Fwd: KI-Forscher*innen gegen Kampfdrohnen

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LoBeMeimberg

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Nov 3, 2021, 11:46:19 AM11/3/21
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Liebe Friedensfreund*innen !

es ist erfreulicherweise gelungen, im KI-Bereich weiter für die Notwendigkeit der Ächtung von Kampfdrohnen zu sensibilisieren und zu mobilisieren. 
Gleich zweimal greifen aktuell Kreise von Forscher*innen aus dem Bereich der KI mit Offenen Briefen ein, um die künftige Bundesregierung dazu aufzufordern, sich für ein internationales Abkommen gegen Autonome Waffensysteme vs zur Ächtung von bewaffneten Drohnen stark zu machen.
Der erste Brief ist mit einer ganzseitigen Anzeige in der FAZ erschienen:
Der zweite Brief ist unter anderem bei Telepolis erschienen und kann hier gelesen und weiter unterzeichnet werden:
Während der erste Brief vor den Gefahren autonomer Waffen warnt, wird im Zweiten darauf aufmerksam gemacht, dass die Bewaffnung von Drohnen der erste Schritt zu autonomen Waffen bedeutet und bereits dieser Schritt verhindert werden muss:
"Die Bewaffnung von Drohnen macht eine autonome Waffenführung prinzipiell möglich und stellt einen kritischen Wendepunkt dar. Der wissenschaftlich-technologische Stand ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass jede moderne ferngelenkte bewaffnete Drohne nur ein Software-Update von einer vollautonomen tödlichen Waffe entfernt ist, ohne dass dies nachgewiesen werden kann! Bewaffnete Drohnen müssen jetzt vermieden werden, bevor der Entwicklung hin zu vollautonomen Waffen kein Einhalt mehr geboten werden kann. Im öffentlichen Diskurs über die Bewaffnung von Drohnen wird die Gefahr einer schleichenden Automatisierung der Kriegsführung bisher unzureichend reflektiert – diese Debatte muss geführt werden!"

Bitte verbreitet diese Mail in euren Fachbereichen, Fakultäten, Gewerkschaften, unter studentische Initiativen und in der Friedensbewegung,


Viele Grüße in die Runde,
Senta

 


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Die Bewaffnung von Drohnen für die Bundeswehr stoppen – autonome Waffensysteme ächten!
Öffentlicher Appell von Forscher*innen der Künstlichen Intelligenz und Informatik

Sehr geehrte Vorsitzende der Parteien SPD, Bündnis 90 die Grünen und FDP, sehr geehrte
Verhandlungsführende der Koalitionsverhandlungen, sehr geehrte Mitbürger*innen der
Bundesrepublik,

wir wenden uns als Forscher*innen der Künstlichen Intelligenz und
Informatik und als Bürger*innen an die Politik und die Öffentlichkeit, damit die
Bewaffnung von Drohnen für die Bundeswehr aus humanitären wie aus
sicherheitspolitischen Gründen gestoppt wird.

Als Forscher*innen der Künstlichen Intelligenz (KI) und Informatik sprechen wir uns
entschieden gegen autonome Waffensysteme aus, so wie viele Tausend unserer
intern ationalen Kolleg*innen. Eine Maschine “sieht” einen Menschen nur als eine lange
Liste aus Zahlen, und “versteht” den Wert eines Menschenlebens nicht. Sie kann die
weitreichenden Auswirkungen ihrer “Entscheidungen” nicht “begreifen”. Die Tötung von
Menschen sollte niemals aufgrund algorithmischer Formeln automatisiert ablaufen. Eine
solche Entmenschlichung der Entscheidung über Leben und Tod durch autonome
Waffensysteme muss weltweit geächtet werden! Zudem sind die heutigen KI-Algorithmen bei
weitem nicht so objektiv und robust, wie es oft den Anschein macht. In realen Situationen mit
realen Daten können Algorithmen unzuverlässig, fehlerhaft und undurchschaubar sein.
Soziale Ungerechtigkeiten und Vorurteile werden durch Algorithmen oft verstärkt.
Die Revolution in der Künstlichen Intelligenz hat eine algorithmen-gesteuerte Kriegsführung
in absehbarer Zukunft möglich gemacht. Bisher gibt es jedoch keine nationalen oder
internationalen Kontrollregime, die dieser bereits stattfindenden Entwicklung Einhalt
gebieten.

Die Bewaffnung von Drohnen macht eine autonome Waffenführung prinzipiell möglich und
stellt einen kritischen Wendepunkt dar. Der wissenschaftlich-technologische Stand ist
mittlerweile so weit fortgeschritten, dass jede moderne ferngelenkte bewaffnete Drohne nur
ein Software-Update von einer vollautonomen tödlichen Waffe entfernt ist, ohne dass dies
nachgewiesen werden kann! Bewaffnete Drohnen müssen jetzt vermieden werden, bevor
der Entwicklung hin zu vollautonomen Waffen kein Einhalt mehr geboten werden kann. Im
öffentlichen Diskurs über die Bewaffnung von Drohnen wird die Gefahr einer schleichenden
Automatisierung der Kriegsführung bisher unzureichend reflektiert – diese Debatte muss
geführt werden! Denn mit der Bewaffnung von Drohnen wird eine kritische Schwelle zur
Automatisierung der Kriegsführung überschritten: hin zur Entwicklung von Waffen, deren
Angriff auf Menschen automatisiert abläuft, ohne weitere menschliche Entscheidung,
Aufsicht oder Möglichkeit eines Abbruchs. Die dringend gebotene internationale Ächtung
von vollautonomen letalen Waffen, die sich auch die bisherige Bundesregierung auf
die Fahnen schreibt, muss daher bewaffnete Drohnen einschließen.

Bereits der Einsatz von vom Menschen gesteuerten bewaffneten Drohnen hat die Schwelle
zum Einsatz militärischer Gewalt gesenkt und den Krieg weiter entgrenzt, Drohnenangriffe
finden dauerhaft und häufig ohne Kriegserklärung statt. Die technologische Hochrüstung mit
bewaffneten Drohnen hat militärisch und technologisch überlegenen Staaten wie den USA
außergerichtliche Tötungen vereinfacht, die fast ausschließlich People of Colour treffen. 
Autonome Waffen würden die Möglichkeit globaler Überwachung und Tötungen als
potentielle Gefahr definierter Menschen verstärken und die Kontrolle über die Elimination
dieser Menschen nicht nur rechtlichen Normen sondern auch zunehmend menschlichem
Einfluss entziehen.

Die zunehmende Automatisierung von bewaffneten Drohnen verschärft gleichzeitig die
Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen Staaten, die mit solchen Waffen
ausgerüstet sind. Wird aufgrund eines realen militärischen Zwischenfalls oder eines
Fehlalarms ein autonomes Waffensystem aktiviert, wird sich eine militärische Eskalation
nicht mehr aufhalten lassen. Damit droht eine Verschärfung globaler Instabilität.

Diese Szenarien sind keine ferne Dystopie – im Juni diesen Jahres haben die Vereinten
Nationen in einem Bericht bekannt gegeben, dass in Libyen vermutlich eine Drohne einen
vollautonomen Angriff durchgeführt hat. Sicher bestätigen, ob dieser Angriff tatsächlich von
einer vollautonomen Waffe durchgeführt wurde, konnten die Vereinten Nationen nicht. 
Dieser Vorfall zeigt exemplarisch: Mit einer Verbreitung von bewaffneten Drohnen ist die
globale Ausweitung autonomer Waffen auch über die technologisch führenden Staaten
hinaus absehbar und bisher weder zu kontrollieren noch zu stoppen. Eine Nicht-Bewaffnung
von Drohnen kann politisch entschieden und auf internationaler Ebene kontrolliert werden,
die schleichende Entwicklung hin zu immer autonomeren Waffen aufgrund immer
komplexerer Algorithmen ist dagegen ein intransparenter Prozess, der sich weitgehend der
Möglichkeit öffentlich-demokratischer, geschweige denn internationaler Kontrolle entzieht.

Angesichts der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist die Entwicklung und
Verbreitung von modernen bewaffneten Drohnen der Dammbruch für einen globalen
Rüstungswettlauf hin zu autonomer Kriegsführung, der jetzt gestoppt werden kann und
muss. Die Lösung der drängenden Zukunftsfragen macht globale zivile Zusammenarbeit für
Sicherheit und menschliche Entwicklung unumgänglich: Ein Bruchteil der Mittel, die aktuell
für die Technologisierung und Automatisierung des Krieges verwendet werden, würden
ausreichen, um in globalem Ausmaß Sicherheit und menschliche Entwicklung umfassend zu
befördern. Allein das von der französischen, deutschen und spanischen Regierung bis 2040
geplante „Future Combat Air System“, ein auf teilautonomen, bewaffneten
Drohnen-Schwärmen basierenden Kampfsystem, soll bis zu 500 Milliarden Euro kosten.
Schon die Kosten dieses Projektes entsprechen dem doppelten der Mittel, die nach den
Vereinten Nationen jährlich notwendig wären, um weltweit den Hunger zu beenden. Der
Stopp der Ausbreitung von bewaffneten Drohnen und ihre internationale Abrüstung sind für
die Realisierung der sozialen wie der politischen Menschenrechte, für eine
menschenwürdige Zukunft auf diesem Planeten geboten.

Wir appellieren daher an die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien im deutschen
Bundestag, an die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft: Stoppen Sie die
Bewaffnung von Drohnen für die Bundeswehr. Setzen Sie sich für einen sofortigen
Stopp der Verbreitung von bewaffneten Drohnen und für eine Ächtung von
bewaffneten Drohnen und autonomen Waffensystemen ein.

Gezeichnet,

Forscher*innen der KI und Informatik:

Dr. Jakob Foerster, Universität Oxford
Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski, Universität Bremen
Dr. Maximilian Igl
Christian Schroeder de Witt, Universität Oxford
Luisa Zintgraf, Universität Oxford
Prof. Dr.-Ing. Dorothea Kolossa, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Karl Hans Bläsius
Prof. Dr. Christoph Dalitz, Hochschule Niederrhein
Prof. Dr. Ulrike Erb Hochschule, Bremerhaven
Christian Heck, Kunsthochschule für Medien Köln
Ao.Univ.Prof.i.R. Dr. Wolfgang Hofkirchner, Technische Universität Wien
Aaron Lye, Universität Bremen
Prof. Dr. Julia Padberg, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Rainer Rehak, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft Berlin
Prof. Dr. Britta Schinzel, Universität Freiburg
Prof. Dr. Jörg Siekmann, Universität des Saarlandes
Prof. Dr. Andreas Spillner, Hochschule Bremen
Prof. Dr. Christian Stary, Johannes Kepler Universität Linz
Prof. Dr. Werner Winzerling, Hochschule Fulda
Prof. Dr. Eberhard Zehendner, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof.Dr. Wolfgang Coy, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Prof. h.c. Otthein, Herzog Universität Bremen
Prof. Dr. Frieder Nake, Universität Bremen
Prof. Dr. Karin Vosseberg, Hochschule Bremerhaven
Prof. Tim Rocktäschel, Ph.D. University College London

Weitere Unterstützende:
Prof. Dr. Franz Kasper Krönig, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, TH Köln
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