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Zionismus und deutschem Faschismus- 1

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Faruk Oulabi

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Oct 11, 1998, 3:00:00 AM10/11/98
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Folgende
Artikel Einzelheiten gesammelt von der Engländer Orintalist S. GLOOB,
Sein Vater War der versandete Britische Regierung als Kolonial Mandat
Offizier in Palastina und Trans Jordanien 1935 bis 1950.

Quellen sind Tages Britische Mandat Chronik Mr.Gloob, andere quellen
von Jüdische Unterlage, Chroniken, und Schriftsteller. Quellen liste
werden am ende der Artikel aufgeführt.

Der Artikel werde vermeintlich auf mehrere teile. Das man wie ich
hoffe, hier nicht um ein Roman geht.

Zionismus und deutschem Faschismus


*Zusammenarbeit von Zionismus und deutschem Faschismus*
*"Der Deutsche" und der Mufti - und die Zionisten*

Teil I

Klaus Polkehn

"Der Mufti wandte sich um und erblickte Graf Bockmann, der mit wenig
Erfolg versucht hatte, sich als Araber zu verkleiden... 'Sie müssen
sofort weg von hier,' beschwor Bockmann ihn... Die beiden liefen aus
der Moschee über den Haram Asch Scharif... 'Sie dürfen sich erst
rühren, wenn ich zurückkomme,' schärfte der Deutsche dem Mufti ein..."
(Leon Uris: Haddsch, Knaur Taschenbuch 1987)

Diese Szene findet sich in dem Bestseller "Haddsch" von Leon Uris,
dem Autor eines anderen - verfilmten - Bestsellers, "Exodus". Sie
spielt im Jahre 1936, zur Zeit des palästinensischen Aufstandes gegen
die britische Mandats(Kolonial-) Macht. Uris' Roman, der sich nach
Aussage des Autors ausschließlich auf Tatsachen stützt, schildert -
wieder einmal - die Sache so, als habe der deutsche Faschismus (hier
in der Person des erfundenen Grafen Bockmann) den palästinensischen
Aufstand von 1936 bis 1939 und dessen Führer (den nicht erfundenen
Mufti von Jerusalem, Hadj Amin al-Husseini) gekauft und inspiriert.

Die Geschichtsverbiegung durch einen Bestseller-Autor wäre nicht
weiter erwähnenswert, würde sie sich nicht in die lange Reihe der
gängigen (und eingängigen) Vereinfachungen zwecks Sympathie-Erwerb
einordnen. Gemeinhin wird ja die Sache so dargestellt: Die Zionisten
waren die Antifaschisten und Hitlergegner; die "Araber" dagegen waren
mit den Nazis verbündet, also auch noch mitschuldig an den Verbrechen
des deutschen Faschismus. (Auf die sicherlich verblüffendste Variante
dieser Geschichtsverbiegung ist noch zurückzukommen: Auf die Reise
des Judenverfolgers Adolf Eichmann in den Nahen Osten zwecks eines
Treffens mit den Zionisten, die in einen Besuch beim Mufti umgelogen
wurde).

Vereinfachungen und Verfälschungen hatten in den ersten Jahren nach
dem Ende des 2. Weltkrieges eine spezifische Funktion. Sie wurden
Bestandteil der Debatte um die Zukunft Palästinas. Nahum Goldmann,
der langjährige Präsident des Jüdischen Weltkongresses, hat in seinen
Memoiren geschrieben, " ohne den Holocaust wäre zwar die individuelle
Einwanderung nach Palästina fortgesetzt worden, aber wir hätten nicht
die Zustimmung der Majorität der Welt 1947 für die Schaffung eines
jüdischen Staates in einem Teil von Palästina erwirkt. Es war das
schlechte Gewissen der Demokratien wie auch der kommunistischen
Länder..." (1) Das "schlechte Gewissen" war angesichts der häßlichen
Notwendigkeit, zugunsten der leidgeprüften Juden Leid über die Araber
bringen zu müssen, nur zu gern bereit, das simple Schema Juden=Anti-
nazis/Palästinenser=Nazis in dieser oder jener Form zu akzeptieren.

Hier ist nicht der Platz, die Geschichte der palästinensischen
Nationalbewegung in jener Zeit nachzuzeichnen. Hadj Amin al-Husseini
ist 1941 vor den Engländem nach Nazi-Deutschland geflüchtet. Er hat
den - fehlgeschlagenen - Versuch unternommen, die Unterstützung des
faschistischen Deutschlands für die palästinensische Nationalbewegung
zu gewinnen. Er hat damit der Bewegung großen Schaden zugefügt. Es
war Kollaboration, die Kollaboration eines Mannes und einiger weniger
seiner Gefährten, nicht die einer Bewegung. Aber es hat in jener
dunklen Periode der Geschichte vielerlei andere Kollaborateure
gegeben.
Schon eingangs der 30er Jahre bildeten sich z.B. in vielen Ländern
faschistische Bewegungen, die sich in Ideologie und Outfit am
deutschen
und italienischen Vorbild orientierten. Solche Organisationen gab es
in
arabischen Ländern (so die "Grünhemden" in Ägypten und die Phalange im
Libanon) und es gab sie unter den Juden.

Die von dem streitbaren Demokraten Carl von Ossietzky herausgegebene
"Weltbühne" beobachtete schon 1932 in Jerusalem "ein Schauspiel, das
uns in Deutschland ja nicht unbekannt ist: Johlen, Brüllen, Pfeifen,
Trampeln. Rufe wurden laut: 'Nieder mit dem Frieden!' 'Wir wollen
keinen Frieden!"' Anlaß dieser Demonstration war eine Vorlesung an der
Hebräischen Universität über "Jerusalem als Friedenszentrum". Die
Störer waren Anhänger der zionistischen Revisionistischen Bewegung
(der Vorläuferin von Irgun und späterer Herut-Partei, die heute im
Likud Regierungspartei in Israel ist). Aus dem nachfolgenden Prozeß
gegen die Randalierer zitierte die "Weltbühne" den Anwalt der Störer:
"Ja, wir Revisionisten hegen für Hitler große Achtung. Hitler hat
Deutschland gerettet... Und hätte Hitler seinen Antisemitismus abge-
legt - wir würden mit ihm gehen..."(2) Lion Feuchtwanger schrieb zu
jener Zeit in seinem Aufsatz "Nationalismus und Judentum": "Es gibt
unter den Zionisten Anhänger dieses sinnlosen Nationalismus; es gibt
eine Art jüdischer Hitlerei." (3)

Die simple Gleichung Zionismus=Antifaschismus hat also nie gestimmt.
Sie war also genauso falsch, wie die billige zionistische Propaganda-
formel Palästinenser=Nazis, wie denn auch der sich manchmal auf-
drängende Vergleich Zionismus=Faschismus in dieser Form unzutreffend
ist. Es gibt zahlreiche Darstellungen der jüdischen (und
zionistischen)
Teilnahme am Kampf der Antihitlerkoalition. Doch daß auch palästi-
nensische Araber in beträchtlicher Zahl während des 2. Weltkrieges in
der britischen Armee Dienst taten, ist dagegen eine Art gut gehütetes
Geheimnis geblieben. (4)

Genau so ist die Kooperation der zionistischen Bewegung mit dem
deutschen (und übrigens auch italienischen) Faschismus nach wie vor
ein weithin unbekannter Vorgang, obwohl sie mehrfach ausführlich
dokumentiert wurde. (5)

Daß dagegen einzelne Fälle der Kollaboration von Juden (und Zionisten)
mit den Nazis wesentlich bekannter geworden sind, mag verblüffen. In
Israel hat man solche Vorgänge mehrfach breit diskutiert. Dabei aber
handelte es sich meist um Fälle, die sich eigentlich einer politischen
oder moralischen Wertung entzogen. Die Zusammenarbeit des "Judenrats"
in einem von den Nazis eingerichteten Ghetto mit der SS, sei es in der
Hoffnung, andere retten zu können, sei es auch um persönlicher
Vorteile
Willen, hat sich in einer schrecklichen Ausnahmesituation vollzogen.
Man kann zionistischen Funktionären, die in dieser Lage mit den Fa-
schisten zusammenarbeiteten, andere gegenüberstellen, die todesmutig
Widerstand leisteten. (6)

Sogar beim "Fall Kastner", der in der Bundesrepublik wieder in die
Schlagzeilen geriet, als das Münchner Residenztheater im November
1987 das Stück "Reszö" der israelischen Autorin Levine und Shimron
auf die Bühne brachte, stockt man. Der Versuch, 1944 in Budapest mit
der SS Juden gegen Lastwagen einzutauschen, war sicherlich ein
fragwürdiges Unternehmen. Aber es vollzog sich für die Beteiligten
unter außergewöhnlichen Umständen, während nämlich die Züge mit
ungarischen Juden nach Auschwitz rollten. (7)

Nein, die Kooperation zwischen zionistischen Organisationen und dem
deutschen Faschismus, die hier behandelt werden soll, hat eine andere
Dimension. Es geht um eine bewußte, politisch kalkulierte Zusammen-
arbeit, die sich nur an einer Meßlatte orientierte: An dem zio-
nistischen Ziel der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina.

Dieser Maßstab hat bereits 1933 die zionistische Haltung zur Macht-
ergreifung Hitlers bestimmt. Im Deutschland der Weimarer Republik
stellten die Zionisten nur eine verschwindende Minderheit unter den
Juden. Die überwältigende Majorität der deutschen Juden verstand sich
als deutsche Patrioten. Sie sah überhaupt keinen Sinn darin, nach
Palästina zu gehen. Die Machtübernahme durch eine Bewegung, in deren
Programm der Antisemitismus einen prominenten Platz einnahm, wurde
von der zionistischen Bewegung als historische Chance begriffen. Die
nicht- bzw. antizionistischen Juden würden nun eines Besseren belehrt.
Das winzige Rinnsal von Auswanderern nach Palästina könnte nun zu
einem Strom anschwellen.

Diese Grundhaltung veranlaßte die Zionisten zunächst dazu, sich unter
keinen Umständen an dem beginnenden Widerstandskampf gegen den
Faschismus zu beteiligen. Statt dessen hob die Zionistische Vereini-
gung für Deutschland (ZVfD) in ihrer offiziellen "Äußerung... zur
Stellung der Juden im neuen deutschen Staat" vom 21. Juni 1933
hervor, daß die Anschauungen der Zionisten "nach unserer Meinung
eine den Grundsätzen des neuen deutschen Staates der nationalen
Erhebung entsprechende Lösung ermöglichen" würden. (8) Mit dem
Terminus von der "nationalen Erhebung" wurde die Nazi-Sprache über-
nommen, und ansonsten war man sich in puncto Rassismus einig: "Auch
für den Juden müssen Abstammung, Religion, Schicksalsgemeinschaft
und Artbewußtsein von entscheidender Bedeutung für seine Lebensge-
staltung sein." Es folgte das zionistische Angebot: "Wir wollen auf
dem Boden des neuen Staates, der das Rassenprinzip aufgestellt hat,
unsere Gemeinschaft in das Gesamtgefüge so einordnen, daß auch uns,
in der uns zugewiesenen Sphäre, eine fruchtbare Betätigung für das
Vaterland möglich ist."

Fünf Monate nach dem Beginn der Terrorwelle gegen - zunächst - Kom-
munisten und Sozialdemokraten, nicht einmal zwei Monate nach dem
ersten, ganz Deutschland erfassenden Pogrom vom 1. April 1933, dem
"Judenboykott", nach Monaten voller Übergriffe gegen jüdische Bürger,
wandte sich nun am 21. Juni 1933 die ZVfD gegen jene, die zu einem
antifaschistischen Boykott Nazi-Deutschland aufgerufen hatten:
"Boykott-
propaganda," hieß es in der Erklärung, " - wie sie jetzt vielfach
gegen Deutschland geführt wird - ist ihrer Natur nach unzionistisch,
da der Zio-zeugen und aufbauen will."

Selbst dem Pogrom vom 1. April 1933 konnten die Zionisten noch
positive
Aspekte abgewinnen. Die "Jüdische Rundschau", die Zeitung der ZVfD,
schrieb am 4. April 1933: "Der verhängnisvolle Irrtum vieler Juden,
man könne jüdische Interessen unter einem anderen Deckmantel
vertreten,
ist beseitigt. Der 1. April 1933 kann ein Tag des jüdischen Erwachens
und der jüdischen Wiedergeburt sein..."

Die Nazis haben dieses zionistische Wohlverhalten zunächst honoriert.
Während dem nichtzionistischen Centralverein deutscher Staatsbürger
jüdischen Glaubens bereits Anfang März 1933 die Arbeit unmöglich
gemacht worden war, durfte die ZVfD für die nächsten Jahre ziemlich
ungehindert weiterarbeiten. Der nazistische Wunsch nach der Vertrei-
bung der jüdischen Bürger aus Deutschland traf sich mit dem zio-
nistischen Wunsch, alle Juden in Palästina zu versammeln.

Teil 2 folgt

Aus diesem beiderseitigen Interesse heraus hat sich sodann die
Zusammenarbeit entwickelt. Aus dem Geflecht der Beziehungen
Zionismus - Faschismus sollen hier nur zwei Momente dargestellt
werden: Das sogenannte Haavara-Abkommen und die Kooperation
Haganah - SS.

Das Haavara-Abkommen wurde im August 1933 zwischen der Regierung
des Deutschen Reiches und der Anglo-Palestine Bank in Haifa verein-
bart. Die Verhandlungen dazu wurden von dem Leiter des Politischen
Departments des Jewish Agency (sie war praktisch die zionistische
"Regierung" in Palästina), Chaim Arlosoroff, geführt. Der Abmachung
zufolge wurde in Berlin die Haavara-Gesellschaft und in Berlin die
Schwestergesellschaft Paltreu gegründet. Die Aktien der "Trust an
Transfer Office Haavara Ltd." befanden sich in den Händen der Anglo-
Palestine Bank, genau wie die Aktienmehrheit der Paltreu. Mit dem 19.
Zionistenkongreß gingen dann 1935 die Haavara-Aktien direkt an die
Exekutive der Jewish Agency über.

Das Haavara-Verfahren wurde in folgender Weise abgewickelt: Der
jüdische Auswanderer zahlte sein Geld (Mindestbetrag umgerechnet
1.000 Pfund Sterling) auf die deutschen Konten der Haavara ein. Mit
diesem Geld konnten jüdische Importeure deutsche Waren für den
Export nach Palästina kaufen, während sie den Gegenwert in palästi-
nensischen Pfund auf ein Haavara-Konto bei der Anglo-Palestine
Bank in Palästina einzahlten. Wenn der Auswanderer in Palästina
eintraf, erhielt er aus diesem Konto den Gegenwert des von ihm in
Deutschland eingezahlten Betrages ausgezahlt.

Viele der etwa 52.000 deutschen Bürger jüdischer Herkunft, die
zwischen 1933 und 1938 nach Palästina auswanderten, konnten dank
dieser Abmachung einen Teil ihrer Vermögenswerte transferieren. Für
die zionistische Bewegung brachte dies den Vorteil, daß auf diese
Weise die Einwanderung nach Palästina verstärkt wurde. (9) Dabei
konnten natürlich nur Angehörige der Bourgeoisie von den Vorteilen
des Abkommens Gebrauch machen, die über das geforderte Mindestver-
mögen verfügten. In einer Untersuchung über die nazistische Rassen-
politik heißt es dazu: "Das solidarische Prinzip, den jüdischen
Menschen in Deutschland gegen die Verfolger zur Seite zu stehen,
wurde durch das Kapitalinteresse durchlöchert... Indessen erhielten
auch die Maßnahmen jüdischer Unternehmer, die einzig dazu dienten,
Kapital aus dem faschistischen Deutschland nach Palästina zu bringen,
eine höhere Weihe. Es wurde behauptet, das nach dem Nahen Osten ge-
brachte Kapital käme dort allen Juden zugute. In Wirklichkeit diente
es in Palästina wie vorher in Deutschland den Profitinteressen seiner
Eigentümer." (10).

Nun meint demgegenüber Broder zu dem Haavara-Abkommen: "Moralisch mag
der Deal anrüchig gewesen sein... aber daraus den Vorwurf der Kolla-
boration abzuleiten, ist bösartig und aberwitzig, ein weiterer Ver-
such, die Geschichte auf den Kopf zu stellen, die Schuldigen zu ent-
lasten und die Opfer als die eigentlich Verantwortlichen zu beschul-
digen." (11)

Nein, nicht die Opfer sind verantwortlich zu machen. Niemand, der dank
der Haavara-Vereinbarung den Nazis entkam, ist zu beschuldigen. Das
Abkommen wirft eine ganz andere Frage auf: die nach der politischen
Haltung der zionistischen Bewegung.

Moshe Shertok, der spätere Außenminister und Regierungschef Israels,
hat zu der Kritik an dem Haavara-Abkommen treffend bemerkt: "Es ist
das Schicksal des Zionismus, daß er der Diaspora gegenüber manchmal
auch grausam sein muß, und zwar, wenn der Aufbau des Landes dies er-
fordert." (12)

Genau darum ist es gegangen. Nicht das Schicksal der Diaspora -
Juden in Deutschland interessierte, sondern das zionistische
Unternehmen in Palästina. Und der Haavara - Transfer war nun einmal
die wichtigste ökonomische Stütze für die zionistische Wirtschaft
in Palästina. Etwa 60% des Kapitals, das zwischen August 1933 und
September 1939 in Palästina investiert wurde, kamen dank Haavara ins
Land, (13) insgesamt wurde die für die damalige Zeit gigantische
Summe von 139,6 Millionen Reichsmark transferiert. (14)

Auf der anderen Seite ermöglichte das Haavara - Verfahren der
Wirtschaft Nazi-Deutschlands einen umfangreichen und kontinuierlichen
Export, und zwar in einer Situation, als der Welthandel noch immer
unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 litt. So stellte
denn der NS-Staatssekretär Stuckart vom Reichsinnenministerium am 17.
Dezember 1937 fest: "Der Einfluß der Haavara-Gruppe in Palästina hat
zu der ungewöhnlichen, aber erwünschten Erscheinung geführt, daß ge-
rade dort die deutschen Waren von jüdischer Seite nicht boykottiert
werden..." (15)

Im Vorstand der Jewish Agency betonte David Ben Gurion (später
Israels Ministerpräsident) am 31. Dezember 1935 zu der Forderung,
die zionistische Bewegung solle am Kampf für die Rechte der Juden in
Deutschland teilnehmen, dies sei nicht Aufgabe der Kommission, die
vom Vorstand zur Behandlung der Rechte der Juden in Deutschland
nominiert wurde. Die Aufgabe dieser Kommission war es," fuhr Ben
Gurion fort, "die Frage der Juden Deutschlands allein vom Aspekt ihrer
Einwanderung nach Palästina zu beraten... Die Aufgabe der Kommission
war es, den zionistischen Aspekt der Frage und nicht über Maßnahmen
für die Rechte der Juden in der Diaspora zu beraten." (16)

Ben Gurion hatte damit eine prinzipielle Position des Zionismus
formuliert. Der Antisemitismus, in welcher Form auch immer, war
lediglich Bestätigung der zionistischen Theorie vom "ewigen
Antisemiten", dem man nur durch die Kolonisation von Palästina
entgehen konnte. Unter diesen Umständen wäre der Kampf gegen
Antisemiten und Faschisten nicht nur sinnlos, sondern auch po-
litisch falsch. So gesehen, war der faschistische Massenmord an
den Juden zwar eine millionenfache individuelle Tragödie, für den
Zionismus aber lediglich eine Bestätigung. "Was jahrelange zio-
nistische Propaganda nicht zustande brachte, hat die Katastrophe
über Nacht bewirkt," schrieb Ben Gurion später. (17) Und Nahum
Goldmann meinte: "Die paradoxe Tragik der Verwirklichung der
zionistischen Idee... besteht darin, daß ohne die Vernichtung der
Millionen Juden in Europa durch den Nazismus es wahrscheinlich
heute den Judenstaat noch nicht geben würde..." Goldmann fügte
die Bemerkung hinzu, daß erst "nachdem der Holocaust bekannt wur-
de, die große Majorität der Juden der Welt über Nacht prozio-
nistisch wurde..." (18)

In dieser Logik sabotierten die zionistischen Führer überdies mehrmals
den antifaschistischen Kampf. Sie blockierten auch Versuche zur
Rettung
deutscher Juden, sofern diese nicht die Ansiedlung von Juden in Pa-
lästina zum Ziel hatten. Das hervorstechendste Beispiel dafür liefert
die Konferenz von Evian, die vom 6. bis 15. Juli 1938 auf Anregung des
amerikanischen Präsidenten Roosevelt stattfand. Diese Weltflüchtlings-
konferenz, an der 32 Staaten teilnahmen, sollte die Probleme klären,
die sich aus der Weigerung der Mehrzahl der kapitalistischen Länder
ergaben, jüdische Flüchtlinge aus Deutschland aufzunehmen.

Man hätte annehmen sollen, die in Evian vertretene zionistische Be-
wegung hätte versucht, Druck auf die Regierungen zur Aufhebung der
Einreisebeschränkungen auszuüben. Doch ganz im Gegenteil! Die zio-
nistischen Führer legten die Forderung auf den Tisch, man solle 1,2
Millionen Juden in Palästina ansiedeln. Als das - zwangsläufig -
abgelehnt wurde, waren die Zionisten an der ganzen Konferenz nicht
mehr interessiert. Sie, so schreibt der prozionistische Autor
Christopher Sykes, "machten sich wegen ihres Scheiterns keine
Sorgen." Denn: "Von Anfang an betrachteten sie das ganze Unter-
nehmen mit gleichgültiger Feindseligkeit... Die Wahrheit ist, daß
das, was in Evian angestrebt wurde, der Idee des Zionismus in
keiner Weise entsprach." (19)

1935 schon hatte Chaim Weizmann (später Israels erster Staatspräsi-
dent) in dieser Logig erklärt: "... die einzige würdige Antwort
auf all das, was den Juden in Deutschland angetan wird, ist ein
großer, schöner und gerechter Bau in Erez Israel, ein starker Bau."
(20)

Was das Haavara-Abkommen angeht, so ist noch der Ausgang des Unter-
nehmens nachzutragen. Es gab nämlich ständige Bedenken von Nazi-
Dienststellen über diese Abmachung. So wies der NS-Staatsekretär
Stuckart am 17. Dezember 1937 darauf hin: "Es besteht kein Zweifel,
daß das Haavara-Verfahren den größten Anteil zu dem stürmisch
schnellen Aufbau Palästinas beigetragen hat." Man müsse aber doch
alles unterlassen, was "geeignet sei, das Wachsen eines solchen
Staates (eines jüdischen Staates; K.P.) zu fördern." (21)

Die zahlreichen Bedenken wurden schließlich Hitler vorgetragen, der -
so aus einer Aufzeichnung der Handelspolitischen Abteilung des Aus-
wärtigen Amtes vom 27. Januar 1938 ersichtlich - entschied, das
Haavara-Abkommen solle in Kraft bleiben, das Verfahren fortgesetzt
werden. (22) Übrigens bestätigen die zionistischen Autoren Jon und
David Kimche, Hitler habe "mit eindeutigen Bestimmungen die Förderung
der jüdischen Masseneinwanderung nach Palästina" angeordnet und die
"Grundsatzentscheidung" getroffen, daß "die jüdische Auswanderung
weiterhin mit allen verfügbaren Mitteln gefördert werden soll." (23)

War schon das Haavara-Abkommen eine fragwürdige Sache, über die die
Zionisten möglichst wenig Publizität wünschten, so war die Kooperation
zwischen der zionistischen Militärorganisation Haganah (24) und der SS
lange Zeit eines der bestgehüteten Geheimnisse.

* * *
Teil 2 folgt

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