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Mein toter Hund Bobby

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FRANZ HANNES FASSOLD

unread,
Jun 19, 1998, 3:00:00 AM6/19/98
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(aus: Horror vom Feinsten 2, (c) Heyne Verlag)
Autor: Joe R. Lansdale

Mein toter Hund Bobby macht keine Kunststueckchen mehr.
Wenn ich dem Mistvieh in die Augen sehen will, muss ich mich entweder
hinknien und meinen Kopf auf den Boden druecken oder ihm den seinen
mit einem Stock hochstuetzen.
Ich habe mir ueberlegt, ob ich seinen Kopf hinten an die Scheune nageln
soll, dann ist es vielleicht nicht ganz so schlimm mit den Ameisen.
Aber wie mein Alter immer sagt: "Ameisen koennen klettern". Also ist das
vielleicht doch keine so gute Idee.
Aber er war ein guter Hund, un es stinkt mir, ihn so verfaulen zu sehen.
Andererseits habe ich es auch satt, ihn dauernd in einem Sack mit mir
herumzuschleppen und ihn morgens und abends in die Gefriertruhe zu stecken.
Eines noch. Dass er getoetet wurde, hat ihm abgewoehnt, Autos hinterher-
zujagen, und dadurch wurde er ja ueberhaupt erst zermatscht.
Wenn ich jetzt will, dass er mit Autos spielt, muss ich mich an den Rand der
Fahrbahn stellen und ihn mitsamt seinem Sack auf die Fahrbahn werfen; geraet
er dann unter die Reifen und huepft hoch, muss ich mich mit dem Fuss auf ein
Ende von ihm stellen, damit sich das andere wieder mit Gedaermen fuellt.
Es ist manchmal so schlimm, dass ich es abends kaum fertig bringe, in den
Sack zu sehen, und ich muss gestehen, ihm seinen Gutenachtkuss auf die
Lefzen zu geben, macht laengst nicht mehr soviel Spass wie frueher. Er
riecht, und die Zaehne, die durch seine Schnauze getrieben worden sind,
stehen spitz in alle moeglichen Richtungen ab, und manchmal zerkratze ich
mir das Gesicht daran.
Ich werde Bobby morgen wieder mit zum See nehmen. Wenn man ihn an einem auf-
gepumpten Reifen festbindet, schwimmt er. Das ist keine schlechte Methode,
sich nach einem heissen Tag abzukuehlen, und ausserdem ertrinken die Ameisen
und Maden und so weiter dabei.
Auf diese Weise haben wir meinen kleinen Bruder sechs Monate lang ziemlich
gut in Schuss gehalten. Erst als wir anfingen, ihn hinten an der Scheune
festzunageln, sah er allmaehlich durchloechert aus. Letzten Endes haben ihn
nicht die Ameisen fertiggemacht, die zu ihm raufgekrabbelt sind, sondern die
verdammten Naegel.
Wir hatten keine guten Stellen mehr, um sie einzuschlagen, nachdem seine
Ohren abgefallen waren, und wir mussten immer laengere Naegel nehmen, die
wir ihm durch den Kopf und den Hals und so weiter treiben konnten. Dass wir
die Naegel jeden Tag mit der Beisszange herausziehen mussten, hat sein Aus-
sehen auch nicht gerade verbessert.
Mein Alter sagt, wenn er es noch einmal zu tun haette, wuerde er meinen
Bruder nicht mehr so fest mit dem Stuhl schlagen. Aber das hat er auch von
meiner kleinen Schwester gesagt, als er ihr den Kopf eingetreten hat. Die
hat uebrigens nicht so lange gehalten. Damals kannten wir noch nicht so
viele Tricks wie heute.
Nun, ich hoffe, ich bekomme Bobby wieder in seinen Sack. Er wird allmaehlich
aufgedunsen und zerfaellt. Jetzt bin ich soweit, ihn einzupacken und nach
Hause zu gehen, damit ich Mutti sehen kann. Ich sehe sie immer ein paar
Minuten an, bevor ich Bobby zu ihr in die Gefriertruhe lege.


Micky Roth

unread,
Jun 21, 1998, 3:00:00 AM6/21/98
to

o weh, gibt es denn solche Psychopathen?

Fred Fanatics

unread,
Jul 2, 1998, 3:00:00 AM7/2/98
to


FRANZ HANNES FASSOLD schrieb:

> (aus: Horror vom Feinsten 2, (c) Heyne Verlag)
> Autor: Joe R. Lansdale
>
> Mein toter Hund Bobby macht keine Kunststueckchen mehr.
> Wenn ich dem Mistvieh in die Augen sehen will, muss ich mich entweder
> hinknien und meinen Kopf auf den Boden druecken oder ihm den seinen

> mit einem Stock hochstuetzen.......

Sehr böse, sehr schaurig, aber irgendwie seeeeeehr ansprechend !

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