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Karl Valentin - Verkehrsordnung

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Dieter Bruegmann

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Oct 9, 2010, 3:08:07 PM10/9/10
to
Meine Herren Stadträte, wenn ich mir heute selbst erlaube, vor Sie
hinzutreten, dann tue ich das nicht nur, um zu treten, sondern um
Ihnen einmal reinen Wein einzuschenken. Ich bitte, diesen Satz nicht
sprichwörtlich zu nehmen, denn ich bin kein Weinwirt, sondern ein
wann-wird denn endlich einmal eine richtige Verkehrsregelung
getroffen. Wie soll das in Zukunft werden? So kann es unmöglich weiter
gehen. Schutzleute tun ihre Pflicht. Die Schutzleute dirigieren, die
Bevölkerung folgt ihnen nicht. Grinsen, spotten, trotzen den
Verkehrsordnungen der Großstadt. Die Verkehrspolizei will das Beste,
aber die Großstädter bleiben meist Dörfler. Macht es der Schutzmann
so, gehen sie so. Macht es der Schutzmann aber so, gehen sie anders.
Die Autos durchsausen die Straßen, die Radfahrer fahren, wie sie
wollen, die Fußgänger gehen mitten auf der Straße spazieren, kommen
zwischen die Wägen, die Sanitätskolonnen haben Hochbetrieb, die
Krankenhäuser können die Verwundeten wegen Platzmangel nicht mehr
aufnehmen ... dies alles kann nur anders werden durch meinen
Vorschlag, der alle diese Mißstände auf einmal aus der Welt schafft.

Mein Vorschlag ist folgender, und jeder Irrsinnige wird mir recht
geben. Der Verkehr soll folgendermaßen eingeteilt werden. Und zwar
täglich von 7 bis 8 Uhr Personenautos, 8 bis 9 Uhr Geschäftsautos, 9
bis 10 Uhr Straßenbahnen, 10 bis 11 Uhr Omnibusse, 11 bis 12 Uhr die
Feuerwehr, 12 bis 1 Uhr die Radfahrer, 1 bis 2 Uhr die Fußgänger.

Sollte diese stundenweise Einteilung nicht möglich sein, wäre eine
andere Lösung möglich, und zwar Tagesverkehr: Der Montag ist nur für
die Personenautos, der Dienstag nur für die Geschäftsautos, der
Mittwoch Straßenbahn, der Donnerstag für die Omnibusse, der Freitag
für die Feuerwehr, der Samstag für die Radfahrer. Die Sonn-und
Feiertage nur für die Fußgänger. Auf diese Weise würde nie mehr ein
Mensch überfahren werden.

Oder eine weitere Lösung: Im Januar nur mehr Personenautos, im Februar
Geschäftsautos, im März die Straßenbahnen, im April Omnibusse, im Mai
die Feuerwehr, im Juni die Radfahrer, im Juli Fußgänger und so weiter
und so weiter.

Oder 1939 nur Personenautos, 1940 Geschäftsautos, 1941 Straßenbahnen,
1942 die Omnibusse, 1943 die Feuerwehr, 1944 die Radfahrer, 1945
Fußgänger und so weiter.

Oder: Im 20. Jahrhundert nur Personenautos, im 21. Jahrhundert nur
Geschäftsautos, im 22. Jahrhundert nur... (Protest und Tumult im Saal)


Da Didi
--
Dieter Brügmann, Spandau (bei Berlin) http://didispandau.de

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