On 27.09.2018 13:52, Klaus K wrote:
> Am 26.09.2018 um 15:31 schrieb Werner Sondermann:
>>
>>Eugen und Waldemar sind *typische* männliche Vornamen von
>>Rußlanddeutschen
Stimmt.
>und Edgar wahrscheinlich genauso.
Das stimmt weniger: auch bei den Rußlandsdeutschen ziemlich
exotisch. (Auch bei uns ist Edgar ziemlich exotisch, obwohl
in DE, AT, CH viel häufiger vorhanden. Aber nicht so häufig
zB wie Edmund.)
>Waldemar ist der Wladimir
Lt. Volksetymologie. (Wladimir ist die Entsprechung dafür
im Rahmen der ostslawischen Anpassung von diversen skan-
dinavischen (nordgermanischen) Namen. Valdamarr. Darunter auch
Helga > Olga, Ingwar > Igor, Hrörekr > Rurik (oder Rjurik,
wie die Russen es aussprechen).) (Siehe auch Swatopluk
alias Swentopolk <> Zwentibald.)
-wald- in Waldemar und den anderen germ. Namen (zB Oswald,
Harald, Reginald) meint nicht Wald (Forst) sondern waltan
"führen, leiten" (verwandt mit walten, Gewalt - die auf
Deutsch auch heute noch viel von den Bedeutungen vor 1500
erhalten).
Hier stimmt's: Waldemar ist tatsächlich sehr häufig/beliebt
bei den Aussiedlern aus der Sowjetunion, aber auch bei denen
aus Polen.
>Eugen ist der Jewgenij
Eugen und Jewgenij (weiblich: Eugenia) ist griechisch.
(< eugenes "hochwohlgeboren; edel")
Sehr volkstümlich überall in den christlichen Ländern
(gleichermaßen im Osten und Westen der Kirche). Bei
den Angelsachsen sehr populär die kurze Form, Gene
[dschijn].
Unter den "exotischeren" Nationalformen: ungarisch
Jenö ['jä-nöö], walisisch Owen, syrisch Augin.
>und
>Edgar ist Эдгар, wie immer man das ausspricht....
Edgar ist westgermanisch, quasi angelsächsisch. Teil
Nr. 2, gar, ist eine bloße Variante von ger "Speer" in
den alten germanischen Sprachen. (zB Roger < Hrothgar,
Hrothger, woraus die deutsche Sprache auch Rüdiger u.
die niederländische Sp. auch Rutger [rütger] ableite-
ten)
Edgar zeigt indirekt, daß die Namenssucher u. der Träger
einer Volksgruppierung gehören, die westlich geprägt ist
(Konfession, Kultur ggf Sprache) oder den westlichen
Kulturkreis sehr mag.
Edgar ist symbolisch als Gegensatz etwa zu solchen Vornamen
wie Wladimir, Swjatoslaw, Jermolaj, Igor, Oleg, Olga, Rjurik,
Ruslan, Ljudmil(l)a, Marfa (< Martha), Matwej (Matthias,
Matthäus), Timofej (Timothäus) (etc) zu betrachten.
Die allermeisten christlichen Vornamen sind gleichermaßen
volkstümlich bei den Russen, Griechen u. Westeuropäern.
Aber eben nicht alle. Edgar ist gar nicht typisch für
Osteuropa. Nicht mal in Kroatien, Ungarn, Polen, Litauen,
Tschechien - obwohl diese historisch-kulturell und konfes-
sionell zum "Westen" gehören.
Lutz