Liebe Kamerad:innen, liebe Freund:innen! | Neben der Bundestagswahl hat die Hamburger Bürgerschaftswahl am 2. März das politische Gefüge in unserer Stadt verändert und stellt uns als antifaschistische Organisation vor neue Herausforderungen. Der Einzug der AfD mit nun 10 Sitzen in der Bürgerschaft und die Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen den Parteien machen deutlich, dass unsere Arbeit wichtiger denn je ist. Die Erinnerungskultur, der Kampf gegen Geschichtsrevisionismus und das Engagement gegen jede Form von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus bleiben unsere zentralen Aufgaben. In den kommenden Monaten werden wir als VVN-BdA Hamburg besonders wachsam beobachten, wie sich die neue Zusammensetzung der Bürgerschaft auf die Erinnerungspolitik, auf Fördermittel für antifaschistische Projekte und auf den gesellschaftlichen Diskurs auswirkt. Wir werden weiterhin entschieden für demokratische Werte eintreten und gegen jede Normalisierung rechter und rechtsextremer Positionen kämpfen. Unsere Solidarität gilt allen, die von rechter Hetze und Diskriminierung betroffen sind. Als Organisation, die von Überlebenden des Faschismus gegründet wurde, wissen wir um die Wichtigkeit von Zusammenhalt und gemeinsamem Widerstand. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir alle zusammenstehen und aktiv werden. Werde Aktiv! Die VVN-BdA Hamburg lebt vom Engagement ihrer Mitglieder und Unterstützer:innen. Ob durch die Teilnahme an Kundgebungen, dem Besuch unserer Veranstaltungen, als Spender:in oder aktives Mitglied in einem unserer Kreisverbände: Wir freuen uns, wenn du die Arbeit des Hamburger Landesverbands unterstützen willst. Mehr Infos gibt's hier! Gemeinsam stehen wir für ein weltoffenes, demokratisches Hamburg ein – Getreu unserem Schwur "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!" |
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Antifa Film | | Im Alter von 93 Jahren erinnert sich Marianne Wilke noch sehr gut an die grausamen Stunden in den Fliegerbunkern Hamburgs. Als sogenanntes »Halbjüdin« entkam sie als Schulmädchen nur knapp der Deportation. Die Erinnerungen an die verängstigten Gesichter, die unaufhörlichen Luftangriffe und das ständige Gefühl der Bedrohung sind noch immer lebendig in ihr. Doch das Überleben war nur der Anfang einer langen, herausfordernden Reise. Jahre nach dem Krieg, als die Welt eigentlich zur Ruhe kommen sollte, erfährt sie, dass immer noch Bomben auf Deutschland abgeworfen werden. Entsetzt über die fortwährende Gewalt und das Leiden der Menschen, schließt sie sich einer Protestbewegung an. Für Marianne war es nie nur eine Frage der Vergangenheit, sondern des fortwährenden Kampfes für eine bessere Zukunft. Sie wusste, dass ihre Stimme gebraucht wurde, um den Schmerz und die Erinnerung an die Schrecken des Krieges am Leben zu erhalten – damit die Welt nie wieder denselben Fehler macht. Als sie für ihren Protest ins Gefängnis kam, war ihr längst klar, dass es nicht nur darum ging, sich gegen die Ungerechtigkeit der Vergangenheit zu wehren, sondern dass der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auch die Zukunft gestalten musste. Ihre Überzeugung war unerschütterlich: »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!« In einer Schule, umgeben von jungen Gesichtern, die die Geschichte nur aus Büchern kennen, sitzt sie und spricht die Worte, die sie schon so oft wiederholt hat. Ihre Stimme ist ruhig, aber fest, als sie beginnt, zu erzählen, warum es die »Stunde Null« so nie gab. Denn für sie gab es keinen einfachen Neuanfang, keine schnelle Lösung. Die Narben des Krieges und des Faschismus seien noch immer spürbar, und es liege an der nächsten Generation, sich für eine friedliche Welt einzusetzen. Marianne Wilke lebt mit dem Wissen, dass ihr Einsatz nie abgeschlossen sein kann, solange der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit nicht gewonnen ist. Ihr Leben ist ein Mahnmal für den Mut, sich gegen das Vergessen zu stemmen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Datum: Sonntag, 23. März Uhrzeit: 17:00 Uhr Ort: METROPOLIS-Kino, Kleine Theaterstraße 10. Das Kino ist barrierefrei. Zu Gast sind Marianne Wilkes Söhne und der Filmemacher Johannes Hör, um gemeinsam mit den Zuschauer*innen ins Gespräch zu kommen. Die Söhne von Marianne Wilke erzählen von der Mutter, die sie erlebt haben, und reflektieren, wie ihr Leben und ihre Botschaft sie persönlich beeinflussten. Der Filmemacher, der Marianne auf ihrer letzten Reise begleitete, gibt einen Einblick in die Entstehung der Doku und die Herausforderungen, die mit der Bewahrung von Erinnerung und Geschichte verbunden sind. |
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"Der Raub" und der siebenjährige Kampf um angemessenes Gedenken am Stadthaus |
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 | Sieben Jahre Protest am Stadthaus – kein Ende in Sicht Seit 2018 protestiert wir als Teil der Initiative Gedenkort Stadthaus jeden Freitag um 17 Uhr vor dem ehemaligen Gestapo-Hauptquartier für ein würdiges Gedenken. Der aktuelle Raum (240 statt 750qm) bleibt zu klein für eine umfassende Darstellung von Widerstand und NS-Polizeigeschichte. "Der Raub" zeigt eindrücklich, wie das Stadthaus nicht nur Folterzentrale war, sondern auch mit der wirtschaftlichen Verfolgung jüdischer Geschäftsleute am nahen Neuen Wall zusammenhing. Wir laden zur Teilnahme an den Mahnwachen freitags um 17 Uhr (Stadthausbrücke/Ecke Neuer Wall) ein! |
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| Ein bemerkenswertes Buchprojekt der Evangelischen Akademie der Nordkirche beleuchtet ein dunkles Kapitel unmittelbar in der Nachbarschaft des Gedenkortes Stadthaus: "Der Raub" dokumentiert die systematische Enteignung jüdischer Geschäftsleute am Neuen Wall während der NS-Zeit. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war der Neue Wall eine bevorzugte Einkaufs- und Geschäftsstraße in der Hamburger Innenstadt. In den 1930er-Jahren gab es dort über 40 Geschäfte, Firmensitze und Banken mit jüdischen Inhabern. Sie blieben auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, in der Hoffnung, dass die neue Regierung sich nach dem brutalen Antisemitismus der ersten Monate und dem „Judenboykott" vom 1. April 1933 mäßigen werde. Doch die teils seit Jahrzehnten am Neuen Wall ansässigen Unternehmen wie das Damenmodegeschäft Gebr. Hirschfeld, das Hutgeschäft Hammerschlag, der Optiker Campbell & Co., der Fotograf Max Halberstadt oder das Bankhaus Philipson & Wolff konnten dem Druck und der systematischen Entrechtung durch das NS-Regime am Ende nicht standhalten. Einige Unternehmen wurden schon vor dem Pogrom vom 9./10. November 1938 „arisiert"; ihre Besitzer wurden gezwungen, weit unter Wert an Nutznießer des Regimes zu verkaufen, ihre Konten wurden gesperrt, ihre Lebensgrundlagen zerstört. Die räumliche Nähe dieser Geschäfte zum damaligen Stadthaus ist dabei besonders bedrückend: Während im Stadthaus die Gestapo ihre Opfer verhörte und folterte, vollzog sich nur wenige Meter entfernt der wirtschaftliche Raub an jüdischen Bürger:innen. Die Täter und Profiteur:innen dieser "Arisierungen" konnten sich der Rückendeckung durch die im Stadthaus ansässigen NS-Behörden sicher sein. | |
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Rückblick: Gedenkveranstaltung zur Deportation von Sinti und Roma nach Auschwitz | Am 11. März 2025 fand am Denkmal Hannoverscher Bahnhof eine bewegende Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Deportation von über 300 Sinti und Roma aus Hamburg und Norddeutschland nach Auschwitz-Birkenau statt. Rund 100 Menschen kamen zusammen, um gemeinsam der Opfer zu gedenken und ein starkes Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Die Veranstaltung begann um 15:00 Uhr mit eindrucksvollen Redebeiträgen von Viola Horváthová, Arnold Weiß, Diana Sima und Martin Zerrath. In ihren Ansprachen erinnerten sie an die Gräueltaten des NS-Regimes und betonten die Notwendigkeit, die Geschichte der Verfolgung von Sinti und Roma weiter wachzuhalten. Im Anschluss daran fand um 15:30 Uhr eine Podiumsdiskussion im Ökumenischen Forum HafenCity statt. Unter dem Titel "80 Jahre nach der Befreiung: Antiziganistische Vorfälle nehmen zu!" diskutierten Expert*innen und Zeitzeug*innen über die aktuelle Situation von Sinti und Roma in Deutschland. Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr, dass Diskriminierung und Rassismus gegen Sinti und Roma auch heute noch traurige Realität sind. Der Gedenktag war nicht nur eine Erinnerung an das historische Unrecht, sondern auch ein Appell an Politik und Gesellschaft, gegen Antiziganismus entschlossen vorzugehen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verbund Sinti und Roma in Hamburg, bestehend aus dem Landesverein der Sinti in Hamburg e.V., der Rom und Cinti Union e.V. sowie dem Bildungsverein der Roma zu Hamburg e.V., in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche und der Kirchlichen Gedenkstättenarbeit an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Wir danken allen, die an diesem wichtigen Tag teilgenommen haben, und setzen uns weiterhin dafür ein, dass die Stimmen der Opfer und ihrer Nachfahren gehört werden. Erinnerung bleibt unser Auftrag! |
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 | | Fotos: VVN-BdA Hamburg, 2025 | |
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Veranstaltungen und Termine |
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| | Gespräch Menschenwürde in grausamen Zeiten schützen – Beispiele aus Wandsbek 1933-1945 21.03 um 17:00 Uhr, Treffpunkt Farmsen Meilerstraße 32 | |
| | | Filmvorführung Das Heimweh des Walerjan Wrobel 13.04 um 17:00 Uhr, Metropolis Kino | |
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| | | Das Floß der Verdammten Eine Hommage an Rolf Becker zum 90. Geburtstag 06.04 um 16:00 Uhr, Hl. Dreieinigkeitskirche | |
| | | Gedenkveranstaltung Kriegsende-Verbrechen in Hamburg – Ermordung von Frauen und Männern des Widerstands 14.04 um 18:30 Uhr, Geschichtsort Stadthaus, Stadthausbrücke 6 | |
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| | | Lesung Widerständiges Frauenleben – Über kämpferische Frauenleben nach 1945 07.04 um 18:30 Uhr, Geschichtsort Stadthaus, Stadthausbrücke 6 | |
| | | Stadtrundgang Auf den Spuren von Widerstand und Verfolgung in St. Pauli 27.04 um 11:00 Uhr, U-Bahnstation St. Pauli
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