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Bücherverbrennung auf modern - die Frankfurter Buchmesse

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Wilhelm Ernst

unread,
Oct 18, 2023, 4:44:29 AM10/18/23
to
Ich zitiere mal aus German Policy:
<>„Zum Schweigen gebracht”
Frankfurter Buchmesse gerät mit Absage von Literaturpreisverleihung an
palästinensische Autorin international unter Druck und in Isolation:
Nobelpreisträger protestieren, Autoren und Verlage reisen ab. 18Okt2023
– Der internationale Protest gegen die Absage einer Literaturpreis-
verleihung an eine palästinensische Autorin auf der Frankfurter
Buchmesse schwillt an. Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, hatte
Ende vergangener Woche verfügt, „angesichts des Terrors gegen Israel“
könne das international hoch gelobte Buch „Eine Nebensache“ der Autorin
Adania Shibli in Frankfurt nicht gewürdigt werden. Auch eine Diskus-
sionsveranstaltung mit der Palästinenserin wurde gestrichen. Gegen die
deutsche Maßnahme protestieren schon über 700 Schriftsteller, Übersetzer
und Verleger aus aller Welt, darunter Nobelpreisträger sowie weitere
weltbekannte Autoren: Kultur müsse „Verständnis und Dialog zwischen
Kulturen“ fördern, heißt es in einem Protestbrief. Zudem ziehen sich
Schriftsteller und Verlage aus der arabischen bzw. islamischen Welt von
der Buchmesse zurück: Er wolle nicht mittragen, dass in Frankfurt
„palästinensische Stimmen zum Schweigen gebracht werden“, erläutert ein
ägyptischer Autor. Die Indienststellung kultureller Ereignisse zu
Zwecken der deutschen Außenpolitik lässt sich bereits seit dem 24.
Februar 2022 am Beispiel des Ausschlusses russischer Kultur beobachten;
sie nimmt nun weiter zu.
„Eine furchtbare Gräueltat“
Die palästinensische Schriftstellerin Adania Shibli hatte ursprünglich
am Freitag dieser Woche im Rahmen der Frankfurter Buchmesse den
LiBeraturpreis entgegennehmen sollen. Der Preis wird jährlich von dem
Frankfurter Verein LitProm an Schriftsteller aus Afrika, der arabischen
Welt, Asien und Lateinamerika vergeben. LitProm-Vorsitzender Juergen
Boos ist zugleich Direktor der Frankfurter Buchmesse. Der Roman „Eine
Nebensache“, für den Shibli ausgezeichnet werden sollte, beschreibt, wie
eine Einheit israelischer Soldaten im Jahr 1949 eine muslimische
Beduinin verschleppte, vergewaltigte und ermordete. Er basiert auf
historisch gesicherten Fakten, die vor ziemlich genau 20 Jahren die
israelische Tageszeitung Haaretz aufdeckte. Israels erster Premier-
minister David Ben-Gurion nannte das Verbrechen eine „furchtbare
Gräueltat“.[1] Shiblis Roman ist in mehrere Sprachen übersetzt worden;
in den Vereinigten Staaten ist er von dem renommierten Verlag New
Directions Publishing veröffentlicht und 2020 in die Endauswahl des
National Book Award aufgenommen worden. Es gibt kritische Stimmen zu dem
Buch; allerdings wurde es, wie Beobachter allgemein konstatieren, „von
der Literaturkritik ... überwiegend gelobt“.[2]

Doppelte Absage
Die Entscheidung, die Preisverleihung an Shibli abzusagen, ist Ende
vergangener Woche von der Buchmesse ohne Rücksprache mit der Autorin
bekanntgegeben worden. Zur Begründung hieß es, „angesichts des Terrors
gegen Israel“ könne man das Buch in Frankfurt nicht mehr würdigen.[3]
Stattdessen werde man, da die Buchmesse „mit voller Solidarität an der
Seite Israels“ stehe, nun „jüdische und israelische Stimmen ...
besonders sichtbar machen“, kündigte Direktor Boos an. Eine ursprünglich
zusätzlich zu der Preisverleihung geplante Diskussionsveranstaltung mit
Shibli sowie ihrem Übersetzer Günther Orth dagegen sagte die Buchmesse
ebenfalls ab.

„Rassistische Haltung“
Die Entscheidung, Shibli und mit ihr palästinensische Perspektiven auf
den Nahostkonflikt auszugrenzen, hat heftige Proteste ausgelöst. Zum
einen sagten mehrere Autorinnen und Autoren, die um einen Auftritt auf
der Buchmesse gebeten worden waren, ihre Teilnahme ab. Der syrische
Schriftsteller Mohammad al Attar erklärte zur Begründung, die
Frankfurter Veranstalter hätten offenkundig die „grundlegende
Verpflichtung“ aufgegeben, „ein Umfeld zu schaffen, das freie
Meinungsäußerung und Debatte willkommen heißt“.[4] Der ägyptische Autor
Shady Lewis warf der Buchmesse eine „rassistische Haltung“ vor, die sich
darin zeige, dass „palästinensische Stimmen zum Schweigen gebracht
werden“. Außerdem zogen sich Aussteller von der Messe zurück. Bereits am
Samstag hatte die Sharjah Book Authority aus den Vereinigten Arabischen
Emiraten erklärt, sie trete für die „Ermutigung zu Dialog und
Verständnis zwischen Menschen“ durch Kultur und Bücher ein und stehe
daher für die Frankfurter Veranstaltung nicht mehr zur Verfügung.[5] Zu
Wochenbeginn sagten Malaysias Bildungsministerium und die Indonesian
Publishers Association ihre Teilnahme ab.[6] Darüber hinaus kündigten
mehrere arabische Organisationen an, der Buchmesse fernzubleiben.

Dialog statt Ausgrenzung
Zu Wochenbeginn ist zudem ein Offener Brief publiziert worden, in dem
bislang mehr als 700 Schriftsteller, Übersetzer und Verleger – stündlich
kommen neue Unterschriften hinzu – scharf gegen die Absage der
Preisverleihung an Shibli protestieren. In dem Schreiben wird Shiblis
britischer Verleger Jacques Testard (Fitzcarraldo) mit der Feststellung
zitiert, „eine der Aufgaben von Literatur“ sei es, „Verständnis und
Dialog zwischen Kulturen zu fördern“ [7]; in einer Zeit „so furchtbarer
Gewalt“ habe daher „die größte Buchmesse der Welt die Pflicht“, sich
„für literarische Stimmen aus Palästina und [!] Israel einzusetzen“. Dem
schließen sich die Unterzeichner an. Zu ihnen zählen drei
Nobelpreisträger – Abdulrazak Gurnah, Annie Ernaux, Olga Tokarczuk –,
drei Träger des Booker Prize – Anne Enright, Richard Flanagan, Ian
McEwan –, die LiBeraturpreisträgerin des Jahres 2021, Pilar Quintana,
weitere weltbekannte Autoren wie der indische Essayist Pankaj Mishra
oder der britische Historiker William Dalrymple und viele mehr. Dünn
gesät sind auf der Unterschriftenliste vor allem deutsche Namen.

Vom Kopf- zum Halstuchverbot
Die Absage der Preisverleihung an Shibli geht mit rasant zunehmender
Repression gegen öffentliche Äußerungen von Palästinensern in der
Bundesrepublik einher. So wurden in den vergangenen Tagen
palästinensische Kundgebungen regelmäßig verboten – keineswegs nur dann,
wenn sie zur Unterstützung der Hamas aufriefen. Selbst eine Kundgebung
Berliner Juden, die sich gegen die Bombardierung des Gazastreifens
aussprechen sollte, wurde behördlich untersagt.[8] An Berliner Schulen
kann laut einer Verfügung des Senats vom 13. Oktober „das sichtbare
Tragen von einschlägigen Kleidungsstücken“ unterbunden werden, „z.B. die
als Palästinensertuch bekannte Kufiya“. Dieses und weitere Verbote
werden ausdrücklich nur als „Beispiele“, die erweitert werden können,
aufgeführt.

Standing Ovations
Dabei ist die Absage der Preisverleihung nur das jüngste Beispiel für
die Indienststellung kultureller Ereignisse für Ziele der deutschen
Außenpolitik.[9] Hinlänglich bekannt ist das Vorgehen gegen russische
Kultur seit dem 24. Februar vergangenen Jahres. Schon kurz nach
Kriegsbeginn wurden in Deutschland Vorführungen russischer Filme
abgesagt, russische Künstler ausgeladen, Musikstücke russischer
Komponisten aus dem Programm genommen. Die Frankfurter Buchmesse schloss
den russischen Nationalstand aus [10]; russische Verlage würden auch
darüber hinaus nicht vertreten sein, da Bürger Russlands keine Visa
erhielten, teilte eine Sprecherin der Messe im vergangenen Jahr mit
[11]. Gleichzeitig erhielt der ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan
im Oktober 2022 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zhadan
hatte in seinem kurz zuvor im bekannten deutschen Suhrkamp-Verlag
erschienenen Buch „Himmel über Charkiw“ Russen „Verbrecher“, „Tiere“,
„Unrat“ [12] genannt und geschrieben: „Die Russen sind Barbaren...
Brennt in der Hölle, ihr Schweine.“ Bei der Preisverleihung in der
Frankfurter Paulskirche feierte das Publikum ihn mit minutenlangen
Standing Ovations.[13]"
/<>
Alle Links sind im Original zu verfolgen.
Willi
--
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!
Bertolt Brecht
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