Ludger Averborg schrieb
Hans Crauel wrote:
>> Da bin ich ganz bei dir. Für diese Freiheit, mich jederzeit von
>> A nach B begeben zu können, habe ich mehrere Fahrräder, eine
>> BahnCard 50 sowie ein 49-Euro-Ticket.
> >
> Du hast A und B nicht richtig verstanden. A ist der Ort, wo ich mich gerade
> befinde (also z. B. meine Haustür), B ist mein Ziel und nicht der Bahnhof oder
> eine Bushaltestellle.
Dass die Wahl des Verkehrsmittels bzw. der Verkehrsmittel von
Quelle und Ziel abhängt, ist für die, die von Autofixiertheit
frei sind, eine Banalität. Die anderen fahren Auto.
Eben das gehört zu dem Kontext, der im OT-Artikel geschildert
wird. Freiheit bedeutet nicht zuletzt auch, sich nicht mental
von einem Auto abhängig gemacht zu haben.
> Und jederzeit bedeutet eben _nicht_ tagsüber 1x die Stunde genau xy:29
Ein ausgelutschtes Framing. Autonutzung ist mit einer Vielfalt
zeitlicher und anderer Einschränkungen verbunden. Parkplatzsuche,
Parken, Ampeln, Tanken, Werkstatt, TÜV, dazu Zeiten, in denen
keine keine fahrtüchtige Person für einen Weg anwesend ist
u.v.a. mehr. Wird nur vielfach ausgeblendet und bleibt
unbeachtet - und wieder ein Gegenstand des OT-Artikels. Diese
ungeheuerliche Selbstverständlichkeit, mit der die Lebenswelt
der einzelnen Menschen mit Autos und all den von und mit diesen
angerichteten Schäden belastet wird.
Dazu dann diese nahezu zwanghafte Abwehr von Terminen im Verkehr
(die allerdings auch verlässlich funktionieren sollten), während
Termine in allen erdenklichen sonstigen Zusammenhängen völlig
problemlos sind. Zum Arzttermin um 11:30 kann man mit einem
Auto eben nicht jederzeit losfahren. Ein sehr großer Anteil
aller Wege findet in einem termingebundenen Rahmen statt. Wer
nach xy:00 im Theater ankommt, wird nicht mehr reingelassen.
Auch nicht, wenn die Parkplatzsuche länger als veranschlagt
gedauert hatte.
>> Es ist aber bezeichnend, wie du stantepede die Aussage der obigen
>> Feststellungen bestätigst. Bringst du doch in deiner "Gegenrede"
>> zum Ausdruck, dass die von dir angesprochene Freiheit für dich
>> denknotwendig und ohne jegliches Erfordernis einer Einschränkung
>> oder Differenzierung mit motorisiertem Individualverkehr verbunden
>> ist.
> Taxi gibt es hier nicht. Taxi vom Arzt in MS zum Parkplatz (330 m Luftlinie)
> koste 9 €.
Mobilität ließe sich nun einmal wesentlich besser organisieren
als sie es derzeit mit der Massenmotorisierung ist.
> Ich sehe sonst keine Müglichkeit, die mir die beschriebene Freiheit bietet.
In Anbetracht deiner Behinderung stelle ich das nicht in Frage.
Bei nicht behinderten Menschen nennt man das Autofixiertheit.
> [Führen eines Kfz] geht noch sehr gut und problemlos.
Die Einsicht, dass es nicht mehr gut und problemlos geht,
fällt der Mehrzahl allerdings schwer.
> Es wird oft übersehen, dass die Anzahl der alten Menschen in D
> ständig steigt
Es wird noch viel häufiger übersehen, dass mit zunehmendem Alter
die Kfz-Fahrtüchtigkeit abnimmt. Die Autofixiertheit steht der
Mobilität im Alter aus verschiedenen Gründen im Weg. Insbesondere
steht sie auch einer realistischen Auseinandersetzung mit der
Frage, ob die eigene Leistungsfähigkeit noch für das sichere
Führen eines Kfz ausreicht, im Weg.
Hans