden von Vereinbarungsverfahren.

 

Gruss vom Berliner

Rolf Todesco

unread,
Oct 16, 2009, 6:41:50 AM10/16/09
to differen...@googlegroups.com
Liebe Gruppe
 
Zuerst einen Nachtrag, sozusagen die Essenz der vorangegengene mail über
die Vereinbarung.
 
Die Ur-Differenz ergibt sich durch die Vereinbarung (dia logos): Jeder Beobachter liest
die Vereinbarung genau so, wie er sie liest (also niemals so, wie sie gemeint,
mitgeteilt, verstanden usw war).
 
Dann zum Einwand des Berliners: Das ist das re-entry schlechthin. ICH spreche von
einer Vereinbarung. Der Leser liest "ICH + Vereinbarung", also das, was DU als Vereinbarung
beobachtest.
 
Wenn nun ein Fremdsprachiger meinen Satz liest, liest er ihn nicht, resp. er liest ihn als
Nichts. Fremdsprachig ist aber nicht zuvor bestimmt, also nicht etwa durch Engländer
oder Japaner, sondern dadurch, dass er meinen Satz liest und gleichzeitig nicht liest.
 
Und analog ist der Gleichsprachige bestimmt. Er liest meinen Satz, aber er liest ICH, wodurch
der Satz vollständig angeeignet sein Satz ist.
 
(Für die Philosophen unter uns: Ich spreche so, weil ich mir die Sätze aus "Ich und Du" so
angeeignet habe. Die Differenz, die dort in meinem Verständnis steht, ist jene zwischen
dem Ich/Du und dem Ich/Es.)
 
(Und für die Ingenieure unter uns: Eine Differenz besteht darin, dass einige bei C. Shannon
etwas über Information lesen, während mir das beim x-fachen Lesen seines Textes nie
auch nur ansatzweise gelungen ist. Ich hätte sehr grosse Freude, wenn wir uns auf unsere
je eigenen Shannon-Texte einlassen könnten. Ich beginne mal mit der grundlegenden
Banalität: Information hat keine Bedeutung)
 
Herzlich
Rolf

Adorno

unread,
Oct 16, 2009, 7:31:14 AM10/16/09
to Differenz_Theorie
Lieber Erhard, lieber Rolf, liebe Liste

"Kurz und gut: das (oder: ein) Thema ist auf die Schiene gebracht."

"Ohne Leitbild (Adorno) oder Führung geht
manchmal gar nichts - scheint mir."

"Führung: in der Mechanik die Summe der Kräfte, die einen Körper auf
eine Position oder Bahn zwingen, siehe Zwangskraft" (wikipedia)

Mir würde gefallen, wenn Rolfs Gedanken über (Daten-)Busse (
http://www.hyperkommunikation.ch/lexikon/bus.htm) mit einer Theorie
der Führung zusammengedacht werden könnte. Damit könnte neben der
Differenz Führer/Geführte eine andere ins Spiel kommen: Führer
(engl.con-ductor),Geführte / Führung(sschiene).

Denn "Führung" (via rupta) und "Leitbild" (telos, eidos, idea)
scheinen mir nicht zwangsläufig synonym ?
Das gleiche Spiel kann man natürlich auch mit Leitung, Leiter usw
versuchen. Wenn man mag...

Liebe Grüsse

André


"das buch ist einzig und alleine eine abrechnung und zwar mit den
leuten, die sie früher und auch jetzt gemobbt haben." (bösartiger
Kommentar eines Freundes nach Durchsicht von Fotografien der Elite-
Buch-Autorin.)

Rolf Todesco

unread,
Oct 16, 2009, 7:52:45 AM10/16/09
to differen...@googlegroups.com
und in der Kybernetik(literatur) ist dieses Spiel von N. Wiener mit "Ziel"
(versus telos) durchgespielt
J. Bigelow, A. Rosenblueth, W. Norbert: Behavior, Purpose and Teleology.
Philosophy of Science 10 (1943) 1, 18-24 (Nachdruck in W. Buckley, 1968, 221-225)
immer dasselbe Spiel ;-), Rolf

Erhard Muesse

unread,
Oct 18, 2009, 4:30:54 AM10/18/09
to differen...@googlegroups.com
Lieber Berliner,

danke für die anregende Mail, auf die ich mir vorgenommen habe demnächst, noch im Detail einzugehen. Ich hatte auch den Namen Wittgenstein im Hinterkopf, als ich einige Probleme unseres hoffentlich weitere Form gewinnenden Projektes gedanklich - (also ungemailt) - bearbeitete. Die Nicht-kontraktuellen Grundlagen von Verträgen sind ja in der Sozialtheorie - Hobbes Gesellschaftvertrag - keine Unbekannte. Eine volltransparente, nicht-rekursive, widerspruchlos-logisch-stringente Selbstkonstitution und Selbstreproduktion des Sozialen scheint ja unmöglich zu sein. Darauf baut ja die Karriiere der Systemtheorie auf.
Bei Wittgenstein war ich von zwei Sachen fasziniert: "Man kann nicht nur einmal einer Regel gefolgt sein". Es bedarf also der Wiederholung von Praktiken, ihrer mitlaufenden Beobachtung usw. - und eben auch Zeit - um von einer Regel-Praxis sprechen zukönnen. Die Regel-Semantik scheint dann gleichsam eine nachträgliche regulative Selbstbeobachtung dieser Praktiken zu sein - aber eben nicht der basale konstitutive >>Mechanismus<<! (??) Neben diesem Wiederholungsaspekt (1) hat mich die Abrichtungsthese (2) bei Wittgenstein fasziniert. Die Einübung in eine regelorientierte Sozialpraxis ist eben kein vernünftig kognitiv transparentes Verfahren sondern eine codierte (richtig/falsch) Verhaltensprogrammierung, die viel Platz für Macht und Herrschaft läßt. Auch hier kommt die Vernunft - als kommunikative Reflexion der Regelpraxis und möglicher herrschaftsfreier Diskurs über kollektiv akzeptable [moralische, kognitive] Regeln, die einer zukünftigen Praxis zu grunde gelegt werden sollen, zu spät. "Alle Rationalisierung ist Post-Rationalisierung" - heißt es irgendwo bei Luhmann.

Aber genau um diese Chancen der Post-Rationalisierung - (oder sollte man sagen: Listen-Rationalisierung) - geht es mir eigentlich mit meinen Praktikabilitätsvorschlägen zu Listenkommunikation. So etwas wie eine experimentelle Pragmatik der Differenztheorie in einer Nußschale/Netznische schwebt mir vor Augen, die die Unfallschwerpunkte der Luhmann-Liste etwas glücklicher umschifft.

Jetzt habe ich doch wieder eine längere Antwort verfasst - obwohl ich mich kurz fassen wollte. Ach ja - bevor ich es vergesse: beim Lesen zum Thema Elite ging es mir eigentlich nicht um Viel-Lesen - daher die etwas ironisch gemeinten Hinweise auf den Gesellschafttheoretiker mit 30 Jahresprojekten - , sondern um praktikable Limitationen, die es möglichst Vielen gestatten, sich auf ein Thema und eine selbstreflexive intellektuelle Praxis (Lernen/Argumentieren) einzulassen. Ich würde gerne Exklusionssignale vermeiden.

Soviel als spontane Rückmeldung aus dem Ruhrgebiet in die Bundeshauptstadt.

Herzlich

Erhard
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Pluto der Planet

unread,
Oct 18, 2009, 5:27:08 AM10/18/09
to differen...@googlegroups.com
Lieber Erhard,

da haben Sie mir ein schönes Sonntagserwachen beschert mit Ihrer so herrlich
langen kurzen Nachricht und Erwiderung. Vor ziemlich langer Zeit, da habe
ich - auf deutsch - einen Norweger (glaube ich) gelesen, sein Name ist mir
jetzt nicht präsent, der mir den so wichtigen historischen Unterschied von
Wittgenstein I und II verstehbar gemacht hat: Wittgenstein I, also der
Tractatus-Autor, der hat als Russelschüler auch noch fest geglaubt, alles
Denkbare und Sagbare liesse sich "restlos" einfangen. Auch Luhmann, da haben
Sie völlig recht, hat dies mit dem von Ihnen zitierten Satz wohl andeuten
wollen. In "Organisation und Entscheidung hat er den darin enthaltenen
langen Artikel über Rationalität ironisch abgeschlossen mit der - ein
bisserl tautologisch - scheinenden Bemerkung, Rationalität allein reiche
nicht, es müsse auch Intelligenz dazukommen. In der alten Liste haben dann
zwei listige Listis mehr spaßig klingend, aber dennoch ernst gemeint,
ergänzt, es müssten sogar zur Abrundung stets noch hinzukommen Intuition und
Phantasie. Die letzten beiden Termini hatte der 30-Jahre-Fleissträger
offensichtlich auch im Sinn, als er einmal sagte, jede Einheit einer
Unterscheidung sei Paradox, und die Entfaltung einer Paradoxie, also ihre
Entparadoxierung, erfordere eben Intuition und Phantasie.

Vorerst einen schönen Sonntag wünsch allen der Berliner.

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: differen...@googlegroups.com
[mailto:differen...@googlegroups.com] Im Auftrag von Erhard Muesse
Gesendet: Sonntag, 18. Oktober 2009 10:31
An: differen...@googlegroups.com
Betreff: RE: Eliten

Erhard

unread,
Oct 18, 2009, 8:37:57 AM10/18/09
to Differenz_Theorie
Rolf schrieb:
"und in der Kybernetik(literatur) ist dieses Spiel von N. Wiener mit
"Ziel"
(versus telos) durchgespielt
J. Bigelow, A. Rosenblueth, W. Norbert: Behavior, Purpose and
Teleology.
Philosophy of Science 10 (1943) 1, 18-24 (Nachdruck in W. Buckley,
1968, 221-225)


immer dasselbe Spiel ;-), Rolf "

Lieber Rolf,

Ist dies - http://pespmc1.vub.ac.be/Books/Wiener-teleology.pdf - der
richtige Text?
Kannst Du bitte nochmals (ich hab irgendwie nicht richtig aufgepasst!)
sagen, welches Spiel mit Ziel (versus telos) durchgespielt
wird?

Gruss

Erhard






On 16 Okt., 13:52, "Rolf Todesco" <tode...@hyperkommunikation.ch>
wrote:
>   Buch-Autorin.)- Zitierten Text ausblenden -
>
> - Zitierten Text anzeigen -

Rolf Todesco

unread,
Oct 18, 2009, 11:07:13 AM10/18/09
to differen...@googlegroups.com
Lieber Erhard
 
ja, diesen Text habe ich gemeint. Ich hatte ihn aber nicht zur Hand, sondern im Kopf,
also danke für den Link.
 
Behavior, Purpose and Teleology
 
Und die Differenz beobachte ich eben im Ziel. Als Ziel bezeichne ich die Differenz zwischen
Purpose and Teleology, also zwischen Zweck und Ziel. Diese Unterscheidung
ziehe ich in bezug auf Bavior und die Unterscheidung besteht darin, dass ich dem
Verhalten ein Subjekt zuschreibe oder nicht.
 
Mein Standardbeispiel ist meine thermostatengeregelte Heizung, von der ich
sage, dass sie kein Ziel verfolgt, obwohl ihr Ziel eine konstante Raumtemperatur ist.
 
Herzlich
Rolf
 
PS: Das ist eine Einladung, wie der Text gelesen werden kann. Und jeder kann sich
überlegen, ob er das, was er liest, auch so formulieren kann.
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