Hallo Henry
Am 12.01.2014 18:13 schrieb henry albrecht:
>
> Hallo
>
> Ich denke einmal laut nach:
>
> Den buddh. M�nchen war Ackerbau verboten, weil sie dabei Tiere h�tten
> t�ten k�nnen.
Hmm. Versuch mal zu rekapitulieren, wie der Orden des
Buddha �berhaupt entstanden ist.
Stichwort "Waldasketen" ... "Hauslosigkeit" ... "Besitzlosigkeit"
1 Leut, der im Wald 6 Jahre Askese gemacht hat,
-> 5 Leute, die im Wald Askese gemacht haben,.
-> immer mehr Leute, die im Wald Askese gemacht haben oder das dann wollten.
-> viele Leute die by doing gemerkt haben, da� ihnen diese Form des Lebens
guttut und andere Formen sie wieder zur�cktreiben...
Die *Begr�ndung* daf�r, da� die Bhikkus sp�ter nicht auch
Grundfl�che beackern/auswerten sollten, kann leicht eine
ganz andere gewesen sein, als die, die Du nennst.
Soviel ich wei�, ist jede Regel f�r den Bhikku-Sangha aufgrund
eines bestimmten Vorfalles entwickelt worden - so denke ich,
da� man (im sog. "Patimokkha") die expliziten Gr�nde f�r die
Nicht-Bodenst�ndigkeit/das Nicht-Bauerntum finden kann.
(Ich habe aber nie danach gesucht, vielleicht findest
Du was unter
www.palikanon.com)
> Aber Betteln und dann das zu essen, was sie selbst aus
> genanntem Grund nicht herstellen d�rfen geht in Ordnung ?
Tja, das magst Du nicht so sehen, offensichtlich hat der
Buddha das so gesehen.
Irgendwie haben die im Neandertal ja auch nicht Selbstmord
begangen, weil sie noch nicht wu�ten, wie man "herstellt"
und dennoch auch mal Hunger hatten.
Irgendwie haben sie also trotzdem gegessen - war das nun
auch nicht "in Ordnung"? ...
Vielleicht gibt es aber auch relativ einfache Gr�nde daf�r?
(Ich spekuliere mal ohne es genau zu wissen, aber aus einer
gewissen Menge an Gelesenem aus dem Pali-Kanon habe ich mir
nat�rlich ein ungef�hres Bild gemacht)
Z.B. da� die unbewirtschaftete Natur f�r einen Sangha von
sagen wir, 100 M�chen, die nicht jagen wollen, idR nicht
genug hergibt?
Ein anderer Grund k�nnte ein "p�dagogischer" sein: es bringt
die M�nche in Kontakt mit der Bev�lkerung (im Gegensatz zu
anderen damaligen Asketen) Es gibt so eine Ansicht, da�
M�nche, die sich zu lange/zu sehr isoliert haben, nach
der Buddha Zeit sozusagen so etwas wie eine "Erleuchtungsarroganz"
entwickelt haben sollen (woraus sich sp�ter der Vorwurf des
"Arhat-Ideal"s und in ABgrenzung davon die Entwicklung des
"Bodhisattva" und des Mahasanghika als Wurzel des sp�teren
"Mahayana" eingestellt hat, und viel sp�ter u.a. auch der
Ackerbau im Zen-Buddhismus).
Es gibt eine Sutra, in der ziemlich genau das Thema abgehandelt
wird, die Begegnung des Buddha mit einem Bauern, in der der
Bauer erst unwirsch sagt: "ich arbeite f�r mein Essen, tu du
das auch" und der Buddha dann eine Rede anf�ngt in der er
genau das von sich behauptet: indem sein Unterricht/sein Lehren
seine Arbeit sei. Als der Bauer das irgendwie einsieht und ihn
nun durch eine Gabe Reis vom Mittagessen "bezahlen" will, nimmt
der Buddha das nicht an und sagt: "diese Lehre wird nicht gegen
Geld/Waren verkauft". M.Mn. nach, um deutlich zu machen, da� er
sich von der ***grundlegenden Bereitschaft zu Gro�z�gigkeit***
abh�ngig macht - und *nicht* Gaben fordert. (Junge/Neue M�nche, die
gierige/fordernd aufgetreten sind wurden aufgekl�rt,kritisiert und
wo n�tig diszipliniert)
Insgesamt ist das ein sehr weites Thema, das man sicherlich hier
nicht so einfach abhandeln kann. Aber vielleicht gibt das
ja schon eine neue Idee, wie man dar�ber nachdenken kann?
> Warum die Unterdr�ckung der Frau ?
Keine Ahnung. Gibt/Gab es eine Erziehung zur Unterdr�ckung der Frau?
> Warum auch eine strengere Aufnahmeprozedur f�r Frauen ?
Dies wurde damit begr�ndet, da� der Orden den physischen
Schutz f�r die Nonnen nicht �bernehmen konnte - und durch das
Ideal der absoluten Gewaltlosigkeit Nonnen im Wald
f�r viele B�rger des Landes (�brigens ja nicht nur dort...)
praktisch Freiwild waren.
Im Palikanon wird berichtet, da� der Buddha erst �berhaupt
keinen Nonnenorden aufmachen wollte. Als seine eigene
(von ihm fr�her zur�ckgelassene) Frau und weitere Frauen
extrem intensiv darum baten und der M�nch Ananda
(sein Vetter) f�r sie eintrat, hat er diesem �berhaupt
zugestimmt.
Aber ich kann nur aus dem Gesamtkontext, soweit ich ihn verstanden
habe, die *Gr�nde* erschlie�en - und mir erscheinen sie
ganz ohne Unterdr�ckungsabsicht durchaus verst�ndlich und
f�r die damalige Zeit auch nachvollziehbar: "wir k�nnen
nur Frauen aufnehmen, die das und das besondere Risiko
aushalten k�nnen und das auch wirklich wollen" - "wie
organisieren wir das, da� den jungen Leuten sich nicht
st�ndig der Kopf verdreht" (Aus der heutigen Zeit r�ckblickend
k�nnte man noch erg�nzen: "wie verhindern wir, da� unter
dem Tunnel zwischen dem M�nner und Frauenkloster die get�teten
Babies vergraben werden"...)
Aktuelles Beispiel: ein m�nnlicher M�nch w�rde auch heute ein
viel geringeres Risiko haben, im Bus von 6 M�nnern vergewaltigt
und dann �berfahren zu werden als eine weibliche Nonne...
Und das in Gewaltlosigkeit auszuhalten und da� die Gemeinschaft
davon nicht komplett absorbiert wird - das ist schon eine ganz
andere Nummer als mit 80 Kerlen als Hippies/Asketen im Wald zu
leben und bestenfalls 1x t�glich zum Betteln in die Stadt zu
gehen und sich vielleicht einen Faschistenspruch anh�ren zu
m�ssen...
> Das f�r mich einzig vorteilhafte an all den Ungereimtheiten ist, das
> man sich wirklich mit dem Kern besch�ftigen muss um sich selbst zu
> �berzeugen.
:-)))
(Das ist eine ziemlich gute Idee, mu� ich schon sagen ... )
> Bleibt man an der Oberfl�che kann man sonst nur zu dem
> Schluss gelangen, das der Buddhismus ein genauso untaugliches System
> darstellt, wie andere Religionen auch.
> Man muss sich "seinen eigenen Buddhismus" machen.
>
> Wie seht ihr das ?
Ja - ich z.B. denke, weil der Buddha das schon so gesehen hat, nannten
seine Anh�nger ihn (u.A.) auch den "So-Gegangenen", was ich so verstehe,
da� man ausdr�cken wollte, da� er eben seine Gedanken/Lehren in v�lliger
Unabh�ngigkeit von den Ideen und Systemen anderer Religionen,
(die es ja in Indien damals auch gab) entwickelt hat: "Un-abh�ngig"
hei�t nicht "im Widerspruch"/"im Gegensatz" sondern eben "un-abh�ngig":
d.h. manches kann durchaus gleich sein, manches anders, aber nicht
"weil die anderen das so und so machen" sondern eben unabh�ngig
davon. (Und das ist ja in der aktuellen christlichen/katholischen
Debatte auch wieder ein Topic unter Benedikts "Relativismus"-
Stichwort)
All this In-my-humble-Opinion....
Gottfried