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Unterschiede Benediktiner-Franziskaner-Jesuiten-Dominikaner

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Peter Ohoven

unread,
Aug 19, 2004, 5:22:50 AM8/19/04
to
Was mich interssiert sind die Unterschiede zwischen den verschidenen Ordensgemeinschaften.
Was ist z.B. der Unterschied zwischen
-Benediktinern
-Franziskanern
-Jesuiten
-Dominikaner
...ausser das sie von verschiedenen Personen gegründet wurden?

Muss ich mir das vorstellen wie zwischen verschiedenen Fussballclubs (Borussia Dortmund,
Bayern, München, Schalke,...) die alle mehr oder weniger in einer Liga spielen
oder sind da schon bemerkenswerte strukturelle Unterschiede?

Zum Beispiel
- Orden X ist geographisch mehr im Norden zu finden, Orden Y mehr in Italien
oder
- Orden Z mehr wissenschaftlich und lehr orientiert im Gegensatz zu Orden M der mehr arbeitsorientiert ist.
oder
- Orden A ist mehr weltoffen als die anderen die mehr fundamentalistisch sind
oder
- Orden B ist wesentlich wohlhabender als Orden C
oder
- Orden A lehnt das 2.Vatikanische Konzil ab....
oder
.....

Hat da jemand ein paar allgemeinverständliche Erklärungen oder eine entsprechende Internet-Seite parat?

Peter

Joachim Losehand

unread,
Aug 19, 2004, 5:56:43 AM8/19/04
to
Peter Ohoven schrieb:

1. *Benediktiner - Ordo Sancti Benedicti OSB*
~ Einzelne Klöster/Stife, die autonom und autark sind und
nur lose z. T. in Kongregationen oder Konferenzen verbunden
sind.
~ Verpflichtung des Mönches, das Kloster nicht zu wechseln,
man lebt sein Leben lang an einem Ort (Ausnahme: Missions-
benediktiner z. B. von St. Otilien)
~ Zumeist auf dem Land gelegen
~ 50% Gem. Beten, 50% Arbeiten
~ sowohl "praktische Arbeit", also Landwirtschaft, Forstwirt-
schaft, etc., als auch Unterhalt von Internaten, Bildung und
Wissenschaft im klass. Sinne, Pfarrarbeit + Seelsorge

2. *Franziskanern - Ordo Fratrum Minorum OFM*
~ Bettelorden, Zentral in Provinzen organisiert:
~ ein Fr. wechselt mehrmals im Leben die Gemeinschaft, ent-
weder weltweit oder wenigstens innerhalb der Provinz
~ keine Mönche, sondern "Brüder" oder "Mendikanten" genannt;
~ 60-70% Arbeit; 40-30% Gem. Gebet
~ hauptsächlich in der Seelsorge tätig, auch Mission,
~ weniger wissenschaftlich orientiert,
~ selten Gemeinschaften auf dem Land: ein Stadtorden

3. *Dominikaner - Ordo Praedicatorum OP*
~ Bettelorden, Zentral in Provinzen organisiert:
~ ein Fr. wechselt mehrmals im Leben die Gemeinschaft, ent-
weder weltweit oder wenigstens innerhalb der Provinz
~ keine Mönche, sondern "Brüder" oder "Mendikanten" genannt;
~ 60-70% Arbeit; 40-30% Gem. Gebet
~ in Seelsorge und Wissenschaft tätig;
~ starkes Gewicht auf Studium (wird sogar dem gemeinsamen
Gebet vorgezogen und fundierte Ausbildung

4. *Jesuiten - Societas Iesu SJ*
~ Kein Orden,
~ sondern eine Gemeischaft päpstl. Rechtes;
~ direkt dem Papst unterstellt;
~ Zentral in Provinzen organisiert:
ein Jesuit wechselt mehrmals im Leben die Gemeinschaft,
vielfach weltweit; hauptsächlich Gemeinschaften in Städten
~ keine Mönche; über 95% sind Priester.
~ 80% Arbeit, 20% Gem. Gebet., kaum Chorgebet, noch seltener
öffentl. Gebet.
~ in Seelsorge, Wissenschaft udn Mission tätig;
~ viele eigene Hochschulen und Universitäten;
~ Jesuiten nicht nur als Theologen oder Seelsorger, sondern auch
als Physiker, Mathematiker, Philologen, Betriebswirte
usf. tätig;
~ sehr starkes Gewicht auf wiss. Ausbildung; viele Jesuiten
haben auch ein volles nicht-theol. oder nicht-phil. Studium
~ Ausbildungszeit etwas über 10 Jahre; 2jährige Eingangsphase
mit vielen Praktika außerhalb der Gemeinschaft; 2 Jahre
Philosophie und 5 Jahre Theologie-Studium

> weltoffen als die anderen die mehr fundamentalistisch sind oder -
> Orden B ist wesentlich wohlhabender als Orden C oder - Orden A lehnt
> das 2.Vatikanische Konzil ab

Orden 1-3 unterschieden sich in der Ausprägung jeweils von Gemeinschaft
zu Gemeinschaft; alle Orden sind "weltoffen" (manche Klöster von 1-3
mehr, manche weniger, gilt auch für "Fundamentalismus"), der reichste
Orden ist 1 (aber auch nicht jedes Kloster ist reich), v. a. aufgrund
des Landbesitzes und der Klosteranlagen, während 2-4 keinen oder kaum
Landbesitz haben, weil sie in der Stadt leben. Der Reichtum bei 2-4
hängt von der Gemeinschaft ab, wieviel "verdient" wird, wieviele Spenden
fließen. Alle Orden sind international, natürlich jeder Orden lehnt das
Vaticanum 2 *nicht* ab - alle Orden haben daran ja teilgenommen.

Grüße,
Joachim.


--
Si comprehendis, non est Deus.

Heinz Blüml

unread,
Aug 19, 2004, 6:02:19 AM8/19/04
to
On Thu, 19 Aug 2004 11:22:50 +0200, p....@hotmail.com (Peter Ohoven)
wrote:

>Was mich interssiert sind die Unterschiede zwischen den verschidenen Ordensgemeinschaften.
>Was ist z.B. der Unterschied zwischen
>-Benediktinern
>-Franziskanern
>-Jesuiten
>-Dominikaner
>...ausser das sie von verschiedenen Personen gegründet wurden?
>
>Muss ich mir das vorstellen wie zwischen verschiedenen Fussballclubs (Borussia Dortmund,
>Bayern, München, Schalke,...) die alle mehr oder weniger in einer Liga spielen
>oder sind da schon bemerkenswerte strukturelle Unterschiede?
>

Orden kann man eher mit unterschiedlichen Vereinen vergleichen,
etwa Gesangsverein, Fussballverein. Schützenverein.

h

Joachim Losehand

unread,
Aug 19, 2004, 6:08:57 AM8/19/04
to
Joachim Losehand schrieb:

> [...]

>> entsprechende Internet-Seite parat?

http://www.orden.de/

Clemens Jerg

unread,
Aug 19, 2004, 7:12:55 AM8/19/04
to
Peter Ohoven typed:

> Was mich interssiert sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen


> Ordensgemeinschaften.
> Was ist z.B. der Unterschied zwischen

> [einige Beispiele von Ordensgemeinschaften]

> ...ausser das sie von verschiedenen Personen gegründet wurden?

Ich habe die bisherigen Antworten im Thread gelesen und kann eigentlich
jeder irgendwie zustimmen.
Eine, die auf die Orden an (auf) der Brust verweist, u.U. auch,
allerdings wuerde ich mir nie ein Mitglied eins Ordens an die Brust
heften, noch nicht mal zur (vor die) Brust nehmen. :-)
Das bezieht sich jetzt auf den Vergleich mit Vereine usw.

Allerdings aus einer Blickrichtung an diesem Beispiel etwas dran.
Fussballvereine steigen auf und ab.
* Spielen in verschiedenen Klassen.
* Verschwinden im Laufe der (Fussball-)Geschichte.
* Haben Vorstaende...
* Haben bekannte Spieler... und unbekannte...

> Was mich interssiert sind die Unterschiede zwischen [...]

Und damit ist meine Hilfe bzgl. den Unterschieden auch bereits am Ende.

Denn, sollte man jetzt noch tiefere Einblicke in die Orden wuenschen,
muesste man eine Gruppe eroeffnen und dabei bereits wieder weiter
differenzieren.

Egal, welche Sichtweise auch immer.
Orden sind mit viel Arbeit verbunden. ;-)
Aber so sieht das bestimmt nicht jeder,
das ist aber auch nicht immer notwendig oder erwuenscht. :-)

cj

Bertold Werner

unread,
Aug 19, 2004, 10:07:36 AM8/19/04
to
Peter Ohoven wrote:
> Was mich interssiert sind die Unterschiede zwischen den verschidenen Ordensgemeinschaften.
> Was ist z.B. der Unterschied zwischen
> -Benediktinern
> -Franziskanern
> -Jesuiten
> -Dominikaner
> ...ausser das sie von verschiedenen Personen gegründet wurden?
>

Dr. Martin Luther (Exmönch):

Das Mönchvolk ist ein faules, müssiges Volk, thut, wie es Petrus
beschreibt (2.Petr. 2, 13), achten das zeitliche Leben für Wollust.
Da regieren die sieben Todsünden (Hochmuth, Geiz, Wollust, Zorn,
Völlerei, Neid, Herzensträgheit) mit Gewalt. Es ist nirgendeine
grössere Hoffart denn in Klöstern wider die erste Tafel der zehn
Gebote Gottes: grosser, unersättlicher Geiz, Unzucht, nächtliche
Flüsse und Verunreinigung, Hass und Neid, dem nicht zu helfen ist,
noch der hingelegt und versöhnt werden kann, damit sie sich unter-
einander beissen und fressen; Fressen und Saufen, Trägheit und Un-
lust und Ueberdruss zu Gottes Dienste, ist kund und offenbar. Es
sind Bauchdiener und Säurangen (Säue).

Die Predigermönche (Dominikaner) waren gute Brüder und sehr gelehrt,
aufgeblasen und hoffärtig genug; aber die grauen und Barfüssermönche
(Franziskaner) waren abergläubisch und ungelehrt, sollten und wollten
nicht gelehrt sein, ja verachteten die, so gelehrt waren. Wie meine
Brüder im Kloster, die waren mir gram darum, dass ich studirte; sag-
ten: Sic tibi, sic mihi, Sackum per Nackum! Hielten keinen Unterschied;
ein Ungelehrter galt bei ihnen gleich so viel als ein Gelehrter. Frag-
ten nicht darnach, er wäre geschickt oder ungeschickt, schwach oder
stark, das sahen sie nicht an. Es musste stracks steif nach ihrer
Regel gehen und gehalten werden.

In Italien war ein sonderlicher Orden von Mönchen, die hiessen
Fratres ignorantiae, Brüder der Unwissenheit, die da schwören und
geloben mussten, dass sie nichts wissen, verstehen noch lernen
wollten und lösten alle Fragen mit Unwissenheit, dass sie nichts
könnten. Aber diesen Titel und Namen führen billig alle Klöster
und Mönche. Denn sie sehen nur auf's Lesen; wenn nur die Worte
geplappert sind, nach dem Verstande aber fragen sie nichts.
Denn sie sagen: Wenn du gleich die Worte nicht verstehst, so ver-
steht's doch der heilige Geist, und der Teufel flieht. Das war die
höchste Proposition und Vorgeben der Mönche, die allen guten Künsten
und Gelehrten feind sind. Denn sie schlossen also: Wird dieser Frater
(Bruder) studiren und gelehrt, so wird er unser Herr sein wollen, ergo
Sackum per Nackum! Darum hänge man ihm den Sack über den Nacken und
lasse ihn betteln gehen von Haus zu Haus, durch die Stadt und auf dem
Lande.

Sic tibi, sic mihi - Es gehe dir wie mir

Sackum per Nackum - Den (Bettel-)Sack auf den Nacken


MfG Bert

Bertold Werner

unread,
Aug 19, 2004, 10:30:32 AM8/19/04
to
Der zitierte Text ist aus:

Tischreden, Luthers Werke für das christliche Haus, Bd. 8
Verlag Schwetschke und Sohn 1892

und beruht auf der Arbeit Johann Aurifabers.

MfG Bert

Peter Zander

unread,
Aug 19, 2004, 11:00:57 AM8/19/04
to
Bertold Werner <bertw...@bluewin.ch> schrieb:

Wer sagt es denn: Du kannst sogar interessante Beiträge schreiben.
Hast Du auch Quellenangaben?

Peter Zander

Peter Zander

unread,
Aug 19, 2004, 11:22:51 AM8/19/04
to
Bertold Werner <bertw...@bluewin.ch> schrieb:

Danke :-)

Peter Zander

Bertold Werner

unread,
Aug 19, 2004, 12:30:47 PM8/19/04
to
Peter Zander wrote:


>
> Wer sagt es denn: Du kannst sogar interessante Beiträge schreiben.
> Hast Du auch Quellenangaben?
>

Es war mir klar, dass der Text von dir missbraucht werden könnte.
Es werden aber aus der Sicht Luthers Verhältnisse des 16.Jh. be-
schrieben.

Ich gehe davon aus, dass sich diese Verhältnisse sehr stark
zum Positiven verändert haben.
Drei Frauen (Edith Stein, Ruth Pfau, Mutter Theresa), die ich sehr
schätze sind/waren Klosterfrauen.

Ausserdem waren diese Verhältnisse nicht immer so, Hildegard von
Bingen zeugt von einer anderen Kultur.

Dein mieser Charakter lässt dich anscheinend alles immer nur mies
sehen.

MfG Bert


Peter Zander

unread,
Aug 19, 2004, 1:43:12 PM8/19/04
to
Bertold Werner <bertw...@bluewin.ch> schrieb:

>Ich gehe davon aus, dass sich diese Verhältnisse sehr stark
>zum Positiven verändert haben.
>Drei Frauen (Edith Stein, Ruth Pfau, Mutter Theresa), die ich sehr
>schätze sind/waren Klosterfrauen.
>
>Ausserdem waren diese Verhältnisse nicht immer so, Hildegard von
>Bingen zeugt von einer anderen Kultur.
>
>Dein mieser Charakter lässt dich anscheinend alles immer nur mies
>sehen.

Wie kommst Du denn darauf, ich würde alles nur mies machen? Wer die
Gedanken zur Nächstenliebe in praktisches Handeln umsetzt, wie etwa
Albert Schweitzer und Mutter Theresa, hat meinen größten Respekt. Das
sagte ich mehrmals und wurde u.a. von Bernd Nawothnig bezüglich Mutter
Theresa auf so manch Übles hingewiesen - was ich aber nicht gelten
ließ, denn für mich zählen die Taten und nicht bestimmte
Begleiterscheinungen.

Was aber den netten Luther betrifft: völlig unrecht hatte er wohl
nicht, sonst hättest Du ihn nicht zitiert ;-))

Peter Zander

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Joachim Losehand

unread,
Aug 19, 2004, 4:42:31 PM8/19/04
to
Horst Leps schrieb:

>>1. *Benediktiner - Ordo Sancti Benedicti OSB*
>

>> ~ Zumeist auf dem Land gelegen
>> ~ 50% Gem. Beten, 50% Arbeiten
>

> Etwas mehr Arbeit ist schon....
> Aber vor allem: Sie verstehen sich auf die große Inszenierung.

Wenn i demnäkscht eine OSBande besuch', dann mähm' i a Schtoppuhrr mit ...

Ich meinte mit den X% / Y% auch ein gefühlsmäßiges Gewichtungsverhältnis
und nicht absolute Zeitangaben. Schlafen, Essen und Rekreieren tun die
Junx ja auch.

Grüße,
Joachim

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Joachim Losehand

unread,
Aug 20, 2004, 9:52:37 AM8/20/04
to
Horst Leps steuerte am Fr 20 Aug 2004 03:29:17p folgendes
bei:

> Kannst Du dann mit scharfem Blick auch prüfen, ob meine
> Vermutung stimmt, dass Benediktiner im Schnitt etwas und in
> manchen Exemplaren sehr viel wohlgenährter sind als die aus
> den anderen Orden?

Ich werde jetzt nicht auch noch eine Waage einpacken. Allerdings
kann ich Dir prima vista eben diese Beobachtung bestätigen, daß
Benediktiner in ihrem monastischen Leben tatsächlich ziemlich
häufig rundherum aufgehen.

Grüße,
Joachim.

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