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Motonormativitaet

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Hans Crauel

unread,
Jan 23, 2024, 10:13:34 AMJan 23
to
In
<https://fahrradzukunft.de/37/gelesen#motonormativity>
kann man nachlesen, was ich schon länger beobachte:

| Angst vor Klimawandel hin oder her, jeder, der sich mit der
| notwendigen Verkehrswende beschäftigt, stößt in Bezug auf den
| motorisierten Individualverkehr auf Granit. Dass Verkehr in
| erster Linie Autoverkehr bedeutet, scheint unhinterfragbar,
| »selbstverständlich«. Deutsche Verkehrsminister sind, so lange
| sie im Amt sind, immer Autolobbyisten und werden dafür von der
| Automobilindustrie nach ihrem Ausstieg aus der aktiven Politik
| manchmal auch mit einem Posten belohnt.
| [...]
| Diese Selbstverständlichkeit der übermäßigen Autonutzung ist
| kulturell aber derart tief verankert, dass sie vielen Menschen,
| vor allem aber auch vielen Politiker:innen und
| Gesundheitsfachpersonen gar nicht mehr bewusst ist.
| [...]
| Schließlich dominieren auf einer übergeordneten kulturellen Ebene
| in Werbung und Unterhaltung Bilder, die eindeutig motorisierten
| Individualverkehr als die fast schon glorifizierte Norm darstellen.

Hans

Hans Crauel

unread,
Jan 23, 2024, 1:54:03 PMJan 23
to
Ludger Averborg schrieb
> Nach der Freiheit, nicht umgebracht zu werden und der Freiheit, mich satt zu
> essen, ist die Freiheit, mich jederzeit von A nach B begeben zu können, für mich
> tatächlich sehr bedeutsam.

Da bin ich ganz bei dir. Für diese Freiheit, mich jederzeit von
A nach B begeben zu können, habe ich mehrere Fahrräder, eine
BahnCard 50 sowie ein 49-Euro-Ticket.

Es ist aber bezeichnend, wie du stantepede die Aussage der obigen
Feststellungen bestätigst. Bringst du doch in deiner "Gegenrede"
zum Ausdruck, dass die von dir angesprochene Freiheit für dich
denknotwendig und ohne jegliches Erfordernis einer Einschränkung
oder Differenzierung mit motorisiertem Individualverkehr verbunden
ist.

Natürlich: Im Fall einer körperlichen Behinderung, bei welcher noch
die Möglichkeit besteht, ein Kfz zu führen, mag diese Einschränkung
angebracht sein. Da können andere Mobilitätsformen nicht leicht
genutzt werden.
Bei der ganz überwiegenden Mehrheit ist das jedoch nicht der Fall.
Da bedarf es keines Autos für "die Freiheit, sich jederzeit von A
nach B begeben zu können". Dass das "jederzeit" dabei gar kein
richtiges "jederzeit" ist und auch nicht sein kann, u.a. weil
Fahrtüchtigkeit eben nicht jederzeit gegeben ist, kann wohl als
bekannt unterstellt werden.

Hans

Hans Crauel

unread,
Jan 23, 2024, 5:59:06 PMJan 23
to
Ludger Averborg schrieb

Hans Crauel wrote:
>> Da bin ich ganz bei dir. Für diese Freiheit, mich jederzeit von
>> A nach B begeben zu können, habe ich mehrere Fahrräder, eine
>> BahnCard 50 sowie ein 49-Euro-Ticket.
> >
> Du hast A und B nicht richtig verstanden. A ist der Ort, wo ich mich gerade
> befinde (also z. B. meine Haustür), B ist mein Ziel und nicht der Bahnhof oder
> eine Bushaltestellle.

Dass die Wahl des Verkehrsmittels bzw. der Verkehrsmittel von
Quelle und Ziel abhängt, ist für die, die von Autofixiertheit
frei sind, eine Banalität. Die anderen fahren Auto.
Eben das gehört zu dem Kontext, der im OT-Artikel geschildert
wird. Freiheit bedeutet nicht zuletzt auch, sich nicht mental
von einem Auto abhängig gemacht zu haben.

> Und jederzeit bedeutet eben _nicht_ tagsüber 1x die Stunde genau xy:29

Ein ausgelutschtes Framing. Autonutzung ist mit einer Vielfalt
zeitlicher und anderer Einschränkungen verbunden. Parkplatzsuche,
Parken, Ampeln, Tanken, Werkstatt, TÜV, dazu Zeiten, in denen
keine keine fahrtüchtige Person für einen Weg anwesend ist
u.v.a. mehr. Wird nur vielfach ausgeblendet und bleibt
unbeachtet - und wieder ein Gegenstand des OT-Artikels. Diese
ungeheuerliche Selbstverständlichkeit, mit der die Lebenswelt
der einzelnen Menschen mit Autos und all den von und mit diesen
angerichteten Schäden belastet wird.

Dazu dann diese nahezu zwanghafte Abwehr von Terminen im Verkehr
(die allerdings auch verlässlich funktionieren sollten), während
Termine in allen erdenklichen sonstigen Zusammenhängen völlig
problemlos sind. Zum Arzttermin um 11:30 kann man mit einem
Auto eben nicht jederzeit losfahren. Ein sehr großer Anteil
aller Wege findet in einem termingebundenen Rahmen statt. Wer
nach xy:00 im Theater ankommt, wird nicht mehr reingelassen.
Auch nicht, wenn die Parkplatzsuche länger als veranschlagt
gedauert hatte.

>> Es ist aber bezeichnend, wie du stantepede die Aussage der obigen
>> Feststellungen bestätigst. Bringst du doch in deiner "Gegenrede"
>> zum Ausdruck, dass die von dir angesprochene Freiheit für dich
>> denknotwendig und ohne jegliches Erfordernis einer Einschränkung
>> oder Differenzierung mit motorisiertem Individualverkehr verbunden
>> ist.

> Taxi gibt es hier nicht. Taxi vom Arzt in MS zum Parkplatz (330 m Luftlinie)
> koste 9 €.

Mobilität ließe sich nun einmal wesentlich besser organisieren
als sie es derzeit mit der Massenmotorisierung ist.

> Ich sehe sonst keine Müglichkeit, die mir die beschriebene Freiheit bietet.

In Anbetracht deiner Behinderung stelle ich das nicht in Frage.
Bei nicht behinderten Menschen nennt man das Autofixiertheit.

> [Führen eines Kfz] geht noch sehr gut und problemlos.

Die Einsicht, dass es nicht mehr gut und problemlos geht,
fällt der Mehrzahl allerdings schwer.

> Es wird oft übersehen, dass die Anzahl der alten Menschen in D
> ständig steigt

Es wird noch viel häufiger übersehen, dass mit zunehmendem Alter
die Kfz-Fahrtüchtigkeit abnimmt. Die Autofixiertheit steht der
Mobilität im Alter aus verschiedenen Gründen im Weg. Insbesondere
steht sie auch einer realistischen Auseinandersetzung mit der
Frage, ob die eigene Leistungsfähigkeit noch für das sichere
Führen eines Kfz ausreicht, im Weg.

Hans

Rupert Haselbeck

unread,
Jan 23, 2024, 6:30:10 PMJan 23
to
Ludger Averborg schrieb:

> Es wird oft übersehen, dass die Anzahl der alten Menschen in D ständig steigt

Es wird auch sehr oft übersehen, dass die Unterhaltung über derlei
Themen mit einem drf-Stammgast in der Regel recht sinnfrei ist,
alldieweil solche Menschen nicht ganz selten zu der notwendigen
Differenzierung angesichts der unterschiedlichen Bedürfnisse der
Menschen wenig befähigt und zumeist noch weniger willens sind.

MfG
Rupert

Karl Müller

unread,
Jan 24, 2024, 3:12:53 AMJan 24
to
Also ich bin dafür das sich jeder so von A nach B begeben kann wie er es
möchte und wie sein Geldbeutel es ihm erlaubt

> Es ist aber bezeichnend, wie du stantepede die Aussage der obigen
> Feststellungen bestätigst. Bringst du doch in deiner "Gegenrede"
> zum Ausdruck, dass die von dir angesprochene Freiheit für dich
> denknotwendig und ohne jegliches Erfordernis einer Einschränkung oder
> Differenzierung mit motorisiertem Individualverkehr verbunden ist.
>

Es ist bezeichnend das Du immer wieder versuchst den Individualverkehr
schlecht zu machen.

Warum eigentlich?

> Natürlich: Im Fall einer körperlichen Behinderung, bei welcher noch die
> Möglichkeit besteht, ein Kfz zu führen, mag diese Einschränkung
> angebracht sein. Da können andere Mobilitätsformen nicht leicht genutzt
> werden.

Das sowieso - und die Polizei und Krankenwagen sollte auch bitte mit
schnellen Fahrzeugen ausgerüstet werden. Und natürlich die Feuerwehr

> Bei der ganz überwiegenden Mehrheit ist das jedoch nicht der Fall. Da
> bedarf es keines Autos für "die Freiheit, sich jederzeit von A nach B
> begeben zu können". Dass das "jederzeit" dabei gar kein richtiges
> "jederzeit" ist und auch nicht sein kann, u.a. weil Fahrtüchtigkeit eben
> nicht jederzeit gegeben ist, kann wohl als bekannt unterstellt werden.
>

Zum Glück entscheidet in einer freien Gesellschaft jeder für sich selber
was er sicht leisten kann und was er an Transportmitteln für sich und
seine Sachen einsetzt

Wir wollen doch keine Diktatur - oder?

mfg

Karl


Karl Müller

unread,
Jan 24, 2024, 3:18:08 AMJan 24
to
Am Tue, 23 Jan 2024 22:59:04 -0000 (UTC) schrieb Hans Crauel:

> Ludger Averborg schrieb
>
> Hans Crauel wrote:
>>> Da bin ich ganz bei dir. Für diese Freiheit, mich jederzeit von A nach
>>> B begeben zu können, habe ich mehrere Fahrräder, eine BahnCard 50
>>> sowie ein 49-Euro-Ticket.
>> >
>> Du hast A und B nicht richtig verstanden. A ist der Ort, wo ich mich
>> gerade befinde (also z. B. meine Haustür), B ist mein Ziel und nicht
>> der Bahnhof oder eine Bushaltestellle.
>
> Dass die Wahl des Verkehrsmittels bzw. der Verkehrsmittel von Quelle und
> Ziel abhängt, ist für die, die von Autofixiertheit frei sind, eine
> Banalität. Die anderen fahren Auto.
> Eben das gehört zu dem Kontext, der im OT-Artikel geschildert wird.
> Freiheit bedeutet nicht zuletzt auch, sich nicht mental von einem Auto
> abhängig gemacht zu haben.
>

Was man unter Freiheit versteht soll zunächst einmal jeder mit sich selber
ausmachen. Soviel Freiheit muss sein

Daraus entstehende Konflikte werden demokratisch gelöst - ich finde das
ist gut so

>> Und jederzeit bedeutet eben _nicht_ tagsüber 1x die Stunde genau xy:29
>
> Ein ausgelutschtes Framing. Autonutzung ist mit einer Vielfalt
> zeitlicher und anderer Einschränkungen verbunden. Parkplatzsuche,
> Parken, Ampeln, Tanken, Werkstatt, TÜV, dazu Zeiten, in denen keine
> keine fahrtüchtige Person für einen Weg anwesend ist u.v.a. mehr. Wird
> nur vielfach ausgeblendet und bleibt unbeachtet - und wieder ein
> Gegenstand des OT-Artikels. Diese ungeheuerliche Selbstverständlichkeit,
> mit der die Lebenswelt der einzelnen Menschen mit Autos und all den von
> und mit diesen angerichteten Schäden belastet wird.
>

Viel Mühe - aber das muss doch jeder selber entscheiden und abwägen
zwischen Vor- und Nachteilen

Du hast in die eine Richtung, andere entschieden die andere Richtung

Alles gut!

> Dazu dann diese nahezu zwanghafte Abwehr von Terminen im Verkehr (die
> allerdings auch verlässlich funktionieren sollten), während Termine in
> allen erdenklichen sonstigen Zusammenhängen völlig problemlos sind. Zum
> Arzttermin um 11:30 kann man mit einem Auto eben nicht jederzeit
> losfahren. Ein sehr großer Anteil aller Wege findet in einem
> termingebundenen Rahmen statt. Wer nach xy:00 im Theater ankommt, wird
> nicht mehr reingelassen.
> Auch nicht, wenn die Parkplatzsuche länger als veranschlagt gedauert
> hatte.
>

Das ist jetzt aber ein sehr individuelles Problem.

Fachbegriff: PAL = Problem andere Leute

>>> Es ist aber bezeichnend, wie du stantepede die Aussage der obigen
>>> Feststellungen bestätigst. Bringst du doch in deiner "Gegenrede" zum
>>> Ausdruck, dass die von dir angesprochene Freiheit für dich
>>> denknotwendig und ohne jegliches Erfordernis einer Einschränkung oder
>>> Differenzierung mit motorisiertem Individualverkehr verbunden ist.
>
>> Taxi gibt es hier nicht. Taxi vom Arzt in MS zum Parkplatz (330 m
>> Luftlinie) koste 9 €.
>
> Mobilität ließe sich nun einmal wesentlich besser organisieren als sie
> es derzeit mit der Massenmotorisierung ist.
>

Dann fang an :-)

>> Ich sehe sonst keine Müglichkeit, die mir die beschriebene Freiheit
>> bietet.
>
> In Anbetracht deiner Behinderung stelle ich das nicht in Frage. Bei
> nicht behinderten Menschen nennt man das Autofixiertheit.
>
>> [Führen eines Kfz] geht noch sehr gut und problemlos.
>
> Die Einsicht, dass es nicht mehr gut und problemlos geht,
> fällt der Mehrzahl allerdings schwer.
>

Wenn es für Dich nicht mehr problemlos ab - man darf jederzeit auf's
Autofahren verzichten. Konsequenterweise kann man sogar seinen
Führerschein zurückgeben - just do it

>> Es wird oft übersehen, dass die Anzahl der alten Menschen in D ständig
>> steigt
>
> Es wird noch viel häufiger übersehen, dass mit zunehmendem Alter die
> Kfz-Fahrtüchtigkeit abnimmt. Die Autofixiertheit steht der Mobilität im
> Alter aus verschiedenen Gründen im Weg. Insbesondere steht sie auch
> einer realistischen Auseinandersetzung mit der Frage, ob die eigene
> Leistungsfähigkeit noch für das sichere Führen eines Kfz ausreicht, im
> Weg.
>

Also die EU arbeitet daran - warten wir doch einfach mal ab

mfg

Karl


HC Ahlmann

unread,
Jan 24, 2024, 3:36:44 AMJan 24
to
Du gibst gerade zur Annahme Anlass, dass Du der "kulturell [...] derart
tief verankert[en]", "übermäßigen Autonutzung" anheim gefallen seist und
Dir die Fähigkeit zur Differenzierung fehle, weil Du den Boten statt der
Nachricht angreifst. Bei differenzierter Betrachtung fällt auf, dass das
Schlüsselwort der These nicht Autonutzung, sondern übermäßig ist.

| Abstract
| Decisions about motor transport, by individuals and policy policy
| makers, show unconscious biases due to cultural assumptions about the
| role of private cars - a phenomenon we term motonormativity. To
| explore this claim, a national sample of 2157 UK adults rated, at
| random, a set of statements about driving driving ("People shouldn't
| drive in highly populated areas where other people have to breathe the
| car fumes") or a parallel set of statements with key words changed to
| shift context ("People shoul shouldn't smoke in highly populated areas
| where other people have to breathe the cigarette fumes"). Such context
| change could radically alter responses (75% agreed with "People
| shouldn't smoke." but only 17% agreed with "People shouldn't drive.").
| We discuss how these biases systematically distort medical and
| policy decisions and give recommendations for how public policy and
| health professionals might begin to recognise address these
| unconscious biases in their work.
Ian Walker, Alan Tapp, Adrian Davis: Motonormativity: How social norms
hide a major public health hazard
<https://osf.io/preprints/psyarxiv/egnmj>

| Diese Selbstverständlichkeit der übermäßigen Autonutzung ist
| kulturell aber derart tief verankert, dass sie vielen Menschen,
| vor allem aber auch vielen Politiker:innen und
| Gesundheitsfachpersonen gar nicht mehr bewusst ist.
<https://fahrradzukunft.de/37/gelesen#motonormativity>
--
Munterbleiben
HC

Ulf Kutzner

unread,
Jan 30, 2024, 3:43:27 AMJan 30
to
Haselbeck schrie am Mittwoch, 24. Januar 2024 um 00:30:10 UTC+1:


> alldieweil solche Menschen nicht ganz selten zu der notwendigen
> Differenzierung angesichts der unterschiedlichen Bedürfnisse der
> Menschen wenig befähigt und zumeist noch weniger willens sind.

Diese Beschreibung beschreibt Dich ganz wunderbar...
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